Synästhesie

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied3606, 6.Januar.2021.

  1. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Angeregt durch einen anderen Thread mache ich hier mal einen Thread zum Thema Synästhesie auf.

    Hier können wir Fragen beantworten und fachsimplen, sofern es hier noch weitere Synästhetiker gibt, wie sich dieselbige individuell zeigt.

    Ich lass das hier mal bewusst offen, wie sich das für mich darstellt. Ist schwer so ausm Kontext gerissen was zu beschreiben. Aber ihr könnt natürlich Fragen stellen. @Florentin du kannst ja anfangen...

    Ich weiß dieses Thema wird sehr kontrovers diskutiert, von „aha cool“ bis „du hast ja sicher nen Dachschaden“ hab ich da schon alles gehört, also bitte bleibt sachlich. Das Thema wird nicht leichter dadurch, dass sich Synästhesie bei jedem anders zeigt, aber das werden wir später sicher sehen.

    lG
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich glaube viele müssten erstmal googeln was Synästhesie bedeutet.

    Im Zusammenhang mit Musik bedeutet es, dass jemand Töne in Farben sieht.

    Nur so als Ergänzung.

    CzG

    Dreas
     
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  3. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ja, danke, da habe ich allerdings einige Fragen. Rein aus Interesse. Scheint mir eines der wenigen Themen zu sein, die wir hier noch nicht gefühlt 100 mal durchgekaut haben.

    (1) Wann hast Du zum ersten Mal gemerkt, dass Du da etwas kannst, was die anderen nicht können?

    (2) Hat Dir das musikalisch geholfen oder eher nicht?

    (3) Funktioniert die Verbindung Klang - Farbe bei Dir reproduzierbar? Also kommt beim selben Klang jedesmal dieselbe Farbe raus?

    (4) Bezieht sich das auf Klänge oder auf absolute Tonhöhen? Ist das dann wie absolutes Gehör?

    (5) Ist das eindeutig? Also eine Farbe immer nur für einen Ton / Klang?

    (6) Geht das auch andersrum? Also wenn Du eine Farbe siehst, hörst Du dann einen Ton?

    (7) Wenn Du auch andere Synästhetisten kennst: haben die dieselbe Abbildung auf Farben oder andere?
     
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  4. TSax80

    TSax80 Ist fast schon zuhause hier

    Bez. Intonation spüre ich zu hoch/zu tief ein wenig wie warm/kalt am Wasserhahn und sehe das auch irgendwie in rot und blau. Liege ich einen ganzen Halbton daneben, zwicken mich das linke Ohr und der rechte dicke Zeh.
     
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  5. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Ein absolut hörender, junger Pianist berichtete mal, dass er Töne auch in Farben wahrnimmt. Für ihn ist Musik in erster Linie bunt. Sein Vater, der dieselbe Eigenschaft hat, sieht teilweise dieselben, teilweise andere Farben. Die ebenfalls absolut hörende Schwester nimmt allerdings bei Tönen keine Farben wahr.
     
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  6. scenarnick

    scenarnick Admin

    Ich bin kein Absoluthörer, aber in und kurz nach meiner Pubertät hatte ich eine Phase, in der Tonarten farbliche Empfindungen hervorriefen. Das war kein einzelner Ton, eher eine Assoziation mit der Tonart und dem Tongeschlecht. Als ich dann allerdings im Chor mit „historischer Aufführungspraxis“ in Berührung kam und ein a auch mal 415 Hz haben konnte (später waren es mal 460 für einen Monteverdi) ging das verloren und kam auch nie zurück.
     
  7. Ralph

    Ralph Ist fast schon zuhause hier

    Tritt Dir Deine Frau immer auf den Fuss, wenn's zu sehr quietscht ?
     
  8. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Wenn ich so laut und lange am Stück Saxophon spiele, dass meine Lungen fast platzen, sehe ich überall silberne Flecken in der Luft

    Verzeihet den Scherz...Sehr interessanter Thread, ich werde gespannt mitlesen!
     
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  9. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    ich bin auch nur "am rande" betroffen.
    genauer gesagt, bei intensiven, langen und freien improvisationen "schwellen" manchmal farben auf, auf die ich keinen einfluss habe. sie kommen und gehen.
    bei improvisationen, die auf einer chord/scale struktur basieren, geht das nicht.
    manchmal inspiriert mich ein bild/gemälde (auch eins vor dem geistigen auge) zur impro.
    bei einer einzelnen farbe passiert nichts, bzw. wird es schwierig.
     
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  10. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Wie darf man sich euer Aufschwellen von Faben, fabliche Empfindugen, etc vostellen?
    LG neugieriger quax
     
  11. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Töne in Farben ist ein Spezialfall im Bereich der Musik. Im allgemeinen versteht man unter Synästhesie die Kopplung von zwei Sinnesempfindungen. https://de.wikipedia.org/wiki/Synästhesie

    Das hört sich ja wenigstens hilfreich an :D
    Bei mir ist das so, dass ich Sounds in Temperaturen wahrnehme. Also nicht als cross-modale Korrespondenz, wie man z.B. einen 'warmen, dunklen Ton' beschreibt, sondern tatsächlich als physische Wahrnehmung. Kleine Unterschied im Saxophon Klang spüre ich nicht (höre ich nur), eher zwischen Instrumentengruppen. So sind z.B. Gitarren meist eher kalt.
    Hilfreich ist das nicht, wenn es einen das ganze Gitarrenkonzert friert :confused:
    Seltsamerweise hat sich das bei mir eher in späten Jahren entwickelt.

    Grüße,

    Wanze
     
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  12. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke/hoffe, dass sich Synästhesie dazu eignet, Prinzipien der Musik besser zu verstehen. Daher auch von mir ein paar Fragen an @Clownfisch und andere Synästheten. Das würde ich auch gerne außerhalb des Threads vertiefen.

    1) Sind verschiedenen Tonhöhen verschiedene Farben zugeordnet? Wiederholen sie sich nach 1 Oktave? Ist der Farbverlauf von Quintensprüngen oder eher der chromatische Farbverlauf gleichmäßig? (Sind die Farben von zwei Tönen identisch auch wenn sie mehrere Oktaven auseinanderliegen?)

    2) Was sind die konkreten Farbzuordnungen? Ein Bild fänd ich am Hilfreichsten als Antwort.

    2) Empfindet man bei Akkorden Mischfarben oder kann man verschiedene Farben auseinanderhalten? Sind es dann gleich viele Farben wie Akkordtöne?

    4) Haben verschiedene Instrumente und gesprochene Stimmen verschiedene Farbtöne? Wie verändert sich die Farbe, wenn man den Klang auf dem gleichen Instrument oder von gleichen Sprecher verändert?

    5) Kann man den Farbverlauf von Kadenzen charakterisieren? Z.B eher gleichmäßig?

    6) Mich würde auch interessieren, was für Farben man empfindet, wenn man Töne hört, die kein nahezu harmonisches Spektrum haben. Z.B. Glocken oder künstlich erzeugte Klänge.

    Ich bin gespannt auf die Antworten und auf die Entwicklung des Threads.
     
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  13. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    Es gab mal einen Thread, den der verstorbene Isachar eröffnet hat, wo dieses Phänomen "Synästhesie" im weiteren Verlauf zur Sprache kam.
    Ich füge den Link (nur 2 Seiten ;)) zur Info / Ergänzung / Diskussion anbei :

    https://www.saxophonforum.de/threads/assoziationen-zu-musikstuecken.25616/

    :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 7.Januar.2021
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  14. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

  15. scenarnick

    scenarnick Admin

    Lieber @quax eine ähnliche Frage stelltest Du ja schon im von @sachsin verlinkten Thread. Die Antworten werden individuell sein, ich versuche mich an meiner.

    Bei mir ist diese Wahrnehmung schon lange her und bestand wohl nicht lange genug, dass ich viel dazu schreiben kann. Aber in dem alten Thread kam schon zur Sprache, dass es in etwa so ist wie wenn einem beim Lesen eines Buches Bilder in den Kopf kommen und man den Inhalt des Buches wie einen Film vor sich sieht. Nur eben, dass der Anlass kein Text ist und die Bilder nicht immer klar oder wie an anderer Stelle gesagt "verdichtet" sind, sondern manchmal einfach Farbflächen, farbige Punkte, Muster oder Ähnliches in Deinem inneren Auge auftauchen.

    Das muss nicht immer und nicht bei jedem so sein, andere verbinden mit körperlichen Empfindungen (Schauer über den Rücken, bestimmtes Kribbeln, Kälte, Wärme aber immer bezogen auf und getriggert durch bestimmte Klänge) oder geschmacklichen Empfindungen (irgendwo wurde die muffige Haselnuss erwähnt). Für mich lässt sich das wirklich am ehesten mit den induzierten Sinneswahrnehmungen beim Lesen eines Buches vergleichen, nur dass eben nicht das Wort der Auslöser ist, sondern der Ton.
     
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  16. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Das macht es ja erst interessant.
    Bei meinem "inneren Auge" ist und bleibt es aber nur eine Vorstellung, völlig ohne die Qualität eines Sinneswahrnehmung und nicht mal von der Art eine vegetativen körperlichen Reaktion. Deshalb bin ich ja so neugierig. Z.B ob eine Klangwahrnehmung das tatsächliche Sehen von z.B. farbigen Flächen beinhaltet oder, oder, oder. Stelle ich mir u.U. als bereichernd vor.
    Andererseits will ich auch niemandem zu nah auf die Pelle rücken oder "schon wieder so eine Fage" stellen. Was dem einen alltäglich ist, mag für den anderen eben neu und interessant sein.
     
  17. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    Bei mir verbinden sich einstellige Ziffern mit Farben - nur bin ich nicht sicher, ob das immer die gleichen Farben sind.
    Als ich vor einer Weile oft im Musikunterricht mit Kindern mit Boomwhackern https://de.wikipedia.org/wiki/Boomwhacker gearbeitet habe, hatte ich meine Mühe, mir die Farben zu den Tönen zu merken, das c war für mich z.B. einfach nicht rot, aber das blaugrüne g "stimmte" für mich schon eher - wäre es noch grüner und weniger blau gewesen - noch besser.
    Ist aber nicht so, dass diese Verbindungen mir allgegenwärtig vorkommen, sie sind da, wenn ich darauf achte und ihnen Raum gebe.
     
  18. scenarnick

    scenarnick Admin

    Im ersten Moment ja. Es war bei mir nicht so, dass sich die Farbwahrnehmung mit dem realen Bild überlagerte (also nicht so, dass die Noten selbst oder deren Hintergrund plötzlich farbig erschienen). Eher wie eine zweite, innere Ebene. Das mag nach den Schilderungen von @Sax-o-K bei ihr anders sein.
     
  19. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    Es ist eigentlich auch eher die zweite, innere Ebene. Wenn aber solche "gemachten" Verbindungen, die nach außen sichtbar sind, nicht mit meinen inneren übereinstimmen, zeigt sich das schon mal wie beschrieben, dann passt es oder es passt nicht.

    Ich frage mich, inwiefern sich Synästhesie zeigt oder auswirkt bei Menschen, denen ein Sinn fehlt, die z.B. nicht sehen/hören/riechen... können.
     
  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich schrieb in einem anderen Thread über meinen damaligen Musiklehrer, der uns Farben zu den Soloinstrumenten des Boleros von Ravel malen ließ. Fast alle malten die Querflöte in Gelb. Ziemlich eindeutig waren es hier nicht Tonhöhen, sondern der Sound der Flöte, der bei fast allen Schülern die gleiche Assoziation auslöste.

    Recht banale synästhetische Zusammenhänge werden deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass es wenig rein musikalische Beschreibungen für Klangfarben, Tonhöhen und andere Parameter in der Musik gibt.
    Dur und Moll sind haptische Bezeichnungen, ebenso wie hoch, tief, warm, weich, spitz, grell oder dumpf.
    Am ehesten noch sind Tempo- und Lautstärkebezeichnungen innermusikalische Ausdrücke.

    Würde man Musik nicht synästhetisch aufnehmen können, könnten wir keine Gefühle durch Musik vermitteln.

    Was ich sagen will: Musikgenuss ist in erster Linie ein synästhetisches Phänomen.
     
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