Wettbewerb und die Folgen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von GelöschtesMitglied1589, 5.Oktober.2019.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Da hast Du sicher Recht - deshalb sollte man Jugendliche gar nicht erst in einen solchen Gewissenskonflikt bringen. Der Wunsch zur Teilnahme sollte schon vom Jugendlichen ausgehen. Wenn das aber so ist, finde ich es aber schade, wenn ein Lehrer das dann „aus Prinzip“ nicht unterstützt.

    Ich hoffe, dass Kinder in dem Alter vor allem durch die Freude an der Musik motiviert werden, und nicht durch den Gedanken, sich schon mal für berufliche Auswahlentscheidungen fit zu machen. Mein Hinweis sollte nur zum Ausdruck bringen, dass man auch als Musiker diesen Wettbewerbssituationen nicht immer ausweichen kann.
     
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  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Das ist alles richtig. Mein Klarinettenlehrer an der Jugendmusikschule hat mir explizit davon abgeraten, Musiker zu werden. Zum Glück habe ich nicht auf ihn gehört.

    Die Schwierigkeit beim Musiker sein oder werden ist, dass es ungefähr sieben und vermutlich mehr Berufe auf einmal sind: Klassisch ausgebildeter Solist mit internationalen Aussichten, Lehrer mit Zweitfach Musik, Orchestermusiker im Graben, der als Amateurmusiker irgendwie ins Geschäft gerückte, der Bühnenkünstler, dem es nicht reicht und der dazu unterrichten muss, der Künstler, der sich gleich aufs Unterrichten verlegt hat, weil es keinen Platz auf der Bühne gab oder einer von 10.000 Saxophonisten, der sich ein wenig Ruhm hat erspielen können und tatsächlich sein Geld mit seiner Kombo verdienen kann.

    Die Wettbewerbssituationen sind allemal sehr verschieden. Die Tätigkeit auch.
     
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  3. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Nein genötigt wäre ganz falsch. Aber wenn einer schon Blut geleckt hat, kann ein positives Anreiz System helfen. Nicht umsonst werden beispielsweise in Computerspielen "suchtfördernde" Elemente integriert. Etwa "Bonus Systeme". Eine Medaille für die ersten 30 Minuten ohne Schaden überlebt. Eine für 10 Monster gekillt. Eine für 3 neue Jäger Fähigkeiten erworben, ... jetzt noch zwei Mana Tränke brauen und Du kannst ins nächste Level aufsteigen.

    Bei uns in der Blasmusik sind das die Übertritts- und Leistungsabzeichen. Junior, Bronze, Silber, Gold. Klar, da muss fest geübt werden. Und es gibt auch eine entsprechende Prüfung - zu der Dich der Lehrer nur schickt, wenn er weiß, dass Du bestehen kannst. Und hinterher bist Du total happy. Boah - Silbernes Abzeichen mit 45. :eek: Aber wenn ich ehrlich bin wurde mir das auf Vorschuss überlassen. Jetzt muss ich mich dessen auch würdig erweisen. Also unbedingt dran bleiben. :rolleyes: Und nach nur wenigen Jahren habe ich das Gefühl, dass ich tatsächlich schon einiges so spielen kann, wie man es von jemandem erwarten kann, der "das Silberne Abzeichen trägt" (hier benötigen wir zur Verdeutlichung etwas Feenstaub und DIESES Geräusch).

    Bei mir scheint das zu funktionieren. Das und die Tatsache, dass sie mich im Orchester mit Noten und Proben zuschütten, so dass ich das (gefühlt) kaum alles lernen kann. Aber es geht. Und mein Orchester verlässt sich drauf, dass ich das irgendwie packe. Das ist manchmal stressig und fordernd - aber es bringt mich WIRKLICH weiter. Da ich sonst ein eher fauler Sack bin, ist diese extrinsische Motivation ein wichtiger Beitrag. Ich habe immer ein nächstes Ziel und das ist nicht irgendwas Schwammiges wie "Autumn Leaves mehr üben", sondern: am 7. Dezember ist Konzert - da muss das sitzen.

    Und wenn ich mich mal an was fest gebissen habe, dann lasse ich auch nicht locker, bis es funktioniert. Hier kommt mir nur die begrenzte Zeit dazwischen, weil ich als Späteinsteiger nicht ganz so schnell bin wie die Jungen oder die langjährigen Veteranen.
     
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  4. Rick

    Rick Experte

    Natürlich unterstütze ich meine Schüler, wenn sie das wirklich wünschen. Und ich habe schon etliche auf die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule vorbereitet, alle wurden genommen. :)
    Aber ich kenne auch Musikschulen, die von ihren Lehrern und deren Schülern eine gewisse Erfolgsquote bei Wettbewerben erwarten - und natürlich eine Mindestteilnahme. Da werden Lehrer schon unter Druck gesetzt, eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern hinzuschicken, und wenn sie das nicht tun, etwa weil die Schüler einfach nicht daran interessiert sind, wird das nicht ohne Weiteres akzeptiert. Diese Art von Ehrgeiz halte ich für falsch.
     
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  5. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Dann hatte ich diese Aussage wohl mißverstanden.

    Da sind wir nicht auseinander.
     
  6. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Ich kannte Frank Kirchner bislang nicht, und das wenige, das ich im Netz gefunden habe, haut mich nicht vom Hocker. Das mag cool rüberkommen, kann aber irgendwie auch albern wirken. Für mich ist das nicht erstrebenswert.
     
  7. saxchrisp

    saxchrisp Ist fast schon zuhause hier

    Genau das war für mich ein Punkt warum ich aufgehört habe zu unterrichten.

    Wenn jemand Bock auf Wettbewerb und Vergleiche hat, soll er das machen.
    Ich finde das nicht per se schlecht und bin auch nicht der Meinung, dass Musik nicht bewertet werden kann.
    Es gibt meiner Meinung nach viele Leute die einfach kacke spielen und sich dann aber hinter dem Begriff Kunst verstecken und sich einer Bewertung entziehen.

    Wenn jemand allerdings nur spielt um besser zu spielen als Andere, hat er meiner Meinung ein tiefgreifendes Priblem mit seinem Selbstbewusstsein und das geht meist über das Musizieren hinaus.

    Als 14 jähriger habe ich mich nach sehr langem hin und her getraut bei einer Hochschulsession mitzuspielen. Ein anderer Saxophonist (Student, Anfang 20) kam auch auf die Bühne, guckte mich an und zählte Mr.PC in Tempo 280 an. Ich spiele das erste Solo und kämpfe mich durchs Tempo, danach zerlegt er mich nach Strich und Faden und will nach seinem Solo auch noch abwechselnd spielen. Ich bin dann einfach gegangen und auch 2 Jahre nicht wieder gekommen. Der Typ konnte und kann mega gut spielen.
    Wird er für Jobs angerufen? Nein.
    Will irgendjemand mit ihm spielen? Nein.
    Geht er immernoch auf Sessions und sucht sich "Gegner"? Ja.
    Tut er mir mittlerweile Leid? Ja.
     
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  8. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    @saxchrisp: wer es als 20-jähriger nötig hat, einen 14-jährigen als Profilierungsobjekt bzw. Medium zu missbrauchen, hat wirklich einen an der Waffel. Das erinnert mich an diese Situation, wo der Protagonist auch einen an der Waffel hat:

     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ein bisschen Ehrgeiz schadet nicht und ich bin gerne der am wenigsten versierte Spieler in einer Session oder sonstwo (das fällt mir meist nicht schwer...) - da erweitern sich meine Grenzen ganz zwangsläufig.

    Die ganze Aggressionsrhetorik - und das drumherum aufgebauschte Gehabe - ist mir zuwider. Alles was mit Battle, Destroy und ähnlichen Vokabeln zu tun hat, brauche ich nicht. Zum Glück kann ich es mir als Amateur (im Wortsinn „Liebhaber“) aussuchen, ob und mit wem ich spiele, wenn man mich spielen lässt.
    Wenn es nur im Kämmerlein sein soll - auch OK.

    Wenn du schnell sein willst, geh alleine. Wenn du weit kommen willst, gehe mit anderen.

    Was @Juju zu den Aufnahmeritualen schreibt ist dagegen natürlich richtig - und gilt bestimmt nicht nur für NYC. Jede Gruppe macht so etwas, um abzuchecken, ob sich eine(r) nur dicke tut oder wirklich etwas drauf hat. Wenn das Niveau nicht passt, passt es halt nicht - das ist beim Golf, Tennis, Schach, Skat, Kegeln oder Fussball nicht anders.

    LJS
     
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  10. GelöschtesMitglied11578

    GelöschtesMitglied11578 Guest

    Hey,

    ich wollte eigentlich nur mitlesen - nun doch noch meine Dilletantensituation/Position zum Thema Respekt und Wettkampf schildern.

    Ich selber bin an sich gar nicht so Jazz orientiert. Mir geht es ums gemeinsame Musik machen. Ich versuche immer auf offene Sessions zu gehen so oft ich denn kann.Neben meiner Funkband gibt es noch eine reine Sessionformation und eine geschlossene Gruppe um sich zu treffen zum gemeinsamen Jam über abgesprochene changes ... Leute bringen fertige Vorschläge mit und man improvisiert das zusammen.

    Da ich ambitionierter autodidaktischer Dilletant bin ist mein Level auch dort angesiedelt. Das bedeutet, dass ich bei den Jazzsessions hier in der Stadt nicht einsteigen kann, weil es aus den oben genannten Gründen nicht möglich ist (Realbook darf nicht ausgepackt werden - Wettkampfgetute der Saxophonisten nervt) Das geht vielen so - auch und vor allem Gitarre und Piano beobachte ich da extrem im Nachteil. Viele junge Menschen trauen sich gar nicht auf die Bühne obwohl sie das Zeug dazu locker hätten. Bei uns wird das extrem durch die hohe Anzahl an Studenten gefördert.

    Dann gibt es andere Sessions, wo das Niveau anders abgesteckt wird aber auch da gibt es gleiche Phänomene - trotzdem ist sehr auffällig, wenn sich Studenten dahin verirren und ersteinmal alle niederknübbeln. Ich erinnere mich an eine Kombo, die auf einer emol.amoll-session von Bluesern aufschlug und dort anfingen "jazzig" zu spielen und der Pianist irgendwann tritons und sonstwas in den Raum warf bis sein eigener Gitarrist und Bassist nicht mehr mitgekommen sind (ist dem eigentlich selber nicht aufgefallen) Ich stand mit einem anderen Bläser hinter dem Piano und wir haben einfach den Kauderwelch, der absolut unvorhersehbar dahergekommen ist, mitgespielt indem wir ihm auf die Finger geschaut haben. Als er gemerkt hat, dass wir harmonisch immer noch mit dabei sind wurde der ichtig fuchsig und hat das Timing komplett zerhackt und "outside" gespielt. Wir haben Pause gemacht und als er sich wieder gefangen hat seine Fingersäätze mitgespielt (Bari und Posaune im Hintegrund) Das fand der so unmöglich, dass er den Song beendet hat. Ich habe ihn angesprochen (english sprechender Student Piano) das es hier auf der Session eigentlich etwas moderater zugeht und seine Antwort war - ""it woks with you .. the others can listen or leave!"

    Interessant war das er selber harmonisch anderen nicht so gut folgen konnte wie er es vom Rest verlangte - eigentlich war das aber unmöglich.


    Die Sessionformation funktioniert wie ne Band und wir haben klare Regeln wie wir was wann machen, damit es hörbar bleibt - für uns alle eine Challange und wir versuchen da auch immer das Level zu halten und uns zu verbessern. Am wichtigsten ist es wie es klingt und wie es sich anfühlt - ist ja mein hobby und mein Sonntagabend - da will ich das es Spass macht und mich fordert.


    In der geschlossenen Gruppe spielen wir sehr angenehm und auch fodernd. Das hat auch lehrenden und lernenden Charakter. Leute die sich da profilieren wollen werden von mir einfach aus dem Verteiler genommen. Jazzstudenten gibt es gerade 2 (Sax und Bass) unter ca.30 Gruppenmitgliedern. Aber ich habe erstaunlich oft Studenten rausgenommen. Das hatte vor allem den Grund, dass ihre Auftreten und dann eben auch ihre Soli oft nichts mit dem zu tun hatten mit dem Feeling der Gruppe bzw. was die anderen spielten, sondern eher ihr aktuelles Übeprogramm vermuten ließen.

    Generell habe ich zu Lehrkräften am Institut guten persönlichen Kontakt und bin auch an eine Musikschule mit angebunden. Kenne einige studierte Musiker und muss sagen, dass ich nicht feststellen könnte das es ein unsozialerrer Menschenschlag wäre - aber Sessions werden anscheinend als Sparingkämpfe oder Challanges oder am ehesten als eigenes BENCHMARK verstanden. Das ist leider weit weg von meinem musischen Empfinden und Bestreben bzgl gemeinsamen Musik machens. Das ist sehr schade, weil in meinem Ohren die Musik daruner leidet.




    Im TOMT ist CARAVAN aktuell. Beim stöbern auf YT kommt immer wieder so sinnlose marketing Vorschläge - ich habe dann mal draufgeklickt um zu erfahren was es sein soll. Ist es eine Band oder ein Interpret oder was ist das - es ist ein Film.

    und zwar

    Whiplash.

    Ich habe mich dann ein bisschen damit beschäftigt und finde es einfach nur furchtbar. Es erinnert mich an die Sporthochschule zu DDR-Zeiten. Mittlerweile haben die hier an der Hochschule für Sport das auch gemerkt, dass Hochleistungssport anders funktioniert und die jungen Leute sich in diesem System nicht halten lassen, wenn alle Freunde aussortiert wurden von einem emotional prügelnden Lehrer ...

    Passt aber ganz gut hier rein.

    Wie heroisch und auch entschuldigend dort das Verhalten des Lehrers und die Schülerposition geschildert wird ist wirklich weit weg von meinem Verständnis von Pädagogik und Kun-Fu .. weit weg von Musik und Zen.

    kennen hier bestimmt einige ...





    Was für ein riesen Haufen überalterter Mist - deswegen geht die Welt den Bach runter und die Kids müssen den Erwachsenen erklären was falsch läuft. Aber das ist (k)ein anderes Thema ...





    Ich spiele mit Musikern Musik und mach Krieg mit Kriegern und vermische das nicht! ... nicht mal beim Eishockey - da mach ich mit Sportlern Sport!
     
  11. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    Diese dogmatische Haltung finde ich schade, denn meine Erfahrungen mit Jugend musiziert sind durchweg positiv. Ich habe selbst als Jugendlicher teilgenommen, war später mehrmals Juror und verfolge jetzt meine Kinder und deren Mitspieler bei der Teilnahme an diesen Wettbewerben. Jugend musiziert ist für eine große Zahl von Jugendlichen nicht nur ein ehrgeiziges Ziel, das zu großen Leistungen führt, sondern auch sozial eine richtiges Fest. Ich selbst habe heute noch freundschaftlichen Kontakt zu Leuten, die ich vor 35 Jahren bei Jugend musiziert kennengelernt habe. Und meine Tochter ist durch die Wettbewerbe freundschaftlich verbunden mit Spielern aus verschiedenen Nationen und Regionen. Man kennt sich, auf Landes- und Bundesebene trifft man sich mehrmals im Jahr, man tauscht sich aus, es bilden sich neue Ensembles und wenn man brav seine täglichen Fingerübungen gemacht hat, dann bietet sich vielleicht die Möglichkeit in einem der Auswahlorchester mit anderen zu musizieren. Für meine Kinder ist das die absolute Krönung und sie erleben dort tolle Dinge wie Auslandsreisen oder Probenphasen, von denen sie mit Augenringen zurückkommen. Ein Spieler aus unserer Musikschule hat auf dem Wettbewerb seine neue Schnecke kennengelernt, seitdem ist Musik für ihn die Hauptsache im Leben, er übt wie ein verrückter und wächst über sich hinaus. Ich verfolge die Wettbewerbe schon lange recht intensiv und ich sehe dort nur glückliche und durchweg angenehme, aufgeschlossene und tolerante Jugendliche.

    Dem stimme ich vollumfänglich zu.
     
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  12. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Dass Sessions zu Wettbewerben ausarten können, hatte ich selbst zur Genüge erlebt. Meine einfache Lösung war: Nicht mehr hingehen. Heute würde man den "Ignore"-Button anklicken. ;-)

    Ich bin ein eher zurückhaltender Typ, der sich - so sagen viele Freunde und Musikerkollegen - als Musiker (zu) schlecht verkauft.
    Ich mache aber in erster Linie gerne Musik zusammen mit anderen und muss nicht auf der Bühne stehen um zu - so heißt es heute auf neudeutsch - "posen" oder "performen".
    So lange ich als musizierender Kollege akzeptiert werde ist das für mich ausreichend.

    Meine Erfahrungen zeigen auch, dass es fast immer gut war, wenn ich bei - jetzt rein musikalisch gesehen - Unsicherheit oder Skepsis Bandmitgliedschaften, Projekte oder Aushilfen abgesagt habe.

    Momentan habe ich das Glück Teil von mehreren tollen Formationen mit klasse Mitspielerinnen und Mitspielern sein zu dürfen.
    Alle haben wir schon einen gewissen Anspruch an das was wir machen, aber auch der Spaß und die Freude an der Musik soll nie zu kurz kommen.

    LG
    Mike
     
  13. saxhornet

    saxhornet Experte

    Sessions sind immer ein Ding mit Eigendynamik. Kann gut sein, kann schlimm sein, je nachdem wer da ist und spielt oder organisiert. Es gibt Sessions, da wird im Vorfeld deutlich gesagt was erwartet wird und was nicht. Mir ist es zu oft eine Leistungsshow und nur selten Musizieren mit Spass und miteinander. Meist gehen da die immer gleichen Leute hin. Nicht selten bekommen die Leute sich dann auch heftig in die Haare und auch verbal wird es dann peinlich.
     
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  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich erlebe leider auch bei Jugendlichen dass es Ihnen öfters eher darum geht mit geringstem Aufwand beim Musikabend ein besseres Solo als die Kollegen spielen zu können, anstatt Spass beim Solieren zu haben und sich intensiv mit dem Solo auseinanderzusetzen und die eigenen Fähigkeiten allgemein zu verbessern. Manche spielen auch nur Soli um Applaus zu bekommen und nicht weil sie Spass daran haben.
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Um das mal klar zu stellen: Ich bin in den wenigsten Dingen Dogmatiker, eher Realist und Pragmatiker.
    Mit dem anscheinend in den Zusammenhang zu flapsigen Ausdruck "Boykott" wollte ich nur ausdrücken, dass ich nicht ständig Schüler zu Wettbewerben forciere.
    Wenn mich Musikschulleitungen darum gebeten haben, entsprechende Angebote meinen Schülern weiterzuleiten, habe ich das natürlich gemacht, aber wenn die Schüler mich dann fragten, ob sie denn da hin MÜSSTEN, habe ich das wahrheitsgemäß verneint.

    Meine Frau hat gelegentlich auf Bitte anderer Lehrer an der Musikschule, für die sie tätig ist, dort als Pianistin Solisten an Flöte oder Violine begleitet. Sie war im Gegenteil meistens enttäuscht vom Niveau und dass selbst offenbar misslungene Darbietungen noch (als Aufmunterung) mit unverdient guten Ergebnissen belohnt wurden.

    Wenn das allgemein so der Fall sein sollte, dann frage ich mich noch mehr nach dem Sinn solch eines "Wettbewerbs" - könnte man dann nicht einfach ein Musikschul-übergreifendes Konzert veranstalten, wo jeder Lehrer die seiner Ansicht nach dafür geeignetsten Schüler hinschickt? So als höherwertige Alternative zu den teils grauenhaften Vorspielen, wo man jedes Kind artig beklatscht, das gerade mal sein Instrument richtigrum hält und damit irgendeine Melodie erzeugen kann?

    Dann wäre der sportliche, meiner Ansicht nach Kunst zuwiderlaufende Aspekt des "Wettbewerbs" vorbei, aber natürlich trotzdem noch ein gewisses Niveau gewahrt - eben nicht mit Konkurrenzdenken, sondern im Sinne einer schönen, gelungenen und "erbaulichen" Veranstaltung. Und darum geht es ja letztlich, auch im (möglicherweise späteren) Berufsleben als Musiker. :)
     
  16. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Die gerade vor einem Jahr in den Ruhestand getretene Klavierlehrerin meiner Frau hat zu Zeiten zwei Mal im Jahr ihre SchülerInnen zum Vorspiel aufgefordert. Nicht alle kleinen und großen Kinder (5 bis 75) wollten da mitmachen und mussten auch nicht, obwohl schon mehrfach nachgefragt wurde.

    Aber diese Veranstaltungen mit allen Eltern (auch dem Papi meiner Frau!) und Familie und und und ... waren immer absolut konkurrenzfrei. Im Gegenteil: da wurden die kleine Pia (8, seit 1 Jahr Unterricht ) mit der großen Julia (18, seit 11 Jahren Unterricht) zusammengesteckt, damit sie vierhändig etwas sehr Erbauliches spielen mögen.

    Die große Julia (die sich in ihrem eigentlich eigenen Beitrag „Phantom der Oper“ komplett eigenständig abgehört und ohne Noten vorgespielt hat - soviel zum Transkript!) hat darüber gelernt, wie man jemanden, der viel weniger kann, echt super klingen lassen kann. Und die kleine Pia war knallfurzstolz so eine tolle Show geliefert zu haben.

    Der „Rockstar“ der Schüler - Max, 17, erst vier Jahre Unterricht, trotzdem mal eben einen Beethoven hingelegt wie bei uns kaum einer seinen Coltrane - war sich nicht zu blöd mit den Kids 16-händig! zu spielen.

    Im Sinne der Klavierlehrerin: „Shine by letting shine“ - alles richtig gemacht.

    LJS
     
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  17. Rick

    Rick Experte

    Ja klar, das finde ich übrigens auch sehr wichtig und möchte das auf keinen Fall abgeschafft oder ersetzt wissen!

    Aber an unserer Jugendmusikschule hier gibt es eben nur solche Vorspiele - und dann die Wettbewerbe, dazwischen praktisch nichts.
    Ich fände es einfach schön, wenn es auch mehr RICHTIGE Konzerte gäbe mit dem entsprechenden Anspruch und weniger "Jugend musiziert für Olympia".
    Aber auch das mag regional durchaus unterschiedlich sein - ich kann nur über das reden, was ich kenne.
     
  18. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Dazu musst Du aber Musiker haben, die eine nennenswerte Zeitspanne mit ihren Fertigkeiten füllen können.

    Sonst hast Du entweder ein Vorspielen oder eine Session bzw. Wettbewerb. Oder leere Reihen wegen gähnender Langeweile. Für die kleine Pia, so süß wie sie ist und so toll wie sie für ihr Alter spielt, kommt keiner (außer Mama, Papa, Oma, Opa) in ein „richtiges Konzert“.

    LJS
     
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  19. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich hatte vergangenes Jahr das Vergnügen bei einem Regionalwettbewerb für "Jugend musiziert" beizuwohnen.
    Ich war der Chauffeur einer mir bekannten jungen Schülerin und ihrer Freundin.
    Die Mutter (Kollegin von mir) konnte kurzfristig nicht und fragte mich ob ich mich als Chauffeur zur Verfügung stellen würde.

    Der Wettbewerb war hochinteressant.
    Meine beiden Mitfahrerinnen (Flötistinnen) meisterten ihr Pflicht- und Kürstück wirklich sehr gut.
    Fast fehlerfrei und gut intonierend.
    Nur eine weitere Mitbewerberin war noch besser als die beiden.
    Andere fielen ein bisschen ab.

    Die Bewertungen förderten Erstaunliches zu Tage.
    Die Schlechteren bekamen mehr Punkte als die drei Besten.

    Ich möchte jetzt nichts unterstellen, aaaaber:
    Eine junge Dame war die Tochter von einem wichtigen Fördermitglied der Musikschule. Der Herr war im Saal auch sehr präsent.
    Eine weitere junge Dame war die Tochter vom Leiter einer großen Rechtsanwaltskanzlei (den kannte ich vom Sehen). Auch der fiel auf, kannte auch zwei der Jury-Mitglieder persönlich.
    Und es gab noch weitere Schülerinnen, die wohl von regionalen Größen abstammten. Zumindest waren da einige Personen anwesend, teilweise viel Gedöns machend.
    Und meine zwei netten Mädels aus der Provinz hatten halt nur ihren Chauffeur dabei.
    Die beiden waren sehr enttäuscht, denn die oben Erwähnten schafften die Empfehlung für den Landeswettbewerb, sie aber nicht.
    Ich habe später erfahren, dass der Landeswettbewerb aber gar nicht gut lief.

    Auf jeden Fall war das Ganze auch für mich eine interessante Erfahrung.
    Und meine beiden Mitfahrereinnen spielen besser denn je, werden aber künftig auf Wettbewerbe verzichten.

    LG
    Mike
     
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  20. kokisax

    kokisax Strebt nach Höherem

    Lieber @ehopper1 ,

    was können denn die beiden jungen Damen denn dafür, daß Du nur ein unbekannter Chauffeur bist?
    Es lag also ausschliesslich an Dir........aber sowas von eindeutig !:rolleyes:

    Es gibt gleiche und gleichere.........in jedem (Musikschul) System.

    kokisax:ironie:
     
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