Wie habt ihr den Weg zur Improvisation gefunden? Gibt es den "Königsweg"? Was hemmt euch?

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Dreas, 3.Mai.2017.

  1. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    ...akademisch....pragmatisch...nach Gehör oder nach Gefühl? Oder findet ihr keinen Zugang? Was hemmt euch?

    Immer wieder haben wir dieses Thema....

    Welche Wege seit ihr gegangen? (DEN Weg gibt es m. E. eh nicht).

    Welche Empfehlungen, basierend auf euren Erfahrungen, habt ihr?

    CzG

    Dreas
     
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  2. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Also, ich habe als Teenager mit der Klarinette angefangen, nur nach Gehör, ganz einfach, Dixieland oder Blues. In der Zeit habe ich viel für mich allein "rumgedudelt", habe dem Gespielten nachgehört. Das hat bestimmt viel gebracht.

    Jetzt, seit ich das Thema Improvisation wieder angehe, mach ich das ganz anders. Natürlich übe ich die basics, Tonleitern, Akkorde usw.. Dazu kommt aber auch die mehr oder weniger systematische Beschäftigung mit Standards, indem ich diese auswendig lerne und gleichzeitig mir die changes einpräge, also spiele.

    Ich glaube, beide Herangehensweisen sind sinnvoll, ...........wenn man sie miteinander kombiniert.

    LG Helmut
     
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  3. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Ich durfte noch "richtigen" Musikunterricht, mit Quintenzirkel und Harmonielehre und so.
    In der Schule haben wir denn dann eine "Band" gegründet, ein Drummer und ich (damals keyboards). Ein älterer Mitschüler hat mir dann mal gezeigt:" Schau! So geht Blues-Schema.".

    Später kam dann eine richtige Deutsch-Rock-Band. Irgendjemand hat ne Textidee und/oder der Eierschneider kommt mit irgendeinem Riff daher und dann heißt es:" Keys, mach mal was dazu!"

    Dies könnte und kann ich jetzt beim SAXen weiterentwickeln. Das Zusammenspiel zwischen Theoriewissen, Hören, musikalischer Idee.......
     
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  4. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich habe bisher immer einen Bogen um Improvisation geschlagen. Das hat mehrere Gründe.

    (1) Von der Ausbildung und vielleicht auch von der Mentalität bin ich ein (klassischer) Orchestermusiker. Das heißt: ich spiele in Orchestern / Big Bands, wo die Musik streng ausarrangiert und ausnotiert ist. Da wird verlangt, präzise und im Prinzip vom Blatt nach den vorgelegten Noten zu spielen. Das kann ich recht gut, das ist auch anspruchsvoll genug, und damit bin ich weitgehend zufrieden. Improvisation kommt da nicht vor. Durchaus Soli, die aber ausnotiert sind und auch genau so gespielt werden sollen.

    (2) Hemmen tut mich ein wahrscheinlich übertriebener Anspruch, beim Improvisieren etwas richtig Schönes zu produzieren. Also praktisch Komponieren und Spielen in Echtzeit. Eine wahnsinnig schwierige Aufgabe, wenn man nur lang genug darüber nachdenkt ;-) Dazu kenne ich viel zu viele Regeln, die zu beachten wären. Ich bewundere Kollegen, die in der Big Band einfach irgend etwas dahindudeln. Das sind zwar keine eindeutig falschen Noten, aber als Musikstück würde mich das nicht befriedigen. Hat auch meistens keine Struktur, keinen Aufbau, keinen Höhepunkt, kein logisches Ende. 1000 Dinge, die ich daran auszusetzen hätte.

    (3) Ganz allgemein hemmt mich ein gewisser perfektionistischer Zug. Ich improvisiere auch sonst (im "normalen" Leben) nie. Ich bereite mich auf alles gründlich vor, kann es dann auch sehr gut und liefere eine überzeugende Leistung ab. Über diesen Schatten konnte ich bisher nicht springen, und will es wahrscheinlich auch nicht (warum auch?).
     
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  5. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Doch, ich denke schon, dass es einen Königsweg gibt, der hierzulande leider keinen so festen Stellenwert hat wie in den USA - NACHAHMUNG ist der Schlüssel. Kopiere, was das Zeug hält! Das steht ganz oben!
    Transponiere das Kopierte dann in mehrere Tonarten! Und übe Tonleitern mit verschiedenen Läufen, Arpeggien. Dann noch ein bisschen Harmonielehre und Gehörbildung und schon biste aufm guten Weg ;)
    Und höre Deine Lieblingsmusiker rauf und runter! Aber höre auch aufmerksam hin.

    Und, man mag mich korrigieren, dass die Cracks spielen, wie sie spielen, liegt meines Erachtens an einem immensen musikalischen Gedächtnis und höchster geistiger Fitness.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4.Mai.2017
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  6. Jazzica

    Jazzica Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe als Kind viel gesungen und Gitarre gespielt. So weit ich zurückdenken kann, hatte ich immer eine Orientierung im Stück, d.h. ich wußte, wann Akkorde wechseln und wohin sie wechseln. Die damals weit verbreiteten Gitarren-Singbücher für Lagerfeuerabende, wo notierte Lieder oder z.T. nur Liedtexte mit den Gitarreakkorden drüber stehen, die habe ich nie gebraucht (oder höchstens wegen der Liedtexte, wenn es viele Strophen gab).

    Meine Singstimme war auch früher schon eher im tiefen Bereich angesiedelt und so sang ich meistens "zweite Stimme", häufig auch improvisiert.

    Und das sind auch schon meine beiden "Haupt-Zutaten" für die Improvisation: 1.) Wissen, wo man in dem Stück ist und wo es als nächstes hingeht, und 2.) musikalische Ideen, die man über diese Akkordlandschaft spielen kann. Die musikalischen Ideen kriegt man durch Zuhören, und wie @jazzwoman richtig bemerkt hat, durch Nachahmung.

    Wenn ich heute improvisiere, mag ich besonders die Stücke aus dem Great American Songbook mit vielen Akkord- und Tonartwechseln, wo man eine Melodie gestalten kann, die wie sich wie ein Fluß durch die Akkordlandschaft schlängelt. Dafür habe ich immer viele musikalische Ideen. Auch Blues und Bossa Nova mag ich sehr gern zum Improvisieren. Das sind auch die Stilarten, die ich besonders oft und gerne höre.

    Was mir nicht so liegt, sind Stücke, wo ewig auf demselben Akkord herumgeritten wird (z.B. modal oder Funk). Da gehen mir die Ideen aus und es wird langweilig. Auf solche Stücke passen oft Soli, die sich immer mehr steigern und am Ende fast extatisch werden. Das wiederum ist aber nicht meine Art, ich mag es eher "cool", zurückhaltend und melodiös.

    Beim Improvisieren denke ich niemals. Ich spiele einfach meine musikalischen Ideen nach Gehör und weiß dabei oft gar nicht, in welcher Tonart ich gerade bin oder welchen Ton ich gerade (oder als nächstes) spiele. Ich lasse mich einfach treiben und weiß nur: Der nächste Ton meiner Melodie wird erklingen, wenn ich so und so greife. Dazu ist es natürlich wichtig, dass man alle Tonarten gleich gut in den Fingern hat, und deshalb sind Tonleitern und Akkorde ein wichtiger Teil meines täglichen Übeprogramms - natürlich alles auswendig und nach Gehör.

    Wo ich gerne noch nachbessern würde:
    1.) Die Dramaturgie des Solos, d.h. Entwicklung zu einem Höhepunkt hin. Meine Phrasen sind, glaube ich, schon schlüssig und gut miteinander verbunden, aber das Solo plätschert immer so dahin ohne erkennbare Steigerung.
    2.) haben sich mit der Zeit natürlich so ein paar Lieblingswendungen eingeschlichen, die ich auf ähnliche Akkordverbindungen immer wieder spiele. Da täte etwas Abwechslung und frischer Wind sehr gut. Bin sehr froh, dass ich in @jazzwoman's Lick der Woche-Programm mitmachen darf und dadurch neue Anregungen bekomme.
    3.) Mehr Pausen. Durch mein Duo-Programm, wo wir 1x monatlich einen Auftritt über 2 Stunden haben, bin ich stark darauf gepolt, ununterbrochen zu dudeln. Wir sind ja nur zu zweit (Klavier und Sax / Klarinette) und meine Pianistin spielt keine Soli. Also spiele ich das Thema, improvisiere 2 Chorusse, dann noch mal Thema, dann kommt das nächste Stück. Um die Zuhörer bei Laune zu halten, glaube ich, dass ich ständig irgendetwas spielen muss. Tief in mir drin weiß ich, dass das nicht stimmt und dass Pausen die Würze in der Musik sind. Aber wenn es dann zur Sache geht, und die Aufregung dazukommt, dudele ich wieder ohne Unterlass.

    Insgesamt glaube ich, etwas bewusster zu spielen täte meiner Improvisation gut (Dramaturgie, Pausen, Abwechslung, auch mal neu gelernte Phrasen verwenden). Daran möchte ich gerne arbeiten.
    Aber es ist echt hart, wenn man praktisch sein ganzes Leben lang intuitiv Musik gemacht hat, dann plötzlich bewusst zu spielen. Immer wenn ich beim Improvisieren versuche, bewusst zu agieren, fühle ich mich erst mal gehemmt und es geht gar nichts mehr. Ich hoffe, dass das mit der Zeit besser wird, denn ich glaube, an dem Punkt, wo ich jetzt bin, ist Weiterentwicklung nur möglich, wenn ich bewusster agiere.

    Viele Grüße von
    Jazzica
     
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  7. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Aus dem Plätschermodus wirst du ja gerade heraus katapultiert. Du wirst sehen, dass Denken und Improvisieren sich nicht ausschließlich. Ganz im Gegenteil!
    Du machst das echt toll.
     
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  8. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ich komme ja vom klassischen Klavier. Ich habe immer neben den Stücken, die ich übte *), auch nach Gehör gespielt, herumexperimentiert, improvisiert, analysiert, ... gehörte für mich immer irgendwie dazu, habe ich gar nicht drüber nachgedacht, ob das 'normal' ist.

    Grüße
    Roland

    *)
    hätte eigentlich geübt haben sollen :)
     
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  9. RomBl

    RomBl Guest

    Das ist ein Problem, das viele haben - auch ich. Man hat einfach das Bedürfnis, immer irgendwas zur Sache beitragen zu müssen und alles rauszulassen, was gerade im Kopf rausschwirrt.

    Mit hilft es, Alben von Miles Davis zu hören. Er bringt die Sache kurz und prägnant mit wenigen Tönen auf den Punkt.
     
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  10. ppue

    ppue Experte

    Ich hatte gute Voraussetzungen in meiner Jugend. Ich sang schon als Kind viel beim spiele und basteln, hatte musikalische Eltern und Brüder. mit dem nächst älteren Bruder machte ich allerhand Klangexperimente, Hörspiel etc.
    Freie Musik zu machen, löst die Hemmungen, falsch zu spielen.

    Darüber hinaus spielte der Bruder Klavier und improvisierte darauf mit verschiedensten Akkorden, die ich spontan mit der Klarinette bedienen musste. Passte mein Ton nicht, musste ich die Phrase dennoch so hinbiegen, dass sie überzeugend endete.

    Ein Bluesschema musste mir keiner erklären. Wir spielten alle unsere Lieblingssongs auf Klavier und Klarinette nach oder zu den Platten dazu. Noten davon hatten wir nicht. Wie @jazzwoman schrieb: Nachahmung ist ganz wichtig.
     
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  11. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    als Kind/Jugendlicher bin ich ja einer klassischen Musikausbildung unterzogen worden, da war natürlich nix mit Improvisieren. Ich erinner mich noch, wie ich mich als kleiner Bub alleine zuhause wähnte und wie ein Wilder auf dem Klavier tobte, bis ja bis, ach vergessen wir das ;-)

    Später dann, als ich doch wieder Musik machen wollte war ich längst dem Jazz anheim gefallen, und spielte einfach so mit den Platten mit, oder machte technische Übungen auswendig, die hatte ich vom Prinzip ja noch alle drauf. Dann hatte ich das große Glück, keine 3 Monate nach Start mit der Querflöte schon in einer Jazzcombo mitspielen zu dürfen. Zunächst immer nur nach Gehör spielend merkte ich doch bald die Unzufriedenheit des Pianisten, dass ich nie die Form einhalten konnte, und so versuchte ich das mal anzugehen. Ohne Playalongs und ohne Internet und nur für mich alleine gar nicht so einfach, das brauchte dementsprechend auch Jahre, bis ich da sicherer wurde, mittlerweile dann auch auf dem Altsaxophon. Glücklicherweise konnte ich fast durchgehend auf das Lernumfeld Band zurückgreifen. Ohne diese hätte ich sicherlich irgendwann mit dem Musizieren wieder aufgehört. Ich muss allerdings auch sagen, dass kompliziertere Formen und Changes mir immer noch ziemlich schwer fallen, mit musikalischem Sinn ausgefüllt zu werden in der Improvisation.

    Hemmungen hatte ich eigentlich nie, ich habe immer viel experimentiert, Klangmöglichkeiten ausprobiert, die Weiten und Tiefen des Instrumentes/ der Instrumente versucht auszuloten. Technische Übungen mache ich bis heute ausnahmslos auswendig, ich hatte nie ein Etüdenbuch oder sowas. Eine besondere Freude ist es mir manchmal, wenn hier Videos verlinkt werden, in denen bestimmte Methoden von Ansatz- oder Technikübungen gezeigt werden, auf deren Nützlichkeit ich schon ganz alleine gekommen war.

    Gruß,
    Otfried
     
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  12. Gerrit

    Gerrit Guest

    Der Weg zur Improvisation begann mit der Entdeckung des Jazz. Mit vierzehn Jahren erhielt ich Klaviersätze einiger Kompositionen Duke Ellingtons. Bis dahin besuchte ich klassischen Klavierunterricht. Ich besorgte mir eine Langspielplatte Ellingtons, aufgenommen 1941. Ich hörte diese Musik und es war um mich geschehen. Johnny Hodges und Ben Webster führten mich dem Saxophon zu. Anschließend Unterricht bei einrm Jazzpianisten, Studium usw... Die technischen Aspekte der Improvisation erschlossen sich mir durch gründlichen Instrumentalunterricht, Studium, Lektüre einschlägiger Fachliteratur. Ich höre viel: die Tradition nach dem prämodernrn Jazz habe ich verinnerlicht und bleibt meine wichtigste Grundlage auch wenn ich heute eher den modernen Spielweisen zugeneigt bin. Wie hier bereits beschrieben wurde: hören, hören, hören! Nachspielen. Kopieren, Transskribieren. Das rhythmische u. harmonische Material stetig wiederholen, ausweiten. Bewusst experimentieren: wie kann ich das bekannte Material transformieren. Wichtig ist, bewusst zu hören, versuchen zu verstehen, immer wieder nach anderen Wendungen zu suchen, sich nicht zufrieden zu geben... wichtig bleiben mir immer die Vorbilder, die Meister, die vor mir die Musik erforschten, entdeckten, unser Gehör entwickelten, uns alle mit Schönheit und Wagemut beschenkten... Für mich hat Improvisation daher immer auch etwas mit Respekt zu tun: vor der Musik, dem Musiker, der Tradition... ist ein weites Feld!
     
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  13. Gerrit

    Gerrit Guest

    ... ich glaube, neben dem Handwerklichen, denn ohne dem ist nichts möglich, bleibt das Hören das Wichtigste: das Gehör entwickeln! Hören, was war, was ist, was gerade geschieht, was gleich geschehen könnte, in sich selbst hineinhören...!
     
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  14. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    KollegenInnen,
    über alles, worüber hier gern geschrieben und gefachsimpelt wird,
    wird leider eine entscheidende Sache übersehen:

    Improvisation = SpontanKomposition [was das ganze noch viel schwieriger macht, schliesslich kann ich zu Haus am Klavier in aller Ruhe rumposseln,bis es so ist, wie ich es mag, und verändern kann ich es auch noch später...]
    Aber im Gig ist die Note raus. Punkt.

    Das bedeutet: alles tools - Scales, Arpeggios, technics, Musiktheorie etc. sind nur [Hilfs]Handwerkszeuge...

    Aber die Musik, der Klang, das Bild, die Geschichte - anyway - die muss aus Euch allen kommen - die muss in Euch sein,
    egal, was die Motivation dazu war/ist...
    Schubert litt chronisch an Liebeskummer, Beethoven hörte schlecht, Brahms war verliebt in Clara Schumann...
    Mozart hatte Visionen...
    Picasso hat jeden Tag gemalt - einen Strich,
    vanGogh beobachtete die Welt...und soff, was das Zeugs hielt,
    egal, das ist in jeder Gattung anzutreffen,


    Hier wird sich gern hinter Handwerkszeugs und InstrumentenTechnik verschanzt...

    Entscheidend ist - Music is inside yourself...

    und Rest sind Tricks, um die Musik herauszulocken...

    keep groove at all
    Paco
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Und ich mochte einfach im Fernsehen die ganzen Jazz-Filme und Musicals aus den 1950ern - die hatten da immer alle so viel Spaß beim Musizieren, den wollte ich auch! :)

    Zuvor schon hatte ich als Klavierschüler beim Üben auch mal stundenlang geklimpert, "fantasiert", so bin ich auf viele harmonische Zusammenhänge gekommen, ähnlich wie @Roland.
    Nun kaufte ich mir mit 12 Jahren erste Jazz-Platten und spielte einfach mal dazu, hörte mir ein paar Themen raus, gründete mit 13 meine erste Band, das weiß ja wohl inzwischen schon jeder hier.

    Improvisation war von Anfang an für mich eine Selbstverständlichkeit; umgekehrt wie @Florentin habe ich schon immer gerne auch bei den Stücken nach Noten im Unterricht Dinge verändert, bewusst anders rhythmisiert, mir neue Begleitungen ausgedacht - Kreativität wurde bei uns zu Hause groß geschrieben, meine Mutter, eine Lehrerin, erfand eigene Lieder und ging auch mal nach einem Kinobesuch ans Klavier, um die Hauptmelodie aus dem gerade gesehenen Film nachzuspielen. Ich denke, das hat mich sehr beeindruckt und geprägt.

    Kadenzen, Dur und Moll usw. kannte ich aus dem Klavierunterricht, doch die theoretische Harmonielehre lernte ich erst mit 22 aus Büchern, die mir Kollegen liehen - bzw. ich lernte die NAMEN, denn die Phänomene und Effekte kannte ich längst vom Hören und Nachspielen.

    Was mir immer geholfen hat und mich weiter brachte, waren die Unbekümmertheit und Furchtlosigkeit, mit der ich an Herausforderungen ging. Gerade manche Mitmusiker waren diesbezüglich richtig gehemmt, nach den Mottos: Das darf man nicht, Das macht man nicht oder Das ist zu schwer, das schaffen wir nicht. Ich habe dagegen immer gemacht, was mir gefiel, und wenn es anderen als schräg erschien, war mir das egal. (Nun, als Berufsmusiker bin ich dann aber doch etwas rücksichtsvoller und stilsicherer geworden, man braucht ja auch gelegentlich Anschluss-Jobs!) ;)

    Wie @ppue so schön schrieb:
    Deshalb sieht der "Königsweg" für mich so aus, einfach zu machen, spielerisch herumzuprobieren. Nicht so viel nachdenken oder meinen, man müsse erst die ganze Harmonielehre begriffen haben, gar den Sikora durchgeackert - nein, einfach mal loslegen, wie man ja auch jede andere künstlerische Betätigung lernt.
    Einen PC muss man erst programmieren, "füttern", aber der Mensch hat schon ganz viel in sich, was er oft gar nicht weiß und worauf man nicht stößt, wenn man es nicht zulässt. :cool:
     
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  16. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich hatte bereits auf der Heimorgel impovisiert, da kannte ich noch keinen Jazz.

    Meine damaligen "Standards" waren u.a. "Hoch über den Wolken" von Reinhard Mey.

    Meine erste Improvisationslehre war ein grünes Notenbuch von Santana-Stücken mit ausnotierten Soli, die ich auf der Heimorgel mit eingebauten Rhytmusgeber und Akkorde mit der linken Hand runternudelte. Ich hatte ein Kniepedal zur Bedienung des Wah-wahs und das war damals für mich hammertoll.

    Intensiv für die Bigbandzeit hatte ich die Bluestonleitern geübt. Dies "reichte" dann auch für die freie Musik, Rock- und Blueszeit.

    Die Improvisation über Harmonien auf Keyboards fiel mir immer deutlich leichter, als auf Blasinstrumenten.

    Die Improvisation über Jazz-Standard wird jetzt ein echtes Thema, weil ich auf dem E-Bass Walking erlerne und da muss ich mich intensiv mit Harmoniestrukturen auseinandersetzen. Zur Zeit sind die Kirchentonleitern dran. Hinzu kommt meine aktuelle Lieblingsskala HM5.

    Weiterhin bin ich dem Wahn verfallen, auf dem Bass (mit hoher C-Saite) Akkorde analog Janek Gwizdala spielen zu wollen.

    Natürlich kenne ich schon lange die meisten Tonleitern und Harmonien, aber bewusst geübt hatte ich diese bisher nicht...

    Es ist schon witzig, dass ich über den Bass zu einer "besseren" Improvisation auf dem Sax kommen werde.
     
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  17. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Klasse was so 'ne Dorfkapelle wie PISA alles bewirkt....;)

    CzG

    Dreas
     
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  18. Pil

    Pil Strebt nach Höherem

    ...naja, ob das ich gefunden nennen kann?
    Der Weg ist beschritten und gestolpert, dann wohl auch durch sporadische Selbstkritik dem Ziel dienend.
    so im "fünfeck" tausche ich meine mir wichtigsten Bücher aus. Und wenn mich die konservative Methode vom Blatt zu spielen nervt, weil ich wohl flüßiger und schneller greifen kann, mir aber das Auswendiglernen noch nie lag, entsteht die Hundertachtziggradwendung zum Notenständer. Vor allem weil das Lesen dann mal nervt.
    Aus dem Bauch gespielt hört es sich besser an. Das könnte man schon improvisieren nennen. Da ensteht Eigendynamik.
    Und seit kurzem habe ich zur trockenen Theorie büffeln nun doch mal andere Bücher angeschaft. So trocken sind die dann doch nicht, weil sie gerade bestätigen das es die Sachen die ich im letzten Zeitraum mir erkämpft habe schon lange vor mir gab. Motiviert mich trotzdem sehr! Ähnlichkeiten zu pupertierenden Schulkinder auf dem Hof welche endlich anfangen zu verstehen, wovon die Größeren quasseln.

    Was mich hemmt?
    Da gibt es noch soviel Potential nach oben, Kann mir aber jetzt nicht vorstellen, dass es Sinn macht sich damit zu sehr zu beschäftigen wenn man weniger als 2000 Stunden Praxis hat. Regeln zum Improvisieren widerspricht sich nun mal selbst. Dass es harmoniert. klingt auch nicht freier. Leitfäden trifft es auch noch nicht richtig.
    Der Zeitaufwand die Theorie des Improvisieren zu studieren, liegt wohl nicht im Verhältniss zu der Zeit die zum Praktizieren noch bleibt.
    In weit zurück gelegener Zeit als Pendler im Zug hätte ich die Zeit dafür wohl nutzen können. Da war ich aber noch nicht soweit. Schade.

    LG
    Pil
     
  19. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Ich komme nicht umhin, wieder den Vergleich mit der Sprache heranzuziehen.

    Es hilft mir nicht viel, wenn ich den Kopf voller Ideen habe, mir aber der Wortschatz, das Wissen um bestimmte Phrasen, ja vielleicht sogar ein kleiner Fundus von Zitaten fehlt.
     
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  20. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Getreu meinem Lebensmotto "Just do it" habe ich auch mit der Improvisation begonnen. Mit einer klassischen Klavier- & Klarinettenausbildung und Harmonielehre in de Klassikabteilung, habe ich mit dem Saxophonspielen im hohen Alter von 17 Jahren mit der Improvisation (zunächst in einer Rockband) begonnen, ohne zu wissen, wie das geht! Damals dachte ich, da spielt eh jede/r, was er/sie will und das habe ich dann auch gemacht. Zu einer Blues-CD, die ich damals als erste CD überhaupt mein Eigen nennen durfte (hatte bis dato nur Vinyl im Schrank)

    Ca. ein Jahr lang, habe ich rein nach Gehör gespielt, auch in dem da bereits schon entstandenen Jazz-Trio/-Quartett. Schließlich kam mein Sax-Lehrer mit der berühmt, berüchtigten Bluestonleiter um die Ecke und ich habe mich tiefer in die Materie "Musiktheorie, Skalen & Akkorde" gestürzt. Daneben immer viel gespielt, gehört und imitiert.

    Die Herangehensweise an die Impro ist so individuell, wie ein improvisiertes Solo. Wichtig sind die Komponenten: Theorie, Spielen, Hören, Imitation. Die Gewichtung der einzelnen Komponenten muss jeder für sich selbst vornehmen, bzw. von seinem Lehrer vornehmen lassen.

    Ich gehe bei meinen Schüler (und in meinen Büchern) nach dem Prinzip vor, wie ich das Improvisieren auch gelernt habe: zuerst Ohren auf und losgespielt, parallel diverse Musiker intensiv hören ud weitestgehend versuchen nachzuspielen, dann dazu Skalen und Akkorde,
    Natürlich gibt es auch Schüler, die erstmal wissen wollen und müssen, wie die Skalen und Akkorde zusammenhängen, wie ich verschiedene Klangfarben kreieren kann. Dann begine ich mit diesen Schülern eben da!
     
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