Noten lesen lernen

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von tango61, 13.Januar.2019.

  1. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Heute war wieder Esembleprobe.
    ich bekam positives Feedback Atmung und Sound gut. Aber dann kam die eigentliche Probe. Und mein Problem kam zum Vorschein. Ich kann grundsätzlich mittlerweile Notenlesen, kenne auch drei Kreuztonleitern und eine B-Tonleiter recht gut. Aber beim Spielen in der Gruppe vom Blatt bekomme ich Stress, die Noten vermatschen zu einem Klumpen und nix geht mehr. Ein bis drei Noten klappen und dann geht alles daneben, zwischendruch hauen dann mal wieder drei Noten richtig hin. dann wieder nix..
    Hoffentlich ich habe mich verständlich ausgedrückt. Hat jemand ein ähnliches Problem, und hat vielleicht eine Idee wie man das überwindet. Ist bestimmt eine reine Kopfsache. Zuhause wenn ich alleine spiele klappt es nämlich, Aber wenn meine Sax-Lehrerin mit spielt, ist es das gleiche Ergebnis.
    Echt frustierend.
    Bin für jeden Tip dankbar.
     
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  2. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Geduld :)

    Das ist eine Frage der Aufregung bzw. der Routine. Routine kommt mit der Zeit.

    Waren die Noten neu (Prima Vista), dann würde ich sagen ist das für einen Amateur unseres Levels normal.
    Waren sie nicht neu, dann halt mehr zu Hause üben :), Du könntest die Stücke auch auswendig lernen :)

    Was ich oft gemacht habe ist mir die Noten zu Hause abzuschreiben und dann vom Notationsprogramm abspielen zu lassen und dann dazu zu spielen.
    Man kann auch das Rauszufliegen zu Hause üben, also irgendwo in der Mitte vom Stück aufhören und dann eine Stelle suchen wo man wieder reinkommt.
    Oder zuhause nur das Mitlesen üben, sprich eben die Navigation in dem Notenblatt zur Musik.
     
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  3. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Noch eine Übung: spiele in jedem Takt nur die 1. Note
     
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  4. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    @tango61

    Genau das ist es:
    Ich gehe davon aus das Du keine "Noten-Legathenikerin" bist :D
    Das Lesen der Noten ist wie das Lesen von Buchstaben: Zu Hause klappt es prima und in der Schule beim vorlesen da passiert es...

    Du bist noch zu unsicher und es fehlt noch die Routine. Da Du Deine "Schwachstelle" kennst kommt auch noch ein psychologischer Effekt hinzu: Eine Erwartungshaltung an das richtige Lesen der Noten zusammen im lauten Umfeld welches unnachgiebig das Tempo vorgibt. Und schon ist es passiert und Du fliegst raus.
    Wenn Du ein Buch liest dann liest Du ja nicht Buschstabe für Buchstabe sondern Du siehst die Worte und schon kennst Du das Wort und setzt so den Satz zusammen. Genau so ist es auch mit den Noten. Nur mit zunehmender Übung manifestieren sich die Noten und später auch Notenbilder in Deinem Gedächtnis, so das Du gar nicht mehr nachdenken musst. Die Abläufe im Kopf und Motorik automatisieren sich.

    Ich rate Dir: Spiele erst einmal das was Du kannst, fliegst Du raus (aus den Noten) dann setze an einer bekannten Stelle wieder ein und spiele weiter. Von mal zu mal wirst Du merken wie Du immer fließender mitkommst.
    Glaube mir, so ging es hier jedem... Bitte nicht verzweifeln!

    Viel Freude am musizieren!

    René
     
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  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ist es denn so, dass Du

    (a) die Noten (Töne) im Zusammenhang nicht schnell genug erkennst (z.B. kompliziertere Vorzeichen)
    (b) die Noten zwar erkennst, aber nicht richtig greifen kannst
    (c) die Noten und die Griffe erkennst, aber nicht den Rhythmus (also wann genau sie beginnen und wie lange sie genau dauern müssen)
    (d) alles bisherige kannst, aber eben nicht schnell genug
    (e) alles bisherige zu Hause kannst, aber nicht in der Probe?

    (a) und (b) ist natürlich das, was man beim Lernen des Instruments (nach einer guten, systematisch aufgebauten Schule und mit den üblichen Etüden) lernt - aber nicht von heute auf morgen, sondern mit genügend Geduld. Auch sehr gut: mit den Noten in der Hand bei einer Aufnahme mitlesen.

    Für (c) habe ich nicht wirklich gute Schulen gefunden, deshalb habe ich selber eine Rhythmusschule geschrieben (siehe Signatur).

    (d) ist einfach nur Übungssache. Absoluter Tipp dazu: zu Hause mit Metronom spielen! Zum gewünschten Tempo hocharbeiten, und eventuell sogar noch ein wenig schneller, damit es hinterher wieder leichter erscheint.

    (e) ist Nervosität oder Lampenfieber, die mit der Zeit und Übung auch vergehen. Aber da reden wir über Jahre, nicht über Monate. Auf jeden Fall sollte der Lehrer / Dirigent eine entspannte, fördernde Atmosphäre schaffen.
     
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  6. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Das Gesagte wiederhole ich nicht.

    Bei "unbekannten" Stücken ist das "Rausfliegen" schon so ein Problem. Also eigentlich nicht das Rausfliegen, sondern das "Wiederreinkommen". Es gibt immer irgendwelche "Schlüsselstellen" , an denen man wieder einsetzen kann. Und mit Routine (und Verinnerlichung des Stückes --> Du kannst das Stücke ohne Noten zumindest summen) sind die Intervalle zwischen diesen Schlüsselstellen immer kleiner :)

    Cheerio
    tmb
     
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  7. jb_foto

    jb_foto Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    da Du ja gerade mal ein gutes Jahr spielst und vorher mit Noten - laut eigener Aussage - nicht zu tun hattest, so ist das vollkommen normal.

    Vom Blatt spielen ist nicht so einfach wie es klingt, denn i.d.R. wird in Orchestern ziemlich nah am Tempo geübt.
    Zuhause variiert man unbemerkt das Tempo und bleibt so im Stück, in der Gruppe treibt das Schlagzeug aber alle an.
    Und wie @Florentin schon sagte, das dauert seine Zeit bis man das wirklich kann. Hier hilft nur Üben und Erfahrung.

    LG
    Jürgen
     
  8. TycOoN

    TycOoN Ist fast schon zuhause hier

    Ist ganz normal. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte dass das sogar Profis passiert, wenn sie ein Stück noch nie gespielt haben und es für den Spieler schwer zu spielen ist.
    Noten werden zu dicht und man kann es nicht mehr so schnell verarbeiten dazu kommt der Stress in der Gruppe etc.

    Was kann man nun beim üben in der Gruppe machen?

    1. Wenn man es nicht spielen kann, zuhause üben üben üben
    2. lieber mal einen Ton auslassen, ABER mit den Augen auf den Noten bleiben und zumindest mitschauen und dann wieder einsteigen wenn es leichter wird.

    Unsere Dirigentin in der Jugendkapelle hat zu den neuen immer gesagt: ,,Erstmal darauf konzentrieren die Noten im Blick zu behalten und wissen wo man ist, das ist das wichtigste".

    Bei einem Jahr Spielerfahrung ist das also normal. Die Routine ist das wichtigste. Als ich jetzt nach 3 Jahren Pause wieder angefangen habe im Orchester zu spielen ging es mir am Anfang auch wieder so als wäre ich Anfänger. Hatte Probleme alles (hören, spielen und noten schauen) zu kombinieren. Habe mich dann erstmal auf Hören und noten schauen konzentriert. Jetzt nach 3 Monaten bin ich wieder routinierter und kann alles drei gut miteinander kombinieren.
     
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  9. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Zwei Monate weiter, trotz täglich üben eigentlich kaum ein Fortschritt. Gibt es Noten-legastheniker?
    Kennt jemand vielleicht eine Methode wie auch etwas schwierige Klienten noch Noten lernen kann? Hat jemand Erfahrung mit der APP " Noten lernen" für Äppel?
    Leider gab es bei uns in der Schule keinen Musikunterricht, da fehlt echt was.

    Danke schon mal für eure Mühen.
     
  10. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Wie bist Du das Notenlesen bisher angegangen?

    CzG

    Dreas
     
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  11. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    learnin by playing.

    und vorher mit einer App die wichtigsten Noten auswendig gelernt, was ja auch in gut klappt.
     
  12. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Mit welcher App? Was vermittelt die?

    CzG

    Dreas
     
  13. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Erst hatte ich eine App die nur auf der c für Tonleiter Noten angezeigt hat, welche man bestätigen muss.
    Jetzt habe ich was nettes entdeckt. Die App zeigt mit steigender Schwierigkeit Noten an, die man mit einem Instrument ( auch altsax ) nachspielen muss. Halt für iOS Geräte
     
  14. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Sind denn die Tonhöhen und/oder der Rhythmus das Problem?
    Vielleicht sind die Stücke, die du spielst, vom Notenlesen her für dich zu schwer und du hast zu früh zu viele Tonhöhen und Notenwerte spielen müssen.
    Je nach deinem Spiellevel würde ich das Notenlesen nochmal von vorne beginnen mit einer Schule, die diesbezüglich langsam voran geht. Z.B. Juchem - Saxophon spielen, mein schönstes Hobby. Und dann konsequent Seite für Seite vorarbeiten.
     
  15. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Ich habe Zweifel, dass Dir die Apps helfen.

    Es geht beim Spielen nach Noten erstmal nicht darum, dass Du die Note erkennst und bestimmen kannst, sondern, dass Du die Note in den richtigen Griff auf dem Sax umsetzt.
    (und natürlich auch um das Erkennen von Notenwerten und Rhythmus)

    Wenn Du also so vorgehst, dass Du denkst: „Aha, Note auf der ersten Linie ist ein E, das E auf dem Sax greift sich linke Hand alle Klappen zu, rechte Hand Zeige- und Mittelfinger schließen die Klappen“ bist Du schon verloren. Das dauert viel zu lange.

    Du mußt das Notenbild direkt in den Griff umsetzen können:
    „Aha, schwarzer Fleck auf der untersten Linie = linke Hand alle Klappen zu, rechte Hand Zeige- und Mittelfinger schließen die Klappen“.

    Das Benamen kommt von alleine.

    Vielleicht hilft das.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt bearbeitet: 15.März.2019
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  16. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Es wurde viel gesagt, wie immer Allgemeinplätze.
    Präzisieren wir da mal bisi:
    1. kann es so etwas wie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche bzw. Legasthenie schon geben, wir nehmen das mal nicht als Vorraussetzung, das müsste gesondert abgeklärt werden.
    2. Ist das heute Notenbild eine 'Sprache' aus mehreren Ebenen, die es gilt, im Gehirn zu übersetzen.
    Früher - damit meine ich vor dem berühmten Kaiser, gab es die Tabulatur: dort war eingetragen: Wo ist der Ton, wie lange soll ich ihn spien und ggfls. die Dynamik
    Das war sozusagen ein Abbild des Griffbretts der Laute.
    Das haben wir heute nich mehr - der Vorteil des heutigen Notenbildes: es ist eine universelle Sprache, die man überall auf der Welt versteht - das behaupt ich jetzt mal so.
    Natürlich wird ein Indio im brasiliansichen Dschungel seine Rhythmen anders notieren [nein, er notiert nicht, er hat keine verschriftliche Sprache]
    3. was Du benutzt als Noten ist eine Transkribtion von
    a) Tonhöhe [Harmonic]
    b) Tonlänge [Rhythmik]
    c) Klang [Harmonik Intervalle] - auch wenn Du ein monophones Instrument spielst, ist das dennoch vorhanden - sei es als Partitur des Orchesters oder als Harmonie die darüber geschrieben steht - Bsp. Real-Book - Jazzharmonik
    d) Dynamik [Interpretation]
    Wir sprechen jetzt mal noch gar nicht von einer Klavierpartitur, wo Du 2 Systeme mit unterschiedlichen 'Notenschlüsseln' im Kopf synchronisieren musst und wieder auf die beiden Hände übersetzen
    e) die Übersetzung ins Griffsystem des Instruments
    f) die nachfolgende Transposition in andere Tonarten [Vorzeichen]

    4. es wäre schön, wenn jetzt mal ein Mediziner das etwas theoretisieren könnte, was da im Hirn ablauft.
    oder ein sehr guter Didaktiker.

    Was Dir fehlt, ist eine gute Methodik, um Stück für Stück das ganze anzugehen.
    Da ich nicht weiß, wie alt Du bist - ich setzte jetzt mal das Erwachsenalter vorraus, bedeutet das: Du kannst das nur noch rational lernen - sprich übersetzen.
    Dazu bedarf es einer Konditionierung.
    Hier wurde bereits erwähnt: Prima-Vista-Spiel, sprich: Du siehst die Noten das erste mal - das ist der Mount Everest des Notenlesens.
    Ich kenne ausreichend Kollegen, die ein Charly Parker Solo-Schwierigkeitsgrad in UpTempo vom Blatt spielen können.
    → wenn ich sie frage, wie sie so gut geworden sind [welche Übungen??] - antworten die meisten: ich sehs einfach. [das kann viel bedeuten - aber allen liegt irgend wann eine Konditionierung zu Grunde - auch wenn sie sich nicht mehr daran erinnern können]
    Ich selbst muss es zBps. immer trainieren, aber ich habe kein Problem, in allen möglichen Notenschlüsseln zu spielen, ich komme vom Klavier und kann das mühelos in 2 Systemen vor und rückwärts. Aber das spielt keine Rolle.

    Als Herangehensweise würde ich jetzt mal empfehlen:
    → mit leichten Kinderlied-Melodien zu beginnen - einstimmig.
    Warum? Weil Kinderlieder so konzipiert sind, dass einfache Intervalle - meist im Dur-Geschlecht trainiert werden und ständig wiederholt werden - bsp. Dur-Terz, Quinte, Quarte.
    Diese Intervalle werden auch als 'angenehm' im Hörerlebnis [psychologisch] empfunden.
    Ich habe noch kein Kinderlied mit einer #11 [Tritonus] oder eine b13 [kleine Sext] gesehn...
    diese Klänge sind reiner Jazz ;-)
    Auch leben Kinderlieder von der permanenten Wiederholung einer bestimmten Floskel.
    Man könnte auch sagen: ein Lick!
    a) als erstes langsam darüber lesen und versuchen, den Rhythmus zu erfassen - die Tonhöhen außen vorlassen.
    b) ohne Rhythmus versuchen, die Töne zu benennen [Tonnamen erkennen]
    c) nach etwas Übung - bekannte Intervalle wiedererkennen - hier greift vorbereitend die berühmte Gehörbildung [wieder eine Baustelle]
    zBps. der typische Feuerwehr-Alarm - die Quarte, dann die Oktave=Grundton, dann die Quinte....etc.
    d) dann würde ich beginnen, den Rhythmus zu klatschen - trocken - am besten mit einem Metronom - Gaaaaanz Langsam - ¼=50bpm
    e) dann OHNE Rhythmisierung: die Melodie singen - wie hier schon beschrieben: viel. erst einmal Taktweise - und immer die Intervalle mithören.
    Wenn man dazu Klavierspielen kann - sehr hilfreich - man sieht es auf der Tastatur [das Intervall] und kann seine eigene Stimme überprüfen.
    f) jetzt würde ich langsam zu einem Metronom - und zum rhyhtmischen Klatschen beginnen, die Melodie mitzusingen.
    Taktweise, später das immer verlängern.
    Kleiner Tipp: im letzten Takt des Stückes beginnen - sich dann taktweise vorarbeiten - dadurch ergibt sich ständiger Wiederholeffekt des bekannten Materials.
    Problem dabei: habe ich mir einen Fehler eingeübt, wird der so richtig schön verfestig.

    Parallel dazu empfehle ich kontinuierlich: Rhythmusübungen.
    Meine Erfahrung zeigt immer, dass es das Rhyhthmische Verstehen des Notentextes ist, was die Leute raushaut, nicht die Töne an sich.
    Es gibt bei uns eh nur 12 Töne, oder sagen wir einfacher: in einer Dur-Tonaliät ganze 7, der 8te ist schon eine Wiederholung.

    Was zusätzlich parallel hilfreich ist: die praktischen Übungen am Instrument.
    Wenn ich eine Tonleiter übe - dann präge ich mir das Tonmaterial ein - und dazu das Griffgefühl.
    Sehe ich dann eine C-Dur-Skala im Notentext, greifen die Finger das 'automatisch' - natürlich bedingt das eine Vorübung.
    Dann hat das Gehirn mehr Zeit, die Rhythmischen Komponenten zu erfassen.

    Wichtig ist auch: Vorauslesen - nicht an dem Takt 'kleben', welchen wir gerade spielen, den hast Du schon 'gesehen', schau weiter.
    Es ist am Ende LESEN - aber Dein Kopf ist in Jahren trainiert, die Buchstaben zu erfassen - und aber bereits nach den ersten Buchstaben[kombinationen]
    das gesehene zu substituieren - und Du sprichst/erkennst da Wort und liest schon weiter - Du tüftelst nicht jeden Buchstaben aus.
    Bsp. Weihnachten - eine Schulkollegin konnte im Abschlussjahr einfach das Wort nicht erkennen und musste es Buchstabieren.
    Das wäre dann ein klarer Fall für eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. Die Synapsen wurden einfach nicht herstellt. Die medizinischen Ursachen dafür sind ein anderes Feld.
    Also: wie immer gilt - Übung = in diesem Fall eine Konditionierung ist das Um-und Auf → siehe: a → f oben.
    nie entmutigen lassen. die vielen Baustellen laufen dann irgend wann immer mehr zusammen.
    Trainieren muss man das immer - oder es kommt Spielfrust auf, weil ich immer die Noten nicht [schnell] genug lesen kann.
    Auch sehr nützlich: sich immer mit viel Fleiß auf eine Probe vorbereiten. i.d.R. ist ein Prima-Vista-Spiel im Amateurbereich immer eine Katastrophe.
    Kommt man neu in eine Gruppe, die die Stücke seit Jahren spielt [Bsp. Blasorchester], dann kommt man sich auch noch psychologisch unter Druck gesetzt vor, weil man denkt, uffa, ich bin doof, ich kann das nicht spielen, alle können das hier. Ne ne, ist nicht so, die spielen seit 20Jahren die Stücke - oft mit den gleichen, einmal eingeübten Fehlern, die nie mehr rausgehen und jeden Bandleader an den Rand der Verzweiflung treiben ;-)
    da hilft nur: Hausaufgaben machen.

    Alles im allen - eine Lernsache, viel Fleiß, viel Geduld - aber man kann sich das auch mit bisi Spass kombinieren, keine todernste Sache draus machen,
    am Ende soll ja als Ziel die Möglichkeit - sofort mit allen möglichen Menschen ein unbekanntes Stück spielen zu können - stehen.

    Viel Erfolg
    mfG
    Paco
     
    Zuletzt bearbeitet: 15.März.2019
  17. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich will Dir keine Angst machen, aber ich spiele jetzt etwas über 10 Jahre, davon 8 Jahre im Orchester. Ich habe die Probleme immer noch, auch wenn sich das in der Zeit natürlich gebessert hat. Anfangs musste ich ganze Passagen auslassen weil das weit über meinem Niveau war, später nur noch einige "gefährliche" Stellen. Heute traue ich mir zu, jede Notierung in meinen Noten auch zu spielen - zumindest alleine ohne "Störung" durch Mitmusiker und oft auch im Ziel Tempo.
    Prima Vista geht alles, was in der Kategorie "Hänschen klein - die vereinfachte Kindergarten Fassung" ist. Wenn überraschend 8tel Noten und Versetzungszeichen auftauchen fängt die Denkerei sofort wieder an und ich kann nur hoffen, dass ich damit schnell genug fertig bin, ehe die Stelle vorbei ist. Ich übe das gelegentlich, weil ich manchmal beim Jugendorchester aushelfe. Da sind die Noten für mich immer unbekannt und von mir als "Profi" wird natürlich erwartet, dass ich das problemlos vom Blatt spielen kann.

    Ich habe es in der Zeit auch immer noch nicht geschafft voraus zu lesen oder gleich auswendig zu spielen. Ich habe keine Vorstellung wie das gehen soll. Da müsste ich ja zwei Gehirne haben. Eins das liest und eins das das vorher gelesene spielt. Für mich ist ein "Arpeggio mit irgendwelchen Versetzungszeichen" immer noch ein Haufen "Noten aufwärts", selbst wenn ich das daheim 100mal erst langsam, dann schnell und auch mit der Zeit richtig spielen kann. Ich seh es an und es ist "Kuddelmuddel aufwärts". Das Beste was ich hoffen kann ist, dass mein Gehirn die Notenfolge als optischer Anker richtig wieder erkennt und die an der Stelle geübte und automatisierte Konserve zeitgerecht abrufen kann. Ich habe also für die einzenen Phrasen "Loops" verinnerlicht, die ich hoffe auf Kommando abrufen zu können. Tonart Wechsel sind da gerne mal ein Spielverderber.

    Ich habe auch immer noch reichlich Notenfolgen, bei denen sich die Finger ganz beharrlich weigern, sie richtig zu greifen, die Finger spürbar dagegen arbeiten oder einfach den Dienst verweigern. Da hilft nur gaaaanz langsam zu spielen. So langsam, dass es noch nicht zu Abwehr Reaktionen kommt und die Übergänge noch entspannt funktionieren.

    Irgend eine Art "Automatismus" hat sich bei mir noch nicht eingestellt. Weder optisch beim lesen, noch akustisch nach Gehör. Es hilft mr also auch nicht, dass ich genau weiß wie es klingt, was da zu spielen wäre.

    Das ist natürlich nicht "Musik machen", weshalb ich mich auch nicht zu den "Musikern" zähle, sondern eher zu den Hadwerkern. Man kann sich so aber ganz passabel durch die Stücke mogeln. :oops:
     
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  18. Tom Brady

    Tom Brady Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Paco,

    toller Text mit ausführlichen Erklärungen und Tipps. Auch wenn es mir nicht ganz so wie tango61 ergeht, so kann ich mir hier auch noch einiges herausholen. Danke für die Mühen.

    Gruß

    Tom
     
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  19. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    @bebob99 → das hast Du schön beschrieben, im 'kleinen' gehts mir manchmal auch so. Ich kann ein Parker-Solo in UpTempo nicht prima vista spielen. Geb ich zu.
    Ist auch nicht mein Anspruch, wer dagegen mal Offenbach-Operetten im Orchester subsituriert hat, wird wissen, wie hässlich das werden kann ;-)
    ich spiel seit meinem 4.Lebensjahr Klavier, da kam nach 2Jahren die linke Hand im Bassschlüssel dazu, da gabs keine 'sanfte Pädagogik', da hiess es: so isses!
    Ich habe während meinem Studium dirigieren müssen - da kammen die Tenorschlüssel, die Bratschenschlüssel und das ganze Gedöns dazu,
    wenn Du Partitur lesen musst, wirds richtig heiß um die Ohren! Da half immer nur - mit sehr viel Mühe zu Hause vorbereiten.
    Das beginnt mit 'nem Klavierauszug des Stückes und dann eben die Stimmen sich erschliessen. Trotzdem: ich bin ein schlechter Dirigent. Isso.
    war auch nie mein Ziel. Die Jungs & Mädels, die Strauß, Mahler und Schostewitsch dirigieren, mein ewiges Chapeau.
    Aber zurück zum Problem: leider kann ich letzten Endes auch nur Allgemeinplätze bedienen.
    Wenn ich darüber bisi reflektiere, lauft bei mir halt viel automatisiert ab. Die Finger greifen das einfach. Ich hab nur kurze Aussetzer, wenn ich bei der Klarinette von Deutsch auf Böhm wechsle. Das ist aber auch nur Training.
    Bei mir selbst ist es die 'Rhythmus-Sprache', die mir Handicaps setzt. Tonale Folgen bereiten dagegen absolut keine Schwierigkeiten.
    Und der eine oder andere Abgang - gerade auf dem Pinky-Key, na, den kann man sich halt zu Haus einüben. Beim nächsten Mal wird das 'Pattern' dann abgerufen.
    Bei mir ist es auch eine Frage der Konzentration. Wenn ich eine Schubert-Sonate vom Blatt spielen soll, dann bin ich nach max. 2 Seiten so was von müde mit der Konzentration, also auch das ist ausbaufähig.
    Ich bin der Meinung, Blatt-Lesen/Spielen ist eine sehr vielschichtige Sache und je nach Benutzer werden bestimmte Ebenen mehr und leichter favourisiert, als andere.
    Und man kann es auch noch Coppy-Paste auf andere übertragen.
    Da viele Musiker schon von Kind auf das erlernt haben, 'machen' sie das einfach, aber sie wissen nicht so genau, wie.
    Als Bsp.: ich höre sehr schnell und merke mir ein Stück - wenn ich es aber nicht genau gespielt habe - dann merke ich es mir immer mit dem Fehler drin.
    Schrecklich, denn den zu finden ist dermaßen mühsam..es wäre leichter, immer vom Blatt zu spielen, ich tendiere aber immer - es schnell auswendig zu spielen.
    So hat jede seine Tücken. Es bleibt Arbeit. Bullshit, wer was anderes behauptet.
    Viel Erfolg allen.
    Paco
     
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  20. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Danke, an alle die bis jetzt geschrieben haben,
    Bebop Dir für die offenen Worte.
    Paci , Dreas Danke für die Tipps, ich muss mir das heute Abend in Ruhe durchlesen.

    Nur zu Info, ich bin 57. By the was, das witzige ist, ich tanze recht passabel allemöglichen Paartänze und schreibe am Pc „ 10 Finger blind „ also Taktgefühl und Fingerkoordination sind zumindest in Grundzügen vorhanden.
     
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