Gospel Sax

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von coolie, 4.Januar.2019.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Damit hast du selbst zwei Kriterien angesprochen, die zum religiösen Hintergrund des Stils gehören:

    "gemeinsam" - Ganz wichtig, denn beim Gospel steht nicht der Einzelne im Vordergrund, sondern das zusammen Singen, Fühlen und Streben.
    "geile" - Im Zusammenhang mit "gemeinsam" ist das tatsächlich so etwas wie Gruppensex, nur auf anderem Niveau.

    Es kommt mir nicht darauf an, was einer glaubt. Es geht mir um die Haltung, mit der musiziert wird. Gemeinsam geil zu musizieren, ist solch eine Haltung. Und es ist eine andere, als die des Solisten im Jazzclub. Dessen virtuoses Solo stellt seine eigene Person und sein Können in den Vordergrund.

    Ganz anders ist die Funktion des Solisten im Gospelchor. Einmal kann er den Gesang des Chores unterstreichen, indem er auf Phrasen antwortet oder Stimmungen untermalt. Zum anderen kann er solieren, wird das aber anders tun als der Jazzsaxophonist im Club.

    Ich denke, es ist eher selten, dass Instrumentalsolisten nur über einen Chorus solieren. Sie tun das meistens über längere Zeit und haben die Aufgabe, das Publikum mitzunehmen, in Begeisterung zu versetzen, es bis hin zu tranceähnlichen Zuständen zu bringen. Das erreichen sie durch einen genau geplanten Aufbau des Solos. Ganz devoter Start, eingängige Floskeln, beschwörende Formeln, ständig Wiederholungen und sich steigernden Pathos. Stilistisch gesehen spielen sie Soul- und Popfloskeln, die jedermann verständlich sind.



    Natürlich könnte man meinen, Angella Christie feiert sich hier. Tut sie auch in gewissen Sinne. Sie könnte es aber nicht, täte sie es nicht im Sinne der Gemeinde und im Sinne der darüber stehenden Idee.

    Bleibt die Frage, ob man religiös sein muss, um so zu musizieren? Ich meine Ja.
    Man muss ja nicht Religionsangehöriger sein, um an die große Idee zu glauben, an Gemeinschaft, Zusammenhalt, die Natur, den Frieden und den Eierkuchen.
     
  2. Rubax

    Rubax Strebt nach Höherem

    Ich glaube da geht eine Menge, hier zwei Beispiele die ich auf meinen Streifzügen bei YT mal gefunden hatte, ganz unterschiedlich:



     
  3. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Die Mitglieder "meines" Chores sind alle in der Gemeinde aktiv und stehen zu ihrem christlichen/katholischen Glauben. Ich meine auch, dass man als wirklich "strammer" Atheist
    die Gospel-Texte gar nicht über die Lippen bringen könnte. Andererseits ist die Gospel Musik im Laufe der Geschichte zu einer Kunstform geworden, wie auch der Blues: Nicht jeder
    Bluesmusiker stammt ja von Sklaven ab. Ein großer Unterschied zum Blues ist allerdings die Tatsache, dass er ein durch und durch säkularer Musikstil ist. D.h. man kann ohne schwarze
    U.S. amerikanische Wurzeln leichter Blues singen/spielen als dass man als Atheist Gospel singen kann bzw. würde.
     
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  4. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    "Gospel" ist mittlerweile im säkularen Jazz angekommen - zumindest als stylistischer Hinweis. Viele von euch kennen "Groove Merchant" von Jerome Richardson, eine komposition ohne jeden religiösen Bezug ("Groove merchant" war ein bekanntes Plattenlabel https://en.wikipedia.org/wiki/Groove_Merchant).


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  5. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    @gaga
    Ich bezog mich ja auf die Gospel TEXTE und nicht auf Gospel als musikalisches Idiom.
     
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  6. visir

    visir Gehört zum Inventar

    "im Stile von Gospel" ist ja nicht "Gospel". Genauso wie wenn wer im Stile von Manet malt, das nicht ein Manet-Bild wird. Und man kann Gospels auch ganz ungospelhaft singen... was in unseren Breiten auch gar nicht selten ist...
    Also um das zu entflechten: Gospels sind einmal diese Lieder mit religiösem Inhalt. Die wird man normalerweise nur singen wollen, wenn man mit dem Inhalt zumindest mitkann. Die Stilistik, die mit Gospels verbunden ist bzw. sein sollte, kann natürlich auch woanders angewandt werden. Z.B. auch hier beim Chor, der setzt erstmals bei ca. 0:50 ein:


    Zurück zu "richtigem" Gospel: Von den Tri City Singers hab ich eine CD, da gehts zum Teil heiß her. Hier was langsames, mag aber manche Inspiration für Improvisation bieten:


    ...ah ja, da hab ich was von der CD, die ich hab:


    auch ganz nett, ab ca. 1:00 (davor Interviews):
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Man kann den religiösen Bezug abstreiten. Die Melodie des Songs kann ihre Tradition aber nicht verleugnen.
     
  8. djings

    djings Strebt nach Höherem

    @coolie
    raten kann ich dir nicht. bin selber ein winziges licht am saxofon. aber ich singe in einem kleinen gospelchor. unsere leiterin spielt und begleitet am klavier, ihre töchter bringen auflockerung mit querflöte und geige. man weiß, dass ich saxofon spiele. es hat aber noch niemand gefragt, ob ich was zu gehör geben will :)) ich will ja auch das publikum nicht vertreiben.
    dir wünsche ich, dass du gelassen bleibst. auch wenn dein chor super singt, ist es doch eher wichtig, dass ein schöner ton und eine kleine improvisation des Gesungenen im raum schwingt. so würde ich es mir für uns jedenfalls wünschen. sprich am besten auch mit der chorleitung darüber.
    viel spaß jedenfalls und liebe grüße
     
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  9. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Hey @djings , ich wünsche Dir den Mut, es einfach mal zu probieren.
    Die Kirche ist ein sehr gnädiges Publikum. Wenn’s mal in die Hose geht, dann ist das ok. Wichtig ist , dass Du einfach mal mit Herz bei der Sache bist.
    Ich konnte durch solche Miniauftritte eine Menge Praxiserfahrung sammeln, so dass ich jetzt wesentlich relaxten bei derartigen Liveauftritten bin.
     
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  10. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Stimmt. In den frühen 60er Jahren spielte ich mit meiner damaligen Band 2x in verschiedenen katholischen Kirchen. 1x Calw Zentrum und 1x Calw-Heumaden.
    Die Hohenheimer Singmesse in der Besetzung E-Bass, Stromgitarre (ich), Schlagzeug und Saxophon.
    Damals eine Revolution! Ich glaube nicht, dass es ein künstlerisch wirklich gelungener Act war. Der Pfarrer und die Gemeindemitglieder waren begeistert.

    LG Bernd
     
  11. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Habe solche, aber auch andere Erfahrung gemacht. Andere weniger ob des künstlerischen Wertes sondern mehr wegen der "Blasphemie", Schlagzeug und "Rockmusik" in der Kirche zu spielen.

    Bei Chören sind die Musikinstrumente ja eher "schmückendes Beiwerk". Es geht auch ohne, mit (wen dezent) ist aber denn dann doch schön. Ich wünsch Dir viel Spas dabei @coolie

    Cheerio
    tmb
     
  12. djings

    djings Strebt nach Höherem

    @SaxPistol
    vielen dank für deine aufmunterung! ich werde mir demnächst ein herz fassen und einfach keine angst vor blamage haben. denken, dass ich immerhin besser spiele als die, welche gar nicht spielen :))
    dir auch weiterhin freude am saxofon. liebe grüße ingrid
     
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  13. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Spiel einfach so, dann sind alle zufrieden.
     
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  14. djings

    djings Strebt nach Höherem

    @saxchrisp
    na klar, ganz genauso werd ich spielen nach etwa 50 jahren üben. allerdings bin ich dann schon 124. und werd im liegen spielen müssen
    :) aber vielen herzlichen dank für das video. ich könnt es andauernd anhören und anschauen.
     
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