ESC...OMG...

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von CBlues, 13.Mai.2023.

  1. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ohne euch wüsste ich gar nicht, dass das stattfand. So gut ist meine Blase offenbar programmiert.
    Im Ernst, hat das noch irgendwas mit Verbundenheit und Europa zu tun? Ich dachte es wäre ein Event, das früher der Folklore gewidmet war und heute mittels unfassbar überfinanziertem Marketing sich selber als Folklore verkauft.
    Von der Zielgruppe dachte ich auch, dass sich Omi fragt wo Aserbaidschan liegt und Opi denkt, er hätte als junger Mann mal nach Schweden fahren sollen.
    Aber vermutlich bin ich einfach nicht auf dem laufenden. Und wenn’s der Verständigung dient, von mir aus.
     
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Kommt darauf an, wie Du 'Folklore' definieren magst. :)

    "...
    Während einer Konferenz der Programmkommission Ende Januar 1955 in Monaco trug er die Idee zu einem europäischen Schlagerwettstreit nach dem Vorbild des Sanremo-Festivals vor
    ...
    https://de.wikipedia.org/wiki/Eurovision_Song_Contest

    Ich zähle Schlager definitiv nicht i.A.zur Folklore.

    Grüße
    Roland
     
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  3. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Da ich mich das ganze Jahr über ausschließlich mit Jazz zudröhne, gönne ich mir die ESC-Woche immer als Kontakt zur musikalischen Außenwelt - also das entgegengesetzte Extrem.
    Ich habe den dt. Vorentscheid, die Halbfinals und das Finale gesehen. So handhabe ich das schon seit mehreren Jahren und traue mir daher ein Fazit (natürlich durch persönlichen Geschmack gefärbt) zu:

    Ehrlicherweise fand ich die diesjährigen Darbietungen im Großen und Ganzen deutlich weniger spektakulär als das sonst der Fall ist. Nach meinem Geschmack ist das Mittelfeld (und -maß) deutlich breiter geworden.
    Der ESC hat aber eigentlich auch einen Happeningcharakter, wo ganz bewusst mal Skurrilitäten zur Schau gestellt werden. War dieses Jahr eher weniger zu sehen. Ganz krasse Stilbrüche, wie es sie immer mal wieder gibt, waren am ehesten noch die Kroaten, wobei man sowas auch schon gesehen hat.
    An dieser Stelle möchte ich meine Fassungslosigkeit über unseren jetzt verabschiedeten Kommentator ausdrücken, der beim Finale allen Ernstes kommentiert : "Mir ist nicht wirklich klar, worum es hier geht". Hab ich im Halbfinale auch nicht, aber mit ein paar Sekunden google auf der deutschen Eurovisionsseite eine Übersetzung und Erläuterung der Symbole und Anspielungen gefunden. Quintessenz: ein Beitrag gegen kriegstreibende Diktatoren im Allgemeinen und Schmähungen gegen das Putin-Russland im Speziellen, haarscharf an den ESC-Regularien für verbotene Texte und Botschaften langgeschrammt, mit Lackschaden und demoliertem Außenspiegel. Für den deutschen Fernsehzuschauer, der kein Kroatisch spricht und auch dann die Andeutungen nicht unbedingt verstehen würde, hätte man das als bezahlter Kommentator ruhig mal erwähnen dürfen.

    Sehr überrascht war ich, dass das Endresultat mit meiner Wahrnehmung weitgehend übereinstimmte: Loreen gewinnt als das Paket mit der größeren künstlerischen Gesamtleistung dank vieler Jurypunkte, der Publikumsliebling aus Finnland (die Halle hat gekocht), der die bessere Massenunterhaltung bot, relativ knapp dahinter.
    Sicherlich hätte der ein oder andere Beitrag mehr Punkte verdient gehabt und die gute Platzierung von Israel ist mir schleierhaft, weil da m.M.n. hauptsächlich laszive Akrobatik und wenig Musik geboten wurde (quasi das genaue Gegenteil von Netta).
    Österreich hätte Potential für Mehr gehabt (sehr eingängiger, tanzbarer Beat, dem es an einer markanten Minichoreographie fehlte, die jedermann nachmachen kann), hat aber in meinem Augen mit der verbesserungswürdigen Inszenierung Punkte verschenkt. Man kann aber auch nur noch die Punkte bekommen, die nicht schon an andere vergeben wurden. Dafür, dass AT vor gar nicht allzulanger Zeit gemeinsam mit uns 0 Punkte bekam, können unsere Nachbarn zufrieden sein.



    Was den deutschen Beitrag betrifft:
    Tatsächlich war ich mit den Jungs in einem speziellen Sinne sehr zufrieden, der Grund für die schlechte Platzierung war ausnahmsweise nicht auf der Bühne zu suchen.
    In den letzten Jahren haben wir oft Leute hingeschickt, die zwar grundsätzlich talentiert waren, aber sonst nur unter der Dusche gesungen haben oder im Rahmen einer Hochschulausbildung unterwegs waren, bestenfalls Kleinkünstler.
    Da fehlte es dann unübersehbar an Bühnenpräsenz, Inszenierung, Kostümierung, Choreographie, kurzum "Show" - und schlichtweg der nötigen Berufserfahrung als Profimusiker im größeren Rahmen, um zumindest gesichert im Mittelfeld zu landen. Unabhängig vom rein Musikalischen her, was manchmal besser manchmal schlechter war, kann man sich kein unprofessionelles Auftreten leisten, wenn man den größten Musikwettbewerb im uns bekannten Universum gewinnen wenigstens nicht auf dem letzten Platz abschließen will.

    In diesem Punkt kann man Lord of the Lost wirklich keinen Vorwurf machen. Die wissen und können, was sie tun. Metal bzw. Hardrock ist halt ein Stil, der theoretisch beim ESC punkten kann (Lordi, Maneskin), aber auch scheitern kann (letztes Jahr The Rasmus).
    Meiner Ansicht nach hakt es ganz gewaltig bei 2 wichtigen Punkten:

    1) Der Vorentscheid: ist in anderen Ländern teils eine große Nummer und auch an renommierte Musikwettbewerbe gekoppelt, bei uns wird das im eher kleinen Rahmen abgehalten und kommt jährlich quasi plötzlich aus dem Nichts, wohin es auch schon am Folgetag wieder verschwunden ist. Wie die Vorauswahl der Künstler zu Stande kommt überrascht mich jedes Mal aufs Neue.
    Man lernt auch als Publikum Künstler und Songs nur wenig kennen, in einem mehrstufigen Verfahren wäre das z.B. anders und die Entscheidungsfindung ist weder nachvollziehbar noch wirklich verständlich. Wäre es nach dem dt. Publikum gegangen, hätten wir Ikke Hüftgold geschickt, der seine Einreichung eigentlich eher als Verarsche verstanden hat.
    Mein Favorit im Vorentscheid war Trong, der es schon mehrfach probiert hat, aber immer abgelehnt wurde. Ich kannte den vorher nicht, war aber gleich nach 3 Sekunden schockverliebt. Der Junge macht (in Vietnam) die ganz großen Hallen voll, kann singen, dabei gut tanzen. Mit einer soliden, professionellen Popnummer von einem Star kann man es doch mal versuchen! Auch hätte es noch ein, zwei andere Kandidaten/Bands gegeben, denen man aus nachvollziehbaren Gründen bessere Chancen eingeräumt hätte. Lord of the Lost war im Vergleich zu anderen Bewerbungen nicht unbedingt schlechter, aber definitiv die Hochrisikovariante.

    2) Das Warmlaufen für das Finale.
    Man bekommt da nicht wirklich viel vom deutschen Beitrag mit und anscheinend wird auch erst in der Austragungswoche am Ort der Veranstaltung ein bisschen die Werbetrommel innerhalb des ESC-Kosmos gerührt. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann hat Stefan Raab (dessen mehrfaches solides bis gutes Abschneiden die These der Deutschlandfeindlichkeit beim Abstimmverhalten widerlegt) im Vorfeld unseres Sieges von Lena ganz kräftig im Ausland PR gemacht. Ist also dort hin, hat für Interviews gesorgt und den Song in die Radioprogramme verschiedener Länder gebracht. Wer dem Publikum schon vorab bekannt ist, hat dadurch einen kleinen Vorteil, wenn am Abend kurz hintereinander ~25 Auftritte kommen. Vor allem, wenn es man schafft, aus dem Reservoir derer zu schöpfen, die sich das sonst nicht ansehen, jetzt aber mal Einschalten und für denjenigen abstimmen, der ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.


    Ich finde, trotz meiner Argumente, dass man einen Sieg nicht am Reißbrett planen kann. Das haben die mehrfachen Versuche von Ländern wie Aserbaidschan und Russland gezeigt, wo viel Wille und noch mehr Geld investiert wurde, um es mit der Brechstange zu erzwingen. Am Ende muss man auch den aktuellen Geschmack treffen und auch Glück haben. Trotzdem könnte man, wie oben dargelegt, ein paar Dinge ändern, um bessere Voraussetzungen zu schaffen. Dann klappt es auch mal mit einer Punktzahl, für die man sich nicht schämen muss.
     
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  4. Kohlertfan

    Kohlertfan Strebt nach Höherem

    Das könnte doch der nächste Beitrag zum ESC sein.
     
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  5. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @JazzPlayer

    Sehr kompetenter und sachlicher Beitrag. Vielen Dank!

    :top:

    CzG

    Dreas
     
  6. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ich glaube mal gelesen zu haben dass das gar nicht viel ist was da bezahlt wird für einen Abend ... sagen wir ... "Unterhaltung" für einige Millionen Zuschauer in Deutschland.... jedenfalls viel weniger als für Fußball, was ich genausowenig gucke wie diesen Kram....

    LG
    Thomas
     
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  7. CBlues

    CBlues Strebt nach Höherem

    ... wieso ist den dieser Thread nicht mehr bei den Philosophen ?
     
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  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Auf Deinen Beitrag hin hab ich mich jetzt tatsächlich mal umgeschaut:

    Ich hab mal in dieses "dare to be different" ein gutes Stück reingehört und habe den Eindruck, dass das auch schon in den 70ern laufen hätte können. Keine Frage, in sich perfekt gestaltet, aber auch sehr "glatt". Zu glatt?
    Aber für eine tiefere Diskussion müsste ich dem ESC mehr (persönliche) Bedeutung beimessen.
    Dass der ESC "Bedeutung" hat, sieht man an der Größe der Veranstaltung. Ob das mein Musiksegment ist, spielt dabei keine Rolle. Ist Schlager auch nicht, und was ist dort für ein Marktvolumen... (vom Brot wird die Menge satt, nicht von den Austern)
     
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  9. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Würde ich so im Prinzip auch unterschreiben. Das ist halt das Markenzeichen von, auch im Westen immer beliebter werdenden, K-Pop. Makelloses Auftreten, durchgestylt und durchchoreographiert bis zum Fingernagel.
    Die ganz erfolgreichen Gruppen durchlaufen dafür quasi eine jahrelange kasernierte Spezialausbildung, mit allen sozialen und psychischen Nebenwirkungen - ist aber ein anderes Thema...

    Ich sag auch gar nicht, dass jetzt z.B. Trong garantiert gewonnen hätte, dafür war es vielleicht ein bisschen zu austauschbar.
    Wie gesagt fand ich auch andere Kandidaten, namentlich Patty Gurdy (authentische Leidenschaft für eine Nische), Will Church (Gesangstalent) und Lonely Spring (passt zu England/Liverpool) nicht schlecht. Wobei denen zum Teil auch die Erfahrung der großen Bühnen fehlt.
    Aber ich bin überzeugt, um jetzt doch mal beim Beispiel Trong zu bleiben, dass man mit der Entscheidung für eine in allen Aspekten sichere Bank generell besser gefahren wäre und sich am Ende mindestens im Mittelfeld wiedergefunden hätte. Dafür hätte es also ganz grob von jedem Land bei Publikum und Jury jeweils 2 Punkte gebraucht.
     
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  10. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Man muss halt ein Gespür für den aktuellen Zeitgeist (der Zielgruppe) haben, und was von Vermarktung (Marketing und PR) verstehen.

    Stefan Raab hatte beides. Keinen Platz schlechter als 10
    (er selbst und seine Produktionen)

    CzG

    Dreas
     
  11. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Das scheint mir der wesentliche Grund für den deutschen Misserfolg zu sein. Woanders wird viele Wochen lang vor großem Publikum gespielt und in langen Ausscheidungskämpfen nicht vor ein paar Hanseln aus dem Business, sondern in großen Konzertsälen mit Fans und viel Presse und TV gekämpft. Die Leute kommen dann mit anderen Erfahrung zu diesem Riesenspektakel als unsere Leute.

    Von Schweden wird berichtet, dass es dort genauso gehandhabt wird. Von "unserer" Band wurde vorher schon verlautbart, dass sie es schwierig finden, eine 120-Minuten-Show auf drei Minuten einzudampfen. Das zeigt, welche Art Erfahrungen dahinter stehen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 14.Mai.2023
  12. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Gut, Bühnenerfahrung sollten die am besten schon vorher mitbringen und auf so ein riesiges TV-Event kann man sich auch nicht perfekt vorbereiten.
    Vor allem aber haben Kandidaten anderer Länder, die entweder ganze (mehrstufige) Wettbewerbe erfolgreich durchlaufen oder, besonders in den kleineren Ländern, von einem hohen Anteil der Bevölkerung gewählt wurden, mit Fug und Recht breitere Schultern.
    Selbst wenn dann der Auftritt beim ESC nicht einen der besseren Plätze bringt, braucht sich niemand was vorzuwerfen. Man halt das Beste geschickt, was man hatte, und relativ geschlossen dahinter gestanden.
    Bei uns gehören Häme über 0 Punkte und letzten Platz schon vor dem Vorentscheid zur Tagesordnung und überdies wird bedingt durch das Auswahlverfahren mit den Kandidaten gefremdelt.

    Zur traurigen Wahrheit gehört aber auch, dass solche Leute wie Helene Fischer - nicht mein Geschmack, aber zweifellos schon lange sehr erfolgreich und damit im Umkehrschluss auch irgendwie landestypisch - sich nie im Leben dazu herablassen würden, für uns beim ESC anzutreten.
    Im besten Fall nur für die Galerie zu gewinnen oder aber zum möglichen eigenen Schaden haushoch unterzugehen, ist keine ausgewogene Risikokalkulation. Bekannte Künstler trauen sich nur, wenn die große Karriere gerade losgeht (Cicero) oder schon vorbei ist (No Angels). Malik Harris war da schon fast die berühmte Ausnahme von der Regel, ich denke aber, dass der international zu gut vernetzt und gefragt ist, um auf die deutschen Meckerheinis Rücksicht nehmen zu müssen.
    Nicht dass ich meine, Helene Fischer wäre die geeignete Wahl für den ESC, aber die Größenordnung bzw. Klasse des Beitrags, den man nominiert, sendet ja auch ein Signal, welche Bedeutung man dem Spektakel beimisst. Mir passt es nicht, dass ARD/NDR sich immer wieder was Neues überlegen, im Hintergrund eine international besetzte Fachjury die Vorauswahl durchführen lassen usw., also am Ende ja doch große Mühen unternehmen, die aller Ehren wert sind, und am Ende schickt man dann wieder jemanden, der bestenfalls nur regional oder einem Spartenpublikum bekannt ist.
    Der einzige breit bekannte Sänger, der in den letzten Jahren nominiert wurde, war dann ausgerechnet Xavier Naidoo, dessen Teilnahme man dann aus nicht-musikalischen Gründen wieder zurückziehen musste.

    Tja, jetzt bin ich doch wieder ins Meckern abgedriftet. Sorry.
     
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  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Dabei sollte(!) der ESC "ein Musikwettbewerb für Komponisten, Textdichter und Songwriter" sein.
    Die Bühnenshow sollte da drittrangig sein oder so. Ist sie aber offenbar nicht.

    Grüße
    Roland
     
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  14. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    @Roland
    Richtig, und deswegen geht die Trophäe meines Wissens nach auch an den Komponisten.
    Dass allerdings der Interpret wichtig ist, hat sich ganz deutlich am Sieg 2010 gezeigt. Im Finale des Vorentscheids haben nämlich die beiden verbliebenen Kandidatinnen jeweils 3 Songs präsentiert, davon 2 im direkten Vergleich einer anderen Interpretation.
    Damals hat sich das Publikum also auch aussuchen können, ob Satellite als uptempo von Lena oder als Ballade von ihrer Konkurrentin nominiert wird. Bei einem weiteren Stück gab es ebenfalls die Wahl zwischen zwei Interpretationen.

    Die Zeiten, in denen ein Sänger auf der Stelle stehend mit einem Mikrophon in der Hand Lieder sang, sind vorbei. Nicht mehr unterhaltsam genug. Das Zeitalter von youtube und Musikvideos fordert eben, dass auch was für's Auge getan wird.
    Mir geht es dabei gar nicht so sehr darum, dass überall großer Pomp und Flammenwerfer sein müssen. Aber: Präsentation und Song müssen zueinander passen.
    Bei einem ruhigen Stück sind es vielleicht das Bühnenbild und Kostüm, auf das es ankommt und dass der Interpret die Bühne mit seiner Stimme füllt, bei tanzbarer Clubmusik muss ich auch eine zumindest in Teilen nachmachbare Choreographie angeboten bekommen (siehe Österreich dieses Jahr).
    Umgekehrt wäre bei Lena damals wahrscheinlich alles weitere schnell zu viel des Guten gewesen.

    In meiner Erinnerung von unserem Beitrag von einer Jamie-Lee ist vor allem geblieben, dass sich die ganze Welt verwundert die Augen gerieben hat über diesen pinken Manga-Kitsch, den die getragen hat. Was auch mit dem Song, der jetzt auch nicht gerade mega phantastisch war, gar nichts zu tun hatte und deshalb da nichts zu suchen hatte. Persönlicher Geschmack der Sängerin hin oder her. So kann man sich's halt auch versauen. Oder das peinliche Arschgewackel von Ann-Sophie.
    Das ist halt das, was ich meinte, woran es in den vergangen Jahren oft gewaltig gehapert hat: die anderen Teilbereiche einer Darbietung, neben dem rein Musikalischen, müssen halt auch halbwegs stimmen. Das gilt besonders dann, wenn man die Sprache des Songs nicht spricht, aber auch generell.

    Wir bräuchten halt ein Team von Coaches und Beratern, die einen ESC-Beitrag auf dem Weg vom Vorentscheid zur Show auf Vordermann bringt. Wie oft hab ich mir nach dem Vorentscheid gedacht: naja, mit dem Song muss man jetzt halt leben, aber mit ein bisschen Choreographie, Background und einer guten Aufmachung könnte das diesmal ein paar Punkte geben. Und dann sieht der Auftritt vor weltweitem Millionenpublikum wieder fast genau so aus, wie das selbstgedrehte Bewerbungsvideo für die Vorauswahl.

    Dieses Jahr fand ich unseren Beitrag dahingehend stimmig, auch wenn sich zu meiner Enttäuschung gegenüber dem Vorentscheid nicht viel geändert hat. Ein Highlight, dass man aus dem Ärmel zieht, wenn es auf der ganz großen Bühnen darauf ankommt, wäre nicht schlecht gewesen.
    Wir sind aber dieses Jahr nicht an der Darbietung an sich, sondern dem gewählten Genre gescheitert.
     
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  15. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ja. Und was in den Schlöagzeieln? Loreen. Und nicht der Komponist. Wer weiss ausm Kopp den Komponisten? :)

    Und auch andere Dinge spielen ihre Rolle. In einem Jahr hat einer mit 'ner Fidel gewonnen. Im Jahr drauf musste man unbedingt Fideln reinbauenb, und wenns nur 8 Takte solo waren. "Fideln gehen gerade!"

    Das ist mir doch klar, das brauchst Du mir nicht zu erklären. :)
    Deswegen schrub ich ja 'sollte ... ist aber offenbar nicht'.

    Für den ESC: offenbar ja.

    Für mich: Ich lege da mehr Wert auf die Musik. Bin da eher auditiv unterwegs. Aber der Mensch ist i.A. ein Augenwesen, auch wenn es um Musik geht. Mir wäre es lieber, wenn es für das Brimborium so eine Art Punktesystem geben würde. Du darfst für k Punkte Brimborium machen. Muss man überlegen: Lieber den Gospelchor im Hintergrund, den Flammenwerfer, die Guillotine, 12 Hupfdohlen oder den Kanzlerdoppelgänger. Alles zusammen geht nicht.


    Was ich sagen wollte, und das ist meine persönliche Meinung:
    Für mich ist halt eine Schere zwischen dem Anspruch und das,was man machen muss, zu gewinnen.
    Das wäre wie ein Formel 1-Rennen, aber am Ende fliesst in die Gesamtpunkteanzahl auch noch das Outfit der Boxengirls. Mercedes war am schnellsten, Ferrari knapp dahinter, aber die Mädels haben es rausgerissen. Könnte man machen. Dann hat esfür mich aber nix mehr mit Formel 1 zu tun. Und so auch der ESC: Wird als Komponistenwettbewerb verkauft, ist es aber nicht so wirklich. Wenn ein unterdurchschnittlicher 08/15-Song mit aufwendiger Bühnenshow bessere Chancen hat als ein richtig gutes Lied, welches bescheiden präsentiert wird, dann ist die Verpackung (also, die Bühnenshow) wichtiger als der Inhalt (der Song).

    Ja, verdammt, ich weiß, dass es nicht so funktioniert und auch warum. Deswegen muss ich das ja noch lange nicht gut finden, oder!? :)

    Grüße
    Roland
     
  16. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    @Roland
    Ganz ursprünglich war das ein reiner Chanson-Wettbewerb "grand prix eurovision de la chanson", weswegen die Sendung auch neben Englisch für wichtige Ansagen auf Französisch moderiert wird. Davon ist auch schon lange nichts mehr übrig.
    Das Erbe wird gelegentlich, dann meistens wie auch in diesem Jahr von den Franzosen hochgehalten und bekommt häufig die Anerkennung, die es verdient.

    Übrigens würde ein Gospelchor oder 12 Hupfdohlen nicht zugelassen, bzw. disqualifiziert, weil sich pro Beitrag max. 6 Personen auf der Bühnen befinden dürfen ;)

    Es stimmt: vom ursprünglichem Namen und Konzept ist nicht mehr viel übrig. Ansonsten gäbe es die Veranstaltung vermutlich auch nicht mehr.
    Im Prinzip ist der ESC ein Wettbewerb von Unterhaltungsmusik, der nebenbei auch den olympischen Gedanken vermitteln und zu einem friedlich-freundlichen Miteinander der Nationen aufrufen soll. Auch für Regenbogenminderheiten wird offen Toleranz demonstriert.

    Und zu den Komponisten vom Siegertitel kann ich auswendig nur sagen, dass da wohl der ältere Typ mit den langen Haaren zugehört, der im green room die ganze Zeit neben Loreen saß. Der hatte wohl auch schon Euphoria und andere ESC-Titel (mit-)geschrieben.
     
    Rick gefällt das.
  17. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    @JazzPlayer

    Schön, dass Du mir die Historie des ESCs erklärst. :)
    Zumindest kann ich mich noch erinnern an damals, als Abba mit 'Waterloo' gewonnen hat.

    Grüße
    Roland
     
  18. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    @Roland
    Sorry, wusste nicht, dass du dich auskennst. Gibt ja auch Leute, die seit Jahrzehnten Fußball gucken und trotzdem nicht wissen, wann Abseits vorliegt.

    Ich freue mich jedenfalls auf den ESC 2024. Die Schweden werden bestimmt wieder mal tolle Gastgeber sein und eine großartige Show organisieren.
    Und meine Beiträge für den Tag danach habe ich ja auch schon heute geschrieben und muss nur ein paar Namen austauschen ;)
     
    Rick, Gelöschtes Mitglied 5328 und gaga gefällt das.
  19. Longtone

    Longtone Ist fast schon zuhause hier

    Piep, piep, Guildo hat Euch lieb. Wadde hadde dudde da. Platz 7 und Platz 5.

    KI wird alles richten :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 14.Mai.2023
  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Genau. Max Mutzke Platz 4. Lena Platz 1 und 10….

    CzG

    Dreas
     
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