Jazz Waltz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von 47tmb, 14.Mai.2017.

  1. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Das Werk wurde vom Publikum begeistert aufgenommen, anders als viele von Beethovens Sinfonien oder Instrumentalkonzerten.
    Die Uraufführung am 8. Dezember 1813 in Wien war ein Spektakel, bei dem alle großen Komponisten Wiens mitwirkten: Antonio Salieri war einer der beiden Dirigenten, Giacomo Meyerbeer und Ignaz Moscheles spielten im riesigen Orchester mit, das durch zahlreiches Schlagzeug unterstützt wurde. Beethoven hatte die musikalische Gesamtleitung.
    (Wikipedia)

    Das hätte doch auch im Wembley Stadion sein können, wenn es das damals schon gegeben hätte.

    LG Helmut
     
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  2. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Und freilich wurde Musik auch "verwendet": "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing". Aber zum Glück nicht nur...
     
  3. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    "...
    Im weiteren Sinne zählt jede durch Massenmedien verbreitete Art von Unterhaltungsmusik wie Schlager, Filmmusik, Operette, Musical, Tanzmusik sowie populäre Adaptionen aus der klassischen Musik und Folklore zur Popmusik.
    ..."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Popmusik

    "...
    U-Musik für „Unterhaltungsmusik“ fasst populäre und kommerzielle Musikrichtungen (populäre Musik) zusammen, z. B. Pop- und Rockmusik, Schlager und Volkstümlicher Schlager, teilweise auch Jazz, Volksmusik u. a. Diese Musikrichtungen hatten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht den Anspruch, „Kunst“ im Sinne der klassischen Musik zu sein.
    ..."
    https://de.wikipedia.org/wiki/E-_und_U-Musik#U-Musik

    und
    "...
    Popmusik stelle nach Peter Wicke „technisch rekontextualisierte Musik und somit prinzipiell jede Musikform dar, die einen ökonomisch rentablen Verbreitungsgrad erreichen kann“. Daher sei es kaum möglich, sie auf bestimmte musikalische Charakteristika einzuschränken.[3]
    ..."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Popmu....9C_und_.E2.80.9EPopul.C3.A4re_Musik.E2.80.9C


    Aber kommerzielle Interessen und Kunst stehen sich nie im Wege, oder!?

    Grüße
    Roland
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Allmählich wird mir klar, wo wir offenbar aneinander vorbei reden: für Dich ist Pop mit bestimmten Musikstilen verbunden, für mich nicht. Für mich ist die ABSICHT entscheidend: künstlerischer Ausdruck oder unterhaltsamer Kommerz.
    Deshalb bin ich ja auch, je nach dem Grund, aus dem ich etwas Musikalisches von mir gebe, Jazz- UND Unterhaltungsmusiker. Weder ist alles, was ich mache, automatisch Jazz noch automatisch Pop, so hat auch Jobim mal sehr anspruchsvolle und mal sehr unterhaltsame Songs geschrieben.
    Für mich ist ursprünglicher Blues und Rock durchaus Kunst, doch wenn jemand, wie geschildert, nur auf diesen Zug aufspringt, dann ist es eben Pop, meistens etwas flacher, glatter, leichter konsumierbar. Kann man sich gut anhören, fordert aber nicht groß heraus.

    "Pop mit künstlerischem Anspruch" ist vielleicht das, was die meisten Jazzmusiker im Endeffekt machen, wenn sie davon leben wollen: Man geht auf das Publikum und den Massen-Geschmack zu, verleugnet sich dabei aber nicht selbst.

    So sehe ich übrigens auch den aktuellen ESC-Gewinner-Song: Die Musiker KÖNNTEN weiter gehen, aber sie befinden sich ja auf einem Pop-Event, also halten sie sich kompositorisch wie interpretatorisch bewusst zurück - das "Jazzige" scheint hindurch, nimmt jedoch nicht überhand. Deshalb ist es für mich eben NOCH keine Jazz-Nummer, aber man könnte eine daraus machen.

    Leider ist es bei meinem gestrigen Gig nicht dazu gekommen: Ein Kollege hat sich die Nummer rausgehört und wollte sie mit der Posaune zu Instrumental-Jazz machen, ich sollte ihn am Klavier begleiten. Doch ein paar Stunden vorher musste er aufgrund eines unvorhergesehenen Ereignisses absagen, deshalb kam es gestern nicht zur Uraufführung dieser Version - die dann aber zweifellos Jazz gewesen wäre! ;)

    Und wie verleugnet man sich dann als Jazz-Musiker?
    Das machen einige Blechbläser-Kollegen alljährlich bei Veranstaltungen wie Cannstatter Wasn oder dem Münchner Oktoberfest, wenn sie dort wochenlang in den Bierzelten Blasmusik spielen, exakt nach Noten, streng im traditionellen Stil - da ist dann beim besten Willen kein Jazz mehr drin, das ist pure Pop-Musik, nur zum Geldverdienst.

    Und natürlich gibt's auch in der Klassik Pop, etwa die Operetten, Walzer und sonstigen Tänze.
    Mozart hat einige sehr kommerzielle Sachen geschrieben, eingängig, kunstfertig, aber etwas flach - und ganz große Kunst, die aber teilweise erst nach seinem Tod entdeckt wurde, in den Schubladen, weil zunächst unverkäuflich... :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Mai.2017
  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Vielleicht nochmal:

    Pop = Popular = weitverbreitet (auch volkstümlich)

    Pop Musik = weitverbreitete (volkstümliche) Musik

    Demnach:

    "Take Five" war Pop.
    "Die kleine Nachtmusik" war Pop
    "Cantaloupe Island" in der Version von US3 ist Pop

    CzG

    Dreas
     
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  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Oder.....

    Das ist eindeutig Pop:





    Ist das auch noch Pop?



    CzG

    Dreas
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Hm, ich sehe das enger. Volkstümliche Musik ist Volksmusik und seltenst Popmusik.

    Popmusik begann mit den Beatles und ist für mich ein eigenes musikalisches Genre neben Rock, Blues oder Soul.

    Auch wenn Rockmusik oft populär ist, würde ich sie nicht zur Popmusik zählen.

    Ich kann einen Popsong schreiben, der sich überhaupt nicht verbreitet, weil er in meiner Schublade liegt. Bleibt trotzdem einer.

    Take Five ist Jazz. Dass das Stück dermaßen populär geworden ist, macht es auch nicht zur Popmusik. Die Originalaufnahme und die Komposition würde ich als recht kunstvoll und originär ansehen.
     
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  8. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Massiver Einspruch....volkstümliche Musik ..Zum Beispiel Oberkrainer, Egerländer , volkstümliches Schlager-Klatschgedöns.

    Traditionelle Volksmusik ist was komplett anderes.
     
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  9. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ist halt die Frage wie man "Popmusik" definiert...für MICH ist es kein eigenes Genre, sondern alles was einen großen Zuspruch hat. (wobei es heute eben auch als eigenes Genre verstanden wird.) Ich leite es aus der ursprünglichen Bedeutung ab.

    Und "volkstümliche Musik" ist für mich nicht "Volksmusik" sondern Musik, die das Volk erreicht.

    Aber man kann das natürlich auch anders sehen.

    CzG

    Dreas
     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    OK, ziehe die Volksmusik zurück (-:

    hast Recht, @Wuffy
     
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  11. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Fängt das nicht früher an?
    Waren z.B. Die Comedian Harmonists nicht auch "Popmusik" in ihrer Zeit?
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Und wie begründest Du das?

    Für mich sind die Beatles eigentlich überhaupt nicht Pop, denn sie haben ihr Ding gemacht und waren eher verblüfft, wie gut das beim Publikum ankam - und als sie bemerkten, dass es dazu kommen würde, dass sie sich nur noch selbst kopieren würden, weil ihnen nichts Originelles mehr gelingen möchte (Schaffenskrise), haben sie sich konsequenterweise aufgelöst.

    In ihrer Wirkung, besonders über die Massenmedien, waren sie ganz sicher extrem populär, aber wird etwas dadurch schon zu Pop-Musik?

    Na gut, Hauptsache, Du hast ihn geschrieben, DAMIT er sich verbreitet, Du hast möglichst wenig von Dir reingelegt, sondern alles darauf angelegt, dass er anderen gefällt, dann stimme ich Dir zu.

    Tatsächlich gibt es, wie wir jetzt merken (aber natürlich irgendwie immer schon ahnten), für Kategorien wie Pop viele verschiedene Arten, sie zu definieren, und anscheinend versteht jeder irgendwie etwas anderes darunter - ähnlich wie bei Jazz, Klassik, und was ist eigentlich Rock genau? ;)

    Finde ich nicht. Ein 5/4-Takt-Stück zu schreiben macht man gewöhnlicherweise nicht in besonders kommerzieller Absicht.
    Der Erfolg kam für die beteiligten Musiker äußerst überraschend, übrigens witzigerweise nur ein Jahr vor Gründung der Beatles. Damals standen die Leute auf Ungewöhnliches, Originelles - ach, wo sind die Zeiten hin...? :-(

    Das sehe ich auch so.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Mai.2017
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Ist, wie auch die damals aufkommende Pop Art eine ganz bestimmte kulturelle Phase.

    Gut, der Artikel ist etwas dünn. Aber die grobe Richtung der engeren Auslegung sehe ich ähnlich. Aus Wikipedia:

    "Popmusik (aus engl. popular music) bezeichnet eine Musikform, die vorwiegend seit den 1950er Jahren aus dem Rock ’n’ Roll, der Beatmusik und dem Folk entstand, von den Beatles fortgeführt und von der schwedischen Band ABBA seit Beginn der 1970er Jahre popularisiert wurde. Sie gilt seit den 1960er Jahren als europäisierte, international etablierte Variante angloamerikanischer Musik, die im Kontext jugendlicher Subkulturen entstand und inzwischen zumeist auf Grundlage der Erkenntnisse aus der Elektronischen Musik aufbereitet und massenmedial verbreitet wird. Im weiteren Sinne zählt jede durch Massenmedien verbreitete Art von Unterhaltungsmusik wie Schlager, Filmmusik, Operette, Musical, Tanzmusik sowie populäre Adaptionen aus der klassischen Musik und Folklore zur Popmusik. Zwischen Populärer Musik und Popmusik wird unterschieden. Entgegen dem Stigma des Populären enthält die Popmusik den Beigeschmack des „spritzigen“ und frischen Musikereignisses. Der Terminus Populäre Musik transportiert dagegen ein Gefühl der wissenschaftlichen Distanz zum Gegenstand."
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Ja, diese historische Definition kenne ich natürlich, bin aber damit genauso wenig einverstanden wie mit der rigiden Einteilung von Musikstilen in U- und E-Musik.
    Sie beschreibt die "Pop-Revolution" der 1950er bis 1970er Jahre, war aber schon damals irreführend, weil es in erster Linie um das damals neuartige Phänomen der JUGEND-KULTUR ging. Der Aspekt der Kommerzialisierung, ja geradezu der Enteignung der Subkultur durch die Musikindustrie, den ich als wichtiges Element von "Pop" ansehe, fehlt in dieser traditionellen Definition nicht nur, sondern wird quasi wohlweißlich ignoriert.

    Damals gab es sehr viele junge Menschen, die berühmte Baby-Boomer-Generation, zu der wohl auch die allermeisten von uns hier gehören. Weil es so viele von uns gab, war alles, was unsere Generation mochte, automatisch auch in der Gesellschaft sehr populär, denn wir waren ja die Mehrheit, die "Masse".
    Heute sieht es hingegen anders aus, da sind Jugend-Kultur und Pop schon am Auseinanderdriften, das Wort hat sich meines Erachtens für die aktuelle Jugend auch ziemlich abgenutzt, gilt eher als altbacken.

    Der Begriff Pop-Musik entstammt übrigens eher dem Journalismus als der Musikwissenschaft und ist in dieser Wikipedia-Definition genauso unbrauchbar wie "Schlager-" bzw. "Hit-Musik" - nur ein griffiges Verkaufsargument nach dem berühmten Motto: "Millionen Fliegen können sich nicht irren..." :D
    Mit anderen Worten: Man stellt etwas als besonders beliebt dar, um damit Käufer anzulocken ("Best-Seller"). Solche Begriffe nützen dem Handel, aber nicht der Klarheit.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Mai.2017
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  15. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Sind "Sailing" , "Tubular Bells", " Rivers of Babylon" , "The Wall", " Smoke on the water" , " Weiße Tauben"..........gleichermassen Popmusik?
     
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  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Ach, lassen wir die Schubladen. Heutzutage wird das immer schwieriger in einer multikulturellen Gesellschaft. Und Stile gibt es schon länger nicht mehr.
     
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  17. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Aus meiner Sicht ja...siehe meine Definition (der man natürlich wiedersprechen kann,)

    Weil es so viele (noch) von uns GIBT! Da wo wir sind ist vorne, ob man es mag oder nicht!

    Die Babyboomer sind wie eine Welle durch die Gesellschaft gerauscht...Fresswelle, Einrichtungswelle, Urlaubswelle....

    ...demnächst Protesenwelle, Rollatorwelle, Demenzwelle, Sargwelle...

    Eben....da wo wir sind ist vorne...

    Spannend, wie es dann weitergeht....

    CzG

    Dreas
     
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  18. RomBl

    RomBl Guest

    Doch @ppue , Schubladen:

    Sailing: Soft Rock
    Tubular Bells: Progressive Rock (eines meiner Lieblingsalben überhaupt - da kann ich mitsingen, sooft habe ich das gehört)
    Rivers Of Babylon: Disco Pop
    The Wall: Progressive Rock
    Smoke On The Water: Hard Rock
    Weiße Tauben: Driss :D
     
  19. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Und können wir nicht sowohl Pop als auch Rock in der Regel treffsicher den 60er, 70er, 80er, 90er zuordnen?
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Ja klar, prinzipiell gebe ich Dir da Recht.
    Allerdings fand ich den Diskurs ganz aufschlussreich, weil sich darin gezeigt hat, wie man - je nach Gesichtspunkt - ein und denselben Begriff völlig unterschiedlich verwenden kann.
    Zwei verschiedene Ansätze haben sich dabei herausgestellt, wie ich finde: einmal die Frage nach den Intentionen des Urhebers, zum anderen die nach der Wirkung auf das Publikum.
    Und natürlich drittens der übliche Gebrauch des Wortes "Pop" für die Jugendkultur einer bestimmten Epoche.

    Vielen Dank für die interessante Diskussion! :)
     
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