Major und minor II-V-I

Hallo,

vielleicht wurde dieses Thema hier schon (gar mehrfach) besprochen, doch ich habe nichts gefunden und frage daher nach:

wie habt Ihr - also die, die es wollten - Euch ein Repertoire an II-V-I (major und minor) angeschafft? Habt ihr transkribiert und die Licks dann durch die Tonarten geprügelt, habt ihr Bücher benutzt und auswendig gelernt, habt ihr selber solange gespielt, bis Euch was gefiel und Ihr Euch das dann gemerkt?

Danke für Eure Antworten!

 

Ganz unterschiedlich, also meistens gefällt mir was gut, was ich irgendwo gehört habe, das höre ich dann raus und spiele es durch die Tonarten. Oder ich erfinde ein eigenes bzw höre eins, was ich irgendwann mal selbst gespielt habe und denke, das lohnt sich ja mal systematisch durch die Tonarten zu spielen - sie entstehen ja oft einfach spontan, weil aus irgendwelchen Komponenten zusammengesetzt. Ich finde es auch wichtiger sich klar zu machen, was harmonisch betrachtet bei den Kadenzen passiert, dann kann man viel freier damit umgehen. Bei den Licks, die ich mir irgendwo rausgehört habe, finde ich es am wichtigsten, sie auch anwendungsbezogen zu üben, also bei Stücken, an denen man gerade übt, denn wichtig ist ja gerade, in das Lick reinzukommen und wieder raus, also ein Gefühl dafür im Kontext des Stückes zu haben und auch von der dort benötigten Tonart in die nächste zu kommen, was ja z.B. bei Green Dolphin Street anders ist als bei Cherokee etc. Wenn Du die Licks immer nur down in tones oder durch den cycle übst, kannst Du sie nicht unbedingt bei Stücken gleichermaßen abrufen, das will auch geübt werden...
LG Juju

 

Von allem etwas: Herausgehört, Transkriptionen studiert und analysiert, Lick-Sammlungen und Etüden geübt, vor allem aber ganz viel herumgespielt und ausprobiert.
Zugegebenermaßen habe ich vielleicht am meisten durch gute Kollegen im Zusammenspiel gelernt, indem ich ihnen genau zuhörte, wir uns gegenseitig "die Bälle zuwarfen" und im Call&Response uns abwechselnd die Phrasen weiterführten.

Ich denke, es gibt nicht DIE EINE beste Methode, sondern die Entwicklung der musikalischen Sprache erfolgt in der Regel über vielfältige Wege.
Aber ich finde, man sollte ruhig alles einmal ausprobieren, nur so kann man herausfinden, welcher Weg für einen selbst am sinnvollsten ist, was sich allerdings auch im Lauf der Zeit ändern kann.
Lernen tut man eigentlich immer.

 

Hi Rorro,

genau - alles das, was Du sagst. Und noch versucht, bei anderen zu "klauen".

Und noch was: Das ist ja ein Lernprozess, der nie aufhört. Die Situation, dass man "alle licks" drauf hat, wird es ja nie geben. Und ich persönlich finde es auch gar nicht schön und daher auch nicht erstrebenswert, einen auswendig gelernten lick über eine ii-v-i stumpf drüberzubügeln, auch wenn dieser ansonsten mit der Melodie, der Stimmung usw. des jeweiligen Stückes nichts zu tun hat. Kann man natürlich als Notlösung machen, bevor einem gar nix einfällt.

Aber wenn ich zum Beispiel "abkupfere", dann tue ich das im Kontext des Stückes, wo ich den lick gehört habe. Ich werde diesen lick dann aber eher nicht auf andere Stücke übertragen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

So long
Stevie

p.s.: nicht falsch verstehen - hört sich jetzt vielleicht so an, als sei ich der Meister der Impro mit einem gut gefüllten "Werkzeugkasten". Bin ich nicht - das oben Gesagte zeigt eher den Weg, auf dem ich mich befinde und beschreibt das, wo ich hin möchte.

 

Ich übe es so (im Moment jeden Tag eine Stunde):
Ich überlege mir, welche Akkorde sich innerhalb des Moll 7 und des Dur 7 sowie des Majors ergeben, und versuche von der Stimmführung her sinnvolle Linien zu entwickeln. Oder ich übe so, dass ich auf einem Akkordton beginne und überlege, wie ich die Linie abändern muss, dass sie zum nächsten Akkord passt.
Ich übe aber auch schon mal, welche verschiedenen Pentatoniken ich über die 3 Akkordtypen verwenden könnte.

 

Um sich eine Basis zu erarbeiten, kann es sich alleine schon hörtechnisch lohnen, das Ganze mal durch alle Tonarten durchzuknüppeln. Mein Workout 2, immerhin 156 Seiten, gammelt hier auf meinem Rechner vor sich hin. Vielleicht helfen Dir ein paar Übungen davon in Dur... Das Playalong kannste Dir auf meiner HP im Download herunterladen. Viel Spaß!

 

Mir haben Patterns nur beschränkt geholfen - so richtig "befreit" fühle ich mich erst, seitdem ich mir die HM-Leitern genauso intensiv draufschaffe wie die Durleitern.

 

@gaga bitte hilf' mal .... wie genau sieht eine HM-Leiter aus ? Aber schön einfach und praktisch,
für die "Doofen", wie mich einer.
Steht -H- für Halbton ? ... und -M- steht für ....?
Merci !
VG

 

er meint HM = →harmonisch Moll
gibts auch in Dur
cheers
Paco

 

@Paco_de_Lucia
ahh .... ja Danke, harmonisch Moll ist klar.
Aber "gibts auch in Dur" .... ???
Wie heisst die dann ? HD für -harmonisch Dur- ?
.... und ist wie aufgebaut ?
Dank für deine Antwort.
VG

 

Am Anfang hat mich das auch überrascht, aber HD (oder Harmonic Major ist tatsächlich eine Mischform mit dem Tetrachord der Dur-Tonleiter unten und dem Tetrachord der harmonischen Molltonleiter oben. Es gibt eine "3rd mode" und eine "5th mode", d.h. dass mit dem Tonmaterial dieser Mischform auf der 3. und 5. Stufe jeweils Leitern gebildet werden.

Beispiel:

Bb-Dur harmonic major ist Bb-C-D-Eb-F-Gb--A-Bb; der untere Tetrachord ist Dur, der obere Harmonisch Moll; den übermäßigen Tonschritt habe ich mit zwei Bindestrichen gekennzeichnet.

Die Dominante (5th mode) ist F, mit den Tönen der obigen Skala also F-Gb--A-Bb-C-D-Eb-F; Akkord wäre dann ein F13/b9
"Third Mode" ist dann D-Eb-F-Gb--A-Bb-C-D mit dem zugrunde liegenden Akkord D7 (b9/b13)

Abzuleiten ist das relativ einfach, in's Improvisations-Material aufzunehmen braucht es etwas länger .

 

Danke @henblower
Die -HD- hat mir keine Ruhe gelassen, hatte dann bei wiki schon was gefunden.
ich sag' mal so: ...... nimms'te statt b3 und b6 (HM) nur die b6 .... zack, haste HD
VG

 

HM5 für die Dominante, oder machst du noch mehr damit?

 

und das dann in "HD"- "Voll(bild)auflösung"

 

Häufig bügele ich damit auch über die II - und über die Tonika, wenn sie nicht ausdrücklich mit b7 angegeben ist.

 

Die Steigerung ist dann 4k. Im Ernst: der Clash zwischen dem englischen M (für Major=Dur) und dem deutschen M für Moll macht es nicht einfach. Auch die Tatsache, dass HM sowohl harmonic major als auch harmonic minor heißen kann, macht es nicht einfacher.
Aber natürlich ist Englisch DIE Sprache der Nomenklatur der Jazz-Harmonielehre, deshalb kehre ich reumütig zum HM zurück.

 

War mir nicht bewußt. Vielen Dank für die Horzionterweiterung.
Meine Kenntnisse in Englisch sind noch sehr ausbaufähig. Ist mal eine Anregung - Musikunterricht auf Englisch.
Wäre bestimmt lehrreich und ne Extrastunde bis ich alles verstanden habe...sofern mein Lehrer überhaupt den Spaß mitmachen würde...

 

Vielen Dank für Eure Anregungen und Tipps. Jetzt habe ich die nächsten 40 Jahre zu tun.

 

Das klingt aber jetzt verzweifelt !
Eine Abhilfe wäre von Jamey Aebersold das Heft: "II-V7-I" Verbindungen.
Da stehen sehr viele drin. Der Rest ist Üben
VG

 

@henblower
Kann es sein, das im engl. sprachigem Raum diese Differenzierung (harmon. Moll / natürl. Moll u.s.w.)
nicht so gebräuchlich ist ?
Ich komme drauf, weil in meinem "warm up" Heft von Jackie McLean
der Meister unter -Minor Scales- ganz selbstverständlich und nur unsere HM - Scalen angibt.
Danke dir.
VG