Wie sieht für Euch ein fairer Unterrichtsvertrag aus?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied4288, 17.Juli.2019.

  1. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Da sprichst Du mir aus dem Herzen. Es ist zum Mäusemelken, echt. Ich war durch einen zahnärztlichen Fehler von heute auf gleich über ein halbes Jahr geradezu Weg vom Fenster und konnte nicht eine Stunde unterrichten. Ohne familiäre Unterstützung, wüsste ich nicht, was ich getan hätte.
     
  2. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Der Beitrag hält sich in Grenzen, jedoch bekommt man ziemlich wenig Krankengeld und nur nach einer gewissen Wochenanzahl.
     
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  3. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Da hast Du sicher Recht. Allerdings ist momentan die Situation gerade bei Handwerkern eher andersherum, was für die Kunden auch nicht gerade schön ist... :confused:
     
  4. Kannix

    Kannix Ist fast schon zuhause hier

    Bzw. eine höhere (vernünftige) Leistung kostet entsprechend mehr ...
     
  5. Ottokarotto

    Ottokarotto Ist fast schon zuhause hier

    Beim Tonkünstlerverein gibt es einen Mustervertrag für freischaffende Musiklehrer (Link) - dieser ist recht neu, da der vorherige von einem Verbraucherschutzbund abgemahnt worden ist.
    Ist dieser Vertragsentwurf "fair" ? - für Schüler bestimmt, nicht gegebener Unterricht muss zurückgezahlt werden (wenn dieser Passus Teil des Vertrags ist), dass zuviel gegebener Unterricht nachgefordert wird, kommt in der Realität wohl eher selten vor (Lehrer ist nie krank, Schüler ebenfalls nie und die Feiertage liegen alle nicht auf dem Unterrichtstermin)
    Ich meine, dass es durchaus Lehrer gibt, die dieses Konstrukt nicht als fair (für die Lehrer) bezeichnen würden.
    Grundsätzlich gehe ich mit #76 von @saxhornet.

    Vielleicht ist die Frage über einen "fairen" Unterrichtsvertrag aber in diesem Forum falsch gestellt - wenig Lehrende, viele Schüler. Und bei aller Sympathie untereinander, hört die Freundschaft doch oft beim Geld auf ;)
     
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  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Nein der Vertrag ist für Lehrer etwas unrealistisch und nicht praxistauglich (wie allgemein der Tonkünstlerverband bei dem ich Mitglied bin). Es geht nicht darum Schüler abzuziehen aber eben darum, sich auch absichern zu können, daß man nicht verarscht wird und man nicht sozusagen immer auf Abruf parat stehen muss, wie es dem Schüler gefällt. Das würde nur gehen, wenn man dafür dann weniger unterrichtet und dafür deutlich höhere Preise nimmt, die wollen aber die Leute auch nicht zahlen. Also muss man für einen niedrigeren Preis deutlich mehr unterrichten und das geht nicht, wenn dauernd Jemand kurzfristig absagt und man das nachholen muss, wenn das dann jeder Schüler macht artet das aus und endet im Chaos, dafür reichen aber auch schon 5 Kandidaten, die das öfters machen. Man stelle sich vor, der Chef im Angestelltenverhältnis schiebt die Stunden wann man arbeiten soll, wie es ihm passt, da würden alle aufschreien.
    Und ich halte Jazzwomans Frage hier auch für vollkommen fehl am Platz, die Lehrer selber werden kaum hier in allen Punkten aus dem Nähkästchen plaudern und einige von den Leute, die Unterricht nehmen, würden natürlich lieber gerne es für sich so positiv wie möglich geregelt wissen und dann gibt es ja noch die, die Unterricht generell scheisse finden und Lehrer für doof halten. Insofern wird da wenig brauchbares für Jazzwoman rauskommen. Mein Tip für Sie: mache den Vertrag so, wie du es für deine Bedürfnisse benötigst und was du regeln willst damit. Du kennst deine Situation und was mit Schülern passiert ist am besten und kannst am besten beurteilen wogegen Du dich schützen willst, denn ein Vertrag ist immer gedacht für den Moment, wo was schief geht oder klare Regeln nötig sind. Spätestens wenn man ein paar Mal dem Honorar für ein halbes Jahr nachrennen und sich dauernd dumme Ausreden anhören musste, weiss man einen Vertrag sehr zu schätzen.
     
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  7. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Vielleicht hätte ich dazusagen müssen, dass mein Lehrer selbst aktiver Musiker ist und einen eigenen Unterrichtsraum hat - wenn eine Stunde ausfällt, übt er seine eigenen Sachen, bereitet sich auf andere Stunden vor … die Zeit ist für ihn auch nicht verplempert.
    Die Frage war doch nicht: "wie sichere ich möglichst gegen Unterrichtsausfälle ab" sondern "was empfindet ihr als fair?"

    Fair ist für mich ein Verhalten, das auf gegenseitigem Respekt und Toleranz beruht, nicht auf minutengenauer Abrechnung und einer Belehrung, wenn es mal zeitlich nicht passt. Wenn er mal andere Termine hat, akzeptiere ich das, wenn ich kurzfristig auf Dienstreise gehe, akzeptiert er es. Genauso, wie uns beiden klar ist, dass man als Berufstätiger nicht immer so üben kann, wie man gerne würde.
    Ich kann mir vorstellen, dass bei Kindern andere Modelle gefragt sind... bei uns klappt dieses Modell, und zwar schon seit 9Jahren.

    Aber trotzdem Danke für diesen Thread, hat mir mal wieder vor Augen geführt, wie froh ich über meinen Lehrer sein kann - muss mich mal wieder bei ihm bedanken!

    Grüße,

    Wanze
     
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  8. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem


    Wer hat das denn hier mal so gesagt??
     
  9. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Danke, das ist genau, was ich meine. Interessanterweise stellt man fest, dass man mit gegenseitiger Freizügigkeit besser fährt - auch bei 'pay what you want' Angeboten haben schon viele Untersuchungen gezeigt, dass man nicht ausgenutzt wird.

    Aber hallo, das ist doch nichts, dessen man sich schämen müsste. @Rick, bei Dir würde ich jederzeit gern Unterricht nehmen, dass Du es drauf hast, konnte ich ja schon mal in einem Workshop erleben - nur hab ich schon einen Lehrer, und der Weg zu Dir wäre mir doch etwas weit.

    (Hoffentlich wird das jetzt nicht als Werbebeitrag gelöscht ;))

    Wanze
     
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  10. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    natürlich kann man sich bei lloyds für große summen gegen alles versichern...

    :-D
     
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  11. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nun, für die immensen steuern und abgaben, die freiberufler zahlen, gibt es schon eine versicherung: hartz4 !

    es ist nur nicht so leicht, da wieder rund rauszukommen, wenn man nach 3 monaten op reha keine schüler mehr hat, weil sie sofort aus dem vertrag rauskönnen wegen irgendeiner klausel, und bei billigeren jüngeren und gesunderen konkurrenten verkehren.

    wer die PKV zu ende denkt, landet schnell bei soylent green. viel spaß.

    :-D
     
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  12. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ein Privatlehrer ist in der Regel ein 1-Mann Unternehmen. Wenn der Handwerker kommt und 50€ verlangt, müssen Auto samt Ausstattung, Geschäftsführer, Kalkulator, Techniker, Sekretärin, Lager, Betriebsmittel,... (die Liste könnte noch ewig lang werden) bezahlt werden. Insofern kannst du die beiden Stundensätze niemals gleich setzen.
     
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Geschäftsführer, Kalkulator, Techniker, Lager, Sekretärin, Betriebsmittel?

    Du beschreibst einen Betrieb mit Angestellten und hast Recht, dass man das nicht miteinander vergleichen kann. Der Musiklehrer macht das meiste davon in Personalunion. Er kann nicht wirtschaftlicher arbeiten, indem er weiteres Personal einstellt. Das kann ein einzelner Handwerker aber auch nicht.

    Einen Musiklehrer, der sich einen Sekretär leisten kann, würde ich bewundern und fragen, wie er das dahin geschafft hat.
     
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  14. ppue

    ppue Mod Experte

    Das eine beinhaltet das andere: Die Frage war: Wie sieht ein fairer Vertrag aus, der, weil die Schüler in der Regel Erwachsene sind, die Schulferien nicht berücksichtigt. Es war nicht die Frage an die Schüler, was sie als fair empfinden. Die Frage ging eindeutig an die Lehrer.

    Wäre schön, wenn @jazzwoman das im Laufe der Diskussion noch genauer erläutern würde.

    Für mich implizierte es den Wunsch nach einer Abmachung zwischen Lehrer und Schüler, die dem Lehrer eine gesicherte Einnahmequelle garantiert.
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Viele der Handwerker, die ich kennenlernen durfte habe auch keinen separaten Geschäftsführer, Kalkulator, Sekretärin und auch ein Lehrer benötigt einen Raum zum Unterrichten und hat Anfahrtswege und Betriebsmittel.
     
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  16. vmaxmgn

    vmaxmgn Ist fast schon zuhause hier

    Auch wenn ich jetzt hier die Büchse der Pandora öffne... viele der Lehrer und Musiker machen das hier aus Berufung und weil es ihnen Spaß macht. Aber! Wenn ich mich nicht vernünftig absichern könnte im „Falle des Falles“ zB. Krankheit / längerer Krankenhausaufenthalt usw. weil ich es finanziell nicht schaffe, dann würde ich mir einen anderen Job suchen oder ein zweites Standbein aufbauen. Oder ich würde mir einen festen Job an einer Musikschule suchen, wo ich zumindest mit dem Fixum meine Lebenserhaltungskosten inklusive krankheitsbedingter Absicherung bezahlen kann. Alles andere ist doch viel zu riskant. Wie gesagt das ist ein Diskussionsforum und meine persönliche Meinung, auch wenn sich jetzt einige auf den Schlips getreten fühlen.
     
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  17. vmaxmgn

    vmaxmgn Ist fast schon zuhause hier

    Genauso läuft es bei mir auch, der Lehrer hört nicht nach 60 Minuten mittendrin auf, sondern wir machen ein Thema fertig. Wenn ich einen Lehrer hätte, der ständig auf die Uhr schauen würde und 10 Minuten vorher schon der nächste Schüler im Hintergrund sein Saxophon auspacken würde, dann würde ich das ganz schnell sein lassen. Sobald ich das Gefühl bekommen würde, dass es nur ums Geld geht wäre ich weg. Auch die Chemie muss stimmen, deswegen trinke ich mit meinem Lehrer auch ab und zu mal einen Kaffee und esse ein Stück Kuchen und reden über Sachen die ich mir vorstelle. Das bringt manchmal mehr, als jetzt Stur die Zeit durchzuziehen. Ich bin auch sehr froh dass mein Lehrer so ist wie er ist...
     
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  18. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nun, derartige feste jobs gibt es flächendeckend NICHT an kommunalen musikschulen. fast alle arbeiten dort als honorarkräfte. fsd liegt daran, daß in den haushalten musikschule eine freiwillige leistung ist, die jederzeit im haushalt gekürzt werden kann. so geschen in duisburg ... in wuppertal gabs mal unruhe - aber keine einstellung. leider sind die erzielbaren honorare durch eine fehlende syndikative organisation der unterrichtenden viel zu gering, um eine ausreichende absicherung zu finanzieren.

    oder anders gesagt, musik ausüben zu können und dies zu erlernen, müßte überhaupt eine ausreichende wertschätzung genießen.

    nun, da man leider nicht mehr sagen kann "geh doch nach drüben", sind alternativberufe gefragt: mörder, aktienzocker, schönheitschirurg usw.

    :-D
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.Juli.2019
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  19. saxhornet

    saxhornet Experte

    Was für ein Fixum? Die meisten Instrumentallehrer an staatlichen Musikschulen in den Grossstädten sind Honorarkräfte und da gibt es viele, die Hartz IV bekommen. Und die Stellen an staatlichen sind auch noch rar und selbst wenn Du so eine Stelle hast, heisst es nicht, dass du auch halbwegs ausreichend Schüler bekommst.
     
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  20. Yardbird

    Yardbird Schaut nur mal vorbei

    Ich unterrichte an 2 städtischen und 2 privaten Musikschulen. Alles auf Honorarbasis.

    Darüber hinaus erteile ich auch viel privaten Unterricht und spiele regelmäßig Konzerte(wobei die kommerziellen besser bezahlt werden als die jazz Konzerte)

    Das Thema Existenzsicherheit ist als Musiklehrer/Musiker sehr heikel, da Festanstellungen kaum mehr existieren und wegrationalisiert worden sind. (Unsere Holländischen Nachbaren hat es da noch deutlich verheerender erwischt)

    Vertragliche Absicherung ist für mich enorm wichtig, selbst habe ich mich dabei an den Verdi musterverträgen orientiert. (Wöchentlicher Unterricht, außer in den Ferien)


    Wenn die Schüler Stunden absagen, müssen sie vertraglich nicht nachgegeben oder erstattet werden. (Wenn ich sie Absage, aus welchen Gründen auch immer, werden sie immer nachgegeben oder erstattet)

    Aber: ich probiere dabei im Rahmen meiner Möglichkeiten so kulant wie möglich zu sein.
    Wenn es also in meinen Kalender passt, probiere ich die Stunde stets nachzuholen.
    Das funktioniert am besten, wenn jemand mir möglichst frühzeitig Bescheid gibt.

    Wichtig sind mir die Verträge, um mich zur Not juristisch zur Wehr setzten zu können.
    So weit ist es zum Glück noch nie gekommen, aber man hat ein Mindestmaß an Planungssicherheit und kann nachts ruhiger schlafen.

    Alternativ biete ich flexible „5er Karten“ an.
    Diese sind natürlich teuerer, aber vor allem bei Schülern, die sehr fortgeschritten sind oder viel reisen, ist diese Möglichkeit wichtig.

    Die Schüler verstehen das alle und ein gutes Verhältnis zu seinen Schülern ist für mich das aller wichtigste.

    Ein Problem in meiner (groß)Stadt sind meiner Meinung nach junge Kollegen und musikhochschulstudenten, die sich unter wert verkaufen und Stunden ohne vertragsbindung zu ramschpreisen anbieten.
    Andererseits ist der Markt nun mal frei, und man kann sich durch pädagogische Qualität von der Konkurrenz abheben.
     
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