Handzeichen vom Bandleader

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von MP_TS, 16.Juni.2023.

  1. MP_TS

    MP_TS Schaut öfter mal vorbei

    Moin,
    habe neulich ein sehr schönes BigBand Konzert gehört. Mir fiel auf dass der Bandleader öfters mal die geballte Faust hob und so wohl etwas anzeigte. Auch andere Gesten kamen vor.
    Frage: gibt es eine übliche Zeichensprache (kann man die irgendwo nachlesen) oder legt das jeder Bandleader selber für seine Band fest?
     
  2. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Gute Frage..., würde da zumindest vermuten, dass der Bandleader auf einen bevorstehenden Kopfsprung aufmerksam machen wollte...;)
     
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  3. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Also das ist so:
    Die geballte Faust bedeutet natürlich "ich hab's geschafft"... also der Bandleader konnte sich mit seinem Tempo durchsetzen gegen die Band, die immer langsamer wurde.

    Weitere Gesten:
    Zeigefinger hochgestreckt, Daumen abgespreizt, so dass sie ein 'L' bilden, restliche Finger eingeklappt: "Looser"
    Den Zeigefinger abgespreizt vom Mittelfinger, so dass sie wie ein 'V' aussehen: "Versager"
    Das selbe mit beiden Armen: Riesenversager.
    Alle Finger eingeklappt bis auf den Mittelfinger, der zeigt nach oben: "Intonation bitte ein bisschen höher..." oder so :eek:

    Nein, ich glaube nicht, dass die Gesten international genormt sind: Italiener können noch viel mehr Beleidigungen mit Gesten ausdrücken:

    [​IMG]
     
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  4. -j.

    -j. Kann einfach nicht wegbleiben

    Moinsen,

    Meines (bescheidenen) Wissens nach nicht. Ich hab in 2 Big Bands mitgespielt -- zuerst in USA an einer Uni, jetzt in CH mit einer community band -- mit insgesamt 4 verschiedenen Dirigenten. So ziemlich das Einzige, was die gemeinsam hatten, war, bei einem open-ended Solo vier Finger in die Hoehe zu strecken, dann 3, 2 usw., um anzuzeigen, wann die backgrounds reinkommen oder wann's weitergeht. Auch mit einfacheren Sachen wie crescendo/decrescendo waren die Handzeichen jeweils leicht verschieden.

    -j.
     
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  5. scenarnick

    scenarnick Admin

    Naja - bei Bigbands wird es da keine strikte Norm geben, aber schon gewisse Konventionen. Laut und Leise werden meist mir der flachen Hand nach oben oder unten angezeigt und so. Einsätze werden deutlich mit Blickkontakt zum Spieler / Satz-Leader gegeben. Der Rest ist VHB - das macht jeder etwas anders und trotzdem sind die Gesten meist deutlich (im Kontext) zu verstehen. Die geballte Faust kenne ich als Geste vor einem Break oder einer Generalpause. Im Moment der Pause wird die Hand ruckartig gesenkt. Und Zeit-Zeichen, wie @-j. hier gerade schrieb, sind auch verbreitet.
     
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  6. Rick

    Rick Experte

    Es gibt noch den "Propeller" (Arm kreist waagerecht über dem Kopf = es geht nach einem offenen Teil weiter im Text), und natürlich Anfang und Ende von Fermaten.
    Außerdem das Zeigen nach hinten= Anfang Background.

    Wenn das extra auf der Bühne angezeigt werden muss, dann hat man nicht genug geprobt. :-D

    Im Ernst: Je mehr Bandleader anzeigen müssen, desto weniger sitzt alles bei den Spielenden.

    Wenn der Bandleader nur noch lächelnd da steht (oder sogar mitspielt), dann ist das Ensemble gut trainiert. Die meiste Arbeit hat man als Leader beim Einstudieren neuer Nummern, beim Konzert erntet man die Früchte der Arbeit.

    Allerdings kommt es auch aufs Publikum an:
    Ich leite ja gelegentlich andere Big-Bands, und da wurde ich einmal darum gebeten, die Partituren auf dem Notenpult zu haben, regelmäßig die Seiten umzublättern und herumzufuchteln.
    Auf meine Entgegnung, das hätte ich mir schon lange abgewöhnt und fände es außerdem albern, da alles gut geprobt sei, gab es die Antwort, das würde man in der Gegend (mit vielen Amateur-Blasorchestern) so erwarten. :lol:
     
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  7. Woliko

    Woliko Strebt nach Höherem

    Als Anfänger im Bläsercorps vermutete ich bei der erhobenen Faust des Dirigenten, dass ich gleich ein paar auf die Nüsse bekomme, damit ich ordentlich spiele. Aber die Antwort war, dass der Dirigent
     
    Zuletzt bearbeitet: 16.Juni.2023
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  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ich kenne - eher aus der Tanzszene - die Hand am Kopf (in welcher Weise auch immer) als Zeichen für "from the top" = "von Anfang an"/ "zurück zum Anfang".
    Gehobene Faust würde ich wie gehobene Hand als allgemeines Zeichen "passt auf, Leute, gleich kommt..." (was auch immer an der Stelle kommen kann, oft einfach der Schluss) deuten.
     
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  9. scenarnick

    scenarnick Admin

    Ist in der Klassik Gang und Gäbe, auch wenn genug geprobt wurde. Damit werden Kleine Dynamik-Unterschiede der Stimmen angeglichen (1. Geige leiser, 2. lauter und so) - immer mit Blick auf die Stimme / Sektion
     
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  10. scenarnick

    scenarnick Admin

    Flache Hand auf den Kopf kenne ich auch so, aber eher in der Probe (siehe Rick's Kommentar)
     
  11. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Hand am Kopf ist in der Combo nach dem letzten Solo das Zeichen für "head out" (Thema und Schluss).
     
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  12. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Genau.

    Auch im sinfonischen Blasorchester. Da ist es ja nicht so, dass ein Stück eingezählt wird, und dann läuft es wie vorprogrammiert durch. Dafür sind die Stücke auch viel zu komplex (Takt- und Tempowechsel, Fermaten, etc.)

    Alle Feinheiten (Tempo, Agogik, Dynamik, ...) steuert der Dirigent live. Eine schöne Analogie ist: er spielt auf dem Orchester wie auf einer Orgel. Unser Dirigent sagt in der Probe immer wieder: "Dieses Mal habe ich es so dirigiert. Aber verlasst Euch bloß nicht darauf, dass ich es beim Konzert auch so dirigiere." Beim Einspielen geht es ihm immer darum, ob wir auch wirklich an seinem Dirigat hängen.

    Sonst würde man ja auch keinen Dirigenten brauchen.
     
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  13. nosi65

    nosi65 Ist fast schon zuhause hier

    Nur schade wenn die Kopfsprünge in den verschiedenen Noten nicht an der gleichen stelle notiert sind ;-)
     
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  14. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Den braucht man in der BB ja auch nicht. Oft geht der Leiter nach dem Einzählen an die Seite und tritt erst wieder vor die Band, wenn der Schluss mit beatfreien Zonen, rubato oder Fermaten naht. Man schaue sich Count Basie an, wie er mit winzigen Gesten vom Klavier aus an den entscheidenden Stellen die Band beeinflusst.
     
  15. scenarnick

    scenarnick Admin

    Oder Cab Calloway wie er vorne den Sänger und Clown gibt. BB Dirigat ist ne andere Welt als Klassik oder sinfonisches Blasorchester
     
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  16. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ist nicht genormt und wird oft deswegen vorher abgesprochen.
     
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  17. MP_TS

    MP_TS Schaut öfter mal vorbei

    Danke für all die Antworten, interessant, dass es offenbar keine festen Regeln gibt und jeder mit der Band so verfährt wie er will.....
     
  18. Rick

    Rick Experte

    Das ist mir bewusst, auch bei der Blasmusik.
    Aber Big-Band ist eben eine andere Welt - EIGENTLICH. ;)

    Was soll denn bitteschön ein "Kopfsprung" in der Musik sein?

    Oder spielst Du damit auf die unausrottbare Unsitte in der deutschen Amateurmusik-Szene an, das Coda-Zeichen als "Kopf" zu bezeichnen?

    Kopf heißt in der Musik üblicherweise "Capo", also vom Anfang.
    Da habe ich live schon böse Missverständnisse erlebt, zum Beispiel als einer einem Ausland-stämmigen Musiker sagte, "Dann gehen wir in den Kopf" - und der gute Mann wie geheißen von vorne begann, während der Rest die Coda spielte.
    Natürlich auf großer Bühne bei einem Festival, vor mehreren tausend Zuhörern. :-D
     
  19. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Jep. Nervt jedesmal und immer wieder.
     
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  20. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Bigband dirigieren hat auch viel mit Show zu tun. Ich spiele in einer undirigierten Bigband und einer dirigierten.
    In der undirigierten gibt der Leader und Lead-Altist nur die Cues, die sein müssen. Den Rest macht die Rhythmusgruppe, der Drummer mit geeigneten Kicks und Fills, oder es wird auch mal gerufen. Die Band hat insgesamt ein ziemlich gutes Niveau für eine Amateurband und ich finde die Dynamik extrem interessant in dieser Form. Man muss jedoch die Nummern viel besser drauf haben. Jeder ist für seine Einsätze komplett selber verantwortlich und jeder trägt die Verantwortung für die Time und die Dynamik mit. Das Spiel hat vielleicht mehr Potenzial so, sowohl im guten als auch im schlechten.

    In der dirigierten Band macht es auch mächtig Spaß, es ist aber eine ganz andere Nummer. Hier ist es einfacher, Vorstellungen zu verwirklichen, es ist aber stets die Linie des Dirigenten. Und je nachdem, wieviel der macht, kann man bei einem Gig auch als Substitute viel leichter mal unbekannte Nummern mitspielen.

    Vieles von der Dirigiererei ist beim Gig aber in erster Linie Show, Tanz und Kommunikation mit dem Publikum und der Band. Die Lässigkeit, die Mimik, die Faust, das imaginäre Tablett das beim Chorusübergang von links nach rechts abgestellt wird, der kreisende zum Himmel gereckte Zeigefinger, das schnippen und das wippen. Es ist alles nicht zwingend erforderlich, stellt alles aber eine Verbindung zwischen Publikum und Band da, öffnet die Ohren, erleichtert das Zuhören und macht auch Spaß. Und hat eine starke Tradition im big band Jazz als Quasi-Kunstform. Wen ich neben Basie da gerne anschaue ist Dizzy. Das ist großes Kino!

    In der Klassik ist das natürlich auch so, nur ist es da tabu, darüber zu sprechen, dass der Dirigent als künstlerisch-intellektueller Übermensch am Kopf des Kollektivs auch ein bisschen zur Show da sein könnte. Das Publikum will das nicht hören, der Dirigent nicht und die Musiker sind lieber zufrieden mit ihrem hartumkämpften Job. Entsprechend sind die Gesten dort weniger plakativ und dafür mehr theatralisch. Dem Publikum wird stets der Rücken zugekehrt, man bemüht sich nicht es zu unterhalten sondern erweist ihm Ehre. ;)
     
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