Warum machen wir Musik?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Thomas, 13.Mai.2020.

  1. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Rick
    Diese These wird in dem RBB-Film (siehe Link in #234) in einer wissenschaftlichen Versuchsreihe widerlegt.
    VG
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Sorry, aber man kann nicht "widerlegen", dass es aus dem Mittelalter viele fröhliche Lieder in Moll gibt, auch manche mutmachenden Spirituals sind in Moll ("Moses fit the battle of Jericho"), viele Rock- und Pop-Songs sind in Moll, und sind etwa "We will rock you" von Queen oder "Oye como va" von Tito Puente traurig? ;)

    Ich gebe Dir gerne Recht darin, dass Tempo und Lautstärke universal ähnlich empfunden werden, nichts anderes sagt auch Dein Film aus - aber Dur und Moll sind nur bei uns entsprechend konnotiert.

    (Übrigens darfst Du mir ruhig auch mal zustimmen und nicht nur nach Widersprüchen suchen, denn in Deinem RBB-Film wird sehr viel bestätigt von dem, was ich in meinen letzten Beiträgen geschrieben habe. In meinem Studium habe ich u. a. ein Seminar zu Musikpsychologie belegt und für mein Referat über "Einstellungen zu Musik" die Note 1 erhalten.) :cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 7.Juni.2020
  3. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Rick
    Der Lerneffekt, nicht Dur oder Moll, wird in dem Versuch in Kamerun widerlegt.
    Die Ureinwohner hören zum ersten mal die Klaviermusik und ordnen sie dem passenden Gesichtsausdruck
    -fröhlich-traurig- oder ängstlich auf den Fotos richtig zu.
    VG
    Sorry, zum Lesen komm ich ja kaum noch. Ist schon wieder soviel geworden !:)
     
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  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    "Musik wird oft nicht schön gefunden,
    Weil sie stets mit Geräusch verbunden."
    (Wilhelm Busch)
    http://www.gavagai.de/zitat/literatur/deutsch/HHC178.htm

    Natürlich reagieren Tiere auf Musik, weil Musik eben Geräusch ist, und sie auf Geräusche reagieren - in der einen oder anderen Weise. Die Reaktion von Katzen auf Gesang habe ich bereits erwähnt. Papageien und Pferde reagieren auf einen klaren "beat", indem sie sich bewegen - oft nicht genau im selben Tempo. Ein "beat" ist aber noch nicht Musik.
    Das auch einmal erwähnte Schimpansen-Experiment zeigte wiederum, dass ihnen die Harmonien völlig powidl waren.

    Das ist dann nur noch Weiterentwicklung. Die Basis sind freilich die ganzzahligen Schwingungsverhältnisse. Die uns Menschen faszinieren - warum auch immer.

    Und das brächte mich zu einem "notwendigen" Merkmal von Musik, das sich letztlich dann wohl doch nicht durchhalten lässt: der Bezug zu den Tonleitern bzw. Schwingungsverhältnissen. Wobei das vielleicht nur eine Frage der richtigen Formulierung ist, denn Abweichungen von den zwölf Halbtönen haben ja üblicherweise doch einen Bezug zu denselben und stehen nicht zusammenhanglos da...

    Warum ich das schreibe: irgendwelche Töne hat der Mensch schon immer von sich gegeben - das "Einrasten" auf jene Intervalle, also dass man bewusst solche Töne nimmt, die auf der Tonleiter liegen, und nicht irgenwelche höheren oder tieferen - das wäre entsprechend auch ein menschlich/ musikalisches Merkmal.
    (Wenn Vögel bestimmte "saubere" Intervalle benützen, mag das ja auch anatomische Gründe haben, weiß ich aber nicht)
    Denn bei einer Definition für Musik a la "rhythmisch und harmonisch geordnete Klänge" werden unsere Tonleitern ja stillschweigend vorausgesetzt - es schadet nicht, das auch ausdrücklich zu erwähnen.

    Das freilich, aber es muss ja ein Reiz da sein. Wenn Töne/ Melodien keine Relevanz hätten, wäre das Kind davon nicht mehr fasziniert, als wenn die Frau einfach nur geredet hätte.

    Das geht jetzt so richtig an dem vorbei, was ich geschrieben habe...

    Das geht jetzt... siehe oben.

    Ja, genau, Du weißt, wann und wie ich welche Sender höre...:rolleyes:

    Soweit so halbwegs allgemeingültig...

    Kann man kaum widersprechen.

    Was hat jetzt "Aneinanderreihen von Tönen" mit harmonischen Akkorden zu tun?
    Und wie stellst Du Dir eine "erste" oder "einfachste" Musik vor, wenn nicht aus ein paar aneinandergereihten (also hintereinander, falls das nicht klar war) Tönen oder von mir aus Klängen?

    "Harmonisch geordnet" bezieht sich, wie oben erwähnt, implizit irgendwo auf die ganzzahligen Schwingungsverhältnisse (die bei "wohltemperiert" dann auch wieder nicht so ganzzahlig sind), und ob die "erste Musik" sich daran hielt... ich halte es für wahrscheinlich, da es bei allen kulturellen Unterschieden in den Harmonien eine globale Gemeinsamkeit zu sein scheint, aber von mir aus nicht einmal zwingend. "Geordnet" aber allemal. Also dass Tonhöhen bewusst gewählt wurden, um der Tonhöhe willen, nicht, weil man halt zufällig in der Tonlage schrie, weil einem gerade was auf die Zehen gefallen ist.

    Töne hat der Mensch immer schon von sich gegeben, und noch viel mehr Töne gehört, von anderen Tieren, und auch vom Wind, und von Gegenständen, die geklimpert haben. Hab neulich am Strand ein paar dünne, längliche Steine gefunden, die "klingen" - halt sehr hoch...
    Töne/ Laute hat der Mensch von sich gegeben, um zu kommunizieren.
    Und an irgendeinem Punkt seiner Geschichte hat er sich gedacht, das bestimmte Intervalle "schöner" klingen als andere, und da könnte man daraus was machen. Und dass er was daran findet, scheint eine menschliche Eigenheit zu sein. Hätte er nicht gebraucht - sämtliche Kommunikation und sämtliche Riten wären auch ohne "harmonische Intervalle" gegangen. Nicht einmal beim Fußball schauen braucht man sie notwendigerweise.
    Aber der Mensch benützt sie und entwickelt sie immer weiter, als wäre das was Wichtiges.
    Gäbe es Musik, wenn der Mensch nichts an harmonischen Intervallen fände? Schauen wir bei den Tieren: soweit wir sehen, nein.
     
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  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Musik ist zu großen Teilen kein Geräusch, sondern Ton.

    Warum? Warum singen wir denn im Primabstand, oder im Oktavabstand? Warum lieben wir die Schusterterzen? Warum werden die in der Krimimusik so selten eingesetzt, sondern da eher das "Teufelsintervall" oder die kleine Sekunde? Wir schalten uns gleich oder drücken Zerrissenheit aus. Kann man mathematisch begründen.

    DIe Mehrstimmigkeit ist eine Weiterentwicklung, die viel mit ganzzahligen Schwingungsverhältnissen zu tun haben, ja. Damit haben sich die Affen noch nicht beschäftigt. Die Sache ist ja auch recht neu, wie ich schrieb. Von den ganzzahligen Verhältnissen sind wir dann wieder weg gekommen und berechnen den Halbton heute durch den Faktor 12. Wurzel aus 2.

    Vergleicht man unsere gleichschwebend temperierte Leiter bzw. deren Centwerte (100,200,300,400,...) mit den Centwerten der Shruti der Inder, so haben die Systeme keine gemeinsamen Intervalle.

    upload_2020-6-7_18-48-14.png

    Das hat also nur bedingt gewisse ähnliche Eigenschaften. In Indien hat sich lange keine echte Mehrstimmigkeit entwickelt, dafür ein ungeheures Gefühl für Mikrointervalle, denen die verschiedenen Gefühle zugeordnet sind. Die können wir Europäer allerdings nicht begreifen und stehen der Musik ähnlich nah wie der Schimpanse Helene Fischer.

    Prime, Oktave, Quart und Quinte sind allerdings auch in den Ragas die Basisintervalle.
     
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  6. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Danke auch für die links - jetzt wollte ich mir das gerade anhören, aber die "playlist" fängt mit der Zugabe an, es ist aber auch keine umgekehrte Reihenfolge - in welche Reihenfolge gehört das denn?
     
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  7. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @visir
    ja, das ist seltsam angeordet in YT. Habe ebend nochmal kurz reingehört.
    Becker baut seinen Vortrag an Hand von Bildern auf, die sind natürlich in seiner Show zu sehen.
    Ich hatte vor Jahren alles im TV gesehen, insofern funktioniert's für mich heute auch ohne Bild.
    Aber -nur Ton- .... musst du versuchen, ob sich's erschliesst.

    - Nr. 1 tatsächlich die Zugabe nach den zwei Stunden Program
    - Nr. 4 ist der reale Anfang
    - Nr. 3 ist der Wiedereinstieg nach einer Pause

    Meine Empfehlung, auch wg. Bezug zu -unserem Thema-
    in - Nr. 10 und Nr. 11 reinhören.
    Viel Spass !
    VG
     
  8. Rick

    Rick Experte

    Dieses sowie ähnliche Experimente kenne ich: Die Testpersonen, die möglichst keinen vorherigen Kontakt mit europäischer/westlicher Musik hatten, haben Tempo und Lautstärke (Intensität) der Beispiele den Gesichtsausdrücken meistens richtig zuordnen können, jedoch konnten sie mit der rein europäischen "Tonleitergeschlechtlichkeit" nichts anfangen.
    Dass Moll explizit "traurig" sein soll, haben wir durch die entsprechende Verwendung in Bühnen- und Filmmusik gelernt, nichts Anderes hatte ich geschrieben.
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Du definierst schon wieder Musik nur nach Deinem eigenen Bild, doch es gibt auch sehr viel Musik auf der Welt, die sich nicht um unsere 12 Halbtöne dreht, @ppue hat ja schon das Beispiel Indien angeführt.
    Tatsächlich ist unser heutiges Tonsystem nicht nur recht jung, sondern auch relativ grob, fast alle anderen Musikkulturen verfügen über feinere Tonschritte.

    Außerdem lieben wir den "nackten" Ton, möglichst Richtung Sinuswelle, was von vielen anderen als "kalt" empfunden wird. Die arabische Musikwelt liebt hingegen die "Arabesken", also Tonverzierungen, da wird der "richtige" Ton möglichst viel umkreist und ausgeschmückt, das ist in Richtung Orient sogar allgemein üblich.

    Nun, wie hast Du anfangs geschrieben: Es ist eine Erzählung, kein Tatsachenbericht. ;)

    Ich habe von den MEISTEN Sendern geschrieben. Und was ich über Pop-Songwriting ausgeführt habe, gilt auch für populäre Klassik, allgemein für jede Melodie, die "ins Ohr geht", das ist eine musikpsychologische Tatsache: Wenn uns eine Mleodie auf Anhieb gefällt, dann haben wir so etwas schon einmal (ähnlich) gehört und verbinden angenehme Erinnerungen damit.

    Ich bin bei meiner ersten Orchesterkomposition schon selbst darauf reingefallen: Da habe ich ellenlang ein bestimmtes Motiv "gefeiert", doch erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass es eine Sequenz aus der Filmmusik von "Lawrence von Arabien" war...
    (Glücklicherweise hat der Dirigent damals das Werk mit den Worten "Das kannst du besser" abgelehnt, ich habe dann ein neues, wesentlich originelleres (und damit weniger "eingängiges") geschrieben, was auch zur Aufführung kam.)

    Das war eine Aufzählung:
    Und die "Aneinanderreihung von Tönen" ist nur ein Bruchteil aller Musik, harmonische Akkorde gibt es erst seit wenigen Jahrhunderten, das alles hat nichts mit den Ursprüngen der Musik zu tun!

    Was ich meinte:
    Musik kann auch monoton sein, also nicht auf vielen unterschiedlichen Tönen beruhen. Und die Harmonien, Akkorde, die uns heutige Europäer oft so sehr berühren, beruhen auf Polyphonie, also Mehrstimmigkeit, diese ist aber, wie ebenfalls von @ppue erwähnt, vergleichsweise sehr jung und ein ursprünglich rein europäisches Phänomen.

    Wie gesagt: Es GIBT Musik ohne harmonische Intervalle. Aber das ist eben eine Frage der Betrachtungsweise. :)
     
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  10. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das ist den Tieren eben schnuppe.

    Mathematisch ja, aber was kümmert es den Menschen, im Gegensatz zu den Tieren?

    Dann ziehen wir uns halt auf die grundlegenden Intervalle zurück, genügt auch.

    Hab ein paar mehr gehört, vor allem den Anfang, weil ich wissen wollte "woher er kommt". Gut, das ist Kabarett, ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Der Gedanken "wer Kunst (= Überflüssiges) macht, hat Reserven" ist zwar interessant, erklärt aber auch nicht, warum uns Kunst gefällt. Weil wenn jemand - aus überflüssigen Kapazitäten - was macht, was einfach keinen interessiert, dann wird er wohl einfach nur für dumm gehalten, oder so.

    Die Grundharmonien gelten aber wohl auch dort, siehe oben. Wie gesagt, lassen wir einmal unsere zwölf Halbtöne. Feinere Tonschritte werden sich letztlich auch wieder irgendwo auf Grundharmonien beziehen.

    Ja, der "richtige" Ton wird umkreist, und nicht einfach irgendeine schräge Tonhöhe angeschlagen, ohne Bezug zu einer Harmonie...

    Du triffst hier völlig ungerechtfertigte Annahmen. Du hast keine Ahnung, was mich anspricht und was nicht, schwadronierst aber mal kräftig.
    Ich hab ganz bewusst keinen Musikstil dazugeschrieben, dass es nicht heißt "jaaa, bei diesem Musikstil", und jetzt kommst Du mit sowas. Lass es einfach einmal gelten, dass einem auch was neues gefallen kann. "Neu" muss ja nicht "außerhalb jeder bisherigen Erfahrung" sein, aber das ist noch lange nicht "derselbe Käse in neuer Verpackung", wie damals Modern Talking, die mir bei der dritten Variante schon beim Hals rausgehängt sind.

    Du meinst, bei Davids (also der aus der Bibel) Zwölfsaiter waren alle Saiten auf denselben Ton gestimmt?
    Blöde Bemerkung, aber ich verstehe hinten und vorne nicht, was das, was Du da schreibst, soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du ernsthaft meinst, dass z.B. in der Frühzeit der Musik oder generell in einfachster Musik nicht mehrere Töne benützt worden sein soll, zumindest wenige, wenn man doch schon in der Sprache verschiedene Tonlagen benützt und von den Vögeln immer schon die verschiedensten Töne gehört hat. Warum sollte sich der Mensch dann auf einen Ton beschränken?
    Oder was meinst Du da wirklich?
    Dass man auch monoton etwas Musikartiges machen kann, ändert ja daran nichts.
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Hm, wir reden schon wieder aneinander vorbei.
    Wir mögen in unserer Kultur zumeist klar definierte Töne, doch das ist im Orient eben anders, da wird selten ein bestimmter Ton länger ausgehalten.

    Ein Beispiel (das ich wohl schon mal irgendwo im Forum erwähnt habe):
    1986 haben mich Exil-Iraner, die ich bei Straßenmusik kennen gelernt hatte, zu einer persischen Neujahrsfeier eingeladen, bei der auch ein "Starsänger" auftreten sollte. Ich ging dorthin, und mein Freund fragte mich, wie ich den Sänger fände. Ich tat meine Enttäuschung kund: "Der kann ja nicht einmal einen Ton halten!" Mein Gegenüber, selbst Musiker (Gitarrist), lachte: "Was meinst du mit "Ton halten"? Das, was für dich ein unsauberer Ton war, ist für uns eine ganze Melodie!"

    Nein, das meinte ich tatsächlich nicht. Aber wir wissen wirklich NICHTS über die "Ur-Musik" oder wie und warum sich die Musik entwickelt hat, schließlich gibt es schon seit vielen Jahrtausenden Menschen, deren Geschichte zum allergrößten Teil nicht überliefert ist.
    Und viele Spekulationen haben sich nachträglich als falsch erwiesen, gerade vor dem Hintergrund der vermuteten "Evolution der Kultur". Früher waren Menschen nicht unbedingt "primitiver", auch bereits vor unserer Antike gab es "Hochkulturen", von denen nur noch einzelne steinerne Reste zeugen, wenn überhaupt, aber die Menschen haben damals Bauwerke geschaffen, von denen wir erst allmählich zu verstehen beginnen, wie sie das überhaupt zuwege gebracht haben KÖNNTEN.
    Die alten Griechen kannten bereits Magnetismus, fließenden Strom und haben komplexe Apparate gebaut, vieles davon geriet zwischendurch in Vergessenheit. Und anderswo war man auch nicht dümmer!

    Aber wie klang ihre Musik?
    Wir kennen die Aufzeichnungen von Pythagoras mit den Schwingungsverhältnissen, aber war das nur die Spinnerei eines einzelnen Philosophen oder wurde das in der allgemeinen Musik tatsächlich angewandt?
    Wir können Mutmaßungen anhand heutiger Musik darüber anstellen, doch WIE man damals wirklich sang und klang, wissen wir einfach nicht.
    Es gibt Bilder von antiken Instrumenten, manche wurden auch bei Ausgrabungen gefunden, doch wie idealisiert waren die Bilder?

    Wenn ich mir manche heutigen Saxofon-Karikaturen anschaue, kann ich mir nicht vorstellen, dass man anhand dessen ein funktionierendes Sax bauen könnte. ;)

    Tja, warum?
    Der Volksliedforscher Hugo Riemann hat einmal die These aufgestellt, dass Musik im Gebirge melodisch viel weiter geschwungen sei als in flachen Landschaften, so als ahme man in der Musik das nach, was man vor Augen hat. Typische Beispiele sind der Alpenjodler und die auf wenige Töne beschränkte Musik in der Tundra.
    Wenn ich die aktuelle Popmusik höre, kommt es mir angesichts des sehr begrenzten Tonumfangs fast so vor, als würden die Songwriter alle im Flachland hausen. :-D
     
  12. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Ich bin raus aus dem Disput.
    Experimente werden angezweifelt, .... es liegt an Laustärke und Tempo ...
    Keine Ahnung, ob der Wissenschaftler die Lautstärke zwischen seinen Klavierbeispielen verändert hat.
    Mir ist die Aussage des Experiments wichtig. Die heisst für mich:
    Es gibt eine "archaische" Verbindung zwischen "Mensch und Ton". Und die existiert unabhängig von sozio/kulturelle
    und sonstwas für Lern- und Erfahrungswerte. Die sind vorhanden, aber im Rang nachfolgend.
    Becker bringt ein Beispiel aus der Tierwelt. Das schöne Federkleid des Pfaus und die Funktionslosigkeit des überlangen Schwanzes. Es -assoziert- mehr "Kraft als bei den Anderen".
    "Ich bin so potent, ich kann mir diesen sinnlosen Quatsch (Federschmuck. Kunst. Schönheit) leisten"
    Wie man da mit .... wird für dumm gehalten ... argumentieren kann ??
    Ich wünsch' euch weiter frohes Diskutieren !
    VG
     
  13. visir

    visir Gehört zum Inventar



    offenbar

    ja, und? Soll er um den Ton kreisen. Aber dieses Kreisen bezieht sich immer noch auf einen bestimmten Ton, der wiederum (sofern nicht selbst Grundton) in harmonischer Beziehung zum Grundton steht.

    Also? Spekulieren wir munter drauf los, wie Du es hier teilweise tust? Vielleicht dies, vielleicht jenes...
    Oder schauen wir nicht lieber, was denn der aktuelle Wissensstand (der Forschung!)ist, weil der immer noch das beste ist, was wir diesbezüglich haben?
    (und im Sinne von "Schwarmintelligenz" oder vielmehr "Schwarm-Wissensstand" dient die Diskussion hier, den Wissensstand verschiedener Teilnehmer zusammenzuführen - dies oder jenes kommt ja daher)

    Ist da mehr dran als Mythos?
    Dass manches Wissen verloren gegangen ist, ist bekannt, aber Elektrizität...

    Dazu gibts Forscher, die daran arbeiten, das herauszufinden. Da gibts Leute, die beherrschen ihre Methoden so gut wie <bevorzugter Saxophonstar> sein Instrument.

    Hab da jetzt auch reingeschaut: genau, da ging es ja eben nicht um "Dur" und "Moll", sondern um komplette Musikstücke mit eben einem bestimmten Charakter.

    Was in dem Video auch interessant ist: das limbische System entscheidet, ob die Musik angenehm ist, und schüttet ggf. Dopamin aus.
    Jetzt könnte man sich denken, ausgerechnet das archaische limbische System, aber
    https://de.wikipedia.org/wiki/Limbisches_System
    da spielen eh viele andere Teile des Gehirns auch mit.
    Aber welche Kriterien für "angenehm" gelten, ist jetzt wieder genau die Frage.

    Weil man hier vielleicht auch nicht Mensch und Tier vergleichen darf? Weil der Mensch Verhalten reflektieren kann, das Tier nicht?
    Zugleich ist der Schwanz eines Pfauenmännchens keine Tätigkeit...
    Das "ich hab Reserven" steht ja außer Frage, aber wie sich das ausprägt, wird beim Menschen anders, komplexer sein als beim Tier.
    Und dann ist das jetzt auch nur der Einsatz von eben z.B. Kunst, um die Reserven zu zeigen. Reserven kann man auch anders zeigen, z.B. in Luxusgütern. In dem Kabarett wird der Porsche Cayenne erwähnt, genau in diesem Zusammenhang. Also dafür brauch ich Kunst nicht. Aber Kunst eignet sich auch dazu. Weil sie gefällt. Daher die Frage, warum sie gefällt... womit wir wieder beim Thema wären.
     
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  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    In der indischen Musik z. B. gibt es keine Harmonien, nur Melodie und Rhythmus.

    CzG

    Dreas
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Wer hat hier etwas angezweifelt?
    Ich habe Deinen Film angeschaut, und wie Visir ja richtig schrieb:

    Außerdem kenne ich, wie gesagt, dieses Experiment, und weiß deshalb, dass die Stimmung der Stücke anhand von Tempo und Spielweise zugeordnet wurde, während Dur und Moll unerheblich waren.
    Wann glaubst DU mir endlich auch mal etwas? ;)

    Tja, dann hast Du meiner Ansicht nach den Zusammenhang nicht verstanden, denn global ist allein die Art und Weise, wie man beim Vortrag (Interpretation) Stimmungen erzeugen kann, eben gerade nicht mit bestimmten Tönen oder Tonfolgen - deren "Wirkungen" sind sozio-kulturell "erlernt".

    Habe ich schon mal erwähnt, dass ich mich u. a. genau mit diesen Fragen während meines Studiums der Musikwissenschaften beschäftigt habe?
    So viel zum Thema "Wissenschaft wird angezweifelt".

    Für mich war das kein Disput, sondern nur eine Klarstellung/Korrektur von Missverständnissen.

    Außerdem betreiben wir hier ja, wie @visir zutreffend schreibt, eine Art "Brainstorming", wir tragen Ansätze und Betrachtungsmöglichkeiten zusammen und tauschen uns darüber von verschiedenen Seiten her aus, und zwar in einer dialektischen Weise, indem man Argumente und Gegenargumente vorträgt und schaut, was zum Schluss als "Synthese" stehen bleiben kann.
     
    Zuletzt bearbeitet: 8.Juni.2020
  16. Rick

    Rick Experte

    Das ist das Missverständnis, das ich mit meiner Anekdote vom iranischen Sänger beschreiben wollte: Für MICH war es ein Kreisen um den Ton, für meinen Freund war es eine Melodie in Mikro-Tonschritten.
    Es ist nun mal sehr schwierig, die Musik und deren Regeln einer fremden Kultur wirklich zu verstehen.
    Ich bin zugegebenermaßen nicht der Experte für das Thema nicht-europäische Musik, aber mir haben orientalische Musiker bei den seltenen Gelegenheiten, wenn ich mal mit einem ins Gespräch kam, bestätigt, dass sie völlig anders "ticken" als wir, fängt ja schon in der Rhythmik an, bei Tonleitern, Intervallen usw. wird es dann für Europäer völlig bizarr.

    Nichts anderes mache ich doch die ganze Zeit!
    Du stellst Fragen, ich bemühe mich, sie zu beantworten nach allem, was ich weiß, @ppue ebenfalls, und wir beide berufen uns dabei auf den aktuellen Forschungsstand und die heute gültigen Definitionen von Musik.

    Ich bezog mich auf einen Bericht in einer TerraX-Sendung von Prof. Harald Lesch zum Thema "Verlorenes Wissen". Es gibt die so genannte "Bagdad-Batterie", von der einige überzeugt sind, andere bezweifeln, dass der Aufbau tatsächlich der Stromerzeugung dienen sollte. Allerdings vermuten einige Forscher, dass man bereits in der Antike über die Technik des Galvanisierens verfügte, das Wissen könnte theoretisch vorhanden gewesen sein.
    Wie gesagt, wir können nur spekulieren.
    Aber: die Menschen früher waren prinzipiell genauso intelligent wie wir, doch es ist vieles nicht mehr überliefert, weil durch Kriege und Katastrophen die größten und wichtigsten Bibliotheken der Weltgeschichte zerstört wurden und so sehr viel Wissen verloren ging. Was wir heute noch haben, ist nur ein Bruchteil dessen, was es an Aufzeichnungen und wissenschaftlichen Schriften gab.

    Nein, ehrlich, bist Du sicher? :-D
    Wie erwähnt, auf deren Erkenntnisse und Forschungen beziehe ich mich ja laufend, weil mich die Geschichte, besonders Vor- und Frühgeschichte, sehr interessiert.
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Hier noch interessante Beiträge zum Thema "Interkulturelle Wirkung von Musik":

    Für @visir :
    Das Experiment zeigt, wie sehr sich Musik, oftmals schon ganz früh, ins Gehirn einprägen kann. So auch bei den vielen hervorragenden asiatischen Musikern, die ein Feingefühl für europäische Musik entwickelt haben: Sie wurden von Kindheit an mit dieser Musik groß – die Musik der eigenen Kultur spielte bei ihnen nur eine untergeordnete Rolle. Anders ist es bei Menschen in Indonesien beispielsweise, die bisher nichts mit westlicher Musik verband: Europäer, die in Jakarta leben, tun ihren einheimischen Nachbarn akustische Qualen an, wenn sie eine Beethoven-Sinfonie laut abspielen. Auf uns wiederum wirkt eine indische oder indonesische Komposition unweigerlich fremd – die andersartigen Tonleitern haben wir niemals in Form von Kinderliedern geübt.

    Quelle: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/01/Psychologie-Musik/komplettansicht


    Speziell für @bthebob :

    „Musik ist eine Sprache, universelle Sprache, mit der man nur etwas über den Erregungsgrad aussagen kann, und es wird sehr schwierig noch weitere Informationen darüber zu kommunizieren.“


    Gefühle schwer messbar
    Musik kann also kulturübergreifend körperlich stimulieren. Dabei spielen besonders die Tonhöhe, das Tempo und die Klangfarbe eine Rolle, wie Egermann und seine Kollegen herausfanden. Ob sie dabei positive oder negative Gefühle mit sich bringt, hänge dagegen ab von individuellen Assoziationen und Eigenheiten des jeweiligen Kulturkreises.

    Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/musi...en-hoeren.1148.de.html?dram:article_id=310815
     
    Zuletzt bearbeitet: 8.Juni.2020
  18. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das widerspricht sich doch nicht!

    Vielleicht...

    ach so...

    Da wäre ich mir nicht so sicher:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Flynn-Effekt
    Die Intelligenzforschung steht m.E. noch am Anfang (und der aktuelle Zeitgeist hilft nicht gerade), aber die Intelligenz der Menschheit wird nicht immer gleich gewesen sein.
    Wie intelligent die Menschen in der Antike waren... ist noch nicht erforscht.
    Da sind wir aber von der Musik ein gutes Stück entfernt.
     
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  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @visir

    Lass doch einfach auch mal andere Meinungen, Sichtweisen, Positionen gelten.

    Warum glaubst Du immer Recht haben zu müssen?

    Schade eigentlich...

    CzG

    Dreas
     
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  20. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Rick also wirklich jetzt meine letzte Wortmeldung zu dem Thema:
    Dann erkläre mir doch bitte, nach welchen Kriterien der Ureinwohner in dem Film die Musikstücke und die Bilder
    zugeordnet hat ?
    1. Der Mann hat noch nie in seinem Leben mitteleuropäische Musik gehört.
    (jedenfalls hab' ich die Versuchsanordung so verstanden)
    2. und trotzdem ordnet er (in unserem mitteleuropäischem Sinne)
    die Musik den "richtigen" Gesichtsausdrücken auf den Fotos zu.

    Was ist jetzt die Erklärung für dieses Phänomen ?
    VG
     
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