Elitedenken im Jazz

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Saxoryx, 1.Oktober.2022.

  1. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich bin gerade über dieses Video gestolpert und frage mich, ob das in Deutschland genauso ist:



    Leider ist es in Englisch, dafür entschuldige ich mich. Aber ich fand es inhaltlich doch so interessant, dass ich dachte, ich könnte es vielleicht hier einstellen.

    Es ist etwas, das mir von Anfang an aufgefallen ist, als ich anfing, Saxophon zu spielen, Jazz auf dem Saxophon zu spielen. Einerseits ist es sicherlich gut, die "Großen" zu hören und von ihnen zu lernen. Aber leider wird man dadurch - gerade als Anfänger - auch sehr verunsichert, und oftmals kommt man zu dem Schluss: "Das ist zu kompliziert. Das lerne ich sowieso nie."

    Beispielsweise ein Solo von Coltrane zu transkribieren oder so etwas. Generell Solos zu transkribieren. Das ist mehr als abschreckend für Anfänger. Auch wenn Leute, die schon lange spielen, sicherlich Spaß daran haben, zeigt es einem Anfänger vor allem das, was er nicht kann. Und was so weit von dem entfernt ist, was man noch lernen kann, wenn man beispielsweise über 50 oder 60 ist (oder sogar nur über 30 oder 40 - auch da habe ich schon gelesen, dass die Leute sich darüber Gedanken machen, ob sie nicht zu alt dazu sind, überhaupt noch ein Instrument zu lernen), dass man deshalb vielleicht den Versuch, das noch lernen zu wollen, ganz aufgibt. Statt einfach Spaß daran zu haben, das zu spielen, was man spielen kann. Und dabei schrittweise immer ein wenig besser zu werden, bis man vielleicht so gut ist, wie John Coltrane als Dreijähriger war. Oder noch nicht einmal so gut, wie er als Dreijähriger war. Was macht das schon?

    Was hat es für einen Sinn, Leute wie Coltrane oder Arnstrong oder Chick Corea oder wen auch immer zu "lionisieren", wie er hier im Video sagt? Sie zu "Löwen" zu machen, sodass sie unerreichbar sind? Ich weiß, es gibt Leute - insbesondere Männer -, die sehr wettbewerbsorientiert sind. Die andere immer "schlagen" wollen, besser sein wollen, die immer danach streben, die Großen zu überflügeln oder zumindest so gut zu werden wie sie.

    Aber ist das wirklich die einzige Motivation, wenn man Musik macht, insbesondere Jazz? Geht es nicht darum, überhaupt zu spielen? Spaß an der Musik zu haben, zu swingen, sich zu freuen über vielleicht einen einzigen Akkord, den man richtig gespielt hat, oder über ein kleines Solo von acht Takten, das man mal hingekriegt hat? Das wären gute Vorbilder, die nicht abschrecken würden.
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.Oktober.2022
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  2. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    So einfach ist das auf keinen Fall: einerseits bei Coltrane mithalten können ist, soviele Jahre nach Coltrane, selbstverständlich die Grundvoraussetzung überhaupt Jazz spielen zu dürfen. ;-) Dazu kommt aber noch die Anforderung "Play yourself man" (Wolfram Knauer). Also, beides ist Pflicht! ;-)

    Wenn man(n) das nicht bringt, muss man sich halt Leute suchen, die das ebenfalls nicht schaffen .... wenn man viel Glück und Geduld hat, findet man Menschen, für die Musik (insbesondere Jazz) Kommunikation ist und mit denen man auf ähnlichem Niveau (mit ähnlicher "Sprache") kommunizieren kann.

    Jetzt mal im Ernst. Um Coltrane mit Genuß hören (!) zu können, habe ich gute 30 Jahre gebraucht. So spielen wie er, kann ich bis heute nicht und strebe das auch nicht an. Die "Lions" zu hören, hilft natürlich, die eigene Sprache zu finden .... aber auch pitgin ist eine Sprache mit der man sich erfolgreich verständigen kann.

    Wenn man häufiger mit den Lions mitspielt (CD natürlich) .... stellt man über längere Sicht fest, was erreichbar ist und was nicht. Man findet aber auch heraus, was man erreichen will. "Was der/dem Einen ihr/sein Coltrane ist der/dem Anderen ihr/sein Trumbauer. Und vielleicht nähert man sich so auch der Maxime "Play yourself man"

    keep swingin'

    Euer Saxax
     
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  3. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Der Typ gibt seine persönliche Meinung wieder, nichts davon reflektiert die gesamte sehr diverse Realität was die Jazz Szene angeht, weder in Deutschland, noch woanders. Dafür gibt es halt zu viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen und Meinungen und viele aus entsprechenden Szenen äussern sich weder bei Youtube, noch in irgendwelchen "sozialen" Netzwerken (der grösste Teil meiner Saxophonkollegen aus dem Profibereich wissen nicht mal daß es ein deutsches Saxophonforum gibt und interessieren sich dafür auch null).

    Kein Lehrer würde auf die Idee kommen einem Anfänger eine Aufnahme von Coltrane zum Raushören zu geben. Es gibt so viele gute und tolle Musiker im Jazz, da findet man genug, die auch eher in punkto Transkription für Anfänger geeignet sind, zur Not nimmt man für seine Schüler selber was einfaches auf und lässt die dann das notieren. Oder man lässt erstmal nur Themen raushören, keine Soli. Es kommt doch auch kein Malanfänger auf die Idee Van Gogh oder Rembrandt kopieren zu wollen, trotzdem kann man die Fertigkeit bewundern und versuchen zu verstehen, wie sie das Hinbekommen haben, ohne daß man es schon genauso hinbekommen muss.

    Kein ernsthafter Musiker macht aus den genannten Musikern das, was du als Löwen bezeichnest. Es gibt Musiker, die im Laufe der Geschichte bestimmte Musikstile für eine gewisse Zeit stärker geprägt haben und deswegen interessiert man sich dafür was und wie das erfolgt ist und was da anders und neu war. Das ist aber meist eher nichts für blutige Anfänger. Im Jazz geht es auch darum aus der Musik von anderen Musikern zu lernen, Transkription ist auch sowas wie mündliche Weitergabe Überlieferung von Information und Wissen, das kennen wir schon seit Jahrhunderten in vielen Bereichen. Gerade was das Erlernen von Melodiebau angeht ist das halt hilfreich Transkriptionen zu machen. Das trainiert das Ohr, die Technik am Instrument und hilft zu verstehen, wie Melodien in einer bestimmten Stilistik funktionieren oder Melodien ähnlich wie Sprache funktionieren. Das ist wie mit einer Sprache, die man lernt. Hörst du diese nie und sprichst sie nicht nach, wird Aussprache, Satzbau und die Fähigkeit sie zu benutzen sich nicht wirklich flüssig entwickeln.

    Und natürlich geht es ums Spielen aber du bist halt im Musikbusiness schon immer in einem Feld unterwegs, das stark von Konkurrenz geprägt ist, du stehst immerhin da mit zig anderen Leuten, die auch dein Instrument spielen, warum also solltest Du auftreten, warum sollte dich der Bandleader als Saxer nehmen und nicht xy? Das ist bei anderen Berufen nicht anders.

    Dieses Glorifizieren von Spielern kenne ich eher von Amateuren, nicht von Profis. Es gibt Aufnahmen von Coltrane, die höre ich gerne, andere eher nicht, die einen finden Sonny Rollins ganz toll, ich kann mit ihm wenig anfangen (es ist halt nicht so mein Geschmack), dafür finde ich halt Dexter und Sonny Stitt toll, die andere wieder weniger mögen. Im Profibereich ist man da meist etwas lässiger was sowas angeht.

    Das Video, die Überschrift etc. ist halt ein typischer Versuch künstlich Aufmerksamkeit zu generieren um ein Thema, das so gar nicht existent ist, typisch fürs Internet, clickbait.
     
  4. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Da falle ich schon mal raus. Dann müsste es heißen "Play yourself woman". ;-) Darf ich deshalb keinen Jazz spielen? Weil ich eine Frau bin? Da fängt es schon an. Solche gedankenlosen Sprüche lassen manche Leute - die selbst anscheinend nicht überlegen, was sie sagen - eben auf Anfänger los. .

    Auch wenn das jetzt ein Witz ist, aber so ist es wirklich. Genau das hält Anfänger und Anfängerinnen davon ab, sich dann mit Jazz zu beschäftigen. Weil was soll das heißen "Play yourself?" Das bedeutet überhaupt nichts. Wer ist Wolfram Knauer? Keine Ahnung.

    Und genauso bedeuten einem am Anfang Akkorde nichts, Solos nichts, Namen von berühmten Saxophonisten nichts. Wenn man noch nie von ihnen gehört hat. Man will doch nur Saxophon spielen. (Frei nach Loriot "Ich will nur hier sitzen" :) )
     
  5. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Und wer hält dich davon ab? Hindert dich Irgendjemand dran? Zwingt dich Irgendjemand zu Akkorden und Soli etc.?
     
  6. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Reg dich ab. Der Autor des Buches heißt Wolfram mit Vornamen. Wäre es eine Ilse gewesen, hätte die Antwort geheißen: Play yourself, woman. Und gedankenlos ist DER bestimmt nicht - kannste ja mal googeln, BEVOR du dich ereiferst. Calm down, woman. :cool2:
     
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  7. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Natürlich. Das ist immer die beste Diskussionsgrundlage.

    Damit stellst Du aber das grundsätzliche Prinzip, dass Transkriptionen Anfängern zumutbar und nützlich sind, nicht in Frage. Du meinst, das wäre eine gute Methode. Ich halte Transkribieren für ein "nice to have" für Leute, die mehr lernen wollen als nur Saxohon zu spielen. Für Anfänger völlig unnötig und eben eher abschreckend. Selbst wenn es nur einfache Töne sind. Das ist schon eine Art Elitedenken.

    Ich spiele gern nach Noten. Das ist der Weg, wie ich lerne. Ich sehe die Noten, spiele sie, höre sie mir an, wenn ich sie spiele. Oder vielleicht auch, wenn jemand anderer sie spielt. Aber ich möchte gern, dass ich Noten vor mir habe. Das hilft mir beim Verstehen. Wenn ich etwas anhöre, verstehe ich es noch lange nicht. Wenn ich etwas abschreibe, was jemand anderer gespielt hat, verstehe ich es dann besser? Meine eigene Erfahrung ist eher gegenteilig. Weil ich zu dem Zeitpunkt denjenigen, der das gespielt hat, schon hasse, weil er mich zwingt, mich ständig, vielleicht über Stunden oder sogar Tage, mit seinen Noten zu beschäftigen. Die nicht meine sind. Aber jeder ist natürlich anders.

    Da würde ich vermutlich den Unterricht abbrechen und mir einen anderen Lehrer suchen. :) Warum macht man das? Das werde ich nie verstehen. Aber wie gesagt: Wer es mag, soll das machen. Nur ist es meines Erachtens keine Notwendigkeit, um das Saxophonspielen zu erlernen. Ich möchte ja Spaß haben dabei. Beim Spielen, nicht dabei, stundenlang dazusitzen und Töne rauszuhören, die jemand anderer gespielt hat. Wenn ich das wissen will, kann ich die Noten angucken. Und wenn es keine Noten gibt, dann verzichte ich eben darauf. Es gibt schließlich massenhaft aufgeschriebene Stücke, die man spielen kann.

    Ich nicht. Der Typ in dem Video macht das. Ich habe das nur zitiert. Ich hatte das vorher noch nie gehört. Heute erst gelernt in diesem Video.

    Wenn man sich dafür interessiert ... Meistens hört man Musik doch nur an, und sie gefällt einem oder sie gefällt einem nicht. Wie ein Gemälde einem gefällt oder nicht oder wie einem ein Buch gefällt oder nicht. Deshalb will ich das noch lange nicht nachmachen oder wissen, wie die KünstlerInnen dazu gekommen sind, das zu machen. Ich gehe nicht ins Kino, um zu lernen, wie man Filme dreht. Es soll mich nur unterhalten. Entweder das tut es oder das tut es nicht.

    Das ist natürlich wahr. Es ist wie eine Sprache. Manche Leute erlernen eine Fremdsprache nur durchs Hören, können sie noch nicht einmal schreiben. Andere erlernen sie so wie üblich, in der Schule, über Schreiben und Lesen. Für mich war es immer so, dass ich die Melodie einer Sprache sofort erfasst habe. Selbst ohne die Wörter zu können. Die Wörter zu lernen ist dann der zweite Schritt, wenn man schon weiß, wie die Sprache klingt.

    So kann man auch an Musik herangehen. Man spielt etwas nach, wie man Sätze nachspricht, um eine Sprache zu lernen. Das ist tatsächlich richtig. Nur schade, dass sich das bei einem Instrument nicht so direkt überträgt wie bei einer Sprache. Ich kann stundenlang irgendwelche ausländischen Filme ansehen, in einer Sprache, die ich lernen will, und wenn ich mich grundsätzlich mit der Sprache beschäftigt habe, fügt sich eins zum anderen. Wenn ich dann spreche, wird das immer besser. Mein Vokabular erweitert sich, meine Fähigkeiten erweitern sich, es klingt besser, flüssiger usw.

    Aber auf dem Saxophon nützt mir das gar nichts. Wenn ich irgendjemanden spielen höre, weiß ich nicht, welche Griffe das sind, welche Töne das sind. Da kann ich das jeden Tag stundenlang anhören, das bringt nichts dafür, ob ich es spielen kann. Da bringt es mir mehr, irgendwelche Noten nachzuspielen, die vor mir auf einem Notenblatt stehen. Was natürlich nicht heißen soll, dass das das einzig Wahre ist. Jazz ist schwarze Musik, und die Schwarzen konnten weder lesen noch schreiben, als sie als Sklaven in Amerika gehalten wurden, mussten alles mündlich überliefern. Sonst wäre es gar nicht überliefert worden. Wir sind aber anders aufgewachsen und haben schriftliche Überlieferungen. Auch in der Musik. Wir sind nicht auf mündliche Überlieferungen angewiesen. Auch wenn das manchmal vielleicht interessant sein kann. Aber es wird mir zu sehr in den Himmel gehoben, obwohl es ursprünglich eine Notlösung war oder eben eine Lösung von nicht des Schreibens und Lesens fähigen Menschen. Ich sehe das immer noch hier in Afrika. Das ist eine ganz andere Welt. So möchte ich ehrlich gesagt nicht leben und ich bin froh, dass ich das nicht musste.

    Das gilt aber für die meisten Leute, die Saxophon spielen wollen, nicht. Das gilt nur für Leute – relativ wenige Leute –, die mit der Musik Geld verdienen wollen, engagiert werden wollen, davon leben wollen, einen Beruf daraus machen wollen. Normalerweise lernt man ein Instrument aber nicht, um Profimusiker zu werden, sondern weil man einfach Spaß an der Musik hat. Ohne Wettbewerbsdenken.

    Und genau das möchte man auch lernen. Profimusiker sind eine andere Kategorie. Aber die normalen Leute, die ein Instrument lernen wollen, müssen die unbedingt auch so getriezt werden, wie es Profimusiker nun einmal werden? Das ist die Frage. Profimusiker haben einen der schwersten Berufe der Welt. Welchen anderen Beruf gibt es, wo man als Kind mit der Ausbildung beginnt, jeden Tag stundenlang übt, niemals aussetzen darf, und sich dann noch der Kritik von Leuten stellen muss, die keine Ahnung davon haben, wie viel Mühe es macht, ein Instrument auch nur einigermaßen zu beherrschen. Eigentlich sind Profimusiker eine Art Verrückte, dass sie sich das antun. :)

    Aber im positiven Sinne natürlich. Sie brennen für etwas, für das, was sie tun, während die meisten Leute nur einen Job haben, um Geld zu verdienen. Irgendeinen Job. Für den sie nicht unbedingt brennen. Als Künstler ist man grundsätzlich ein anderer Mensch.

    Deshalb mache ich da eben diesen Unterschied: Für Leute, die Profis werden wollen, besonders im Musikgeschäft, ist alles Mögliche wahrscheinlich sinnvoll, was für einen normalen Menschen, der nur das Instrument spielen lernen will, nicht unbedingt sinnvoll ist.

    Man muss nicht zur Elite gehören, um einen Job gut zu machen. Man muss sich nicht jeden Tag neu um einen Job als Buchhalter bewerben. Und man muss auch nicht mit drei Jahren anfangen, Buchhaltung zu lernen. Man lernt das, wenn man erwachsen ist, in ein paar Jahren, und dann „übt“ man, indem man den Beruf so gut wie möglich oder auch mehr schlecht als recht ausübt. Dafür wird man bezahlt. Man hat einen Vertrag, muss nicht jeden Tag neu beweisen, dass man das kann. Das ist das Normale.

    Und so etwas erwartet man auch, wenn man ein Instrument lernt. Es ist nicht so, das weiß ich selbst, aber es geht um die Ansprüche, die an das Lernen eines Instruments angelegt werden. Das ist eben nicht das Lernen eines Berufs. Es ist ein Hobby. Deshalb kann man nicht sagen, du musst jetzt alles können, was die Profis können. Man muss nur das können, was es braucht, um ein Weihnachtslied für die Familie zu spielen oder wie ich jetzt in einer Band seinen Spaß zu haben, ohne dass das hohe Ansprüche beinhaltet. Wir spielen nach Noten, wir müssen keine Solos präsentieren. Schon das gemeinsame Spielen in der Band, die richtigen Töne zu spielen, dass es zusammen gut klingt, den richtigen Rhythmus zu halten, das ist schwierig genug. Wenn wir das schaffen, freuen wir uns sehr.

    Ganz und gar nicht. Denn genau das, was Du jetzt hier gesagt hast, hat auch der Typ im Video gesagt. :) Das Du natürlich nicht angeguckt hast. Weshalb Du einiges von dem, was er gesagt hat, hier wiederholt hast, in der Meinung, es wäre das Gegenteil von dem, was er gesagt hat.

    Aber er regt sich genau über das auf. Dass Leute ihm verbieten wollen oder ihn dafür angreifen, Beyoncé als Musikerin zu bezeichnen, nur weil sie dieses Elitedenken in sich haben, das nur die „Lions“ gut sind bzw. gut waren. Er liebt die Sachen von Diana Krall, aber die kann ja nicht gut sein bzw. wird schon zu viel beachtet, weil sie noch lebt und weil sie nicht beispielsweise Ella Fitzgerald heißt. Und so weiter. Dieser ganze Schwachsinn eben, den Du hier auch zu Recht angeprangert hast. Womit Du das Video praktisch ins Deutsche übersetzt hast. Was sehr gut ist.
     
  8. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Wer regt sich denn auf? :) Wir Frauen sind es gewöhnt, von Männern unser Leben lang blöd behandelt und angequatscht zu werden. Wenn man sich darüber aufregen wollte, hätte man als Frau den ganzen Tag damit zu tun, sein Leben lang. ;)

    Wie gesagt, was das betrifft, bin ich total cool. Wenn ein Mann so blöd ist, so was zu sagen, ist das sein Problem, nicht meins. :cool: Und deshalb werde ich ihn auch bestimmt nicht googeln. Er interessiert mich gar nicht.
     
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  9. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Saxophon macht erst Spaß, wenn man es sich schwer genug macht.
    (Werdet wie die Kinderlein.)
     
    gaga gefällt das.
  10. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Es geht hier um das generelle Elitedenken im Jazz, nicht um mich. :) Mich zwingt natürlich niemand dazu. Aber es wird offenbar viel so unterrichtet. Wie Du selbst bestätigst. Oder auch empfohlen. Es war eines der ersten Dinge, das mir empfohlen wurde, als ich hier ins Forum kam. Soli zu transkribieren, von den "Großen" zu lernen. Es ist also in den Köpfen drin, dass das was Gutes ist, etwas, das man tun sollte. Was ich dann auch versucht habe. Aber es ist eben nicht meine Art zu lernen. Es macht mir keinen Spaß. Als ich dann nach Jahren damit aufgehört habe, es so machen zu wollen, habe ich das aber erst gemerkt, also relativ viel Zeit mit sinnlosen Sachen oder der Suche nach Onlinekursen oder sonst etwas verschwendet, die einen anderen Ansatz haben. Vielleicht ist es für Leute, die ähnlich gestrickt sind wie ich, eine Hilfe, jetzt hier zu lesen, dass man das eben nicht machen muss. Dass man gar nicht erst danach streben sollte, Soli transkribieren zu wollen. Auch wenn der eigene Lehrer einem das sagt oder will, dass man das macht.

    Obwohl Jazz in der Gesellschaft nicht als so hoch und anspruchsvoll eingeschätzt wird wie klassische Musik, wo ja auch ein hohes Elitedenken herrscht, oder der Vergleich von "hoher" Literatur zu z.B. Liebesromanen (wie gut sie auch immer geschrieben sind) oder Krimis oder sonstiger Unterhaltungsliteratur, gibt es auch im Jazz dieses Gefühl von einer besonderen Elite. Gerade weil es eben nicht die Musik ist, die die Mehrheit hört. Eine kleine elitäre Minderheit. Und das ist eben das, was die Grundlage bildet für das, wie man Jazz oftmals vermittelt bekommt.

    Nicht alle, nicht jeder, natürlich nicht. Es gibt viele Ausnahmen. Aber manchmal habe ich schon das Gefühl, wenn man nicht weiß, was ein Tritonus ist oder ein irgendwie kompliziert aussehender Akkord mit vielen "b" und "minus" und Zahlen und sonstwelchen kryptischen Zeichen darin, dann wird man als nicht zugehörig betrachtet. Als ob man sich unbedingt dafür interessieren müsste oder sonst könnte man es gleich lassen.

    Wer Volksmusik auf dem Saxophon spielen will, ist hier in diesem Forum oftmals Anfeindungen ausgesetzt. Weil Jazz "natürlich" besser ist als Volksmusik, Schlager oder Pop. Und das ist eben nicht richtig. Das ist Elitedenken.

    Auch klassische Musik findet hier kein großes Echo. Also ist Jazz auch besser als Klassik, wenn man die Reaktionen so betrachtet. Obwohl das ja nun irgendwie nicht sein kann.
     
    Zuletzt bearbeitet: 1.Oktober.2022
  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    @Saxoryx

    Ich glaube es ist ein Fehler dein Denken und deine angesammelten Weisheiten auf die ganze Welt der professionellen und amateurhaften Musikerschaft zu projizieren.

    Das ist die gleiche Chose wie mit "wir Frauen". Da sprichst du aus deinem Erfahrungsschatz für alle anderen.

    Es wird schon eine plausiblen Grund geben warum das Transkribieren so einen hohen Stellenwert hat.

    Du musst das nicht machen, mache ich auch nicht. Es ist ein Hobby und man ist da sehr frei.
    Hat das Raushören von Songs allerdings einen Nutzen dann kann man das ja in Erwägung ziehen, um besser zu werden.
    Du musst auch nicht mit Metronom üben, tust es aber wahrscheinlich oder? Warum?

    Jazz wirkt elitär, weil er so komplex ist. Das macht ihn nicht zur besseren Musik.
    Das hat für Musiker wahrscheinlich einen gewissen Reiz. Als Mathematiker guckt man sich ja auch nicht fasziniert die Grundregeln zum Bruchrechnen an. Man sucht was Neues, neue Reize, die vorhandene Fähigkeiten verlangen und erweitern.
    Und manchen gefällt es einfach. Warum soll man das dann nicht anstreben, zumindest ein bisschen? Du spielst doch auch Stücke von großen klassischen Komponisten oder nicht?
     
  12. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Saxophon und Klassik sind einfach nicht so "together" wie Geige und Klassik. Genauso wie Geige und Jazz auch eher exotisch ist. Und unter Amateuren erst recht.
    Im Rockforum beschwert sich auch niemand über das Abhandensein von Flötisten ;-)
     
  13. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation".

    Anonym
     
  14. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Das allerdings ging mir imm am <beliebiges Körperteil einsetzen> vorbei.
    Was interessiert mich, was andere hören?
    Im Gegenteil. Würde ich das gleich hören, wie alle anderen, hätte ich es immer wesentlich leichter gehabt, die Musik zu finden, die ich dann mag.

    Ust bei mir eher ein andere Gedankengang:
    Wenn(!) ich mich füre eine gewisse Musikrichtung - z,B, Jazz - interessiere, dann ist es nicht verkehrt, wenn man das Vokubalur und ein paar absolute Grundlagen kennt. Der Weg allerdings war bei mir ein anderer: Vom Gehör nachmachen, analysieren und erst Jahre später dann mal lesen. Aber das Gelesene war mir dann sofort klar, weil ich ja schon gehört und analysiert hatte, worum es ging. So hat micht ein D79#11 einfach nicht geschockt. Allerdings hatte ich einen gewaltigen Vorteil: Viel Zeit und ein Klavier.

    Ich komme vom klssischen Klavier. Der Unterricht lief nur nach Noten.
    Und nebenbei habe ich immer aus dem Gehör gespielt. Und analysiert, was da passiert und wie. Muster identifizieren, wiedererkennen, variieren, wie wirken sie in welchem Kontext ... ich wollte einfach wissen, wie das funktioniert! Pure Neugier! Und große Spielwiese!

    Aber das ist halt mein Weg. Andere haben nach vier Jahren Individualunterricht und zwei Jahren Ensembleunterricht immer noch Probleme, auf Anhieb die Antwort auf die Frage zu finden: Blues in A, fünfter Takt, welche Akkordtöne? Nach mindestens 10 Proben, wo wir auch einen Blues in A gespielt haben.

    Mit den Jahren ist mir klar geworden, was einem wirklich hilft beim Musikmachen: Audiomotorik und Gehörbildung in Verbindung mit Harmonielehre. Wenn der Lehrer ein e'' spielt und ich darauf eingenordet bin, dann sollte ich nicht mehr nachdenken müssen, wenn er als zweiten Ton ein b' spielt, ich sollte das hören und auch direkt spielen können, ohne nachdenken zu müssen. Das Wort "sollte" im Sinne von "es würde helfen, wenn man diese Fähigkeit hat".

    Wir haben das im Ensemble trainiert:
    Vorgeben war Tonart, Takt, Tempo.
    Reihum spielt einer ein einfaches zweitaktiges Motiv.
    Dann versucht reihum nacheinander jeder, das Motiv nachzuspielen.
    Wenn die Reihe an den Mptivgeber war, musste er natüclich exakt sein Motiv wiederholen können.
    Bis alle anderen das Moptiv auch konnten.
    Dann ging die Rolle des Motivgebers an den nächsten über.
    Das haben wir einige Zeit regelmöäßig gemacht und die Nachspielfähgikeiten haben sich insgesamt enorm verbessert bei allen.

    Noten sind wichtig, aber Musik hat was mit hören zu tun. Die meisten Menschen sind ja eher 'Augentiere'. Das kann(!) beim Musik machen manchmal ein wenig im Wege stehen.


    Ach so, die Ausgangsfrage: Elitedenken im Jazz. Keine Ahnung, ist mir noch nicht oft unter gekommen. Oder ich habe es wegen für mich persönlich erwiesener Irrelevanz ignoriert. Mich interessiert auch Elitedenken bei Klassik, Modelleisanbahnbau, Rallyfahren, Tango oder Wandern nicht. Was ich tue, tue ich in erster Linie für mich.

    Grüße
    Roland
     
    Maggs, tomaso, Sax a`la carte und 4 anderen gefällt das.
  15. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Stimmt nicht.

    Stimmt nicht.

    Stimmt nicht.

    CzG

    Dreas

    P. S. Wozu Akkorde gut sind, hast Du doch grade selbst erfahren, als Du eine zweite Stimme schreiben wolltest.
     
  16. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Zunächst: Ich habe das Video keine 10 Minuten durchgehalten, weil ich den Typ unerträglich fand in seiner Attitude und seinen Pauschalurteilen.

    Das, liebe @Saxoryx, sind jetzt auch ziemliche Pauschalurteile. Ich weiß nicht, wie du auf diese Werturteile kommst. Eigentlich schreiben hier die meisten von ihren persönlichen Ansichten und Erfahrungen, nicht mehr und nicht weniger. Und das Saxophonforum ist auch kein repräsentativer Querschnitt durch alle am Saxophon interessierten.

    Schonmal ein guter Ansatz. Musik mache ich aber am liebsten mit anderen zusammen, ich tue es zwar für mich aber muss und will mich anderen auseinandersetzen, üben, mich auf Neues einlassen, es muß mit den anderen passen.
     
    Maggs, gaga, Rick und 2 anderen gefällt das.
  17. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Danke Ton und sorry, dass diese Aussage so unterging. Diesen Satz sollten wir an den Anfang jeder Stellungnahme hier im Thread stellen, Er geht sonst unter. Er ist so wahr. Zumindest hier und jetzt.

    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"
    "With every youtube video I've watched I went down a little bit more into the rabbit hole of misinformation"

    Minderheitenschutz:
    "Mit jedem Youtube-Video, das ich geschaut hatte, rutschte ich ein kleines bischen tiefer in den Karnickelbau der Fehlinformationen."
     
    47tmb, Rick und Gelöschtes Mitglied 5328 gefällt das.
  18. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich gucke ganz oft Tagesschau auf youtube...:oops:
     
    Rick, Gelöschtes Mitglied 13399 und gaga gefällt das.
  19. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Oh oh! :confused: (Ich hätte für dich eine Ausnahme anmelden sollen...)
     
    Jacqueline gefällt das.
  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ja, ich weiß, was @Ton Scott und @gaga sagen wollen, aber so pauschal stimmt das auch nicht.

    Ich nutze z. B. Youtube Videos in meinem Unterricht. Da sind richtig hilfreiche Sachen dabei.

    CzG

    Dreas
     
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