Theorie & Praxis

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von MathieuR, 3.März.2023.

  1. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    Hallo Zusammen,

    ich bin mehr oder weniger durch Zufall auf dieses Forum aufmerksam geworden und lese jetzt (neben wenigen eigenen Themen) schon seit einiger Zeit mit.
    Das Forum hat meinen musikalischen Ehrgeiz wieder geweckt.

    Ich spiele seit guten 20 Jahren (überwiegend Alt-) Sax und zwar ausschließlich in Musikvereinen. Ich spiele das, was in den Noten steht und dass, für den Zweck Musikverein, relativ ordentlich. Bis auf das ein oder andere Solo, spiele ich aber ausschließlich das, was in den Noten steht.

    Jetzt werden mich hier wohl einige steinigen, aber die Musiktheorie hat mich noch nie interessiert! Ich kann Noten lesen, that‘s it. Ich kann nicht transponieren, für mich ist ein A# ein B und wenn ich den Rythmus nicht richtig aus den Noten lesen kann, lasse ich es mir vorsingen und spiele es problemlos nach. Ich behaupte mal, dass ist der Status den recht viele „Musikvereinsmusiker“ haben.

    Nun, angespornt durch das Forum, will ich es nach 20 Jahren aber doch wissen und ich möchte zumindest lernen, welche Töne, zu welchen Akkorden passen etc. Ich fange allerdings wirklich bei Adam und Eva an…
    Nun brauche ich eure Empfehlung. Mit welcher Literatur (bitte möglichst einfach gehalten, ich möchte keine Doktorarbeit schreiben) sollte ich in das Thema einsteigen.
    Danke vorab für euren Input.
     
    Zuletzt bearbeitet: 3.März.2023
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  2. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wenn das stimmt, wozu brauchst Du irgendeine Literatur?
    Dann höre Dir an, was die Meister spielen und spiele es nach, ändere es ab, entwickle es weiter....
    Fang mit einfachen Formen (Blues, modale Sachen z.B.) an.

    Jazztheorie setzt IMHO mal die grundlegende Musiktheorie voraus. Wenn man beim Satz "was größer ist als rein ist übermäßig" aussteigt, braucht man mit der Jazztheorie nicht anzufangen.
     
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  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Mithin den fundiertesten Einstieg gab es mal in einem VHS-Kurs von @ppue

    Da habe ich meine, nach knapp 20 Jahren Pause gelöschte Festplatte wieder aufgefrischt.
    Den VHS-Kurs gibt es nicht mehr aber einen Aufschrieb, den ich gut finde.
    Vielleicht kannst Du @ppue den abschwatzen.
     
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  4. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    ok, dann habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Den Rythmus lasse ich mir vorsingen, die Noten dazu brauche ich selbstverständlich schon :)
    Mein Gehör ist übrigens auch nicht gut. Ich glaube, ich hätte sogar schon Probleme, ohne Referenz zu hören, welchen Ton jemand spielt…
    Und ich möchte ja eben genau bei den grundlegenden Dingen anfangen…
     
  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ein guter Instrumentallehrer deckt dies in der Regel mit ab.
     
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  6. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    Jepp, da stimme ich dir zu, auch wenn der Kommentar jetzt nicht so ganz hilfreich ist… und wenn man von 9-14 Jahre Unterricht hat, hat man vermutlich relativ wenig Lust sich mit der Theorie zu befassen, insbesondere wenn man eigentlich nur dabei bleibt, weil die Eltern das so wollen (worüber ich heute allerdings sehr, sehr dankbar bin).
    Unterricht möchte ich mir vermutlich sogar auch wieder nehmen aber ich denke, dass man sich bzgl der Theorie auch einiges autodidaktisch mit entsprechender Literatur aneignen kann (vorausgesetzt man hat die richtige Motivation).
    Mit meinen 37 Jahren ist es sicherlich nicht zu spät noch in das Thema einzusteigen…
     
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  7. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Es wäre auch nicht zu spät, wenn Du 70 wärst.
    Wie gesagt, wenn Du gar keinen Tau von gar nix hast (siehe mein Statement oben) ist es schwer.
    Ein gutes Buch ist auf jeden Fall Patterns for Jazz von Jerry Coker.

    Nach kurzer theoretischer Erklärung beginnst Du mal die Chords kennenzulernen.
    Dabei sind immer nur ein paar ausgeschrieben, den Rest musst Du Dir selber zusammenstoppeln.
    Der "Aufhänger", also die Abfolge, sind die Changes wie sie auch häufig in Stücken vorkommen (Quintenzirkel gegen Uhrzeigersinn, chromatisch, in Ganztönen, kleinen Terzen).

    PFJ 1.png
    PFJ 2.png
     
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  8. Woliko

    Woliko Ist fast schon zuhause hier

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  9. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich finde den Hinweis von @Bereckis gar nicht mal so schlecht.
    Wenn bei dir in der Nähe das Angebot vorhanden ist, würde ich an deiner Stelle darüber nachdenken, professionellen Unterricht zu nehmen.
    Das muss ja gar nicht mal aufs Instrument bezogen sein. Im Idealfall findest du einen (Jazz-)Pianisten, der die die Theorie erklären und am Klavier illustrieren kann und der dich sogar begleiten kann, wenn du am Sax etwas nachvollziehen und ausprobieren möchtest.

    Das Entscheidende ist nicht das Alter, sondern der Wille. Wenn du im Grunde mit dem status quo zufrieden bist, wirst du im Unterricht auch nicht so viel mitnehmen können. Bist du ernsthaft interessiert und hast das Einsehen, mit Grundlagen anfangen zu müssen, dann wird das schon eher was.

    In diesem Sinne viel Erfolg
     
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  10. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Yeah - für deinen Fall genau das Richtige. Das Buch ist supergründlich, setzt nichts voraus, was du nicht schon kannst und trägt dich von Stufe zu Stufe. Vor allem wirst du gezwungen, zu spielen, ohne zu lesen, wenn du dem Rat folgst, die Sachen in 12 Tonarten zu spielen. Wenn du improvisieren willst, musst du dich dringend von geschriebenen Noten lösen und alles auswendig entwickeln und üben. Das ist am Anfang mühsam, aber Notenknecht warst du lange genug.
     
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  11. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ja, Klavier ist super.
    Aber es ist doch soo einfach.
    Die Information, was die Big Five (Major7, Moll7, Dom7, m7b5, dim) Akkorde sind, finden sich an jeder Ecke.
    Das im Quintenzirkel rauf, runter, einen rauf einen runter und einen runter einen rauf zu üben - dazu braucht man kein Klavier.
    Und wenn - sich die Akkorde dann mit drei Fingern (Grundton linke Hand, Terz und Septime oder Septime und Terz rechte Hand) auf einem kleinen Keyboard (oder Tablet-App) vorzuspielen, dazu braucht man niemand, das kann auch jemand, der nicht Klavier spielen kann.
     
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  12. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Was möchtest Du dann mit der Erkenntnis machen?

    CzG

    Dreas
     
  13. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    In der Praxis anwenden…
     
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  14. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Wie denn?

    CzG

    Dreas
     
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  15. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    Na zum Beispiel so, dass ich im Musikverein auch mal ein Solo improvisieren kann und nicht zwingend das spiele, was in den Noten steht.
    Vielleicht ergeben sich mit neuem Können auch neue Möglichkeiten der Verwendung.
    Mittlerweile habe ich, erfreulicherweise, wieder etwas mehr Freizeit (wenn auch immer noch recht begrenzt) und dieses Plus an Zeit, möchte ich gerne in die Musik investieren.
     
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  16. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    Dazu musst Du aber nicht als Voraussetzung Akkorde lernen.

    Wenn Du diese gelernt haben solltest, kannst Du immer noch nicht improvisieren.

    Du musst Dich als erstes trauen von Noten losgelöst zu spielen.

    Ein erster Zugang wäre zu versuchen die Melodie zu variieren, zu umspielen.

    Wie @Ton Scott schon schrieb, nimm Stücke die Du kennst und bei Denen Du mit der Tonart des Stücks klar kommst.
    (Bluesstücke sind da dankbar, da harmonisch übersichtlich aufgebaut).

    Und dann spiel mal nach Ohr. Wenige Töne, Pausen lassen.

    Nur mit Theorie wirst Du Dich nicht von den Noten lösen können, weil Du dann die Noten in den Akkorden suchst.

    Aber die Theorie hilft die Praxis besser zu verstehen.

    Das Wichtigste m. E. ist das Ohr zu trainieren. Intervalle hören können. Hören ob es sich reibt oder nicht.

    Aktiv Musikstücke hören und sich beim Hören auf den Bass konzentrieren. Der setzt Dir die Leitplanken.

    Also: Nicht erst theoretisch lernen, um dann mit Improvisation anzufangen, sondern mit Improvisation anfangen, und das theoretisch unterfüttern.

    Als ich anfing fragte ich meinen Lehrer, wie ich Improvisation lerne. Er spielte ein Playalong ab und sagte: „Spiel mal dazu….“

    Natürlich war das bei weitem nicht alles, aber der Anfang. Theorie kam dann immer praxisbezogen dazu.

    CzG

    Dreas
     
  17. ppue

    ppue Experte

    Musiktheorie geht nur einher mit Gehörbildung. Es nutzen sonst die besten Bücher nichts.
     
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  18. MathieuR

    MathieuR Schaut öfter mal vorbei

    Danke! Das ist schon mal ein ziemlich hilfreicher Ansatz…
     
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  19. ppue

    ppue Experte

    @Dreas, die Theorie hilft dir nicht beim Improvisieren, sondern bei der Vorbereitung dazu.
     
  20. Dreas

    Dreas Gehört zum Inventar

    So meinte ich das auch…habe häufiger auf Workshops Leute getroffen, die sehr gut nach Noten spielen konnten und meinten, jetzt könnten sie mit Improvisation anfangen und dazu bräuchten sie die Theorie.

    Das wird nix….

    Die Blockade fing schon an, wenn der Dozent die Noten wegnahm und sagte: „Spiel doch mal“…..Panik im Gesicht: „Oh Gott, oh Gott….wie denn? wo denn? was denn? Wenn ich jetzt was ‚falsch' spiele werde ich sicher gesteinigt……“

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt bearbeitet: 3.März.2023
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