Musikalität und Hörsensibilität im Alltag

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 30.April.2017.

  1. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Der Hörsinn ist bei uns Musikern ein überproportional und kontinuierlich, z.T. auch unbewusst, trainierter Sinn. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass sich mir Höreindrücke "aufdrängen", die anderen möglicherweise vom hirn-internen Filter der Sinneseindrücke als unwichtig vorenthalten werden.
    Zwei Beispiele: Ich habe eine Jura-Kaffeemaschine mit integriertem Mahlwerk und Kaffeebohnen-Behälter, das in bestimmten Abständen (bei mir ca. alle drei Wochen) leer wird. Es kommt bei mir ganz selten vor, dass der Behälter komplett leer wird, weil ich die veränderte Resonanz durch den größeren Hohlraum im Bohnenbehälter wahrnehme, ohne darauf zu achten: es teilt sich mir mit bzw. ich kann es nicht "überhören".
    Bestimmte Motorgeräusche von Fahrzeugen, die regelmäßig bei uns durch's Dorf fahren, teilen sich mir auf ähnliche Weise mit, so dass ich fast automatisch den Kopf zum Fenster richte und erwarte, in wenigen Momenten das passende Fahrzeug vorbeifahren zu sehen.
    Wichtig bei beiden Beispielen: ich achte nicht darauf, aber es teilt sich mir unwillkürlich mit bzw. drängt sich auf.
    Erlebt ihr im Alltag ähnliche Phänomene?
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Sicher. Ich höre, wenn ich ein Steak brate, wann ich es wenden muß. Es "brutzelt" anders, wenn es auf den Punkt angebraten ist.

    CzG

    Dreas
     
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  3. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Mir geht das auch so. Ich koche nach Gehör, bewege mich im Straßenverkehr nach Gehör etc. Ich habe früher auch das Auto meines Vaters am Motorengeräusch erkannt, weil er so untertourig fuhr, dass sich das Geräusch deutlich von anderen Autos der gleichen Marke / Bauart unterschied. Einmal, da war ich so ca. 16, sollte er mich irgendwo abholen, und da er zur vereinbarten Zeit nicht erschien, verließ ich den Treffpunkt in Richtung Park und wollte noch ein paar Minuten spazieren gehen. Als ich im Weggehen war, hörte ich das Auto plötzlich (und er war nicht der einzige, der zu dem Zeitpunkt auf dieser Straße fuhr), blieb stehen und drehte mich um. Er fragte mich dann hinterher, wieso ich auf die Idee gekommen sei, mich nochmal umzudrehen. Da erst wurde mir bewußt, dass ich sein Auto am Motorengeräusch erkannt hatte.

    Es gibt da noch so andere lustige Phänomene. Das Faxgerät in unserem Büro z. B. klingt, wenn es ein Blatt Papier einzieht, genauso wie der Akkord zu Beginn des Liedes "Girls, girls, girls" der Gruppe "Sailor" (ein Hit aus meiner Jugendzeit). Es ist ein Mollakkord in der 2. Umkehrung. So etwas fällt mir sofort auf.:D ... keine besonders nützliche Fähigkeit, aber ab und zu recht amüsant :cool:

    Viele Grüße von

    Jazzica
     
  4. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke das man überall Veränderungen akustisch wahr nimmt sofern man bestimmte Tätigkeiten lange genug regelmäßig ausübt und damit das Gehör "trainiert" hat: Auto, Kaffeemaschine, Laufgeräusch eines CD-oder Video Player, Mixer, Lüfter vom PC, nach reifenwechsel am Auto usw. Das Gehör muss nur ausreichend konditioniert sein und schon fällt jede Veränderung sofort auf.
    Im übrigen: Auch in der Optik kann man so etwas beobachten.
     
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  5. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Leute pflanzt Gummibäume!
    quax :duck:
     
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  6. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Lieber Quax,

    Du weißt ja schon aus eigener Erfahrung, dass ich nicht so die große Autofahrerin bin :D :eek: Wenn's geht, lasse ich mich auch heute noch gerne durch die Gegend kutschieren, möglichst von Leuten, die besser sehen als ich ;), dadurch vermeide ich Unfälle .....

    Viele Grüße von Jazzica

    (Augen wie ein Maulwurf, aber Ohren wie ein Luchs :))
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich höre oft sehr bewusst und versuche dabei, sogar auch bei Musikgenuss, die eigentlich störenden Geräusche nicht auszublenden. Ich integriere sie in die Musik, einfach, weil ich es spannend finde. Ich mag solche "Hörspiele" und mag auch Kompositionen, die damit spielen, z.B. Psychedelic Breakfast von Pink Floyd oder auch Kompositionen von Charles Yves, der mehrere Orchester zum Teil verschiedene amerikanische Hymnen spielen lässt.

    In der Regel blenden wir ganz viele Geräusche aus und wissen von einigen hinterher gar nicht, dass sie überhaupt zu hören waren.

    Schlimm sind z.B. vollklimatisierte Hallen. Immer häufiger stelle ich fest, dass die Hallenbetreiber die Anlage gar nicht mehr hören. Auf meine Anweisung, das Ding während der Vorstellung auszumachen, sagen viele Techniker: Darf ich nicht und man muss sich erst einmal bis zum Cheftechniker durchbeißen.

    Ich möchte nicht Musik machen auf solch einem Rauschteppich. Musik braucht die Möglichkeit, ganz aus der Ruhe zu kommen.
     
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  8. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Genauso geht es mir auch. :D
     
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  9. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Mir geht es da leider so, dass ich Schwierigkeiten habe, irgendwie als Musik einzuordnende Geräusche auszublenden. Die drängen sich dann manchmal so in mein Ohr, dass ich teilweise Konversationen nur mit Mühe folgen kann.
     
  10. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Genaus das meine ich @Iwivera*, dass man einem Geräusch bzw. einem akustischen Ereignis nicht aus dem Wege gehen und es damit ausblenden kann. Es wäre spannend zu wissen, ob das eine "Nebenwirkung" von viel Musik Machen und Hören ist.
     
  11. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    @henblower: Ich denke schon, dass es da Zusammenhänge gibt. Bevor ich Musik machte - ich fing ja erst relativ spät an - war es nach meiner Erinnerung zumindest nicht so extrem.
     
  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, ich glaube, Authisten haben da auch die Schwierigkeit, schlecht selektiv hören zu können. Mir geht das so in Gesellschaften oder auf Partys. Ich sitze sowieso immer an der Stelle wo sie sich rechts über etwas anderes unterhalten als links von mir. Ich höre dann oft gar nichts mehr.
     
  13. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Das geht mir auch so :)
     
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  14. quax

    quax Gehört zum Inventar

  15. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Unterhaltungen in Gesellschaft, in Kneipen, Restaurants oder auf einer Party finde ich absolut grässlich und habe dann immer große Probleme, einem Gespräch überhaupt folgen zu können. Das erfordert dann höchste Konzentration und ist sehr anstrengend.
    Ich meinte ja mit diesem Thread nicht, Alltagsgeräusche hören zu KÖNNEN, sondern zu MÜSSEN. Mit den Autos und der Kaffeemaschine ist es noch amüsant, aber manchmal kann es auch nur nerven.
     
  16. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    das geht mir auch so... Aber ja ich hatte autistische Züge..
    Times are changing...
     
  17. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich höre mit tödlicher Sicherheit aus den Fahrgeräuschen eines Auto Knarz- Schepper- oder ähnliche Geräusche raus.
    (Und sie machen mich wahnsinnig).

    Cheers
     
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  18. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Dinge "zwangsläufig" heraushören... meine Mutter und ich erkannten auch in der Küche meines Elternhauses ("hintenraus"), wenn mein Vater vorne mit dem Auto einbog, in Unterscheidung von all den Autos der Nachbarn.
    Im Büro ist es ganz nützlich, die Schritte der Kollegen unterscheiden zu können, also zu hören, ob die direkten Bürokollegen vorne beim Sekretariat vorbeigehen (und in Folge ins Büro kommen) oder die Nachbarn, oder ganz wer anderer... nicht alle sind klar erkennbar, zumal es "Firmenschlapfen" gibt (die dann aber auch nicht jeder hat), weil wir eine Elektronik-Firma sind, wo in vielen Bereichen ESD-Schuhe nötig sind...

    Was mir markanter auffällt, ist, dass ich beim Salsa tanzen immer sofort höre, wenn ein Bari in der Musik mitspielt, was auch gar nicht so selten ist. Aber das ist wie der Effekt, dass man den Typ von Auto, den man sich gerade gekauft hat, plötzlich überall sieht... (sofern es nicht ein Exot ist)

    Ich kannte bisher nur "nach Gehör einparken"...

    Das ist ja eine Fähigkeit des Gehirns! Unnötiges ausblenden...

    Wenns nicht gar zu laut ist, versuche ich dann schon einmal, zwei Konversationen zu folgen, um mich zu entscheiden, welche mich mehr interessiert...
    Aber je mehr durcheinander, desto schwieriger ist es - vielleicht gar noch bei lauter Musik. Da verstehe ich dann schon einmal ganz normale Wörter nicht.
     
  19. TSax80

    TSax80 Ist fast schon zuhause hier

    Ich kann die Augen schließen, aber nicht die Ohren. Der Schall geht direkt in meinen Kopf, ganz wörtlich. Meist geht Schall auch mit Vibration und Geschaukel einher, beim Auto und Zug fahren, das ist eine sehr unmittelbare Empfindung. Bässe wummern im Bauch - was ich mag. Wenn Musik läuft kann ich gar nicht anders als sie hören, darum habe ich nie ein Radio im Hintergrund an und mag beim arbeiten Stille, soweit möglich. Ich bin viel mehr ein Ohren- als ein Augenmensch. Was jemand an hat ist mir wumpe, aber wenn jemand nur unrhythmisch und unmlodisch spricht geht mir das schon auf die Nerven. Die Menschen, die ich sympathisch finde, sind auch fast allesamt musikalisch - mit der Bedeutung von feinsinnig und harmonisch und mit der Fähigkeit zur Selbstironie. Erdogan und Trump haben bestimmt keine Plattensammlung.
     
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  20. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    ja, genau das ist ja das problem. ist bei den anderen menschen leider nicht so, was jede menge konflikte erzeugt.

    am schlimmsten sind die malerinnen und maler, die selber wüste kreationen erzeugen, quasi geschmiere, und wenn man dann bei einigen gelegeneiten in richtung a love supreme spielt - was keineswegs radikal ist heutzutage - meckern.

    so ein undank !

    :-D
     
    melnick und claptrane gefällt das.
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