Unterschwelliger, "positiver" Rassismus in musikalischen u.a. Bezügen?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 14.August.2020.

  1. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Sehr entspannend der Thread....ich brauch‘ gar nix schreiben, @ppue bringt es so wunderbar auf den Punkt....für mich....

    CzG

    Dreas
     
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  2. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Schließe mich an, so prägnant hätte ich das nicht zu Papier gebracht
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Genau DAS ist der Sinn der Sache: Man soll das Denken ändern oder zumindest auf den Prüfstand setzen.

    Beispiel Musik: "Schwarze haben den Rhythmus im Blut."
    Das stimmt nach meinen Erfahrungen kein Stück. Viele, mit denen ich schon zusammen gespielt habe, waren rhythmisch recht schwammig, auch im Vergleich mit "Weißen".
    Natürlich hatte ich als junger Musiker diese berühmte Erwartungshaltung, heute kann ich über dumme Vorurteile dieser Art nur den Kopf schütteln. Die Hautfarbe sagt gar nichts über musikalische Fähigkeiten aus!

    Ja und, stimmt etwas davon?
    In meinem unmittelbaren Bekanntenkreis gibt es zufällig nur "Bio-Deutsche", keiner von denen hat zu Beginn des Lockdowns Klopapier gehortet.
    Ich kenne viele US-Amerikaner, keiner von ihnen besitzt eine Waffe, alle sind umgängliche, friedfertige Menschen.

    Natürlich wurde IN Deutschland das Klopapier knapp und IN den USA gab es eine verstärkte Nachfrage nach Waffen, aber durch wen, hat meines Wissens keiner näher untersucht. Vielleicht haben ja jeweils Immigranten für die entsprechenden Mehrverkäufe gesorgt.

    Was bringen solche Verallgemeinerungen?
    Sind sie in irgendeiner Weise hilfreich?
    Ich finde, sie verstellen nur den objektiven Blick auf die Wirklichkeit und wecken falsche Erwartungen.

    Als Deutscher baue oder kaufe ich nicht öfter Autos, noch bin ich besonders ordentlich und überpünktlich.
    Außerdem streite ich nicht dauernd mit meinen Nachbarn und bin sogar froh, Deutscher zu sein - all das würde den gängigen Vorurteilen nach allerdings dagegen sprechen, dass ich einer bin. ;)
     
    Zuletzt bearbeitet: 15.August.2020
  4. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    ""Beispiel Musik: "Schwarze haben den Rhythmus im Blut."
    Das stimmt nach meinen Erfahrungen kein Stück.""


    Kann ich nur bestätigen, war ja mal ein Jahr musikalisch in Ghana unterwegs. Klar gibt es dort wie hier gute Musiker, aber den Rythmus haben sie ganz bestimmt nicht im Blut.
    Losgelöst davon trotzdem eine gute Erfahrung mit Leuts zu musizieren, die ganz anders musikalisch aufgewachsen sind.
     
  5. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ja, genau, das wirds sein...:rolleyes:
    Dass die US-Amerikaner insgesamt ein ganz anderes Verhältnis zu Schusswaffen haben als Deutsche, sollte allgemein bekannt sein. Dass aus diesem Verhältnis bei einer potenziellen Bedrohung ein Anstieg an Waffenverkäufen insgesamt ist, ist auch nicht überraschend. Das heißt ja doch nicht, dass jeder einzelne dann eine zusätzliche Waffe kauft!

    Dass sich Deutsche in Supermärkten um Klopapier gerauft haben, ist Tatsache. Auch das heißt nicht, dass sich alle Deutschen gerauft haben. Und es heißt auch nicht, dass in den USA von niemandem Klopapier gehortet wurde.

    Beides sind Beobachtungen, die über Medien kommuniziert wurden. Und Franzosen haben Wein eingekauft. Soll sein. Na und? War es halt so. Problem?

    Ja. In der Statistik nennt man das dann "Erwartungswert".
    Es hilft, von dem entsprechenden Verhalten nicht überrascht zu sein. Es hilft zu wissen, dass man in China mit Stäbchen isst, z.B. wenn man hinfährt. Es hilft zu wissen, dass in England gerne Tee getrunken wird, wenn man hinfährt, oder wenn Engländer zu Besuch kommen. Es hilft einem, sagen wir einmal, Inder, zu wissen, dass in Deutschland im Allgemeinen auf halbwegs Pünktlichkeit Wert gelegt wird, und es nicht in Ordnung ist, eine halbe Stunde später zu kommen ("any time is Indian time" - Zitat von einem Inder). Und so weiter.

    Es ist Wirklichkeit, dass in Deutschland mehr Wert auf Pünktlichkeit gelegt wird als in Indien, und dass es in den USA soundso viele Schusswaffen in Privatbesitz gibt.

    Es hilft aber natürlich auch, zwischen "im Allgemeinen" und einer konkreten Person unterscheiden zu können.
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    @Rick

    Jetzt hatte ich viel geschrieben, aber @visir hat schon gut geconntert.

    Weite ich den Blick, zoome ich raus, dann komme ich zu anderen Ergebnissen. Die Abstraktion ist ein wichtiges Element der Wissensfindung und Erfahrung. Wenn ich also etwas über das US-amerikanische Volk schreibe, einen Wesens- oder Charakterzug dar stelle, dann spreche ich von statistischen Auffälligkeiten und nicht von der einen Person, die da so ganz und gar nicht dazu passen mag.

    "Die Deutschen haben die Corona-Krise bisher besser gemeistert als viele andere Länder." Hier ist sogar eine positive Wertung für das Volk drin, dem ich angehöre, und trotzdem ist es kein Rassismus. Und auch wenn mein Nachbar Georg Schmitz die Krise nicht gut gemeistert hat, sich viel zu spät ins Krankenhaus begeben hat und keinen Mundschutz tragen wollte, dann stimmt der Satz immer noch.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Bin da trotzdem eher bei Rick, weil es allgemein selten nützlich im Leben ist, einen ''Erwartungswert'' bezüglich des Verhaltens anderer Menschen zu haben, zumindest meiner Erfahrung nach.

    Abseits dessen: Ich war mal in London in einer Bar und wollte einen Earl Grey trinken, da hat mich der Kellner ausgelacht und gefragt ob ich nicht ein Bier wolle. Und das war kein Pub, sondern ein Laden an einem großen Platz, der auch Kaffee und kleine Happen anbot. Also auch hier ein möglicherweise nicht mehr zutreffendes Vorurteil.
     
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  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Oder Du hast das Lokal einfach falsch eingeschätzt. Oder es war zu einer Tageszeit, wo "man" keinen Tee trinkt. Oder "Earl Grey" ist dort gar nicht so verbreitet. Oder Du hast Dich mit "Earl Grey" als Touri geoutet. Oder...
    Dass die Engländer auf einmal aufgehört haben sollen, Tee zu trinken, halte ich für die am wenigsten wahrscheinliche Möglichkeit.
    Was nicht heißt, dass sich Gewohnheiten nicht ändern oder Klischees überzogen sein mögen. Mich hat einmal eine Deutsche auf einem Tanzfestival (in DE) gefragt, ob wir auf Bällen wirklich nur Walzer tanzen würden...
     
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  9. CBlues

    CBlues Strebt nach Höherem

    ... der hat dich doch 100% als "German" erkannt und gleich gefolgert: German=Biertrinker ;-)
     
  10. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Aber sicher stimmt das. Hier war es wochenlang schwierig, Klopapier zu bekommen und in den USA gab es lange Schlangen vor den Waffengeschäften.

    Das wäre für mich jetzt wirklich das schlechteste Beispiel für ein Vorurteil bzw. Rassismus, sondern es war nur eine schlichte Beobachtung. Über die Gründe kann man dann wieder trefflich philosophieren.
     
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  11. Claus

    Claus Mod Emeritus

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  12. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Die Erwartungswerte im Ausland an Deutsche haben mich immer wieder erstaunt - So wurde ich vor 40 Jahren als Rucksackreisender in arabischen Ländern immer wieder gefragt, ob ich Wiskey zu verkaufen hätte, oder eine Jeans oder Pornos. Ich hatte genau eine Jeans mit, lief in Sandalen und im Rucksack war außer Schlafsack und Matte kaum was drin. Das sah man eigentlich auch.

    Immerhin waren Deutsche offenbar angesehen: „Mercedes, Beckenbauer, Hitler, Deutschland gut!“ Leicht verstörend.....Überhaupt wurde man nach Herkunft oft eingeordnet, so daß ich bei Begegnungen immer als erstes klarstellte, daß ich kein US-Amerikaner bin, kein Franzose, kein Engländer. Daß ich kein Saudi war, sah man ja. Wie gesagt, das ist 40 Jahre her.

    Den Unterschied zwischen BRD und DDR kannten die wenigsten.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.August.2020
  13. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Er hat ja gesehen, dass ich minderjährig war. Denke, es ging eher darum, dass er es nicht gewohnt ist, dass jemand nachmittags in den Laden kommt und Tee trinken will.
     
  14. CBlues

    CBlues Strebt nach Höherem

    Wieso ?
    Keep it simple !
    German= Beerdrinker !
    Even Childs drink beer in German !
    Cheers !
     
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  15. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Meine Schwägerin in Texas erzählte, dass bei Ihnen wochenlang kein Klopapier zu bekommen war - zur gleichen Zeit wie bei uns. Die Amis gehen wirklich auf Nummer sicher: Klopapier und Waffen horten.
     
  16. Gelöschte 11056

    Gelöschte 11056 Guest

    Ja.
    Und "Mufl"= Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, stand längere Zeit in den Zeitungen.
     
  17. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Irgendwie muss man das erbeutete Klopapier schließlich auch verteidigen.... :D
     
  18. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe den Eindruck, dass sich hier hauptsächlich weiße Menschen darüber unterhalten, wie das mti dem Rassismus denn so sei. Ich bin übrigens auch einer.
    Daher mal ein Lesetip: Ich habe kürzlich "was weiße Menschen über Rassismus nicht hören wollen aber wissen sollten" von Alice Hasters gelesen und kann es Interessierten an diesem Thema sehr empfehlen. Darin finden sich zum einen sehr interessanten Erklärungen, wie dieses Konstrukt vor so ca. 500 Jahren entstanden ist und warum es immer noch aktuell ist. Zum anderen sind die Schilderungen aus erster Hand, wie sich das Leben als Schwarze (genau genommen bezeichnet sie sich als "mixed") im überwiegend weißen Deutschland anfühlt, wo Alltagsrassismus anfängt und was er mit Betroffenen macht, sehr eindrücklich.
     
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  19. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Achtsam bleiben, bereit sein sich selbst zu reflektieren. Ab und zu mal die Perspektive ändern.
    Und für mich wichtig, nicht zu vergleichen - warum kriege ich nicht das was der anderen kriegt. Oder anderen geht es viel besser als mir aber auch mir geht es besser als meinem Nachbarn.
    In der Bergpredigt ( glaube ich ) gibt es mehre Gleichnisse dazu : richtet ( beurteilt ) nicht auf das ihr nicht gerichtet werdet. Oder Gleichnisse mit den Pfahl und dem Splitter.
    Das sind meine Erkenntnisse die ich seit meinem Schlaganfall gesammelt habe
     
    mcschmitz gefällt das.
  20. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Passend zum Thema habe ich gerade das gefunden

    ade Jägerschnitzel, Berliner, Hamburger und letztendlich auch der Hotdog.

    ich höre und sehe schon wie sich Dieter Nuhr an diesem Thema abarbeiten wird
     

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