Lampenfieber ... und die Folgen

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Ladida, 4.Oktober.2019.

  1. Ladida

    Ladida Ist fast schon zuhause hier

    Liebe Alle,

    Ich spiele seit zwei Jahren in einer sehr netten Bigband, die auch ab und zu auftritt.
    Das krasse Lampenfieber meiner Jugend habe ich mir abgewöhnt, nur noch leichtes Magengrummeln vorher, aber ich habe statt dessen eine Unkonzentriertheit erworben , so à la „oh, meine Kollegin ist gekommen, ob ihr mein Solo gefällt? Eigentlich mag sie ja ganz andere Musik. Ob es aufhört zu regnen? Oh, jetzt habe ich den Einsatz verpasst. Was war da noch mal, ein f oder fis?“ obwohl ich die Passage hundert mal gespielt habe usw.
    Am Anfang geht es meist noch, aber am Ende eines 45-Minuten-Sets ist meine Konzentration ganz im Eimer.
    Kennt das noch jemand, und wie kann man sich besser auf den Hauptjob fokussieren? Wenn ich denke, jetzt muss ich aber wirklich konzentrieren, denke ich darüber nach, wieso das so schwierig ist, und schon ist der nächste Verspieler da
    Viele Grüße in die Runde
    Ladida
     
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  2. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Das mag jetzt merkwürdig klingen, aber mir hilft tatsächlich Vitamin B mit Magnesium, um meine Konzentration zu verbessern. Und das soll jetzt keine Werbung für Nahrungsergänzungsmittel sein. Ist halt einfach eine persönliche Erfahrung.
     
  3. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Jetzt musste dir das halt auch abgewöhnen. ;-) Es gibt verschiedene Konzentrationsübungen, die dich lernen lassen, dich wenn nötig per Autosuggestion zum Fokussieren zu zwingen. Die bekannteste ist wohl das autogene Training.
     
  4. Ladida

    Ladida Ist fast schon zuhause hier

    Da bin ich anscheinend nicht der Typ dafür, soweit ich es bisher probiert habe. Mein Hirn macht, was es will.
    Aber du hast natürlich recht: abgewöhnen. Hat ja mit dem Lampenfieber bis auf diesen Rest auch geklappt.
     
  5. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Nun, die medizinische Keule wären Betablocker, aber besser wäre es, das Grundproblem anzugehen. Ich kenne das leider sehr gut, habe auch leider sehr extrem damit zu kämpfen. Was mir sehr geholfen hat ist der Beschluss, bei jedem Gig in erster Linie Spaß zu haben, egal was passiert. Die positive innere Einstellung überträgt sich dann auch positiv auf die Angst.
    Das andere ist, es einfach regelmäßig zu machen, geh z.B auf Sessions etc, je öfter Du es machst, desto mehr wird es zur Gewohnheit!
    Ich habe es vor kurzem geschafft, vor meinem Lehrer (den ich als Spieler vergöttere) bei einem Gig einzusteigen und ein schlüssiges Solo zu spielen, ohne dieses totale Blackout zu bekommen, was mich früher oft befallen hat, wo ich nicht in der Lage gewesen wäre, einen Ton zu drücken, wenn jemand gesagt hätte „spiel mal ein G“. Er hat das zu meinem Shock Horror sogar aufgenommen und mir dann vorgespielt, aber es war wirklich ok. Er hatte mir vorher sogar angedroht, er würde mich gleich in Grund und Boden spielen (leicht scherzhaft, aber bei ihm ist immer auch ein Funke Competition dabei). Hat er auch beim nächsten Stück gemacht, aber der Punkt war, dass ich einfach jede Sekunde so genossen habe, dass die Angst völlig in den Hintergrund getreten ist. Und ich weiß, dass wenn sich die Angst vordrängelt, ich mal locker 50% oder noch schlechter spiele..
    LG Juju
     
  6. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ach so, und in Sachen Konzentration nie an den Fehlern haften bleiben, das ist Vergangenheit. Immer im Jetzt bleiben!
    Lg Juju
     
  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    ich schau mir immer wieder mal mit Freude dieses Video an:



    Ich persönlich kenne das natürlich auch, und könnte mich oft ohrfeigen dafür. Einmal hatte ich ein interessantes Erlebnis.
    Ich spiele oft im Konzerthaus in Wien, und vor diesem Konzert hatte ich keinen Parkplatz gefunden, verpasste den Soundcheck und kam ganz knapp vor dem Gig, als schon Einlass war.
    Ich war ohnehin schon völlig fertig, hatte den halben Tag unterrichtet, und dann noch die 160km nach Wien plus das Kreisen bei der Suche, war auf einen Scheißgig mit vielen Fehlern vorbereitet.
    Es kam wie es kommen musste. So wenige Fehler und gute Musik hab ich selten gemacht.

    https://billplakemusic.org/2011/07/20/the-art-of-making-mistakes/

    Cheers, Ton
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4.Oktober.2019
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  8. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hatte ich auch schon. Mir hat geholfen konzentriert auf das zu hören, was die Band macht.

    Wo ist der Bass? Was mach der Drummer? Wie begleitet der Pianist?

    Hinhören......

    CzG

    Dreas
     
  9. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Ich kenne das. Seitdem ich täglich hochdosiert Kelp (jodhaltige Algen) und jeden Morgen einen Löffel Algenöl nehme, bin ich so klar, wie schon lange nicht mehr. Magnesium ist zusätzlich hilfreich. Rosenwurz auch.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4.Oktober.2019
  10. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das kann. Sie kann sich aber allgemein schlecht konzentrieren und ist abgelenkt mit den Gedanken.
     
  11. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Das Problem ist, wenn man anfängt, beim Spielen zu denken. Bloß nicht! Vertrau darauf, dass Du das alles kannst, und genieße es. Im Flow. So als ob Du draußen stehen würdest und nur zuhörst, und jemand anderes spielt Deinen Part.

    Wenn mir das gelingt, ist es super. Einmal hatten wir richtig gutes Monitoring, ich konnte mich im Monitor hören und stellte mir vor, dass da jemand anderer spielt. War fantastisch.

    Allzu oft kommt es anders. Letztlich bei einem Auftritt mit einem Quartett. Die ersten beiden Stücke liefen super. Und ich begann zu denken "Unglaublich, wie super es heute läuft! Kann ja eigentlich gar nicht sein". Und dann war es auch vorbei ...
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.Oktober.2019
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  12. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    Ich glaube, das ist das Wichtigste. :)
     
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  13. GelöschtesMitglied7838

    GelöschtesMitglied7838 Guest

    Oje, das kenne ich so gut. Ich habe mich während des Spielens bei Auftritten in die absurdesten Sachen gedanklich verrannt. Komischerweise ist es seit einem Jahr viel besser geworden, und zwar nach einem Total-Blackout in einer emotionalen Extremsituation. Nicht, dass ich mittlerweile viel besser spielen würde, aber ich bin zufriedener. Mittlerweile mache ich die Augen zu beim Solieren und kann ganz gut versinken. Auch schäme ich mich nicht mehr, wenn ich Aufnahmen von mir sehe oder höre. Das empfinde ich als enorm befreiend.

    Das von dir zitierte Autogene Training kann, ebenso wie Meditation, helfen, das Denken auszuschalten und einem anderen Bereich deines Selbst (und der Musik) die Führung zu überlassen. Vielleicht tun sich "verkopfte" Menschen da generell schwerer.

    :top:
     
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  14. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Das ist ein großartiger Rat. Was machen die, die nicht alles können? Wenn ich wüsste, dass ich es kann, müsste ich nicht nervös sein.

    Demnächst wird es wieder so weit sein. Vor dem Herbstkonzert habe ich keine Angst. Da bin ich einer von 40 und nur sehr wenig solistisch. Wenn ich mich in einem Lauf verhasple bei dem 20 andere besser spielen als ich, macht das nicht so viel aus.

    Mein Waterloo ist der Einsatz im Sax Quartett. Die Stücke sind zusätzlich zu den Konzert Stücken. Bei ein paar davon traue ich mir zu, halbwegs mit einem blauen Auge durch zu kommen. Aber der Rest ist völlig unmöglich. Absagen geht nicht und ICH kann mir nicht 20 jazzige Nummern bis Weihnachten stilsicher drauf schaffen. Meine Kollegen und -innen sind dagegen richtig gut. Die haben kein Problem damit. Ich krieg also die hilfreiche Ermunterung "musst Du Dir vorher noch einmal anschauen, dann geht das schon".

    Nun, das Vertrauen ehrt mich natürlich, aber im Quartett gibt's keine Schonzeit. Ich werde also im Panik Modus spielen. Nicht OB ich es versemmle, nur wie lange ich durchhalte, bis mein Versagen offensichtlich wird.

    Klinge ich nervös? :nailbiting:

    Mir ist schon die Vorstellung völlig fremd, dass "es" einfach spielt, und ich nur machen lassen muss. Ich lese das immer wieder und es erschreckt mich ein wenig. Ich komm mir vor wie ein Blinder, dem jemand erklärt, man muss den Regenbogen doch nur ansehen um ihn zu genießen, während ich noch verzweifelt versuche mir eine Vorstellung davon zu machen was "Farbe" denn überhaupt ist. Um bei der Analogie zu bleiben könnte ich einen Regenbogen malen, weil ich mich erinnere in welcher Reihenfolge die Farben im Malkasten sortiert sind und dass ich dafür vielleicht der Reihe nach die 4., die 7., die 12. und die 15. Farbe nehmen muss. Aber einfach ein Bild zu malen, das ich in meinem Inneren sehe - was den für ein Bild??

    Und doch es wird irgendwie vorüber gehen und danach sehen wir weiter. :confused:

    Es besteht aber eine faire Chance, dass sie mich entweder steinigen oder ich von alleine mittendrin tot umfalle. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich es genieße geht dagegen gegen Null.

    Falls ich mich also bis Neujahr nicht wieder melde, könnt Ihr mir ein Requem spielen. :cool:
    Falls ich überlebe werde ich berichten. :bag:
     
  15. Ladida

    Ladida Ist fast schon zuhause hier

    Vielen Dank erstmal für die Antworten und die Links!
    Es tut schon mal gut zu hören, dass auch andere sich damit herumschlagen. Oder schlugen.
    Beim Solo hatte ich die Probleme übrigens nicht, obwohl ich da Lampenfieber hatte. Immer noch ein komisches Gefühl, aufzustehen und zu sagen, jetzt spiele ich, obwohl ich weiß, dass ganz viele um mich herum es besser könnten. Trotzdem kann ich mich da auf den Moment einlassen.
    Und ich höre auf die Band! Leider zu viel. Ich höre zum Beispiel die Posaunen besser als in der Probe, weil wir da anders stehen. Ach, das spielen sie? Interessant. Heute soliert eine andere Trompete, aha, sie spielt nicht das ausnotierte Solo, sondern, oh shit, die Backings, ah, wo bin ich? So in dem Stil.
    Dass Lampenfieber von anderem Stress minimiert wird, habe ich auch schon erlebt. Ich weiß aber nicht mehr, ob ich dann besser gespielt habe.
    Und ich bin garantiert zu wenig im Moment, aber das scheint mir im Bigbandsatz auch nur zum Teil zu funktionieren, ich muss ja immer schon ein paar Takte vorausdenken, da capo, coda, wieviel Solisten, etc. Vielleicht bin ich einfach überfordert. Vielleicht sollte ich damit anfangen, die Fehler gleich wieder loszulassen, und jedenfalls nicht auch noch gleichzeitig ein paar Takte zurück denken.
    Und ich glaube, dass sich das nur durch Auftritte üben lässt, weil Proben viel zu entspannt sind.:)
    Schönes Wochenende!
    Ladida
     
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  16. Gelöschtes Mitglied 11989

    Gelöschtes Mitglied 11989 Guest

    Üben, Üben, Üben, Üben, üben......

    ;)last
     
  17. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Hi Ladida,

    das, was Du beschreibst, kennt in unterschiedlicher Intensität vermutlich jeder.

    Ich glaube an dem, was JuJu sagte, ist vieles richtig. Viel öffentlich spielen, damit eine gewisse Routine Einzug hält.

    Ich war früher auch extrem zappelig vor einem Gig; das ist einer positiven Anspannung gewichen, die ich auch brauche, um gut zu spielen.

    Du bist erst zwei Jahre in der Band - da geht noch viel ...

    So long
    Stevie
     
  18. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Moin,
    wenn ich das "Problem" von @Ladida richtig analysiere, geht es nicht um's "Können", sondern eher um das, was sich bei mir manchmal so äußert, dass ich beispielsweise Stücke prima vista fehlerfrei spiele, beim nächsten Mal aber Fehler mache.

    Ich denke, dass man sich die Konzentration auch teilweise antrainieren kann. Wenn man beim Üben niemals zu schnell beginnt ("Fehler sind egal", passiert ja nix), sondern immer so langsam spielt, dass man die Zügel fest in der Hand hat. Es ist sozusagen auch im Training immer "auf'm Platz".
    Mir hat das viele Aufnehmen da auch sehr geholfen.

    Du spielst beim Gig so wie Du übst....
    Denkt an den Witz, wo der Musiker beim Gig gefragt wird, wie er so gut spielen kann, obwohl er ja offensichtlich völlig betrunken ist. Die (traurige) Antwort darauf ist: "Ich übe auch betrunken".

    Cheers, Ton
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 5.Oktober.2019
    Supersol, Rick und kokisax gefällt das.
  19. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Mit Sicherheit!
     
    Rick und pth gefällt das.
  20. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Meditation, Joga, Tai Chi... helfen im Hier und Jetzt anzukommen. Nicht nur für Musiker.
     
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