Microrhythm

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Iwivera*, 14.März.2022.

  1. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Habt Ihr Euch schon mal (intensiver) damit beschäftigt? Timing ist ja immer ein Thema,
    Ich finde das sehr spannend, auch wenn ich nicht alles im Video sofort verstehe:

     
  2. Rick

    Rick Experte

    Ja, das ist eben der Unterschied zwischen "Exaktheit" und "Groove". ;)

    Ähnlich mit dem rhythmischen Phänomen des "swing": Man kann es schwer von Maschinen machen lassen, und wenn Leute versuchen, das rein theoretisch zu ergründen, kommen sie dem Ganzen einfach nicht auf den Grund.
     
  3. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Braucht man dazu Eurer Meinung nach ein gewisses - ich will mal sagen - Talent, diese feinen Bewegungen spüren zu können? Oder ist das komplett lernbar?
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ist lernbar. Klar, manche haben es Blut. Aber man es sich auch ein Stückweit aneignen.

    CzG

    Dreas
     
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  5. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin mir da nicht so sicher. Ja, Swing kann man vielleicht einfach lernen. Aber Microtiming ist ja noch mehr. Wann muss ich "nach vorne" spielen oder "laid back"? Und wie? Und ohne, dass es irgendwo steht...
     
  6. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich denke da gibt es keine Anleitung. Entwickelt sich oder auch nicht mit der Band.

    Mit Playalongs bekommst Du das nie hin.

    CzG

    Dreas
     
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  7. Rick

    Rick Experte

    Das Lernen erfolgt über das Hören, die Vertrautheit mit der jeweiligen Musik.

    Besonders beim Swing geht es sehr stark um Microtiming, bloß steht das nicht in den Lehrbüchern, stattdessen wird Swing oft als "Mathematik" erklärt, was völlig am Ziel vorbei schießt.
    Echte Kenner bemerken sehr schnell, ob jemand tatsächlich swingt oder das nur vortäuscht.

    Aber diese Kenner sterben allmählich aus und die junge Generation ist längst an maschinelle Grooves gewöhnt.
     
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  8. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Dem möchte ich vehement widersprechen.
    Eher im Gegenteil, mit einem professionell eingespielten Playalong ist es einfacher mit dem Timing zu spielen als mit einer echten Amateurband, die für sich schon Arbeit hat zusammen zu bleiben.

    Ob man das lernen kann? Na klar.
     
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  9. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Denke der Micro Rhythm ist das "Gewisse Etwas" einer bestimmten Musik.

    Dabei muss ich jetzt an den Wiener Walzer denken, wenn er vom Symphonieorchester gespielt wird.
    Behaupte (fast immer) zu erkennen, ob der Walzer von einem echten wiener Orchester gespielt wird oder von einem anderen "angelernten".
    Die Wiener (ab und zu auch andere Österreicher) haben einfach dieses spezielle Gefühl für "ihren" Walzer.

    Das Ganze lässt dich natürlich auch auf Jazz, Latin usw. ummünzen.
     
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  10. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Das kommt aber stark auf die Qualität der Band an.
    Und ich denke nicht, dass Amateure bei professionellen BigBands und Profiensembles zum fröhlichen Üben eingeladen werden.

    Das Gegenteil ist aber oft der Fall. Man kann sich durch eine schlecht spielende Band ne Menge versauen. Besonders die Intonation.
     
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  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Bei mir war es das Gegenteil. Ich habe mit der Band sehr gut Intonation gelernt.

    Mag aber unterschiedlich sein.

    CzG

    Dreas
     
  12. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Definitv. Es gibt ein paar Aebersolds, da spielen so Musiker wie Paul Chambers oder Billy Higgins die Begleitung. Natürlich ist das Konzept Playalong auch bei solchen Namen immer noch herzlich wenig interaktiv, aber ich finde, wenn es die Gelegenheit gibt, mit solchen Größen ein paar Chorusse zu spielen, dann kann man das ruhig ausprobieren und etwas dabei lernen. Es sollte aber vielleicht nicht die einzige Beschäftigung mit dem Thema Groove sein.
     
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  13. gordex

    gordex Nicht zu schüchtern zum Reden

    Bis jetzt hat noch niemand die, aus meiner Sicht, wichtigsten 3 Übungen genannt, um sich dem Thema anzunähern: Hören, Hören und Hören. Und nicht nur aktuelle Aufnahmen, besser durch die ganzen Größen der Genres durchhören. Dadurch bekommt man die Phrasen, Phrasierungen, etc. immer mehr ins Ohr.
    Ohne funktioniert es aus meiner Sicht nicht. Ich denke nicht, dass man das theoretisch lernen kann.

    Mir hat das extrem viel geholfen, auch wenn ich immer noch sehr weit hinten spiele. Vielleicht habe ich doch zu viel Dexter Gordon gehört ;-) Ach so, Musik nebenher hören (z.B. beim Bügeln, Kochen) ist immer noch besser als gar nicht.
     
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  14. Rick

    Rick Experte


    Doch, ich in Post #7:

    Warum haben die Menschen, die in einer bestimmten Musikkultur aufgewachsen sind, das perfekte Gefühl für deren Microtiming?
    Weil sie es quasi genetisch "im Blut" haben - oder einfach, weil sie damit AUFGEWACHSEN sind? ;)
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.März.2022
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  15. Rick

    Rick Experte

    Sehr gutes Beispiel, das wollte ich auch schon erwähnen (hatte aber keine Zeit dafür).
    In der Zeit meines "Studiums" lernte ich zusammen mit meinen "Kommilitonen" ganz viel über Jazz usw., das war uns das Allerwichtigste. Als wir uns dem Bereich von Tanz- und Party-Musik zuwandten (weil wir dafür engagiert wurden und ein entsprechendes Repertoire brauchten), lernten wir außerdem quasi Workshop-mäßig alles über Salsa und Samba, für die authentische Umsetzung von lateinamerikanischen Tänzen.
    Verrückt? Naja, wir waren eben schräg drauf, "Musik-Nerds". :-D

    Bei Wiener Walzer gaben wir uns nicht so viel Mühe, den konnten wir als weiße Europäer ja schließlich schon aufgrund des klassischen Musikunterrichts, ist doch klar!
    Pustekuchen.
    Bei einer Hochzeit ein wohlmeinender Gast schmunzelnd: "Im Foxtrott, Jive und ChaCha seid Ihr super, aber eurem Wiener Walzer fehlt das gewisse Etwas, die vorgezogene 2!"

    Tja, dann ging es also wieder ans Platten-Hören und Üben, diesmal in Richtung "traditionelle Ballmusik des 19. Jahrhunderts". :rolleyes:

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    Ein Kollege hat mir aus der Epoche, als es noch jede Menge US-Soldaten sowie deren Musiker in Heidelberg gab, folgende Geschichte berichtet:

    Alle deutschen Jazz-, Blues- und Popmusiker waren wild begierig darauf, von den US-Musikern deren "Feeling" zu lernen.
    Nun begab es sich einmal, dass ein afro-amerikanischer Klarinettist von einem deutschen Volksmusik-Ensemble als Gastmusiker engagiert wurde, der sich aber anfangs weigerte - weil er wusste, dass es da "dieses rhythmische Ding" in Walzer und Polka gibt, vor dem er größten Respekt hatte, weil er es zwar hören, aber nicht wirklich beim Spielen fühlen konnte.

    Merke: Microtiming, das das entscheidende Etwas ausmacht, gibt es in jeder authentischen "Volksmusik", ist sie nun Blues, Jazz, afrikanisch oder alpin.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.März.2022
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  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem


    Das kann man lernen. Ist aber wie so oft mit Arbeit verbunden und geht nicht auf die Schnelle.
     
    Rick gefällt das.
  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Wie schon andere sagten, es hängt vom Playback ab.
     
    Rick gefällt das.
  18. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Dann hast Du Glück gehabt, wenn Du in einer Big Band spielst und gut intonierst und dann lauter Leute hast, die beschissen intonieren und Du versuchst dich anzupassen, damit es insgesamt klingt, ist das Risiko hoch, daß Du deine Intonation auf Dauer versaust.
     
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  19. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Weil sie damit aufgewachsen sind. Die Anzahl der Leute, bei denen es genetisch ist, ist eher gering.
     
    Rick gefällt das.
  20. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Habt ihr nicht auch einen professionellen Pianisten?
     
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