Gospel Sax

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von coolie, 4.Januar.2019.

  1. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Liebe Saxer,

    vor einiger Zeit wurde ich von einer Nachbarin gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in ihrem Gospelchor mitzuwirken. Ich habe dann das Weihnachtskonzert besucht und muss sagen, dass die Truppe auf
    nahezu professionellem Niveau singt (plus ein Pianist). Die Leiterin ist Profimusikerin.
    Der Chor sucht noch Männerstimmen und - jetzt komme ich ins Spiel - einen Saxophonisten, der ab
    und zu mal ein Solo spielt.
    Ich würde gerne von euch wissen, ob jemand speziell auf der Gospelschiene unterwegs ist und was
    so das Spezifische am Gospelsax ist. Ich schätze mal, dass die Bluestonleiter/Pentatonik zur Grundausstattung gehört und eine gehörige Portion Emotionalität/Intensität. Ich habe mir mal Leute wie Kirk Whalum angehört und muss sagen, dass da große technische Könner am Werk sind (meistens mit Altsax). Ich
    kann da nur auf sehr kleiner Flamme kochen...
    Hat jemand Tipps, wie man sich in diesem Genre über Wasser halten kann ohne zu langweilen und ohne
    Kitsch zu produzieren?

    LG
    Uli
     
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  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Mit Kirk Whalum bist du schon auf den richtigen Weg.

    Mit Bluestonleitern hast du die richtige Ausstattung.

    Ich würde die Gospelmelodien auswendig lernen unddann hiermit improvisieren.

    Etwas „Kitsch“ wird immer dabei sein, aber ist ja ok.

    Mich erinnert deine Anfrage an den Typen in „Devil Horn“.
     
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  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Genau! Beide Bluestonleitern. Einmal im Jahr darf ich auch so einen Job machen. Sie ermutigten mich sogar, bei passenden Stücken call&response-mäßig ins Gesinge reinzufiedeln. Die Mucke hat eine Menge Blues.

    Stell dich aber auch auf nicht so geläufige Tonarten ein. Ich erinnere mich z.B. an einen Blues in A. Aber wir wissen ja, was Charlie Parkers Erfolg ausmachte: "Blues in all keys" :smil3dbd4e29bbcc7:
     
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  4. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Hallo Uli,

    ich stimme @Bereckis und @gaga zu.

    Am einfachsten ist, wenn du dich anfangs an der Melodie orientierst.
    Hin und wieder reicht es kurze Einsprengsel zu spielen, z.B. ein (Teil-)Echo zur Melodie, wenn letztere gerade "pausiert".
    Oft singen die ja 2 1/2 Takte und Takt 3 und 4 kann man dann instrumental auffüllen.
    Häufig haben die Stücke 12 oder 16 Takte, so dass es fast immer irgendwo solche Lücken gibt.

    Es muss auch keine Wahnsinns-Improvisation werden, wozu auch?
    Ich mache das recht oft und habe mit den Jahren gelernt, dass weniger wild spielen oft mehr ist und auch besser passt.
    Manchmal reicht auch eine Überstimme mit langen Tönen (meistens Akkordtöne).

    Und Abwechslung tut einem Stück auch immer gut. Z.B. Strophe 1 ohne Sax, Strophe 2 mit Sax.
    Oder den Refrain nur beim letzten Mal ergänzen/mitspielen.
    Manchmal reicht es sogar, einfach nur die Melodie zu spielen.

    Was auch gut kommt, ist eine Strophe/einen Refrain rein instrumental zu spielen, entweder am Anfang eines Stückes oder mal zwischen den Strophen.

    Und wenn mal gar nichts so richtig geht oder einem nix einfällt, hat das Saxophon halt Pause.
    Auch so etwas macht sich in einem Gospel-Konzert gut.

    Du hast die Emotionalität/Intensität angesprochen.
    Ich bin überzeugt, dass du das mit der Zeit fast von alleine erreichen wirst. :thumbsup:

    Viel Erfolg und Freude beim "gospeln". :)

    LG
    Mike
     
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  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Das Wichtigste im Gospel ist die Seele. Gospel ist Soul, ist religiöse Musik, ist das Anrufen des Herren, ist beten und predigen. Mit einer Leiter alleine wird man dem schwerlich gerecht werden.

    @ehopper1 hat es schon angesprochen: einfach bleiben, zuhören und reagieren. Und natürlich viel Gospel hören. Interessant zu studieren sind die Einwürfe der Solisten, die dem Chor antworten.
     
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  6. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

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  7. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Ist eigentlich schon fast alles gesagt.
    Ich singe auch nebenbei in nem modernen kirchlichen Chor mit auch Gospel-Repertoire. Da komme ich auch öfters mit dem Sax zum Einsatz.
    Viel Blues, fillings, eher kurze, knackige Impros oder auch Einleitungen .
    Gern genommen auch bei Modulationen auf z. B. 1 Ton höher, anschließend 1 Strophe Sax.
    Und wenn du schon da bist, kannst du, wenn du nichts zu tun hast, auch die Männerstimmen unterstützen, und wenn’s nur Backings sind. Die freuen sich.
    Viel Spaß!
     
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  8. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Vielen Dank für die Tipps und Kommentare! Ich werde mich mal in eischlägige Noten vertiefen und verstärkt Gospelchöre hören.

    LG
    Uli
     
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  9. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Lange Jahre habe ich in einem Gospelchor gesungen und natürlich auch Saxophon gespielt. Würde Dir raten einmal mitzusingen bevor du zum Saxophon greifst. Ach ja, mit ein paar Pentatoniken kommst Du nicht weit. Im Gospel wollen auch die Akkorde bedient werden. Es ist nicht immer nur „Oh Happy Day“. Moderne Gospel-Komponisten wie z.B. Joachim Arenius fordern da schon ein wenig mehr.

    Zwei Beispiel mit einem Sopran Solo von mir:

    „Ticket to Heaven“

    „morning Prayer“

    Viel Spaß!
     
    ReneSax gefällt das.
  10. visir

    visir Gehört zum Inventar

    In dieses Horn möchte ich auch stoßen und noch eines draufsetzen. Rein musikalisch hat sich Funk&Soul auf Gospelbasis entwickelt, und das wirkt auch zurück. Wenn die also nicht nur Gospellieder technisch gut singen, sondern "so richtig Gospel", dann kann das durchaus auch funky sein.
     
  11. visir

    visir Gehört zum Inventar

    so in die Richtung:
     
  12. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    @pth: Mitsingen werde ich sowieso! Ich denke auch, dass das Singen wichtig ist, um überhaupt das Feeling für diese Musik zu bekommen.

    Hier ist übrigens ein älteres Video der HeiSingers (aus Essen Heisingen)



    LG
    Uli
     
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  13. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Dann nimmt man eben eine zweite Leiter dazu. Man kann mit religiöser Inbrunst auch falsch singen und steife, uninspirierte Musik abliefern. Ich behaupte, dass die meisten Sänger von Gospelchören einfach nur gemeinsam geile Musik machen wollen und nicht Beten, Predigen oder einen Herrn anzurufen im Sinn haben. Frömmigkeit macht noch keinen Gospel.

    BTW von den vielen Mitgliedern neudeutscher Shantychöre ist auch niemand jemals zur See gefahren.
     
  14. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Na da bin ich aber gespannt, ob du für diese Behauptung auch Belege hast, oder ob es eine (möglicherweise falsche) Behauptung bleibt.
     
  15. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Will mich nicht aufdrängen, aber es passt gerade zu diesem Thema, denn ich hatte schon mal ein Experiment gemacht und Yesterday auf eine soulige Gospelart auf dem Tenor versucht.
    Versucht auch mal etwas mehr etwas Inbrunst und viel Feeling in diesen Stil reinzubringen, als sonst bei den üblichen Pop-Liedchen.

    Das Playalong hat jedenfalls am Anfang richtig schöne Kirchen-Atmosphäre (Besucher-Gemurmel) und die Begleitband mit dem markanten E-Piano betont das Ganze noch.

    Denke beim Gospel sollte man auch öfters den Gedanken freien Lauf lassen und emotionale Passagen weit weg von Noten und Melodie ausdrücken.



    Es hat jedenfalls sehr viel Spass gemacht, das etwas angestaubet Yesterday mal auf diese Art und Weise zu interpretieren.....teilweise weit weg von der Melodie....und mit bewussten Timing-Schweinereien.

    LG Wuffy.
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.Januar.2019
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  16. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ich werde keine Untersuchungen anstellen - ich spekuliere wie andere auch - aber vielleicht hat ja jemand Belege für die durchgängige Gottesfurcht hiesiger Gospelchormitglieder.
     
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  17. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    .....und Du spielst kein Saxophon. Behaupte ich jetzt mal.
     
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  18. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Ich kann nur für unseren Chor sprechen, wie oben geschrieben kein reiner Gospelchor, unsere Mitglieder stehen zu dem, was sie singen.
    Im Übrigen warst Du es, der unbelegbare Behauptungen aufgestellt hat. Wieso soll jemand anderes das Gegenteil beweisen?
     
  19. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Nein, mein Post war eine Antwort auf das hier:

    Ich will hier keinen Religionskrieg anzetteln. Ich wehre mich nur gegen geistige Überhöhungen, die vielleicht noch den Ursprung der Musik in den USA treffend beschreiben, die aber schlecht mit importiert worden sein können.

    Ich werde auch weiterhin als seelenfreier Atheist Gospel spielen. Manchmal auch mit drei Leitern. Hier bin ich jetzt mal weg.
     
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  20. kindofblue

    kindofblue Strebt nach Höherem

    Hi Mister Gospel.
    Als einen guten Eindruck von "Gospel Sax Musik", falls es dann so etwas gibt, ist von Bob Mintzer auf der Etüdensammlung Blues und Funk.
    Der Titel Church Song ist so richtig im Klichee der amerikanischen Gospelbewegung inspiriert.
    Nicht ganz einfach - aber macht mächtig spass.
    Hier ein Beispiel, wie es gespielt werden kann.
    Mehr Infos per PM.



    kindofgospel
     
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