Erste Schritte mit dem Saxophon

Artikel in 'Guides', hinzugefügt von Schorsch, 15.Februar.2008. Current view count: 11268.

Guide: erste Schritte

Dieser Guide ist für all jene gedacht, die zurzeit ohne Lehrer den Start mit dem Saxophon wagen. Er ersetzt sicherlich keinen Instrumentalunterricht, kann aber die Wartezeit, bis es denn nun endlich losgeht sinnvoll und auch relativ kurzweilig überbrücken.

Ein Lehrer ist extrem wichtig zum Erlernen eines Musikinstruments. Er kann die Fortschritte beobachten und Fehler korrigieren. Nicht beseitigte Fehler wie ein falscher Anstoß der Töne, unsaubere Fingertechnik oder ähnliches sind später nur sehr mühsam wieder auszubügeln. Daher ist es besonders zu Anfang wichtig, professionellen Beistand zu haben.


Was gehört wo hin?

Die Grundhaltung beim Spielen ist entspannt. Die Beine ungefähr schulterbreit auseinander, die Schultern werden fallen gelassen. Die Arme liegen locker am Körper an.



Welches Teil wohin?
Wer versucht, den Becher in den Mund zu nehmen, der hat wohl schon von vornherein verloren. Also, das Mundstück kommt in den Mund.
Zunächst muß allerdings das Blättchen aufgespannt werden. Es wird mit dem Tisch (der flachen Seite) auf den Tisch des Mundstücks aufgelegt. Dann schiebt man die Spitze des Blattes auf eine Höhe mit der des Mundstücks. Über Blättchen und Ligatur kommt dann das Mundstück. Die Schrauben der Ligatur sollten (jedenfalls meiner Meinung nach) auf der Oberseite des Mundstücks aufliegen, denn sonst wird der Druck ungleichmäßig auf das Blättchen verteilt und es kann nicht mehr optimal schwingen.

Sollte es etwas zu weich sein, dann schiebt man es noch etwas weiter vor, ist es zu hart, dann wieder etwas zurück. Das ist natürlich nur für minimale Optimierungen gedacht, nicht um sagen zu können „hey schau mal, ich spiele ein 5er Blättchen“!!!
Der Punkt, an dem die Lippen das Blatt zunächst umschließen sollten, ist der, an dem es sich von der Auflagefläche des Mundstücks trennt. Diesen Punkt kann man einfach ermitteln, indem man eine Scheckkarte oder etwas vergleichbares in den Spalt zwischen Mundstück und Blatt einführt (bitte ganz vorsichtig!). Wenn man es ganz genau machen will, dann kann man diese Stelle mit einem dünnen Bleistiftstrich auf dem Blatt markieren, und beim in-den-Mund-nehmen des Mundstücks mit einem Finger, der an dieser Linie anliegt, kontrolliert, dass die Lippen auch wirklich dort anliegen.

Lippen / Zähne / Backen:
Die Unterlippe ist ganz leicht über die untere Zahnreihe nach innen gewölbt, aber das sollte auf gar keinen Fall übertrieben werden. Das Rote von den Lippen sollte vorne noch klar zu erkennen sein. Die Mundwinkel liegen direkt am Mundstück an, wozu man den Mund formt, als wolle man „Ö“ sagen. Die obere Zahnreihe wird nun auf das – natürlich vorher auf das Mundstück geklebte – Bissplättchen aufgesetzt, was die Lage des Mundstücks stabilisiert. Die Lippen sollten nun das Mundstück dicht umschließen, damit gewährleistet ist, dass die Luft vollständig ins Instrument strömt und nicht vorher entweicht.
Durch das Zusammenziehen der Mundwinkel liegt das Blättchen nun auf schön viel Fleisch und kann – so weich gelagert – frei schwingen.
Werden die Mundwinkel hingegen stark auseinandergezogen (was vermieden werden sollte), dann erhöht sich der Druck auf das Blättchen, es liegt also schon im Ruhezustand nah am Mundstück. Das führt zu einem schmalen, näselnden und instabilen Ton, außerdem kommt es zu einem unangenehmen Fiepen vor dem eigentlichen Ton. Deshalb sollte man auch darauf achten, während des Spielens entspannt zu sein (besonders im Gesicht), damit nicht zu viel Druck auf das Blättchen ausgeübt wird.
Die Backen sollten während des Spielens nicht aufgeblasen werden, da so der Luftstrom ungleichmäßig wird, was sich mit einem instabilen, volumenarmen und autohupenartigen Klang bemerkbar macht.
Ein anderer Ansatz, den Ansatz zu erklären, ist der von Sonny Rollins: Tue einfach so, als wolltest du „four“ sagen. Dabei ist auch die Unterlippe leicht nach hinten gezogen, die Mundwinkel eng beisammen und die Backen angespannt, außerdem ist der Rachen schon weit, was später noch wichtig wird.


Die Atmung


Den Satz hat sicher jeder schon mal gehört: "Du musst in den Bauch atmen!". Aber was bedeutet das? Eigentlich ganz einfach:

Unsere Lunge ist nicht ein einzelnes großes Organ. Entlang ihrer vertikalen Achse lässt sie sich in zwei Hälften teilen, in die beiden Lungenflügel, die wiederum aus kleineren Teilen, den Lungenlappen bestehen. In der rechten Hälfte sind drei dieser Lappen übereinander angeordnet, in der linken allerdings nur zwei, da der Platz des untersten dort vom Herz eingenommen wird. Die oberen Teile der Lunge sind durch den Brustkorb geschützt, was es ihnen allerdings schwer macht, sich völlig frei aufzublähen, denn dazu muß der Brustkorb bewegt werden. Unter den unteren Lungenlappen sitz hingegen nur das Zwerchfell, das die Lunge vom restlichen Teil des Bauchraums abtrennt. Diese unteren Lungenanteile können sich also etwas freier bewegen, da der Rest des Bauches einfach weiter raus geschoben werden kann.
Atmet man nun in die oberen Lappen (durch Erweiterung des Pneuralraumvolumens mit Hilfe der Zwischenrippenmuskulatur), heben und senken sich die Schulter, da der gesamte Brustbereich bewegt wird. Durch die angehobenen Schultern und Brust wird aber die Luftröhre verengt. Zum Spielen muß man aber frei atmen können, von daher scheidet die reine Brustatmung aus. Des weiteren wird bei dieser Art des Atmens nicht die volle Kapazität der Lunge ausgenutzt.
Atmet man in die unteren Lungenlappen (durch Erweiterung der Pleuralraumvolumens mit Hilfe des Zwerchfells), so tritt der Bauch weiter vor, daher der Name Bauchatmung. Die Schultern bleiben – da der Volumenzuwachs ja durch die Bewegung des Bauches ausgeglichen wird – in Position und damit die Luftröhre unbeeinträchtigt.


Leider ist es jedoch so, dass wir uns die Brustatmung angewöhnt haben. Von daher muß man sich an diese neue Atemweise erst gewöhnen, was durch gezieltes Training am einfachsten erreicht werden kann. Eine gute Übung ist es, sich flach auf den Boden zu legen (natürlich auf den Rücken), und ein Buch auf Höhe des Bauchnabels zu positionieren. Dann konzentriert man sich bei jedem Atemzug auf die Stelle, an der man das Buch spürt, und versucht, jede einzelne Bewegung dieses Bereiches zu erfassen. Durch diese geistige Fixierung auf den Bereich wird der Luftstrom gezielt dorthin gelenkt. Ebenso kann man verfahren, wenn man die Hände in die Seiten legt und nun versucht, gezielt in diese Bereiche zu atmen. Auf diese Weise gewöhnt man sich schnell an das neue Atemgefühl.

Es sollte aber nicht vergessen werden, dass man auch auf diese nicht das gesamte Volumen ausnutzt. Von daher sollten auch die anderen Bereiche der Lunge genutzt werden, nur der Schwerpunkt sollte eben auf dem unteren Teil liegen.
Durch den Gegendruck von Zwerch- und Bauchfell (also das mehr oder minder ausgebildete Six- bzw. Eightpack) wird er Luftstrom konstant gehalten. So bleibt der Ton stabil und ohne starke dynamische Schwankungen.
Die tiefen Tönen haben einen sehr hohen Bedarf an Luft, also muß diese die Luftröhre und den Rachen möglichst ungehindert passieren. Das wird erleichtert, wenn man Zunge, Rachen und Kehlkopf so stellt, als wolle man den Laut bilden, der im Englischen durch die Buchstabenkombination "aw" gebildet wird (z.B. in "saw"). Der Kehlkopf ist nun nach unten abgesenkt, die Zunge liegt tief unten in ihrem Bett, der Luft sollte damit eigentlich jedes Hindernis auf dem Weg in das Instrument genommen sein.
Für höhere Töne kann man natürlich den Druck auf das Blättchen verstärken, aber das hat nachteilige Auswirkungen auf die Klangfarbe. Bei zu starkem Druck wird der Ton sehr schmal und näselnd und neigt zum Pfeifen. Von daher sollte der Druck auf das Blättchen nur minimalst verstärkt werden.

Weiter unterstützt werden können die Töne durch eine Veränderung des Luftstroms. Je höher der Ton, desto höher wird hierbei die Stellung des Kehlkopfes (für die Tiefe war er ja ganz fallen gelassen worden) und der Zunge.
Ein Erklärungsversuch, der beides in sich vereint, ist der, an Vokale zu denken bzw. die nötigen Veränderungen zu simulieren. Für tiefe Töne wären das dann dunkle Vokale wie "u" und "o", dann für den mittleren Bereich das "a", ab der Oktavklappe eventuell "e", und für den Spatula-Bereich dann "i" oder "ü", die sich beide auch als vorteilhaft für die TopTones erwiesen haben.

Das menschliche Gehör ist für verschiedene Frequenzen verschieden empfindlich, nimmt also verschieden hohe Töne, die alle mit der gleichen Intensität geblasen werden, subjektiv in einer anderen Lautstärke war. Das hat für den Saxophonisten zufolge, dass die Töne des Spatula-Bereichs, auch wenn sie ebenso stark angeblasen werden wie alle anderen, um einiges lauter erscheinen. Deshalb sollte man im Interesse einer homogenen Klangqualität in diesem Bereich den Luftstrom etwas drosseln.


Der Ansatz


Ist das Mundstück im Mund, wird die Zunge von unten an die Spitze des Blattes gelegt. Tiefere Töne sprechen wesentlich leichter an, wenn man mehr Zunge auflegt.

Vor dem Anstoßen des Tons wird der nötige Druck aufgebaut, noch blockiert aber die Zunge die Schwingung des Blättchens.

Zum Anstoßen wird die Zunge weggezogen, als wolle man "ta" sagen, allerdings, ohne den Vokal zu bilden. Wird aus dem "ta" ein "da", dann klingt der Ton weich angestoßen. Wird das "ta" zu einem "TA!!!", dann wird er sehr hart und markant.

Zum Beenden eines Tons kann man entweder denn Luftstrom abbrechen lassen (= "verklingen lassen" - der Ton klingt dann sehr weich beendet und offen) oder die Zunge ans Blatt setzten, was ein sehr abruptes Ende bewirkt und die Gefahr birgt, dass man zum Ende hin einen kleinen Akzent setzt.


Erste Übungen


Es folgen nun kleine Anleitungen für ein paar einfache Übungen, die vor allem der Ton- und Ansatzbildung sowie der Atemübung dienen.
Für die erste Übung braucht man eigentlich nur Mundstück und Blatt. Das Blatt wird aufgespannt, und das Mundstück wie oben beschrieben in den Mund genommen. Nun nimmt man ein Stimmgerät, und probiert, beim Altsax ein klingendes A, beim Tenor ein klingendes Gzu spielen. Dann sind Ansatz und Atem meist richtig eingestellt. Von nun an geht man chromatisch (sieht man ja am Stimmgerät) abwärts und wiederholt jeden Ton, bis man ihn sofort korrekt erwischt. Spricht irgendwann kein Ton mehr an, dann geht es wieder aufwärts, auch über das G/A hinaus (ACHTUNG! Gefahr des zu hohen Drucks nicht vergessen), dann wieder zurück auf das G/A.
Diese Übung trainiert Atmung, Ansatz und inneres Ohr (macht sich in der gesamten Intonation positiv bemerkbar). Ich war das erste mal nach dieser Übung sehr verblüfft, wie leicht plötzlich alle Töne ansprachen. Außerdem kann man so nach einiger Zeit (zumindest auf dem Tenor-MPC) sogar einen Blues spielen.

Die korrekte Stärke des Ansatzes lässt sich mit Hilfe eines Freundes / Lehrers leicht überprüfen. Spiele ein gegriffenes A, schließe dann die Augen und lasse den anderen irgendwann die Oktavklappe betätigen. Spricht die Oktav nicht an, ist der Ansatz zu locker. Bleibt der Ton nach dem Loslassen der Oktavklappe weiterhin in der oberen Oktav, ist er zu fest. Wechselt der Ton mit dem Drücken / Loslassen der Oktavklappe, so ist der Ansatz richtig.
Weiterhin kann man diese Art des Ansatzes trainieren, in dem man Oktavbindungen über den Umfang des gesamten Instruments übt.

Eine Übung, die eigentlich alles trainiert, ist wenn man nur Mundstück und S-Bogen nimmt, über das andere Ende des Bogens einen Luftballon stülpt und jetzt versucht, gleichzeitig einen Ton zu spielen und den Ballon aufzublasen. So festigt man die richtige Atmung und erweitert das Lungenvolumen.
Dabei ist besonders auf die Bauchatmung zu achten, denn durch diese Übung wird das Bauchfell trainiert und das Bewusstsein für die neue Atemtechnik gestärkt.

Die Zunge ist auch nur ein Muskel, und je mehr man ihn trainiert, desto leistungsfähiger wird er. Daher meine Empfehlung, immer nach dem eigentlichen Üben noch 16tel-Gruppen mit Metronom spielen und das Tempo langsam steigern. Was auch den Kopf mittrainiert ist, wenn man zwischendurch auch auf Triolen, Quintolen und Septolen umsteigt.

Ich finde "Saxophon spielend leicht" von Jean Marie Londeix ist eine für den Anfänger sehr gut geeignete Schule. Er verbindet hier Technikübungen mit leichten Etüden, wobei die Technikübungen immer schon vorbereitend für die Etüden sind, also in irgendeiner Form in ihr wieder auftauchen.


Es ist ganz wichtig zu betonen, dass die meisten Hinweise hier nur tendenziell gelten. Es sind nur Kleinigkeiten, die verändert werden müssen. Man sollte immer entspannt sein beim Spielen und nie das Gefühl haben, sich jetzt anstrengen zu müssen, richtig zu atmen oder die Lippen richtig zu stellen. Mach dir diese Dinge vor dem Üben bewusst, dann brauchst du dabei eigentlich nicht mehr darauf zu achten. Atmung, Lippenstellung und Anstoßtechnik einfach am Anfang fünf Minuten üben, dann findest du mit der Zeit selbst heraus, wie es bei dir am besten, leichtesten und entspanntesten funktioniert.
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