Öffentliches Intervall- und Skalentelefonbuch

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von GelöschtesMitglied11524, 15.September.2021.

  1. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    @Ton Scott: Um so erschreckender, dass ich jahrelang die Noten einer anderen Version gespielt habe, die das F# schlabbert und direkt vom Eb auf das G springt, also ohne Durchgangsnote und verminderte Septime (right you are), und somit unmittelbar einen F9 bedient; übrigens auch im RealBook, aber einer älteren Version.
     
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  2. Rick

    Rick Experte

    Meine Assoziation war der Band "Streit um Asterix" - ich denke, auf den wurde da angespielt. Und natürlich auf die ewigen Kloppereien zwischen Verleihnix und Automatix: "Was, der Fisch soll nicht frisch sein?" ;)

    :topic:

    Charlie Parker hat ja keine "autorisierten" Fassungen seiner Kompositionen in Noten herausgebracht, deshalb wurden diese in der Regel nach Gehör transkribiert (ganz abgesehen davon, dass umstritten ist, wer "Donna Lee" wirklich "geschrieben" hat - offizieller Autor ist Miles Davis, doch es KÖNNTE auch Parker oder gar Dizzy Gillespie gewesen sein).
    Und im Bebop wird der tiefere Ton einer solchen Melodielinie üblicherweise "geghosted", also "verschluckt", deshalb ist es nicht leicht, herauszufinden, welcher Ton tatsächlich dazu gehört.
    That's Jazz. ;)
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.September.2021
  3. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    @Rick: danke für die Information und Aufklärung.
     
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  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Take on me, A-ha.
    Wer sagt, dass es schwierig zu singende Intervalle in der Popmusik nicht gibt..

    M7 vom Grundton auf die Major7.

     
    scenarnick, Jazznote, Paul2002 und 2 anderen gefällt das.
  5. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Morten Harket kann ja wirklich gut singen....Wenn ich diesen Sprung singend versuchen, muss ich mich auf die Oktave oben als Zielton konzentrieren und halt dazu den Leitton denken. Wenn ich "nur" springe, wird es schwierig.
     
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  6. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Bei mir ist es so (und das war ja eine der Intentionen des Threads), dass die Stimme und das Intervall so derartig präsent sind, dass ich die große Septime leicht zu singen vermag, was mir ohne die Vorstellung viel schwerer fiele.
     
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  7. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass das Stück von Parker ist. Die Melodien sind Parkeresque aber spielen sich auf dem Saxophon nicht wie typische Parkerlinien (z.B. das M5-b Motiv von gegriffen C# nach C auf dem Alt).
    Er selbst hat auch gesagt, es sei von Miles Davis.

    Worauf beziehst du dich, was Dizzy Gillespies Authorenschaft angeht?
     
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  8. Rick

    Rick Experte

    Oh, oh, wir begeben uns schon wieder in Off-Topic-Gefilde... ;)

    Er wollte Miles unterstützen und hat sich sowieso nicht viel um Urheberschaft, Tantiemen usw. gekümmert. Ich denke mal, es war irgendwie ein "Gemeinschaftswerk".

    Ich meine, das irgendwo gelesen zu haben, weiß aber keine konkrete Quelle. Auch Dizzy hat Miles unterstützt und angeblich sogar bei den frühen Parker-Davis-Aufnahmen das eine oder andere Up-Tempo-Solo (mit Harmon Mute, sodass er nicht am Sound erkennbar war) beigesteuert, woran Miles gescheitert war.
    Stilistisch könnte es auch von ihm sein.

    Aber das ist fast schon einen eigenen Thread wert: Von wem ist "Donna Lee", und wie kann man seinen Verdacht begründen?
    Darüber gibt es bestimmt schon musikwissenschaftliche Arbeiten. :-D

    :topic:
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.September.2021
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  9. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Wie schwer kann eine große Sekunde wiegen? Sehr, wenn sie wie in "Crystal Silence" von Chick Corea, eines meiner Lieblingstücke, im Auftakt von der Tonika als Grundton einen Schritt abwärts geht und dabei zur 7. Stufe wird. Sekunden nimmt man in Melodien oft als flüchtiges Element von Ketten wahr, hier hat sie Gewicht.

    Crystal Silence Chick Corea Part.jpeg

    Für mich eine der "schönsten Sekunden", die ich kenne.

    Im7 M1 abwärts von der 8 zur m7

    Ich verlinke diesmal ein Video, weil diese Sekunde von Gary Burton mit einer "Ewigkeits-Fermate" hinausgezögert wird. Andere Cover-Versionen, die ich gefunden haben, spielen oft einfach drüber weg.



    RIP Chick Corea, einer der ganz Großen.
     
  10. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Hatten wir glaube ich noch nicht:

    maj7 aufwärts von der b13 der Vi7 zur 9 der ii7 beim Wechsel von Takt 3 auf Takt 4 in der wunderbar kitschigen Ballade "Count Every Star" (aufgenommen unter anderen von Artie Shaw, Lester Young und Al Hibbler).

    Wollen wir vielleicht mal Hashtags einführen, damit man das Telefonbuch über die Suchfunktion im Forum auch findet? Bei mir ist die immer etwas sperrig.


    Ich würde jetzt mal hiermit den Anfang versuchen:

    #Intervalltelefonbuch #maj7aufwärts #Vi7 nach ii

    Vielleicht funktioniert das...
     
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  11. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Da ich grade M7-Intervalle in verschiedenen Akkorden übe:
    Hier, soweit ich es richtig höre :) Klingend C-Dur von der Quinte des Akkordes eine Oktave rauf - und dann ziemlich lang auf der #11 bis zur Auflösung. Soll vielleicht was Fremdländisches in dem Schmalzmusical ausdrücken (oder auch etwas Verlockendes), who knows.

    Eigentlich eine geile Melodie, auch dann von der großen auf die kleine Sexte...

     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 27.September.2021
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  12. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Das mit dem Exotischen oder "Fremdländischen" mag schon hinkommen. Interessant dazu der gleiche Oktavsprung, aber diesmal im Anschluss die große Sekunde runter zur kleinen Septime. Bei "Bali Hai" empfinde ich die #11 als Spannungselement und "Vorhalt" vor der Quinte der Tonika. Bei "Du hast Glück..." ist es eindeutig die Dominante, die zu Beginn des Chorus bedient wird.



    Egal ob exotisch oder "heimatlich", der Trend zu großen Sprüngen ist unverkennbar ;-)
     
  13. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Hab' ne Frage (bin zu faul, jetzt zu gucken):
    Wenn ich die "Dorian 13th Arpeggios"-Übung aus Ben Brittons Obertonheft mache und dabei eine Cello Drone im passenden ionischen Modus (für klingend Db also klingen H/B) laufen lassen, muss ich bei den oberen drei Tönen (klingene Gb-Dur-Dreiklang) sofort an "Girl from Ipanema" denken, obwohl ich, was Bossa Nova angeht, ein ziemlicher Banause bin.

    Hat wer ne Erklärung?
     
  14. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    @Paul2002 : wahrscheinlich verstehe ich das falsch, aber es gibt doch nur einen "Konflikt" zwischen Db ionisch und Db dorian, bei dem du beim 13th Arpeggio mit den oberen drei Tönen "Ipanema" assoziierst. Ich habe Ben Brittons Obertonheft nicht.
    Habe ich das richtig verstanden? Vielleicht kannst du mal ausnotieren, was in dem Moment, wo bei dir die Assoziation entsteht, tatsächlich klingt, dann fällt das Mitdenken und Mithören vielleicht einfacher.
     
  15. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Puh, ich versuche es mal zu verstehen.
    GFI hat am Anfang einen maj-Akkord, und die Melodietöne machen einen Sprung eine kleine Terz abwärts, von der 9 zur 7. Originaltonart F wäre G auf das E runter.
    Wenn Du einen im Fmaj eine Terz unten anhängst, hast Du D-Moll, und zwischen 11 und 9 abwärts das gleiche Intervall.
    Meinst Du das?
     
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  16. Paul2002

    Paul2002 Strebt nach Höherem

    Ja, genau das ist die richtige Erklärung. Ich habe anscheinend die Drone als Grundton der Tonika statt als kleine Septime dieser gehört und daher den 11-9-Sprung als 9-7-Sprung gehört. Danke!

    Ich habe Db-Moll-7-9-13 in Grundstellung als Arpeggio gespielt und dabei ein H auf Dauerschleife laufen lassen. Für weiteres ist der obere Absatz dieses Posts erklärend.
     
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  17. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    @Paul2002 : hab's jetzt auch mit Hilfe der Erklärung von @Ton Scott kapiert. Danke trotzdem. "Bass rules".
     
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  18. Rick

    Rick Experte

    Richard Rodgers halt. :cool:

    "South Pacific" gewann 1950 genau 9 Tony Awards und gilt als eines der am meisten ausgezeichneten Broadway-Musicals, vom kommerziellen Erfolg ganz zu schweigen. Nur in Deutschland und Österreich konnte es sich nicht so durchsetzen und gilt höchstens als "Geheimtipp".
    Ich habe die Filmversion von 1958 (Oscar-Nominierung für die Musik) als Jugendlicher zusammen mit meinem Vater im Fernsehen gesehen, da hatte sogar er an einer Stelle Tränen der Rührung im Auge - ein ganz seltenes Erlebnis für mich. :rolleyes:
     
  19. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Noch ein Beispiel zwischen dem immer währenden Konflikt zwischen isoliert gehörtem Intervall und der tatsächlich gehörten Harmonie:

    J.S. Bach, Actus Tragicus, BMV 106, Sonatina, Takt 4

    Actus Tragicus Sonatina.jpeg



    Im Takt 4 bestimmt der erste Ton (f2) die Tonalität (F-Dur), der zweite Ton (c2) die Dominante (Cdom7). Diesen Ton habe ich noch im Ohr, wenn auf der 3. Zählzeit das e2 erklingt, von dem aus sich die Melodie zum Septimton von Cdom7, also Bb (hier bb2) erhebt.
    Das Intervall E-Bb ist eine verminderte Quint oder ein Tritonus (enharmonisch verwechselt). Ich kann aber machen, was ich will, ich höre dass im harmonischen Zusammenhang, und wenn ich nicht aufpassen, sage ich prompt "kleine Septime", wenn ich diesen Sprung höre.
    Ich nenne dieses Intervall, dass ich aus vielen barocken Kompositionen kenne, deshalb "fake dominant 7th" und könnte es nie und nimmer isoliert als "role model" für eine verminderte Quinte in meiner Höre archivieren.
     
  20. ppue

    ppue Experte

    An den Tritonus im Dominantseptakkord haben wir uns längst gewöhnt und in unser Repertoire der gängigen Intervalle eingepflegt. War nicht immer so.
     
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