Wie ist das eigentlich mit der GEMA

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von giuseppe, 23.März.2025.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich lagere das Thema mal aus dem Gig-Thread aus, auf die Anregung hin, dass das Thema unabhängig davon interessant oder mit entsprechendem Input informativ sein könnte:
    Manche Musiker leben von der GEMA, andere in der Branche sagen, die GEMA ist das Zünglein an der Waage, ihren Beitrag zum Kulturleben zu beenden, da es ohnehin schon nicht mehr lukrativ ist. Es kam das Beispiel von der überwiegend ehrenamtlichen Veranstaltung mit Bands, die nichts oder einen Unkostenbeitrag bekommen, bei dem die GEMA die Quadratmeterzahl des großen Platzes als Grundlage für die Berechnung der Veranstaltungsgröße nahm und diese so letztlich verhinderte.
    Wie funktioniert das tatsächlich und könnte man etwas besser machen?
     
  2. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

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  3. Katzenmusiker

    Katzenmusiker Admin Mod

    Hier ein Interview, das der SWR1 mit Marcus Brill geführt hat, Marktmeister des Dürkheimer Wurstmarkts, der plötzlich 55.000 Euro für eine kleine Musikgruppe zahlen sollte. Vielleicht weiß jemand mehr. Diese Meldung ist vom Herbst 2023.
     
  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Den Rechner konnte ich vorher ohne Anmeldung nicht zu Ende nutzen, da kam eine Barriere.
    Das Ergebnis ist tatsächlich eine stolze Summe, die je nach Art der Veranstaltung sicherlich in manchen Fällen bewirkt, dass es keine Band und keine Tantiemen gibt.
    Spielt hierbei eine Rolle, ob der Veranstalter hier irgendwelche Einnahmen generiert oder das Ganze ein allgemeinnütziges Nullsummenspiel zur öffentlichen Belustigung ist?
     
  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ein Konzert mit 200 Besuchern, 20€ Eintritt, ohne pausenmukke und sponsoring, sind ca 63€
     
  6. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Die GEMA vertritt die Aufführungsrechte der Komponisten und Arrangeure. Dies ist grundsätzlich im kommerziellen Bereich sinnvoll und für viele existenziell.

    Es zahlt der Veranstalter. Organisierst du selber ein öffentliches Konzert, dann du selber.

    Als Amateurkomponist hatte ich mich damals gegen die GEMA-Zugehörigkeit entschieden:

    - Meine Musik spiele ist als Kleinkünstler grundsätzlich nur selber mit Gruppe oder alleine.
    - Für kleine Veranstalter in der Sparte Poesie + Musik waren die pauschalen GEMA-Kosten zu hoch.
    - Ich wollte keine GEMA-Gebühren für meine eigene Homepage bezahlen. Dies kann man bei der GEMA aber laut @ppue ändern lassen

    Meine produzierten CDs musste ich per Antrag GEMA-befreien lassen.

    Ich habe aktuell für ein Schauspiel (Kleinkunst) eigene Musik produziert, da der Schauspieler GEMA-befreite Musik als Konserve benötigte.

    Wenn wir fremdkomponierte Musik ins Youtube reinstellen, bezahlt YouTube die GEMA. Wenn du z.B. Covermusik auf die eigene Homepage stellst, dann wärst du GEMA-pflichtig.

    Mit der GEMA-Nichtzugehörigkeit verliere ich als Komponist nicht meine Nutzungs- und Aufführungsrechte, kann sie aber kaum durchsetzen.
     
  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Soll ich als Komponist für die Aufführung meines Werkes kein Geld bekommen? Die Motivation des Veranstalters ist doch uninteressant. Die Musiker werden bezahlt, aber der Komponist nicht?
     
  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Vollkommen richtig. Meine Frage zielt weniger auf ihre Existenzberechtigung, die meines Erachtens wenig in Frage gestellt wird unter Musikern, sondern ob sie ihre Arbeit richtig macht oder sich für einzelne Interessen vor den Karren spannen lässt.
    Wenn die bisher zitierten Zahlen richtig sind:
    Marktplatz ohne Eintritt 3000 bis 55000 Euro und kleines Konzert mit 20 Euro Eintritt 63 Euro - dann wirkt das erstmal komisch.
     
  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Natürlich nicht, die Frage ist rhetorisch, aber zu kurz gedacht. Die Frage ist vielmehr, wer wieviel für die Nutzung der Komposition zahlen soll und ob jemand, der daran 0 Euro verdient, so viel zahlen soll, dass es am Ende vielleicht deshalb nicht stattfindet - was GEMA, Komponist und Gesellschaft dann eben nicht zugute kommt.
    Ich kenne mich wie gesagt zu wenig aus, ich frage nur die Fragen, die sich aus den Diskussionsbeiträgen ergeben.
     
  10. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    Du kannst es Dir mit dem Tarifrechner auf den Cent genau ausrechnen lassen.
    Mein Beispiel war das jährliche Stadtfest von 19:00 bis 24:00 Uhr, mit Liveband, ohne Eintritt also ohne Gewinnerzielungsabsicht.
    Es sind ja nicht nur die 3.300€ für die GEMA. Die Band will Geld, sie will eine Bühne, auf der sie wettergeschützt auftreten kann. PA muss meistens gestellt werden (nicht jede Band bringt eine eigene mit), was der Verleiher auch nicht gratis macht.
    Bei kleineren Formationen kann statt einer Bühne auch schon mal ein LKW-Anhänger dafür herhalten. Die Hüpfburg für die Kinder stellt sich auch nicht alleine auf und will auch angemietet werden. Mit etwas Glück bezahlt das die örtliche Sparkasse im Gegenzug für großflächige Werbung.
    Summa Summarum belastet so ein Fest für die allgemeine Belustigung die eh schon äußerst klamme Stadtkasse erheblich. Es ist mehr als verständlich, dass es immer weniger solche Veranstaltungen gibt.
     
  11. rbur

    rbur Mod

    Ich hatte dies bereits im alten Thread gepostet.
    Dieses Fest macht einen zweistelligen Millionenumsatz und fährt Riesengewinne ein. Es handelt sich bei der GEMA Gebühr um umgerechnet 10 ct pro Gast.

    Der Preis für ein Glas Sekt ist innerhalb von zwei Jahren von 4,30 auf 4,50 gestiegen. Wahrscheinlich wegen der GEMA. Böööse GEMA, böseböse.
     
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  12. rbur

    rbur Mod

    Das ist richtig. Und wenn die schon alle Geld wollen, dann können doch zumindest die Komponisten auf ihre Vergütung verzichten.
     
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  13. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    Wieder einmal ein typisches Beispiel für Deine zynischen Kommentare.
    Kein Mensch hat behauptet, dass die Komponisten keine Vergütung erhalten sollen. Die GEMA ist jedoch einer der zahlreichen Kostenfaktoren (oft der größte), der den Stadtkämmerern den Schweiß auf die Stirn treibt.

    Mit dem Geld, das so eine Veranstaltung kostet, könnte man beispielsweise auch locker die Schulklos sanieren oder ein weiteres Gebäude für die Unterbringung von Geflüchteten anmieten.

    Fakt bleibt, dass der Obulus für die GEMA ein erheblicher Kostenfaktor ist und sich viele Gemeinden bei der vielerorts angespannten Haushaltslage genau überlegen, was noch machbar ist. Und da trifft es immer häufiger eben Veranstaltungen, bei denen Musik Teil des Programms sein soll.
     
  14. rbur

    rbur Mod

    richtig. Aber die Frage ist, ist der Beitrag gerecht oder nicht?

    Der Vergleich hinkt gewaltig, weil weder Schulklos noch Heime Einnahmen generieren.

    Mit dem Geld könntest du eben keine Schulklos sanieren, weil du es ohne die Veranstaltung gar nicht hättest.
     
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  15. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wir können gerne die Verteilung der Ausschüttung und entstehenden Verwaltungskosten der GEMA diskutieren, aber auch ohne GEMA würde kein Flüchtlingshaus bzw. Schulklo seitens der Gemeinden mehr finanziert.
     
  16. rbur

    rbur Mod

    umsatzstarkes Fest mit 600.000 Gästen, Riesengewinne für die Gastronomen, 10ct GEMA pro Gast
    kleines Konzert, 200 Gäste, 30 ct GEMA pro Gast

    Dass die großen Kommerziellen bevorzugt werden gegenüber den kleinen Ehrenamtlern ist nicht komisch, sondern Kapitalismus.
     
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  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Da kommt eventuell noch ein Verlag dazu:

    Aus gema.de:


    "Beispiel mit Freier Vereinbarung
    Schließt eine Urheberin oder ein Urheber einen Verlagsvertrag ab, berechnet sich der Verlagsanteil in Höhe von 33,33 % aus dem Urheberanteil.

    Komponist (K) und Textdichterin (T) vereinbaren, dass beide sich Musik und Text im Verhältnis 50,00 % : 50,00 % teilen.


    Anschließend schließt die Textdichterin einen Verlagsvertrag mit Verlag A (VA) ab.


    Die Anteile am Werk verteilen sich dann auf K = 50 %, T = 33,34 % und VA = 16,66 %.


    Schließt der Komponist einen Verlagsvertrag mit Verlag B (VB) ab, verteilen sich die Anteile so: K = 33,34 %, T = 33,34 % und VA = 16,66 % und VB = 16,66 %.


    Beispiel ohne Vereinbarung
    Schließt ein Urheber oder eine Urheberin einen Verlagsvertrag ab, berechnet sich der Verlagsanteil in Höhe von 33,33 % aus dem Urheberanteil.

    Komponist (K) und Textdichterin (T) teilen sich Musik und Text im Verhältnis 64,00 % : 36,00 %.


    Anschließend schließt die Textdichterin einen Verlagsvertrag mit Verlag A (VA) ab.


    Die Anteile am Werk verteilen sich dann auf K = 64,00 %, T = 24,00 % und VA = 12,00 %.


    Schließt der Komponist einen Verlagsvertrag mit Verlag B (VB) ab, verteilen sich die Anteile so: K = 42,67 %, T = 24,00 % und VA = 12,00 % und VB = 21,33 %."

    Mit Ars Vitalis hatten wir 100 und mehr Auftritte im Jahr. Da wir eigene, bei der GEMA gemeldete Stücke spielten, hat der jeweilige Veranstalter dafür GEMA-Gebüren bezahlt. Von den Auftritten erhielt ein jeder von uns ca. 3000,-€ im Jahr, was natürlich sehr willkommen war.

    Ich habe noch 277 Stücke bei der GEMA gemeldet, bekomme aber nur noch spärliche Tantiemen von ein paar Produktionen, bei oder auf denen meine Kompositionen gespielt werden.

    Für eine CD mit eigenen Stücken zahlte man früher ca. 1500,- € an die GEMA. Nach Verkauf bekam man einen Teil davon zurück (-:

    Von Kompositionen, die auf Youtube oder in sonstigen Netzen gespielt werden, habe ich noch keinen Cent gesehen. Ich denke, die Gelder fließen in den großen Topf und auf irgendeiner Abrechnung (es gibt derer mehrere im Jahr) wird das eventuell anteilsmäßig verrechnet sein. In der Regel werden hier die großen Rechteinhaber auch den Großteil der Tantiemen ausgeschüttet bekommen.

    Ich stelle mir das ungefähr so vor: 1000 Singer- Songwriter, die eigene Titel hochladen und, wenn überhaupt, in der GEMA sind, sehen Centbeträge, so sie überhaupt Geld von der GEMA bekommen. Bekommst du kein Geld, so zahlst du die Jahresgebühr und aus dem großen Topf bekommst du auch nichts.

    Die Kohle von Youtube teilen sich dann die auf, die eh das Meiste vom großen Kuchen bekommen.

    Es gibt auch ein Bonussystem bei der GEMA. Früher bekam ich da fein Punkte und Geld, jetzt falle ich unten drunter durch. Auch hier bekommt der kleine Komposnist nichts von ab.

    Größte Ungerechtigkeit dürfte immer noch die Unterscheidung von U- und E-Musik, wo die Komponisten ersterer erheblich mehr Kohle abgreifen. Von kopierten Noten für den Singkreis im Kindergarten will ich gar nicht erst anfangen.

    Oder zum Beispiel von der Abzocke der Verleger der Realbooks. Das Original Realbook haben mal Berkleestudenten herausgeschrieben und nichts dafür bekommen. Nach 50 Jahren nun zahlen wir für die x-te Auflage auf den verschiedensten Medien immer noch und immer wieder Gebühren, die alle (schätzungsweise) bei Warner Brothers landen.

    Ach, es gäbe da viele Ungerechtigkeiten zu beschreiben. Es gab auch Versuche, alternative Verwertungsgesellschaften zu gründen. Durchsetzen konnte sich leider keine und so bleibt das Monopol bei der staatlich eingesetzten Firma.

    Ich habe früher mal versucht, die mir zustehenden Tantiemen auf direktem Wege beim WDR einzufordern. Natürlich ohne Erfolg.

    Das alles sind Bedenken von Seiten der Komponisten und Textdichter, die Liste der Veranstalter, die sich ungerecht behandelt fühlen, ist sicher noch länger.


     
    charly-5, giuseppe und Bereckis gefällt das.
  18. rbur

    rbur Mod

  19. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    Falsch. Das Fest generiert keine Einnahmen. Es kostet Geld. Hatte ich so auch geschrieben.
     
  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dass die GEMA in Deutschland wie eine Behörde auftritt und keine wirklich Konkurrenz hat, ist aus meiner Sicht auch sehr problematisch.

    Die Art der Ausschüttung ist leider auch fraglich und problematisch.
     
    Till098 und giuseppe gefällt das.
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