Welche gebrauchten Klarinettenmodelle für Saxophonisten?

Dieses Thema im Forum "Klarinette" wurde erstellt von Silver, 4.Oktober.2025.

  1. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich denke mein Punkt war eher der, das man bei der Klarinette - noch viel mehr als beim Sax - gut fährt, wenn man am Anfang das effizienteste Material nimmt, auf dem man am schnellsten vorankommt, da das Instrument genug Schwierigkeiten mitbringt.

    Ich bin selber leider überhaupt kein besonders begnadeter Jazzklarinettist, eher nur Afficionado. :) Ich spiele ja nie Jazz auf der Klarinette, außer daheim oder im ganz kleinen Kreis, sondern bin nur Doubler, seit ich Sax spiele. Das sind für mich zwei Paar Schuh. Mein Unterricht war immer ausschließlich klassisch. Fürs doublen leistet das vermutlich ein Leben lang ganz gute Dienste. Aber ein Solo-Feature wird eher nicht mehr draus, und bei der Klassik auch schon lange nicht mehr.
    Natürlich habe ich gewisse Vorstellungen, was das jazzigste Material wäre, sogar für verschiedene Stile. Aber das hängt die Latte unter Umständen nochmal höher, was die Tonkontrolle betrifft.
    Ich wiederhole mich, aber doublen heißt halt sehr oft, dass man ein kaltes Instrument mit trockenem Blatt in einer ungünstigen Position mit nem anderen Instrument auf dem Schoß mal schnell greift und in time und in tune ein paar Töne oder eine Melodie in ff spielen muss, die meistens auch noch ziemlich hoch ist.
    Schön, wenn es auf einer large bore mit einem gähnend offenen Mundstück über die Band katapultiert wird. Muss aber nicht, Hauptsache es kommt.
     
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  2. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Man sollte ja vor allem imstande sein, Jazz zu spielen, sorry.


    Hier ein Schüler von Allard. Zu dieser Zeit spielte Daniels Buffet mit Kaspar Mundstück und Mitchel Lurie Premium 4.
    Keine Angabe über die Öffnung, aber mit #4 Blättern darf es keine wie 5JB gewesen sein



    Hier ein Selmer Spieler. Mundstück sollte ein Vandoren 5RV lyra sein…


     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Oktober.2025
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  3. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wie hilft das jetzt ein passendes Instrument zu finden?
     
  4. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Indem man nicht ausschließlich nach „Jazz-Modelle“sucht.
    Eddie Daniels spielt keine „Jazz-Modelle“, Michel Portal auch nicht.

    Versuch mal eine Ballade oder lange Töne auf ein 5JB zu spielen. Was nützt die mögliche Flexibilität, wenn die Kontrolle fehlt.
     
  5. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Also, was würdest du empfehlen, welche gebrauchten Modelle bzw Eigenschaften, auf die man achten sollte? Als doubbler gehe ich mal davon aus, dass der Schwerpunkt eher auf günstig und solide statt auf teuer und eleganter klang liegt.

    Meine Klari-Zeiten sind lange her. Mein setup war zumindest bzgl mpc eher klassisch, also etwa 1,2mm tip (auf dem mpc steht rein gar nichts drauf) mit 3,5er Blätter (steuer). Das war weder sehr laut/durchsetzungsfähig noch ließ sich da viel ziehen. Knapp 1,5mm tip könnte lustig werden, da dann das Blatt ja entsprechend weicher sein müsste. Oder du bist geübter Vielspieler und schaffst damit ein 3,5er Blatt.
     
  6. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Wie oben mehrfach gesagt, Buffet E11, 12 oder 13 gebraucht oder Prodige wären Beispiele für erprobte Möglichkeiten, ähnlich Yamaha bei Sax. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten (z.B. von Yamaha).
     
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  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich würde eine Buffet RC oder eine Prodige bevorzugen…

    Beide haben die gleiche Bohrung.
     
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  8. Silver

    Silver Gehört zum Inventar

    Interessante Diskussion und viel guter Input! Danke!

    Die Schwarzwurzel ist dann doch nochmal anders, als so ein Saxophon, stelle ich fest.
    Und die Strategie, sich ein bewährtes, weit verbreitetes Modell und ein zahmes Mundstück zu holen (ich hatte den irrigen Gedanken, dass ein Vandoren mit einer 5 im Kürzel mit den Öffnungen beim Sax korrespondiert…) scheint mir stichhaltig.

    Hier in meiner Gegend gibt es eine Hand voll Händler/Reparateure, die gebrauchte Selmer und vor allem Buffet mit Garantie anbieten.
    Eine RC (die originale, nicht die Neuauflage ab 2014) ist zwischen 1.100 und 1.800 Euro zu bekommen - generalüberholt!*, eine R13 habe ich ab 1.200 gesehen, Exx gehen schon deutlich unter 1.000 los …
    So einem Händler vor Ort kann man das Ding so lange um die Ohren hauen, bis alles passt.**

    * Der Begriff Generalüberholt ist etwas irreführend. Hier heißt das Retamponnée was aber immer auch Filz, Kork, Feder plus Regulierung bedeutet. Inwieweit auch mechanische Probleme angegangen werden, ist - wie in Deutschland - vom Können und Wollen des Reparateurs abhängig.

    ** Aus gerade erst bitterer Erfahrung einer wirklich nicht meinen Ansprüchen gerechten „Generalüberholung“ eines eigentlich sehr renommierten Betriebs und der darauf fälligen @Toko -GÜ inklusive mechanischer Überarbeitung im Blitztempo sowie Feinjustierung über eine Distanz von 1500km (Ergebnis: jetzt makellos!) will ich das nächste gebrauchte Instrument dem professionellen Verkäufer innerhalb weniger Stunden auf den Tisch klatschen können, bis es sitzt. Das wird nichtbeinfach, weil es hier neben sehr guten - und auf Monate auch für kleinere Reparaturen ausgebuchten - Betrieben auch ein paar echte Bastelbuden gibt…
     
  9. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich habe viel zu wenig Ahnung von Bohrungen und Typen, um da eine fundierte Einschätzung geben zu können.

    Allerdings bin ich grundsätzlich wie beim Saxophon auch eher der Meinung, dass das Instrument nicht jazz- oder nicht jazzgeeignet ist. Da ist das Mundstück aus meiner Sicht der viel wichtigere und entscheidendere Faktor.

    Ausnahme:
    - Die neuen HighTech Klarinetten haben immer mehr und zusätzliche Ausgleichsklappen zur Intonationsbereinigung. Die halte ich im Jazz für überflüssig.

    - Auch wenn man mich jetzt steinigt, das deutsche Griffsystem halte ich eher für optimiert hinsichtlich mozarteher Läufe als für typische Jazzfiguren

    Was aus meiner Erfahrung aber unabdingbar ist:
    Man muss das Instrument in der Hand gehabt haben, um festzustellen, ob man erstens die Löcher alle geschlossen bekommt, und zweitens dabei auch noch alle Knöpfe, vor allem für die kleinen Finger betätigen kann. Das war zumindest bei mir ein großes Problem.

    Ansonsten würde ich mich den Empfehlungen von @giuseppe einfach anschließen.

    Gruß,
    Otfried
     
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  10. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    @giuseppe hat schon geschrieben wegen der Modelle.
    Hier eine Prodige mit BD5 und Vandoren blau 2,5 - bin aus der Übung, sorry. Das Originalmundstück von der Klari (Urban Style oder sowas) fand ich auch gut, aber der Kork ist ab...
     

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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @gefiko

    Vielen Dank, das ist sehr nett von dir. Für mich habe ich entschieden, dass ich bei meiner metallklarinette bleibe. Ich mag das Ding iwi, auch wenn die vllt nicht so gut klingt und intoniert wie eine Buffet. Was mir aber auch klar geworden ist:
    1. Ich brauche definitiv ein anderes mpc. Ich habe dafür ein brilhart ebolin. Das geht mir in allem zu schwer. Klingt zwar gut, hält mich aber davon ab mit Spaß zu üben.
    2. Ich muss mehr üben. Ich finde das boehmsystem nicht leicht zu spielen, da man doch recht viele alternativgriffe zu brauchen scheint. Das habe ich von meiner alten klari mit deutschem system so nicht in Erinnerung. Entweder liege ich falsch, oder üben.
    3. Wenn ich mir doch noch eine "neue" klari suchen werde, dann erst, wenn ich besser in form bin und das Instrument besser im Griff habe.

    Ohne jetzt nerven zu wollen:
    Ich hatte eigentlich so ein bischen gehofft Kriterien zu hören, die für eine Auswahl wichtig wären. Die scheint es so, wie ich mir das vorstelle, nicht zu geben.
    Hintergrund: m.E. gibt und gab es viele Hersteller, kleine Betriebe, die gute Instrumente gebaut haben, die aber kaum einer kennt. So einer kann man ev eine Chance geben, wenn man wüsste... und man nicht anspielen kann oder will.
     
  12. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ich finde es ja schon interessant, dass hier
    Da ist mir jetzt nicht klar, was du da meinst - die "regulären" Griffe der Grifftabelle reichen sehr, sehr weit und da ist kaum exotisches dabei. Oder man weicht dem aus, wen man das Gefühl hat, dass einem der eine oder andere ungemütlich vorkommt.
     
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  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Wie gesagt, mein Eindruck.... Auf der Deutschen hatte ich Alternativen, die ich nutzen konnte, wenn es bequemer war oder schneller. Auf der Boehm habe ich den Eindruck, dass ich Alternativen nutzen muss, weil sonst bestimmte Passagen nicht spielbar wären.
     
  14. Aerophon

    Aerophon Ist fast schon zuhause hier

    Wenn du die Hebeldopplung für den Kleinfinger erst einmal verinnerlicht hast, denkst du darüber nicht mehr nach. Deswegen ist für mich ein Eb Heber links ein Luxus, den man sich gönnen sollte. Hast du einen, kannst du alle Passagen spielen ohne in einer Sackgasse zu landen, egal von wo man kommt. Am Anfang mag das etwas verwirrend sein. Deutsches System habe ich nie gespielt, mir fehlt also die Vergleichsmöglichkeir.
     
  15. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ja, der zweite Eb Heber links ist was...mehr braucht's nicht.
    Jetzt wo ich ihn habe brauche ich ihn nicht mehr :) :)
    Nein, im Ernst das meiste geht auch ohne- aber das ist hier ja nicht das Thema.
     
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  16. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Moin!

    Ich habe übrigens jahrelang die günstigste Buffet (Holz, Plastik gab es damals nicht) gespielt, als ich im Saxophonstudium nach jahrelanger Pause nach dem Lernen auf dem Deutschen System daraufgekommen bin, dass man für die kommerziellen Gigs die Klari braucht.
    Als Nebeninstrument tut's die allemal - ich glaube es war eine E11.

    Hab dann als Ausgleich im Koffeinrausch am Morgen in einer Woche 2 Glasmundstücke in meiner Fahrigkeit am Notenständer zerdeppert.
     
  17. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Was die Griffe betrifft, glaube ich, dass sowohl Vollboehm als auch linker Eb-Heber optional aber nicht unbedingt nötig sind. Erst wenn es noch ein tiefes Eb gibt, wird der Eb-Heber links wirklich wichtig. Absonsten muss man den Umgang mit dem Eb-Heber links nämlich aber erst lernen. Ich habe ohne gelernt, und auf der Klarinette, die einen hat, benutze ich ihn so gut wie nie…
     
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  18. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ja, ich habe auch ohne gelernt. Nachdem ich lange gar keine Klarinette mehr spielte und wieder angefangen habe- viel Klezmer-Zeugs- da landete ich dauernd im Schilf, weil es da doch viele Situationen gibt, wo der zweite Eb Heber schön wäre. Hatte ich auf's mal das Bedürfnis, einen zu haben.
    Klar, es ging ohne, aber ich musste sehr oft reinschreiben, wo die Figur zu starten ist, links, oder eben rechts...um dann oftmals gleichwohl nicht zu beachten, was ich mir reingeschrieben hatte :)

    Aber du hast schon recht, hat man einen, muss man den Umgang damit zuerst lernen. Und das fällt mir jetzt gar nicht so leicht.
     
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  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ist wie bei so vielen Dingen:

    Man kommt auch ohne aus, hat man es aber, so will man es nicht mehr missen.

    Ich würde weder ohne tief Eb, noch ohne den linken As-Es-Heber auskommen müssen wollen.

    Genau so wie ich auf der Bassklarinette das tiefe C liebe.

    Gruß,
    Otfried
     
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  20. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich habe das linke Eb vorwiegend genutzt, weil ich es nicht besser wusste und vorhanden war. Bei meiner Prodige ohne alternatives Eb hänge ich öfter fest...

    Da ich auf einer Vollböhm-Bassklarinette angefangen hatte, geht es mir mir so wie dir.
     
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