Entlacken

Und warum sieht das so "grünstichig " aus ?

..und sind die Drücker von Tief Eb und C nach rechts gebogen ?

 

Moin zusammen,

ich wärme einmal den alten Beitrag wieder auf und benötige Euer Schwarmwissen.

Ich habe das große Glück, meine Liebe zur Musik im Allgemeinen und zum Saxophon im Speziellen an meinen Sohn weitervererbt zu haben und er ist im Jahr 2000 auf meinem Deko Keilwerth New King (1958) bei mir "in die Lehre" gegangen, so dass wir ihm 2001 zur Kinderkommunion gemeinsam ein neues Yamaha YAS-275 geschenkt haben. Das 275er hat er dann auch intensiv gespielt, bis ich ihm 2007 ein älteres YAS-62 ersteigert habe. Das 275er war seitdem unser Ersatzsax, auch bei schlechtem Wetter.

Die Polster waren dann 2019 endgültig am Ende und ich habe es zerlegt und neu gepolstert. Zur Reinigung habe ich den Korpus dann in die Spülmaschine gegeben und es ist mir natürlich prompt ein ca. 10x6cm großes Stück Lack vom Schallbecher "um die Ohren" geflogen. Ich habe das Instrument dann wieder zusammengebaut und mir vorgenommen, es irgendwann einmal komplett zu entlacken und nur die Klappen lackiert zu lassen. Als Ergebnis einiger Beiträge hier im Forum steht seitdem dann auch schon eine Dose Renovo Abbeizer bei mir im Keller.

Und Irgendwann ist genau jetzt und das Instrument liegt seit letztem Samstag wieder zerlegt auf meinem OP-Tisch .

Hier beginnt jetzt aber auch mein Problem. Mit dem in den letzten Jahren Gelesenen und selbst Erfahrenen fühle ich mich wieder einmal voll bestätigt - Farbe (Abbeizer) die nicht stinkt, kann nichts .

Ich habe es mit dem Abbeizer aber dennoch versucht (er stand ja schon einige Jahre im Keller) und das 275er hat mich nach 6 Std. im gelben Sack frech ausgelacht und mir grinsend seinen glänzenden Goldlack gezeigt. Nach weiteren 3 Std. gelbem Sack mit einer selbst hergestellten 10%igen Natrium-Hydroxid-Paste und einer anschließenden Runde Spülmaschine sieht es jetzt leider immer noch nicht anders aus .

Wer von euch Selbermachern hat noch einen funktionierenden Tipp für mich? Zur Not baue ich das Instrument sonst wieder zusammen und es bleibt in seinem derzeitigen Zustand, ist aber zumindest porentief rein.

Extern Entlackt wird es definitiv nicht. Entweder es funktioniert mit Hausmitteln, oder bleibt so, wie es ist...

Wobei ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben habe. @Wuffy und @Toko haben mit ihrer Erfahrung ja auch schon zahlreiche Entlackungen erfolgreich durchgeführt .

lg
Michael

 

In heißes (fast kochendes) Wasser legen und eine Flasche Essigessenz dazu hat bei mir schon mehrfach geklappt. Ich konnte den Lack dann einfach abziehen, bzw. abspülen. Allerdings ist Essig nicht so cool für die Federn. Diese müssten dann ggf. ausgetauscht, bzw. vorher entfernt und dann wieder eingezogen werden.

 

Ich habe das mit Beize gemacht. Fett mit Baumarktbeize eingekleistert und dann ab für 3 Tage in einen Müllsack. Hat gut funktioniert,hat sich dann mit heißem Wasser schön abwaschen lassen. Danach die dran gelassenen Federn eingeölt

 

Also ich habe mein Tenorsax extern entlacken lassen und das Sax kam optisch in Prinzip optisch genau so zurück, wie es vorher war. Die optische Veränderung kommt erst mit der Zeit! Der S-Bogen kam allerdings direkt optisch ganz verändert zurück. Warum weiß ich nicht.

 

War das denn auch schon zu der Zeit, als der Baumarktbeize nach der Änderung der Umweltbestimmungen gefühlt alle Wirkstoffe entzogen wurden, oder hat Deine Beize noch richtig gestunken?

Wie gesagt, 6 Stunden Baumarktbeize habe ich ja auch schon ausprobiert. Vielleicht war es aber auch einfach nur zu kurz. Und wie sahen die Federn nach den 3 Tagen aus? Rostig, oder nach dem Einölen noch brauchbar?

lg
Michael

 

Du meinst sicher " Abbeizer "

Vor vielen, vielen Jahren ging das wirklich speziell mit " Renovo " vom Hagebau-Baumarkt recht gut, aber dann wurden wohl ganz krass die umweltschädlichen Chemie-Stoffe da rausgenommen...kannste jetzt bei allen Abbeizern von der Wirkung her vergessen.

Oder nenne mal deinen Abbeizer mit Produktionsjahr ?

Meinen Entlacker beziehe ich über einen befreundeten und zertifizierten Malerbetrieb, bezügl. fachgerechter Entsorgung etc.

Für eine einmalige Entlackung rentiert sich da der Aufwand im HInblick auf Kosten und Edelstahltonne zum Tauchbaden, Gasbrenner zum erwärmen etc. absolut nicht.

Immer grosser Aufwand..und auch nur mit Schutzmaske, Schutzbrille und Schutzhandschuen.

Gr Wuffy

 

Nein die war schon ohne Gestank und sehr mild,deswegen hat es ja solange in der verschlossenen Tüte gedauert. Man braucht da echt Geduld.
An den Federn war garnichts

 

Es kommt auch immer darauf an, welcher Hersteller, welche Baujahre...ist es nur ein Klarlack, ein Goldlack, Einbrennlack, 2K-Lack etc.

Etliche Saxe habe ich schon entlackt mit ein paar Pads aus der Spülmaschine, dann ab in die Tonne und etwa 'ne knappe Stunde volle Pulle in Wasser gekocht.

Meine erste Entlackung war mein Champion-Weltklang Bariton mit ganz normaler Nitro-Verdünnung eingepinselt, ging ab ohne jegliche Probleme.

Man kann also nie etwas verallgemeinern...ich teste sowas vorher immer mit lackierten Kleinteilen oder erstmal mit dem S-Bogen.

Gr Wuffy

 

Vielen Dank schon mal für die Tipps und den seelischen Beistand.

• Wenn alles, was ich mir in der letzten Woche im Internet zum Thema Entlacken angelesen habe, jetzt weg wäre, wäre das Netz leer
• Ich komme mir auch vor, als wenn ich eine Ausbildung zum Chemiker im Crashkurs absolviert hätte
• Beim Anrühren meiner 10%igen Natrium-Hydroxid-Paste (300ml kaltes Wasser, 30g Ätznatron, 60g Zell-Makulatur) sah ich ähnlich aus, wie @Wuffy auf seinem Foto
• Das Einzige, was sich beim Abbeizer bisher ansatzweise aufgelöst hat, ist die Daumenauflage für den linken Daumen
• Falls nicht noch DER Tipp kommt, wandert das YAS275 dann morgen noch einmal mit Abbeizer für 3 Tage in den Sack
• Die Hoffnung stirbt zuletzt...

lg
Michael

 

Wenn schon mit unsicherem Abbeizer und Sack, dann mein Tipp, der mir schon ein paar Mal geholfen hatte.

Alle Teile lageweise mit Klo-Papier umwickeln und jede Lage immer dick einpinseln....vl. so 3-4 Lagen.

Ohne Umwickeln haftet doch der Abbeizer doch gar nicht richtig auf dem glatten Metall und tropft eher ab und rutscht weg.

Ebenso ist die Gefahr der schnellen Abtrocknung auch stark gemindert.

Der umwickelte Korpus sollte dann eigentlich aussehen wie eine alte ägyptische Mumie aus dem Sarkophag

Hier mal meine damalige Methode noch mit Renovo:

 

Ich habe eine alte Trompete die ich zur Deko vom Lack befreien möchte.

An einer Stelle mit Baumarkt Abbeizer eingepinselt.

Der Lack ist noch dran. Das Teil hat 5 €. Für das Geld ist die Lackierung verdammt gut.

Ich werde es noch mal probieren mit Klopapier und dann in den Sack.
Schauen wir was passiert.

Grüße Gerrie

 

Für ein einzelnes Instrument würde ich mir den Aufwand ersparen und bei einem Maler/Lackierer fragen, ob er das übernimmt. Selbst wenn das nen fuffi kostet ist das noch immer im Range dessen, was ich für Material und Schutzausrüstung rechnen muss.
Wenn man denn unbedingt.... dann kann ein Profi einem die passende Pampe besorgen.
Ich habe einmal mit Abbeizer hantiert. Das gute Zeug vom Profi. Das Zeug ist durch latexhandschuhe diffundiert, durch dickere haushaltshandschuhe ebenso etc. Gestunken hat da nix. Daher, ich wäre da extrem vorsichtig. Gute Pampe kam von Grüneck...

 

Ich habe die Pampe schon gekauft.
Gestern eingepinselt und in den Sack verfrachtet.
Da bleibt das Teil noch bis Freitag dann werde ich sehen was raus kommt.

Falls das Ergebnis nicht gut ist wandert das Teil zum Lackierer. Hätte ich vecmutlich gleich machen sollen.

Grüße Gerrie

 

Ich bin immer wieder verwundert, daß Leute bereit sind, historische Instrumente mit einer aggressiven Beize zu behandeln und - schlimmer noch -
dann wieder neu zu lackieren.

 

Die Beize greift auch das Metall an. Das kann so weit gehen, daß sich der Korpus eines Instrumentes komplett in der Beize aufgelöst hat, wenn das Bad nicht frühzeitig beendet wurde.
Fragt bitte nicht, woher ich das weiß.....

 

Meines Wissens nach ist eine chemische Abbeize nicht so aggressiv gegen Messing, dass sich das Metall auflöst. Vielleicht oberflächliche Verfärbungen, die ja manchmal auch gut aussehen können. Anders dagegen die elektrochemische Beize. Da fließt Strom...und soviel ich weiß muss man sich da zwingend an die Zeiten halten, da das Metall im Bad sonst zur Opferanode wird...
Hast Du wenigstens ein neues Instrument bekommen? M.E wurde dort einiges falsch gemacht, wenn sich da etwas aufgelöst hat...
Gruß Joachim

 

Ich kenne einen Fall, bei dem durch zu langes Liegenlassen in der chemischen Abbeize (also, wurde in der Tat "etwas falsch gemacht") der Korpus eines Baritons komplett solvatisiert wurde.
Ich glaube deshalb nicht, daß das Metall nicht angegriffen wurde, nur weil das Instrument nach der Beize noch sichtbar ist