Warum die "Bluesleiter" über alle Akkorde im Blues passt.

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von ppue, 4.Oktober.2020.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    "Im Klang denken" ist doch super. ich wollte dich gar nicht stören (-;
     
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  2. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @vmaxmgn ...
    du wirst lachen, als ich mir noch meine eigenen "Spickzettel" geschrieben habe,
    hab' ich das so gemacht. Klammer und leicht oberhalb der Zeile.
    Würde mich interessieren, ob jetzt alle "Mitleser" verstanden haben, wie man sich selbst
    die -Bluenote- ableiten kann !:)
    Du weisst, immer nach vorne diskutieren !
    Vg
     
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  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    @bthebob - Tonleitern (auch die für den Blues) heißen Leitern, weil sie kontinuierlich aufsteigen (oder ab). Sonst wären es Tongebirge ... oder Melodien.

    Zur Blues Scale und ihrer Eignung für „den“ Blues meine zwei Pfennige, wenn‘s erlaubt ist:

    Die ursprünglichen Blue Notes sind labil intonierte Töne etwa auf der b3 und der b5, manche sagen auch auf der 7 (also der dann kleinen Septim) weshalb der Blues häufig mit Dominantseptakkordsymbolen notiert und manchmal sogar mit „Mixolydisch“ in Verbindung gebracht wird. Das ist aber IMHO eher gebräuchlich als richtig.

    Insofern ist die Blues Scale meiner unmaßgeblichen Meinung nach zwar für ursprünglichen Blues gut geeignet, für Jazz-Blues aber nur bedingt. Schon bei einfachen Weiterentwicklungen des archaischen 12 Bar Blues Schema - sagen wir eine ii-V in den Takten 8-10 kann es unter Umständen - ääh - uninteressant klingen. Von einem Parker-Blues ganz zu schweigen.

    Wenn man sich die Form einimpft ist es aber nicht allzu schwer, die betreffenden Takte entweder mit einem ii-V auszuspielen oder als echte V7 (wir hatten es jüngst von Barry Harris) zu vereinfachen - also mit großer Terz, kleiner Septim und ohne b5.

    Als leicht zugänglicher Einstieg in die Improvisation also ganz gut - aber auch hier kann man sich ganz schnell etwas einüben, was man dann die nächsten Jahre immer wieder spielt.
    Wer schrieb das kürzlich noch zum Thema Pentatonik...? Komme gerade nicht drauf.


    Woke up dis mornen wid a blue note imma face...
    but still counnot play like Parka - so much to ma desgrace.
    Woke up dis mornen an hadda plan da shed real well,
    but after two blue notes d‘cided ta bedda boo-ho-ho-hooze like hell.


    LJS
     
  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Zurück gewandt zum ursprünglichen Blues in den zwanziger Jahren muss man sagen, dass man der musikalischen Abbildung der Melodien mit Leitern nicht gerecht wird. Die Tonhöhen sind alles andere als klar definiert, der Blues lebt durch eine besondere Behandlung der Töne, in erster Linie einem Bending von Terz und Quinte.

    Das Spiel mit dem Flaschenhals wie hier unten hat für mich wenig mit einer Skala zu tun:

     
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  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Schrieb ich etwas anderes? Aber darum geht es ja gar nicht, oder?
     
  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Du schriebst über etwas anderes und ich weiß nicht, worum es nicht geht.

    Meiner Meinung nach nicht.
     
  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, die Aussagen stimmen überein. Ich bezog mich aber darauf:

    Die "Bluescale" ist nicht in dem Sinne einsetzbar, wie man das mit einer herkömmlichen Tonleiter macht, weil sie eben Bluenotes beinhaltet, die in meinen Augen eine Sonderstellung einnehmen. Zum einen durch das Ziehen speziell dieser Töne und zum anderen, weil das reine Abspielen des Tonmaterials doch wesentlich an dem vorbei gehen wird, was ich unter Blues verstehe.

    Das könnte man natürlich auch von anderen Systemen sagen. Für mich hat der Blues dennoch eine Sonderstellung unter den melodieorientierten Musikgattungen.
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Willst Du jetzt Improanfänger dazu verleiten, wild Töne zu ziehen und jeden Satz mit "Woke up dis mornen..." zu beginnen?
    Wenn ich mich recht entsinne, warst Du es, der in Beitrag #1 dieses Fadens zuallererst mal das Tonmaterial eingeführt hat.

    Es wäre auch nett, Zitate nicht einfach zu kappen.
    Sinnerhaltende Kürzungen und Hervorhebung durch mich. Inhaltlich haben wir ja nicht mal eine echte Differenz.

    Nur schade, dass Du mal wieder eine Metadiskussion draus machst, die ausschließlich sicherstellt, daß @ppue Recht hat. Oder wahlweise jemand anderes eben nicht.

    Ich bin raus.

    LJS
     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    Die Frage von @Jacqueline bezog sich explizit auf diese Leiter: "Also Mollpentatonik und zusätzlich da noch...ähhh.....oh Gott..ähh...#4? b5? xD"

    Diese Frage habe ich beantwortet und deshalb habe ich das mit dem vorgeschlagenen Tonmaterial gemacht. Das hat aber nicht mit meiner Einstellung zur Bluescale zu tun. Die habe ich ja nun schon mehrfach angeführt. Ist auch nur eine Meinung, keine Rechtsprechunh (-:


    Nö, nicht unbedingt, aber sprechen darf man darüber schon, oder?
     
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  11. scenarnick

    scenarnick Admin

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  12. Rick

    Rick Experte

    Danke für diesen kleinen historischen Hinweis, denn hier hat sich in verschiedenen Beiträgen so viel Halbwahres angesammelt, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll mit den Richtigstellungen. ;)

    Zunächst mal die Herkunft des Blues:
    Dessen Tonmaterial stammt aus der mündlich/gesanglich überlieferten westafrikanischen Musik, die teilweise ganz andere Tonschritte verwendet als unsere europäischen Heptatoniken (7-Ton-Skalen). Diese Musik kannte natürlich auch keine Akkorde oder etwas unserer Harmonielehre Vergleichbares.
    Diese "Sklavengesänge" waren den europäisch-stämmigen Farmern mit ihrem "heidnischen" Hintergrund suspekt, deshalb sorgten sie für die Christianisierung ihrer Arbeiter, wodurch diese auch mit europäischer Kirchenmusik in Berührung kamen, so entstanden Spirituals und Gospel sowie als weltliches Nebenprodukt der Blues, in dem sich "schwarze" Tonschritte an den "weißen" Akkorden reiben.

    Nein. Die Blue Note ist ein ganz klar definierter Ton, den gute Blues-Sänger auch EXAKT singen, und zwar ein Viertelton zwischen der großen und der kleinen Terz. Da man ihn aber auf den europäischen Instrumenten entweder gar nicht oder nur durch "Schmieren" treffen kann, hat sich im Lauf der Zeit dieses Bending entwickelt.
    Dass gemeinhin die kleine Terz als Blue Note angesehen wird, kommt von der Praxis der frühen Blues-Pianisten, diesen auf dem normal gestimmten Klavier unspielbaren Ton als Vorschlag der kleinen Terz vor der großen anzudeuten, das wurde wiederum auch auf andere Instrumente übertragen.
    Die b5 ist derselbe Ton, nur in der Mollparallele. Meines Wissens wurde er erst relativ spät, nämlich in den 1940er Jahren, als Blue Note eingeführt. Vorher war Blues in der Regel geschlechtsneutral, unsere Trennung von Dur und Moll gab es da nicht.

    Blues, eine Musik, für die sich früher als regionale Volksmusik der ehemaligen Sklaven niemand interessiert hatte, wurde in den 1920ern Jahren erstmals durch Schallplattenaufnahmen einem größeren Publikum zugänglich und danach zunehmend populär.
    Wie immer, wenn sich mehr Menschen mit einer Sache beschäftigen, entstanden so immer mehr Variationen, die oft kaum noch etwas mit der ursprünglichen Form zu tun hatten.
    Für afro-amerikanische Musiker stellte der Blues dank seines internationalen Erfolgs eine Art Symbol dar, auf das man stolz war, deshalb integrierten sie gerne "bluesige" Elemente in andere Musik wie eben Jazz. (Die ersten Jazz-Blues-Aufnahmen wurden allerdings von "weißen Bands" wie den "New Orleans Rhythm Kings" mit ihrem "Tin Roof Blues" eingespielt, der sich bereits deutlich vom eigentlichen Blues unterschied.)
    Durch diese vielen Interpretationen entwickelte sich die Blues-basierte Musik immer weiter, vom Swing zum rhythmisch betonten, Boogie-beeinflussten "Rhythm'n Blues", aus dem wiederum der "Rock'n Roll" entstand.

    Überall wurde noch das aus den 1920ern geläufige 12-taktige "Blues-Schema" verwendet, jedoch oft mit mehr Akkorden angereichert, auch die Blues-Melodik wandelte sich im Lauf der Zeit.

    Nachdem durch die gesteigerte Aufmerksamkeit und Wertschätzung von Blues und Jazz viele junge Menschen diese Musik lernen wollten, beschäftigten sich seit den 1950er Jahren Musikpädagogen mit Konzepten zum Unterrichten von Improvisation usw.; in dem Zusammenhang entwickelte man unsere heute gebräuchliche BLUES-TONLEITER, als eine vereinfachte Tonauswahl, um möglichst schnell beim Lernen Erfolge zu erzielen.
    Diese wurde dann wiederum in Jazz und Pop immer gebräuchlicher und brannte sich so den Ohren ein, dass man damit heute auch schnell Zuhörer begeistern kann. :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Oktober.2020
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Stell doch mal ein Beispiel ein.
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Müsste ich erst mal suchen, habe keines parat und mit dem vielen Schreiben einige Zeit investiert, die ich nun nicht mehr habe.
    Richtig aufgefallen ist mir das in den Jahren mit "Sydney Ellis and her Yes-Mama-Band", da diese in der afro-amerikanischen Tradition aufgewachsene Sängerin diesen Ton genau traf. Ich habe dann gelernt, ihn mit dem Sax ebenfalls exakt zu spielen, aber als Bending ist es einfacher und die Zuhörer sind ja schon daran gewöhnt, dass im Blues "geschmiert" wird. ;)
     
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  15. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Ich möchte noch gerne ergänzen, dass beim sog. Folk Blues, z.B. Charley Patton, von dem 12 Takt Schema gelegentlich abgewichen wird. Ich glaube, auch John Lee Hooker hat dies ab und zu gemacht, also z.B. 13 oder 14 Takte gespielt. Wenn ich ein Beispiel hierzu finde, stelle ich es später ein.
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Da gib es jede Menge Stücke mit mehr oder weniger Takten.
     
    monaco gefällt das.
  17. ppue

    ppue Mod Experte



    Für mich bleibt es ein Wischen und Ziehen der Töne.

    Die Terz immer von klein nach groß aufwärts, abwärts kleine Terz auf die Zwei.

    Das ist z.B. eine Eigenart, die macht, dass ich nicht die Bluescale einfach rauf und runterspielen kann. Es sind immer gleiche Miniaturformeln von Tonbereichen, die zueinander gehören.
     
    Rick gefällt das.
  18. Rick

    Rick Experte

    Das macht er durchaus, aber ich höre an einigen Stellen die Blue Note auch direkt gesungen. Ist eben nur einen Viertelton unter der großen Terz, für europäische Ohren "schlecht intoniert". ;)
    Und da kann es auch regionale Unterschiede und verschiedene Interpretationen gegeben haben, außerdem ist der gute Mann offenbar auch Gitarrist gewesen, kannte deshalb die europäischen Intervalle.
    Meine Sydney Ellis ist reine Sängerin und spielt kein Instrument.
     
  19. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Off Topic: Einer der bewegendsten Momente war für mich der Besuch der Dockery Plantation im Mississippi Delta, einem der Wirkungsorte von Charley Patton:



    Die Farm ist von einigen Blues Enthusiasten hergerichtet worden, inklusive der Musik.
     
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  20. TSax80

    TSax80 Ist fast schon zuhause hier

    Auf den 12 Ton Instrumenten ist die kleine Terz zu klein und die große Terz zu groß. Ob wohl deswegen der Dur 7/#9 Akkord so g... klingt z.B. bei 00:22 oder 00:45? Ich spiele auf der I und V jedenfalls nie eine große Terz, nur mal so kurz auf der IV.
     
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