Das Geheimnis der Gehörbildung

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 23.August.2022.

  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Wie lautet es? Wie kann ich es packen?

    Mir ist doch etwas aufgefallen: Tasting Harmony von Greg Fishman kann ich rauf- und runternudeln, wie ich möchte, ich habe nicht das Gefühl, dass sich mein Gehör entwickelt (das Heft ist trotzdem ganz hübsch zum Üben der Intonation).

    Wenn ich aber eine Billie Holiday Columbia-CD auflege und auf der Klarinette im Hintergrund etwas spiele, habe ich eine Handvoll Changes schon nach einem Chorus begriffen, zum Beispiel

    I I7 IV ivm

    III7 VI7 II7 V7

    viim7b5 III7 vm

    IV II7

    I iiiO ii V

    Das Problem:
    Das sind für mich keine Akkorde, sondern Gefühle.
    Ich kann nicht sagen, in welcher Umkehrung ich die Akkorde höre, wie genau ich sie höre, was es für ein Klangbild ist.
    Ich weiß nur, welche Guidetone-Lines passen.


    Vermutlich wüsste ich ohne das Instrument in der Hand nur die Hälfte oder noch weniger an harmonischer Information durchs Hören.

    Wie kann ich es also trainieren, ohne das Instrument zu Händen nach dem Anhören einer Aufnahme die Akkorde zu bennen? Ich habe den Eindruck, dass stures Pauken, wie ich es bisher gemacht habe, mir nichts bringt.

    Wie kann ich den emotionalen Zugang zur Musik, wie er mir vieles erschließt, wenn ich zur CD mitspiele, auch dann nutzen, wenn ich ganz theoretisch unterwegs bin?

    Als @Ton Scott neulich davon erzählte, wie Greg Fishman alle Akkorde zu seiner Etüde im Voraus höre, fand ich das faszinierend.
    Ich bin mir recht sicher, dass es bei Greg Fishman über die Vorstellungskraft und nicht über ein Abspulen aus dem Gedächtnis, wie man es vielleicht in einer Bioklausur anwendet, funktioniert.

    Nur, wie kann ich diese Vorstellungskraft in ihrer Entwicklung bestärken, ohne dadurch die Lernsituation so zu verklausulieren, dass die Freude und damit auch die Vorstellungskraft verloren geht?
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 23.August.2022
    Rick gefällt das.
  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @Paul2002

    Ich habe den Eindruck, dass Du einfach mehr Musik machen
    solltest (und das kannst Du, habe Dich live erlebt) und nicht immer versuchen solltest alles analytisch zu zerdröseln.

    Mehr Bauch, weniger Kopf.

    CzG

    Dreas
     
  3. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Da hast du sicherlich recht, ich habe ja meinen Kampf gehabt, lockerer zu werden (und arbeite auch noch dran).

    Andererseits zwei Aspekte:

    -In der Aufnahmeprüfung sollte ich in der Lage sein, die Verbindung vom Hören zum analytischen Kram herzustellen, sprich: Akkordfolge anhören, Stufen und Funktionen sagen

    -Dann, wenn ich es schaffe, eine Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis herzustellen, finde ich diese Verknüpfung als sehr bereichernd, man kann sich etwa anhand der Theorie ein paar Solotakte im Kopf ausdenken, während das vorherige Solo noch läuft und hat dann einen interessanten Einstieg

    Davon abgesehen bin ich sehr froh, jetzt in mehreren Bands unterwegs zu sein, es macht viel Spaß (-:
     
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Erzähl mal. Wo spielst Du was?

    CzG

    Dreas
     
  5. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    In einer Dixielandband Bariton und in einer Swingband Tenor

    Wenn die Schule wieder losgeht in der Schule auch Bariton und dann auch in einer anderen Bigband Tenor.

    (Ich würde sehr viel lieber Alt als Tenor spielen, aber so lernt man ja auch einiges)
     
    Rick und Gelöschtes Mitglied 5328 gefällt das.
  6. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Mir ist noch nicht klar, wo du gehörmäßig genau stehst.
    - Kannst du Einzelton-Intervalle beim Hören bestimmen?
    - Und wenn du einen Akkord hörst, kannst du dann dessen Grundton erkennen und singen?
    Wenn du diese beiden Fähigkeiten hast und kombinierst, müßtest du auch ganze Akkorde und -folgen bestimmen können. Wenn nicht, solltest du vielleicht erstmal versuchen, dir diese Grundfähigkeiten anzueignen.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Beide Fähigkeiten habe ich (wobei sich dann wieder fragt, wie schnell ich das kann, idealerweise sollte es ja in Millisekunden gehen), aber wenn ich eine Akkordfolge mit mehr als drei verschiedenen Akkorden höre, kann ich nicht nach einem Mal anhören sagen, was welcher Akkord ist.
     
    Rick gefällt das.
  8. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Intervalle Singen
    Akkorde Singen (Drei- und Vierklänge mit Umkehrungen)
    Skalen Singen
    Akkordfolgen Singen
    Akkordfolgen von Aufnahmen am Klavier raushören
    Akkordfolgen mit dem Sax raushören

    Ich fand die Didaktik von Tasting the Harmony nicht überzeugend.
    Schau dir mal die Bücher von Armen Donelian, Brian Dickinson, Donovan Mixon und Roberta Radley an.
    Zusätzlich nutze Gehörbildungsapps wie complete Eartrainer und Functional ear trainer.
     
  9. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Okay

    Das, was du da listest, mache ich alles schon. Dann bin ich ja nicht ganz auf dem Holzweg
     
    Rick gefällt das.
  10. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Du musst das nicht nach einem Mal hören. Das erreichen viele eh nie. Und du musst viele Akkordfolgen Spielen und singen lernen, sowie verstehen wie sie funktionieren, um sie wiederzuerkennen. Das ist wie bei der II V I am Anfang hörst du die fast gar nicht und irgendwann bekommst du die nicht mehr aus dem Ohr und erkennst sie dauernd wieder.....
     
  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Dann frag doch mal hier, wer das kann, vor allem von den „Cracks“….


    CzG

    Dreas
     
  12. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Vor allem ging es mir in diesem Thread ja darum, wie ich die m.M.n. raschen Erfolge, die ich in Sachen Gehörbildung durch das Mitspielen zu Aufnahmen erreicht habe, didaktisch nutzen kann, um gezielt eine Methode zur Gehörbildung zu entwickeln, die besser ist, als in einer App Knöpfe zu drücken.
    An Skalen kann ich eigentlich alles Singen, was ich brauche
     
    Rick gefällt das.
  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Meiner Meinung nach hat dir diese Methode doch gerade den Erfolg beschert. Da eine Lehre draus zu machen, würde vielleicht sogar etwas zerstören.

    Mitunter halte ich ein gewisses "natürliches" Wachstum an Fähigkeiten für besser als eine Methode, die dich nach festgelegten Algorithmen schult. Wie ein Fluss, den es mal hier, mal dahin mäandert, der seinen eigenen Weg durchs Tal findet und nicht nach einem festgelegten Muster alle 100 Meter eine Gegenbewegung macht.

    Weiß nicht, ob du mich verstehst, aber auch nicht, ob ich dich verstehe (-:
     
    jimi, Rick, quax und 4 anderen gefällt das.
  14. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich glaube zumindest, dich zu verstehen (-:
     
    saxfax gefällt das.
  15. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    @Paul2002
    Egal, welcher Methode Du folgst, Eines wirrst Du nicht überwinden können:

    Lernprozesse dieser Art benötigen Zeit!

    Vokabeln kann man sich recht viel ins Gehirn zimmern, um eine Sprache dann wirklich sprechen zu können, muss man (das gilt zumindest für 99 % der Menschen) dann diese über einen längeren Zeitraum auch aktiv sprechen.

    Genau so ist es bei der Musik. Dinge, mit denen Du dich jetzt beschäftigst, und mit denen Du Schwierigkeiten hast, werden Dir in einigen Jahren völlig locker von der Hand gehen, und die heutigen Probleme wirst Du gar nicht mehr nachvollziehen können.

    Gruß,
    Otfried
     
    Sax a`la carte, saxfax, Rick und 2 anderen gefällt das.
  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Es gibt nicht die eine Methode. Erst recht nicht die für alles und die allen hilft. Such dir zusammen was dir hilft und mach möglichst viele verschiedene Übungen auf verschiedene Art. Und lies mal die Autoren, die ich dir geschickt habe, da findest du mit Sicherheit die eine oder andere neue Übung und Inspiration. Steve Prosser würde ich auch noch auf die Liste nehmen und Judy Niemack mit ihren Hear it Sing it Büchern. Mach immer eine Mischung aus Übungen wie mit Apps, aktiven Übungen wo du singst und raushören (und da nicht immer nur die Melodie).
     
  17. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Die „technischen Schritte“ zum Erwerb der Fertigkeit übst du, trotzdem kommst du nicht zum Ziel, wenn dich das Material weniger anspricht.

    Da sehe ich aus theoretischer Überlegung zwei Lösungsansätze:
    1. Mit der „Lehrbuchtechnik“ weiter machen. Erster Schritt immer vor dem Zweiten. Da müsste du wohl noch mal einen Gang zurückschalten, wenn es noch nicht flutscht, d.h. z.B. erst nur die Grundtöne der Akkorde raushören und von da langsam weiter gehen. Das ist dann aber auch echtes Pauken, wie Vokabeln oder Bio.

    2. Dir „emotionale Eselsbrücken“ zu bauen. Leittonlinien zu hören und daran Akkordfolgen zu erkennen ist deine Begabung. Nach der Methode bei 1. wäre das eher fortgeschritten und trotzdem kannst du es leichter als das andere. Vielleicht kannst du diese Fähigkeit kultivieren, wenn du eine emotionale Verknüpfung mit der Musik herstellst, wo sie noch nicht da ist? Vielleicht in dem du dir bewusst machst, dass der Komponist und oder Interpret da alles reingelegt hat, die Musik für sie eine Bedeutung hat. Vielleicht kannst du auch eine innere Klarinette kultivieren für solche Zwecke, deinen Ton in Gedanken hören.

    Am Ende wird es vielleicht eine Mischung aus beiden sein, die dich am weitesten bringt.
     
    Rick gefällt das.
  18. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Das singen von Tonmaterial wurde schon erwähnt.

    Einfacher gesagt als getan: Machs einfach. Leg das Instrument weg und versuche zu erhören was passiert. Das Instrument nimmst du dann nur zu Kontrolle. Das kannst du mit längeren Abschnitten machen, mit einzelnen Takten oder auch zb nur mit einem einzelnen Akkord den der Pianist in Takt 7 auf die Drei spielt.
     
  19. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Warum muss man Akkorde benennen können, wenn man sie "fühlen" kann??
     
  20. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich finde es ganz einfach praktisch fürs Arrangieren, aber auf jeden Fall ist unabhängig von meiner oder deiner Meinung im Studium eine nötige Fähigkeit
     
    giuseppe, Rick und saxfax gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden