Blues-Improvisation für Anfänger

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Floyd123, 15.Dezember.2014.

  1. Roman_Albert

    Roman_Albert Ist fast schon zuhause hier

    @Gerrie Ich weiss nicht, wie gut Dein Englisch ist, aber ich empfehle Dir sehr die Lektüre dieses Threads auf SOTW.
    Massively basic question about improvising with scales

    Soviel Weisheit von anerkannten, praktizierenden Saxophonisten auf allen möglichen Stufen der Kompetenz mit insgesamt Jahrhunderten an Live-Blues Erfahrung (John Lull) findest Du so konzentriert sonst nirgends.

    Und so gut wie immer freundlich und hilfsbereit, ich liebe unsere Kollegen dort.

    Mein Tipp: Lesen und lernen, spielen und wieder lesen, rinse and repeat.:oops:


    https://www.saxontheweb.net/threads/massively-basic-question-about-improvising-with-scales.399769/
     
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  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    All you need:

    Minor: 1 - b3 - 4 - b5 - 5 - b7 (in C: C - Eb - F - Gb - G - Bb) geht fast immer
    Major: 1 - 2 - b3 - 3 - 5 - 6 (in C: C - D - Eb - E - G - A) seltener

    Playalong / iReal oder beliebiges Blues Stück (Tenor Madness, Work Song und, und und) abspielen und Feuer frei bis der Arzt kommt.

    Das Schöne: die Skala passt immer in die Form.
    Die Form, wenn man doch mal ein bisschen variieren will, ist immer irgendwie

    I7 I7 I7 I7
    IV7 IV7 I7 I7
    V7 IV7 I7 I7

    (I = Tonika, IV = Subdominante, V = Dominante, alle Akkorde werden als Dominantseptakkorde 1-3-5-b7 gespielt/gedacht)


    Wenn es irgendwann langweilig wird (es gibt Leute, die kommen nie an diesen Punkt) kann man sich mit etwas ausgefeilteren Bluesformen beschäftigen und wie man diese dann komplexeren Akkordfolgen bedient. Google mal „Parker Blues“ oder „Bird Changes“.
     
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  3. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    @Roman_Albert

    Englisch ist leider la la.

    Danke für den Tipp.

    Grüße Gerrie
     
  4. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Meins leider auch. In diesen Fällen behelfe ich mich dann oft mit Deepl. Das ist recht gut- den fraglichen Text mit einem Screenshot fassen, der Rest macht dann das Übersetzungsprogram.
     
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  5. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @Gerrie
    Aber Bluesschema und diese "mysteriösen" Dinge wie Tonika, Subdominate, V7 usw
    sitzen und sind beim praktischen Musizieren 100% abrufbereit ?

    Ich kann mich nämlich an meine eigene, frühe Zeit mit null Ahnung von Theorie
    erinnern, .....

    Hilfe, überall diese Begriffe und kaum Kennung, was sich konkret dahinter verbirgt.

    Und fragte ich Praktiker, bei denen das alles seit Jahren
    in -Fleisch und Blut- übergegangen war, kamen Hinweise wie:

    "Na einfach die kleine Drei spielen, und hinten die kleine Sieben"

    OK .... alles klar.
    Aber was ist die große Drei ?:D

    VG
     
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  6. Rick

    Rick Experte

    Hat es schon mal jemand mit seinen Ohren probiert, anstatt immer irgendwas lesen zu wollen?

    Hat früher, als es noch nicht tausend Lehrbücher (und keine kompetenten Impro-Lehrer) gab, auch funktioniert... :rolleyes:

    Ich weiß, das ist ein unbeliebter, ketzerischer Hinweis, aber meiner Meinung nach funktioniert das einfach am besten: Ohren auf, mitspielen, ausprobieren, learning by doing.
    Improvisation, besonders im Blues, ist keine Kernphysik. ;)
     
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  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Und nicht mal im Kern Physik :) Genau, hinhören und mitspielen hilft ungemein. Auch meine Erfahrung.
     
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  8. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    das ist, wie in so vielen Feldern ganz entscheidend! Theorie hilft, sie kann aber das Tun nicht ersetzen. Das wäre wie wenn man glaubt, sobald man die STVO verinnerlicht hat, könnte man sich zum ersten Mal ans Steuer setzen und durch Berlin fahren.
     
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  9. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Ich bin 100% und vollkommen Eurer Meinung.
    Wo aber sind hier im Forum die Blues- Standards- Funk- was immer Improvisationen der Bauch- und Learning by doing Spieler?
     
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  10. reiko

    reiko Strebt nach Höherem

    Ich gestehe, ich habe auch nach der Theorie geschaut, würde von mir trotzdem behaupten, dass vieles learning by doing ist.
     
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  11. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Das finde ich das Problem dabei ....

    Du musst Leute finden, die mit dir zusammen im Proberaum (anfangs)
    rumspinnen und ausprobieren.

    Playalongs sind eine Alternative, aber der Spaß damit hält sich
    bei mir in Grenzen.

    VG
     
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  12. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    [​IMG]
     
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  13. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hier, so ungefähr jedenfalls.

    OK, die absoluten Grundlagen hat mir mein Klavierlehrer erklärt, nebenbei (was ist ein Dreiklang ...). Aber improvisiert und nach Gehör gespielt habe ich schon immer und knapp 20 Jahre nach meiner ersten Klavierstunde hatte ich zum ersten Mal ein Buch über Musiktheorie in der Hand, wusste nicht, dass es sowas gibt (Prä-WWW-Ära). Habe den Dingern, die ich als Muster erkannt hatte (aus Gehör, Noten oder Experimentieren), mitunter eigene Namen gegeben und habe dann im Buch gelesen: Aha, das nennt man Major 7, Slash Chord (z.b. Fmaj7/G), II-V-I, Turnaround, Quintfallsequenz, Tritonus-Substitution, Backdoor-Progression, ... auf dem Klavier ist das auch leichter, als auf dem Sax!

    Und aus dem Bauch heraus spielen!? Natürlich! Beim Spielen in Echtzeit hat man i.d.R. keine Zeit zum Denken.

    Grüße
    Roland
     
  14. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

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  15. Rick

    Rick Experte

    Exakt so war es bei mir auch.
    Aber das alles ist schon wieder viel komplexer als ein banaler Blues. ;)

    Das ist natürlich der Idealfall.
    Doch bevor ich mich gegenüber anderen Musikern getraut habe, mein Saxofon zu präsentieren, hatte ich ganz viel zu und mit Platten gespielt, Licks und Themen rausgehört, versucht, bestimmte Sounds zu imitieren...

    Das hat mir nicht nur die Grundlagen der Improvisation erschlossen, sondern war auch eine gute Übung für spätere Situationen:
    "Heh, in welcher Tonart ist der nächste Song? Mist, zu spät. Also Ohren auf, hoffentlich habe ich es bis zu meinem Solo rausgefunden." :-D
     
  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Bevor die Diskussion in Richtung Theorie vs. Praxis geht, noch schnell ein Tipp zum Blues spielen lernen:

    Blues-Schema und Akkorde sind eine wichtige Sache, ich würde die Akkorde aber am Anfang nicht einzeln jagen. Das hat seinen Platz (v.a. im Jazz) und du kommst da dann eh vorbei, beim Blues kann aber erst noch was anderes rein, damit es ein Blues wird.

    Pentatonik und Blue Notes sind für den Anfang schon mal sehr gutes Material um Blues zu verstehen OHNE Akkorde zu bedienen.
    Das schöne am ursprünglichen Blues und am Bluesschema ist nämlich, dass du nicht den Akkorden hinterherrennen musst, sondern du erstmal auch immer im gleichen Tonraum bleiben kannst und sich der Klang trotzdem ändert, weil das Schema die harmonische Arbeit übernimmt.

    Um zu verstehen, was ich meine, ist es hilfreich, Bluessänger/-Gitarristen wie B.B.King, John Lee Hooker, Muddy Waters, frühen Jazz Blues (Bessie Smith, etc.) oder auch spätere Jazz Blues Themen anzuhören. Die alten Gitarreros halten sich oft nicht an die 12 Takte, spielen aber oft mit der gleichen Technik.

    Blues ist ja traditionell eine Form des Selbstgesprächs oder Vortrags, der nach einem typischen Vers-Schema abläuft. Bei Bluesschema spricht man immer von den Akkorden in 12 Takten, genauer sind es drei Teile mit je 4 Takten oder drei „Sätze“:

    1. Der Blues-spielende macht eine Aussage (meist Beschwerde oder Frage), oft in Form eines pentatonischen Melodiestückchens, in den ersten 4 Takten oder einem Teil davon, gelegentlich auch zweimal die gleiche kurze Aussage.

    2. Jetzt wiederholt der Blueser in den nächsten 4 Takten die identische oder fast identische Aussage. Er ändert nicht viel, manchmal nichts, aber der Klang ändert sich, denn der zugrundeliegende Akkord ist nicht mehr die I sondern erstmal die IV. Dieser Wechsel auf die vierte Stufe ist vielleicht der bluesigste Moment im Blues. Und Blues lebt von der melodisch harmonischen Spielerei: gleiche oder ähnliche Melodie - andere Harmonie. Sprachlich ist das jetzt eine Wiederholung mit drängendem harmonischem Ausrufezeichen. Musikalisch kann man das mit diesem Gedanken gut angehen - nichts Neues sondern extra nochmal!

    3. Im letzten meist viertaktigen Teil geht’s irgendwie zur Dominante und wieder heim zum Gundakkord (d.h. einfachste Kadenz der westlichen Musik) und hier wird die Melodie variiert, die Frage beantwortet oder eine Pointe gebracht. Der Satz knüpft inhaltlich an und bringt aber die Melodie nach Hause.

    Hier ein paar Beispiele (man muss manchmal ein bisschen aufs Thema warten):


    h
    ier mit einer kurzen doppelten Aussage:






    auch hier lohnt sich das warten auf das Thema…


    Sonny Rollins hält sich auch dran:


    Monk verschiebt nur ne Terz:


    Wenn man die eigenen Melodien erst mal nach diesem Rezept baut, hat man gute Karten, dass im zweiten Schritt eine Akkord-Impro oder Licks an die richtige Stelle fallen, man die Form mit ihren Eigenheiten und Möglichkeiten durchdringt. Denke ich zumindest…
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.November.2023
  17. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Was gerne vergessen wird ist, daß es den Blues gar nicht gibt. Was die Anzahl der Takte und die Harmonien angeht gibt es so viele Varianten......so gibt es ja auch den Mollblues nur mal als ein Beispiel.
    Und nicht jede Variante lässt sich gut mit einer Bluesskala bedienen. Und 12 Chorusse nur mit Bluesskala finde ich dann auch auf Dauer langweilig. Es macht schon Sinn sich dem Thema Blues auf mehr als einem Weg langfristig zu widmen.
     
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  18. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Tja früher war alles besser.
    Dem letzten Satz ist nichts hinzuzufügen.

    Versuch einfach mal zu verstehen das es Menschen gibt die nicht so begnadet sind wie Du. Ich bin Hobbymusiker und kein Profi.
    Und es gibt Menschen die gewisse theoretische Grundlagen verstehen wollen.

    Grüße Gerrie
     
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  19. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Tatsache ist, dass beides für eine stimmige Improvisation notwendig ist, Ohr und Theorie (hab ich mir sagen lassen, mein Niveau ist auch nicht so, dass ich den großen Zampano spielen könnte).
    Bei manchen geht's halt mehr Richtung Ohr, bei manchen mehr Richtung Theorie.
    Aber eine gewisse Balance ist halt schon gut :)

    Cheers, Ton
     
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  20. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Da bin ich bei dir. Vor allem im Jazz kann man harmonisch ganz anders rangehen und wird es auch wollen, wenn nicht müssen.

    Andererseits ist das Problem von Bluesskala und Pentatonic meines Erachtens nicht nur, dass sie zu viel benutzt werden sondern vor allem, dass die Neulinge, die nur Bluesskala im Repertoire haben, oft auch gar keine Vorstellung haben WIE man sie gut benutzen kann und wo man eigentlich was will. Und dann klingt es unter Umständen gar nicht bluesy. Und da hilft meines Erachtens eine Beschäftigung mit der Tradition der klassischen Form schon viel weiter.
     
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