Eröffnung Elb-Philharmonie Hamburg

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Paco_de_Lucia, 12.Januar.2017.

  1. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Je schlechter und ärmer der innere Zustand einer Gesellschaft, desto überbordender und protziger die als Prestigeobjekt zur Schau gestellten Megatempel. Stuttgart 21, "Willy Brandt" (der arme Willy) Flughafen in Berlin, Kölner Oper....and the beat goes on.
    Ein guter Freund berichtete gestern von Karten für Branford Marsalis, geschenkte 200 EUR das Stück. Ja, diese Kult(ur)stätte kommt allen Menschen zugute, da muss sich nun wirklich jeder eingeladen und niemand ausgeschlossen fühlen. Wenn jetzt auch noch für die (noch nicht geplante und von mir grob vorweg genommene) erste Inszenierung der "Dreigroschenoper" "echte" Hamburger Obdachlose, verarmte Rentner, täglich die Groschen zählende Alleinerziehende (meistens Frauen) und noch ein paar im Moment bei -5 Grad in Zelten in Griechenland bibbernde und hungernde Schutzsuchende als Komparsen verpflichtet werden für eine Gage, die den Baukosten des Werkes und der Neuerfindung der Akustik entspricht, kommt wirklich alles "full circle" und die Kulturwelt ist und bleibt rund und schön.
     
  2. RomBl

    RomBl Guest

    Unter den Aspekten a und b finde ich das Geld, das in der Elbphilharmonie versenkt wurde, noch sehr gut angelegt ... :mad:
     
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  3. geräusch

    geräusch Ist fast schon zuhause hier

    Und zur gleichen Zeit verschenkt der Senat seine Krankenhäuser an einen zweifelhaft beleumdeten Großkonzern: https://magazin.spiegel.de/SP/2016/51/148564812/index.html. Irgendwie muß man das Geld für Bau und laufenden Betrieb ja zusammengbekommen, da müssen halt Prioritäten gesetzt werden...
     
  4. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    @Nemesis ich hab lange drüber nach gedacht was du geschreiben hast.
    Es ist überhaupt nicht hanseatisch und es ist am Thema vorbei und recht respektlos...

    Und ehrlich gesagt war ich negativ überrascht das so ein S..... von dir kommt

    @geräusch das ist nicht nur in HH so. Einigen KHS in HH ist die Übernahme durchaus gut bekommen aus Patineten Sicht.
     
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  5. geräusch

    geräusch Ist fast schon zuhause hier

    Mag sein, Glückwunsch in diesem Fall. Ich kenne nur Fälle in denen KH nach dem Verramschen an komerzielle Gesellschaften (egal ob nun Asklepios, Sana oder sonstwer) erheblich an Qualität und Mitmenschlichkeit verloren haben.
    War aber auch gar nicht das Thema hier...

    Back2Topic: Eine Kommune hat erstmal Infrastruktur und Versorgung ihrer Bürger sicherzustellen, das ist ihr Existenzgrund. Und in HH gibt's sicher eine Menge Baustellen, wo die Kohle dringender vonnöten wäre. Zum andren wirkt das Protzodrom -IMO- etwas prollig bis aufgeblasen. Hanseatisches Understatement geht anders...
     
  6. Marko74

    Marko74 Ist fast schon zuhause hier

    Hallo @deraltemann ,
    ich kann dich durchaus verstehen,
    bedenke aber bitte, dass Nemesis lediglich die Inszenierung auf die Schippe genommen hat, nicht das Projekt an sich.

    Ich persönlich finde 1., dass es scheiß egal ist ob so ein Objekt nun 300 Mio kostet (wie scheinbar vor vor 40 Jahren veranschlagt) oder jetzt knapp 900 Mio.
    Was mit dem eingesparten Geld passiert wäre, würde sich eh unserer Kenntnis entziehen.
    Abgesehen davon, hat Geld doch eh keinen Wert mehr (Negativzins).
    Warum also nicht in Substanz verwandeln?

    Und 2. finde ich,
    Hamburg sollte nicht in hohe Gebäude investieren.
    Das nimmt ein Stück von dem Charakter, welches ich an dieser Stadt so mag.
     
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  7. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich finde, dass Hamburg hier in viel mehr als ein Konzerthaus investiert hat. Es hat nun eine bedeutende Sehenswürdigkeit mehr. Allein die Tatsache, dass alle Vorstellungen für dieses Jahr ausverkauft sind, zeigt, dass das ein internationaler Besuchermagnet ist. In den USA ist Hamburg plötzlich ein "place to see". Eine gute Investition für die Zukunft. Dumm nur, dass die anfänglichen Schätzungen und das Management schlecht waren. Aber wie immer: wären die ersten Kostenschätzungen ehrlich gewesen, wäre es vielleicht nie gebaut worden. Wie beim Turm von Pisa (angeblich war für eine genauere statische Berechnung kein Geld mehr da ;-)).

    Wir haben mit unseren Kindern in den letzten Jahren viele Städtreisen gemacht. In München haben wir die Allianz-Arena besucht, in Essen die Zeche Zollverein, in Leipzig den Zoo und die Nikolaikirche, in Berlin den Reichstag und die Museumsinsel, in Frankfurt den Flughafen, in Dresden den Zwinger und die Liebfrauenkirche, in Würzburg die Residenz, in Wien die Ringstraßenbauten, in Paris den Eiffelturm und die Boulevards. Das war alles beeindruckend und schön. Nie haben wir daran gedacht, wie viele Steuergelder da "verschwendet" worden sind.

    Jetzt möchte meine Frau unbedingt auch wieder nach Hamburg ...
     
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  8. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Was wären Sidney ohne die Oper...Paris onhne das Centre Pompidou...San Francisco ohne die Golden Gate Bridge...Wien ohne Hundertwasser....

    Immer gab es Diskussionen...immer war es auch zu teuer...und dennoch....

    Es wurden Bauwerke geschaffen, die über Jahrhunderte nachwirken....was sind da 900 Millionen?

    Das macht auch unsere Kultur aus.....

    Colusseum....Empire State....Louvre...Brandenburger Tor....Tower...

    Letztlich auch die Pyramiden oder die Akropolis.

    Ich möchte das nicht missen....ICH finde es gut, wenn damit für die nachfolgenden Generationen etwas bleibendes, positives, nachhaltiges hinterlassen wird.

    CzG

    Dreas
     
  9. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Fände ich auch gut, wenn wir den nachfolgenden Generationen nicht auch Berge von Schulden hinterlassen würden, von denen sie kaum eine Chance haben, je wieder runter zu kommen....

    Aber abgesehen davon möchte meine Frau auch wieder nach Hamburg.
     
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  10. no more sax

    no more sax Schaut nur mal vorbei

     
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  11. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

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  12. Nilu

    Nilu Ist fast schon zuhause hier

    Danke Florentin für deinen Fokus auf die Sehenswürdigkeiten der Städte. Da ist was Wahres dran.
    Frankfurt hat nur so ne technische Lärmquelle, wie den Flughafen zu bieten, während die andern mit Kulturstätten aufwarten.
    Ja, diese Schmach muss ich mir als Frankfurter mal wieder vor Augen führen.;)

    Ich wäre dafür, die Frankfurter Alte Oper, mit einer bemerkenswert miesen Akustik gegen eine moderne Mainphilharmonie auszutauschen. Diese würde sich auch optisch besser in das umliegende Wolkenkratzerambiente einfügen.

    Also, in Hamburg abreißen und in Frankfurt wieder aufbauen. Die Alte Oper geht für umsonst an die Elbe.
    Der Flughafen wäre dann auch als Besuchermagnet entlassen und seiner eigentlichen Bestimmung überführt.:)
     
  13. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Die Aufregung um Neues im kulturellen Bereich ist immer mehrgeteilt.
    Das gibt es ja im Kleinen auch.

    Nur mal zwei Beispiele aus dem Dorf.

    Beispiel 1:
    Im Ort wurde für die Kirche eine neue Orgel benötigt, weil die alte fast auseinanderfiel.
    Logisch dass die Meinungen sehr gespalten waren, als der Spendenaufruf kam.
    Viele sagten, wozu eine Orgel? In die Kirche geht sowieso keiner mehr! Spenden? Ich bin doch nicht blöd!
    Dagegen gab es erstaunlich viele, die bei der Spendenaktion mitmachten, obwohl sie mit Kirche nichts am Hut haben.
    Argument: Barockkirche, schön anzuschauen weil innen frisch renoviert, neue Orgel muss mit rein, passt ja sonst wegen der Optik nicht.
    Die Orgel ist inzwischen da. Spielt und klingt toll. Und sieht - wenn man Barock mag - sehr schön aus.
    Selbst Skeptiker lassen sich jetzt ab und zu bei Gottesdiensten oder Konzerten blicken, weil sie vom Klang begeistert sind.

    Beispiel 2:
    Der örtliche Musikverein brauchte zwei neuen Tuben.
    Da gab es Meinungen wie: Die Musiker sollen ihr Zeug doch selber kaufen. Kostet ja nicht die Welt.
    Oder: Der Verein hat genug Geld. Die machen ja auch Konzertreisen. Könnten sie mal auf eine verzichten.
    Der Spendenbetrag kam aber innerhalb weniger Tage zusammen.
    Es spendeten sogar Leute, von denen man es nicht erwartet hätte.
    Deren Argument: Den Musikverein braucht das Dorf, das muss man unterstützen.
    Die beiden jungen Tubabläser waren und sind total begeistert.

    Fazit: Man braucht es nicht, aber es ist gut dass es da ist.

    Lg
    Mike
     
  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    Vielleicht sollten wir uns freuen, daß überhaupt noch Geld in Kultur gesteckt wurde.

    Klar sind Plätze hinter dem Orchester nicht das Gelbe vom Ei aber beschwert sich irgendjemand darüber, daß Kinos für gutes Geld Karten in der ersten Reihe links oder rechts aussen verkaufen?

    Und auch Orte wie die Philharmonie in Berlin haben nicht die perfekte Akustik.

    Und die Diskussion um Hartz 4 sollte man nicht mit diesem Bau verbinden, das führt zu nichts.

    Freuen wir uns doch, daß es solche Orte noch gibt und wir noch nicht da sind, daß sowas keiner mehr bauen will, weil keiner mehr live Musik hören will, sondern sie sich nur noch über Spotify reinzieht.
     
  15. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    @ehopper1 super Beispiele, nur bin ich mit Deinem Fazit nicht einverstanden - gerade Deine 2 Beispiele verdeutlichen, dass wir es doch wollen und
    mit Sicherheit auch brauchen, gemault wird schnell mal, aber → siehe Deine Beispiele: Die Leute halten die Klappe und machen mit.
    Und darum gehts doch.
    Ich finde diese Konzerthaus recht schick, als auch jemand, der sich an Architektur begeistert, mir gefällt dieser Bilbao-Stil,
    und auch, wenn es viel. übertrieben ist...ja, es ist klass und neidvoll blicke ich auf Hamburg...und ja, ich würd dort gern mal drin spielen...egal was und womit...und ich kann mich da nur voll der Meinung von @Dreas anschliessen. Finanztechnisch kann man es so ausdrücken: das Investment in ein Bauobjekt, welches langanhaltend sichtbar und nutzbar ist, ist besser investiert, als wenn es irgendwo unsichtbar versickert...

    und @saxhornet bringts eh auf den Punkt. Danke.
    Ich freu mich...auch über ne günstige Karte hinter dem Orchester ;-)
    P.
     
  16. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    danke heiner.
    keiner von uns küchentischpolitiker und nachherbesserwisser weiss doch überhaupt nix davon was hinter den kulissen wirklich abläuft. die gleichen austauschbaren pflegefälle, immer wieder, durch alle legislaturperioden. von nix gewusst, aber alles erklärt. (natürlich für´s gemeinwohl und als reputation in die weite welt!!)
    das gemeinwohl sieht leider so aus, dass karten auf jahre hinaus schon vergeben sind und das gemeine volk vor zuen türen steht. da die langsam verarmende bevölkerung andere sorgen hat (und dies mit sicherheit von der jottvollee aus einkalulliert ist) bleibt deren stimme wie so oft ungehört, vergessen und viel schlimmer, ignoriert. leider.
    ghandi hat sich seinerzeit hingesetzt, wolle gesponnen und gefastet. zudem hatte er den grossen zusammenhalt seiner leute im rücken. dieser leider nicht mehr vorhandene zusammenhalt wünsche ich mir von den hanseatischen -bezahlern- dieses protzbautes.
    die sollten sich alle an den oberen rand des daches setzten und das ganze zuscheissen.
    ich kann sehr gut auf dieses ding verzichten.
    lg
     
  17. Saxneuling

    Saxneuling Schaut nur mal vorbei

    Ich freue mich auf den ersten Besuch. Wird zwar dieses Jahr nichts, aber vielleicht im nächsten...
    Klar, das Bauwerk mit seinen enorm hohen kosten sorgt für mächtige Diskussionen. Mit der richtigen Planung hätte man da bestimmt einiges an Geld einsparen können. Zum erstgenannten Preis hätte man das aber niemals geschafft. Klar hätte man das Geld anders sicherlich auch sehr dringend benötigt. Aber man muss auch mal Geld in die Hand nehmen und großes schaffen, auch wenn noch vieles kleines zu erledigen ist.
     
  18. Zappalein R.I.P.

    Zappalein R.I.P. Guest

    genau. lass uns grosses schaffen und lass es die bezahlen, die eh nix davon haben.
    nenne mir ein beispiel wo dies passierte, ALLE grossprojekte der letzten jahre sind auf irgendeinerweise in den sand gesetzt worden. komisch nur, dass die verantwortlichen nirgendwo mehr anzutreffen sind. entweder haben die sich alle verpisst (nur um einige zu nenen: poffalla, wowereit, hoch und tief bonzen, berlin/hh-senatoren) oder nix gewusst und verpisst, und zudem noch dicke abfindungen kassiert.
    erzähle mir nichts vom grossen schaffen.
    lg
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @zappalein

    Geht' s auch etwas weniger vulgär?

    CzG

    Dreas
     
    saxhornet gefällt das.
  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Kollegen
    Was wollt ihr hier eigentlich?
    Ihr könnt Euch aufregen, was das Zeug hält, es ändert nichts. Die Elbphilamonie steht, hat ein vielfaches gekostet als geplant und hat auch noch länger gedauert. Sie ist jetzt ausgebucht für das laufende Jahr, vielleicht sogar schon für 2018. Super!
    Nur, ihr könnt schimpfen, wie ihr wollt.
    1. Keiner von Euch kann es besser. Ich unterstelle mal hier, dass NIEMAND von Euch so ein Projekt planen und durchziehen kann, schon gar nicht unter den gegebenen Randbedingungen (das war nicht clever von Hamburg, Architekt und Bauträger zu trennen und dabei selbst die Koordination zu behalten).
    2. Wenn ihr wollt, dass sich etwas ändert, dann geht beim nächsten mal zur Wahl. Bei etwa 50% Wahlbeteiligung, auf Bundesebene mehr, auf Landesebene weniger und Kommunal...heißt das, dass hier mehr als die Hälfte NICHTS getan hat die Entscheidung zu beeinflussen. Das betrifft nicht nur Hamburg, sonder ALLE.

    Und was das Auftreten von Frau Merken und ihres Mannes angeht: mir ist eine kompetente und angesehene Person, die schlechten Modegeschmack hat, lieber, als ein narzistischer Choleriker im modischen Anzug. Dumm, wer nur auf das Äußere achtet.
    JEs
     
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