Habe ich nach Corona noch Lust, in meinen Formationen weiterzumachen?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von altblase, 1.Februar.2021.

  1. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Eine wunderschönen guten Morgen, liebe Saxgemeinde!
    Ja, dank Corona denke ich über dieses und jenes nach, was ich vor dieser Zeit musikalisch gemacht habe und wie ich mir die musikalische Zeit danach vorstelle oder nicht vorstelle.

    Ich ertappe mich dabei, dass ich es angenehm empfinde, an zwei Wochentagen nicht zu meinen beiden Formationen, in denen ich vor Corona mitgespielt habe, zur Probe fahren zu müssen. Es hatte mir vorher großen Spaß gemacht, dort mitzuspielen. Auch das Mitmenschliche war ok, aber mittlerweile spüre ich, dass es mir gar nicht so viel ausmachen würde, wenn sich beide Formationen nach Corona auflösen würden. Ich könnte mir vorstellen, die Probenzeit stattdessen im Wellnessbereich und Sauna zu verbringen, anstatt in meine Messingrohre zu tuten.

    Coronabedingt habe ich natürlich mehr Zeit über dieses und jenes nachzudenken und natürlich über Punkte, die mich vielleicht vor der Coronazeit unbewusst gestört haben. In beiden Formationen haben wir, auf Initiative der Leiter, ab und zu Kontakt per E Mail. Und da gerate ich ins Nachdenken, was einige Mitglieder inhaltlich, neben der Freude, wenn es weitergeht, ausdrücken.

    Ja, ich würde mich auch freuen, aber, was soll ich davon halten, wenn nicht wenige Mitglieder heiter und mit einem Grinsen im Gesicht (Vermute ich mal) hinausposaunen, dass sie seit dem ersten Lockdown ihre Tute nicht mehr an der Schnute gehabt haben? Ok, vielleicht bin ich kleinlich. Ist ja erst fast ein Jahr her als wir zum letzten mal zusammen geprobt haben. Für Ton und Ansatz bei einem Blasinstrument auch nicht relevant, wenn man nicht übt. Beim Klavier klingt ja auch immer ein Ton, wenn nicht übe.:confused:

    Nun, ich bin ja auch nicht der Übeknecht vorm Herrn, aber kann man die Coronazeit nicht für die eigene musikalische Fortbildung nutzen und dabei Dinge aufarbeiten, für die man vorher zu wenig Zeit hatte, da man in den Proben und Auftritten eingespannt war?

    Ich befasse mich seit ca. einem Jahr mit einem Video Improvisationskurs und hätte nie gedacht, welche Fähigkeiten in mir schlummern. Und dadurch übe ich regelmäßig auf dem Saxophon und bleibe auch instrumentenmäßig fit, bzw. steigere mich da noch etwas, d.h. mein Stand auf dem Saxophon wird nicht schlechter sein, wenn es mit den Proben wieder los geht.

    Auch für die Blechbläser gibt es tolle Videos auf Youtube, z.B. wie man seinen Ton und Ansatz verbessern kann. Videos über musikalische Stilistiken, Musiktheorie, Harmonielehre, Skalenlehre...und das kostenlos!

    Ja, wie sollen die ersten Proben nach Corona verlaufen, wenn etliche Mitglieder in fast zwei Jahren nicht an sich gearbeitet haben? Fängt man wieder auf Schülerniveau an? Möchte ich das?

    Kann es vielleicht sein, dass man sich in der langen Zeit des Nichtprobens und Auftretens in punkto musikalische Ansprüche/Erwartungen so weit auseinander entwickeln kann, dass man für die bisherigen Formationen immer unkompatibler wird?:cool:
     
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  2. TobiS

    TobiS Ist fast schon zuhause hier

    Es wird für mich nicht ganz deutlich;

    liegt es daran, dass Du Dich Deiner Meinung nach weiter entwickelt hast? Vielleicht haben die anderen das ja auch getan ;).
    Wenn es daran scheitert, dann ein klares „JA“ zu Deiner Frage.

    Wenn es aber nur an der grundsätzlichen Idee liegt, dass man ohne die Projekte auskommt, dann ein weniger klares „JAIN“!
    Wir merken doch gerade alle, dass es viele unserer Gewohnheiten nicht braucht.
    Wir können ohne Kirche, ohne Party, ohne Band, ohne Fußball sehr gut leben.
    Spaß macht es sicher trotzdem wieder, wenn es irgendwann gefahrenfrei möglich ist.
     
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  3. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Meine alte Band ist an der Zeit des Nicht-Probens und vor allem "zwischenmenschlicher Probleme" zerbrochen (bzw. der Basser und ich sind ausgestiegen) und ich genieße es richtig, Sonntagnachmittag nicht zur Probe eiern zu müssen.
    Meine aktuelle Band trifft/traf sich immer Montagabend und ich vermisse sie schon irgendwie. Allerdings ist eine Sängerin an Bord und ich weiß nicht so richtig, ob mir das Spaß machen soll oder nicht. Gesang im Jazz ist für mich nicht der Hit.

    In jedem Fall freue ich mich aber erstmal auf unsere nächste Probe (wann immer sie auch ist) - und dann mal weiterschauen, was geht. Zumindest sind die Leute nett (auch die Sängerin) und auf meiner Wellenlänge.
     
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  4. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Ich denke,wenn man seine Proben,seine Bandkollegen nicht vermisst und sich freut das man da zur Zeit nicht hinmuß,hat schon vor Corona was nicht gepasst
     
  5. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    "Habe ich nach Corona noch Lust, in meinen Formationen weiterzumachen?"

    Aber sowas von!!!
    BigBand: Wir erarbeiten im Einezel oder im Satz ein neues Programm
    GM-Projekt: Wir haben letztes Jahr noch nicht einen Takt gemeinsam gespielt

    Und: Mitmusiker aus verschiedenen "Spontan-". oder auch "PopUp"-Formationen organisieren grad' musikalische Treffen für die Nachcoronazeit.

    Cheerio
    tmb
     
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  6. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Aber sowas von!!!
     
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  7. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Darüber werde ich noch intensiv nachdenken! Menschlich war es immer ok, aber, ich glaube, dass ich von den einzelnen Mitgliedern musikalisch etwas mehr Biss und Fortbildungswillen erwarte. Etwas mehr!

    Ich denke, wir ambitionierteren Amateure, haben es besonders schwer, die passenden Musikformationen zu finden.
    Wenn ich an unsere Bigband der Musikhochschule denke, ist von der WDR Bigband nicht so weit entfernt, werde ich diesem Niveau niemals gerecht, vom Alter mal völlig abgesehen. Anderseits bleiben für mich in unserer Region Laienformationen übrig, bei denen der Spaß im Vordergrund steht. Bei der Musik bleibt da sehr viel Luft nach oben.
    Eine Mischung aus o.g. Formationen wäre für mich passend.:cool:
     
  8. Frau Buescher

    Frau Buescher Ist fast schon zuhause hier

    Mir geht es auch so, dass ich es nicht vermisse zu den wöchentlichen Proben zu fahren . Sind immer hin und zurück knapp 100Minuten. Dazu kommt ein vorausgegangener Arbeitstag, zu dem ich in die andere Richtung schon 100km gefahren bin. Wir bekommen stattdessen jede Woche ein Arbeitsvideo, was ich ganz toll finde. Dieses kann ich mir dann anschauen wenn ich Lust habe und vor allem grad die Tonleitern in meinem Tempo üben.Was mir fehlt ist der Kontakt zu den Kursleiterinnen. Von den Mitspielern höre ich seit Corona nichts. Man kommt halt zum Saxtraining zusammen, packt danach ein und ab nach Hause. 22Uhr! Die meisten üben zuhause kaum.Das Training ist dann die wöchentliche Probestunde.
    Schön fände ich natürlich , ein Duett,Trio oder Quartett zu gründen ohne grosse Fahrerei. Das online saxen im 4Tett macht mir grade grossen Spass und ist für mich ein guter Ersatz.
     
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  9. Rick

    Rick Experte

    Outing: Mir gefällt die Ruhe und Gemütlichkeit, nicht mehrere Big-Bands leiten zu müssen, das war immer auch etwas Stress, vor allem die Fahrerei und der Zeitaufwand.
    Derzeit, mit Fernunterricht, MUSS ich unsere Autos bewegen, damit sich die Batterien nicht entladen usw., der Diesel-PKW hat vor allem in der Kälteperiode schon gehustet und nicht mehr richtig gezogen, eine Motor-Selbstdiagnose-Warnlampe leuchtete durchgehend bei der Fahrt zum Großeinkauf. In der Werkstätte dann: "Alles in Ordnung, Sie müssen nur mal wieder kräftig den Wagen fahren, am besten ein Stück auf der Autobahn."
    Das hätte man mir noch vor wenigen Monaten nicht raten müssen, bisher war die Autobahn immer meine zweite Wohnung gewesen. :-D

    Ja, Fahrerei und Stress vermisse ich nicht, aber die musikalische Arbeit mit guten Kollegen dann im Endeffekt doch.
    NOCH geht es so, aber nur (Fern-)Unterricht und nicht selbst spielen ist wenig befriedigend auf Dauer...
     
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  10. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    @Rick Coppy-paste.
    cheers Paco
     
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  11. euroknacker

    euroknacker Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke viele Musikvereine werden nach Corona auf einige Mitglieder verzichten müssen. Ich kann das in den Vereinen wo ich sonst spiele jetzt schon feststellen, irgendwie stellt doch der ein oder andere für sich fest das es auch ohne ein verpflichtendes Vereinsleben geht.

    Gruß Jürgen
     
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  12. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Das entspricht meiner Wahrnehmung im Kundenkreis
     
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  13. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Warum schleppt man sich Woche für Woche zur Probe, wenn man da keine Lust drauf hat frag ich mich?
    Es ist doch freiwillig:-?
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Pflichtbewusstsein.
    Gewohnheit.
     
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  15. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Nicht, dass ich jetzt pessimistisch bin, ich denke, einige Musikvereine, Formationen, Bands etc. wird es nach Corona nicht mehr geben, andere werden schrumpfen.
    Das Schrumpfen kann man positiv oder negativ sehen, je nach konkreter Lage. Verlassen diejenigen Mitglieder ihre Formation, auf die man sich eh nie so richtig verlassen konnte und auch am musikalischen Fortschritt nicht so interessiert waren, so ist es kein Verlust, sondern eine Gesundschrumpfung. Wenn aber Mitglieder die Gruppe verlassen, die das Rückgrat gebildet haben, ist Holland in Not und eine Grundsatzdiskussion angesagt.:cool:
     
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  16. Elly

    Elly Ist fast schon zuhause hier

    Ich gebe mal meine Gedanken dazu. Ich liebe das Saxophon spielen. Ich habe noch vieles zu lernen. Und ich bin froh, dass ich trotz Pandemie noch Online Unterricht bekomme. Den Unterricht genieße ich sehr, wir machen die Sachen, die ich brauche und mag, in dem Tempo, das für mich passt.
    Das ist egal ob Präsenz oder Online, ein Termin die Woche. Und nicht unbedingt tägliches, aber in jedem Fall regelmäßiges Üben bedingt es auch.
    Ohne Pandemie kam noch der Musikverein dazu. Ein weiterer Abend, immer sehr nett, sehr lehrreich und vor allem fehlt mir zum Mithalten jede Probe, die ich verpasse. Im Musikverein liebe ich nicht jedes Stück und es geht natürlich nicht in meinem Tempo. Und auch hierfür muss ich üben, auch Sachen die mir mal nicht gefallen oder mich überfordern.
    Und dann ist da noch die Kleingruppe die sich hier im Forum gefunden hat und die ich echt auch vermisse. Zumindest alle 14 Tage ein Abend. Und meine Kollegen freuen sich sicher, wenn ich auch dafür geübt komme :cool:

    Nebenbei gehe ich noch arbeiten, habe einen Hund und ein Zeitintensives Ehrenamt. Jetzt im Lockdown frage ich mich ganz ehrlich : wie habe ich das vor Corona eigentlich alles hinbekommen? Erst recht, wenn noch Auftritte oder Extraproben dazu waren??

    Von daher verstehe ich die Grundfrage des Threaterstellers gut. Ich frage mich auch, ob das alles wieder so aufnehmen kann. Ich mag alles gerne und eigentlich führt auch das eine folgerichtig zum anderen. Aber es könnte schwer sein alles wieder aufzunehmen und die anderen Gründe die genannt wurden, sind ja auch am Start. Ich bin gespannt wie es wird...
     
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  17. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Ähhhh, nur mal so in die Runde gefragt:

    Warum habt Ihr früher Musik gemacht? Warum habt Ihr Saxophon gespielt?


    :sorry2:

    Euer Saxax
     
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  18. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Auch aus falsch verstandener Tradition? Kollektivzwang? Soziale Kontrolle? In manchen Dorfstrukturen ist es bis heute noch gang und gäbe, dass man sich im Verein engagiert, wenn man zur Dorfgemeinschaft "dazugehören" will. Man engagiert sich im Schützenverein, bei der Feuerwehr, im Wanderverein, im Kirchenchor, in der Dorfblaskapelle...am besten in mehreren Vereinen. Da ist es nicht so einfach, sich mal eben so davon zu stehlen. Das Kollektivbewusstsein ist da halt ausgeprägter als in der Großstadt. Man kann im Dorf nicht einfach so abtauchen, wenn man keine Lust mehr auf die o.g. Vereine hat. Man begegnet sich ja immer wieder.:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.Februar.2021
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  19. Rick

    Rick Experte

    Genau - da, wo früher viel Gewohnheit war, gibt es nun das In-Frage-Stellen, solches Hinterfragen des Alltags finde ich wirklich von Zeit zu Zeit mal sehr wichtig.

    Die von mir 1989 mitbegründete Big-Band, inzwischen ein gemeinnütziger Verein, hat soeben ihre virtuelle Jahreshauptversammlung beendet, und zwar mit sehr positivem Ergebnis:
    Alle sind wieder heiß aufs Proben und Auftreten, ein Band-Wochenende ist geplant, erste Konzerte 2021 und 2022 werden angedacht. Keiner hat seine Mitgliedschaft oder gar die Band in Frage gestellt.
    Das erfüllt mich mit Freude und Stolz! :)
     
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  20. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Sehr interessante Frage!

    Habe ich noch Lust? Aber sowas von!

    Ich vermisse die wöchentlichen Proben, kann mich aber problemlos zu Hause selbst an den Instrumenten motivieren. Ich übe genauso viel wie früher, kaufe neue Noten, stelle mir selbst Aufgaben und versuche, voran zu kommen.

    Die Leitung des Blasorchesters versucht, die Leute motivationsmäßig bei der Stange zu halten. Regelmäßige Mails mit "Durchhalteparolen", Geburtstagswünschen und etwas zu optimistischen "bald ist es wieder so weit ...". Aber leider keine konkreten musikalischen Aufgaben.

    Was die anderen machen, weiß ich nicht. Ich fürchte, dass "hinterher" einige nicht mehr da sein werden. Mehrere haben, vollkommen unabhängig von Covid-19, schwere gesundheitliche Probleme bekommen bzw. ziehen altersbedingt einen Schlussstrich. Ein paar werden wohl das Instrument im Koffer vergammeln lassen. Andere wenden sich vielleicht anderen Hobbies zu.

    Ich würde gern ein "virtuelles Quartett" auf die Beine stellen. Glaube aber kaum, die anderen dafür begeistern zu können. "Für welchen Auftritt denn??"

    Nicht ganz unwichtig: der Dirigent (der außer diversen Orchestern sonst kaum ein Einkommen hat) wird weiter bezahlt.
     
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