Stirbt Jazz (langsam) aus?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Rabikali, 2.Januar.2021.

  1. Rabikali

    Rabikali Kann einfach nicht wegbleiben

    Liebe Sax-Gemeinde,

    wenn ich mir die Situation der Musikwelt - unabhängig von Corona - anschaue, so mache ich mir Sorgen um die Zukunft der geliebten Jazzmusik.

    Die Musikindustrie ist vom Geld dominiert und mit Jazz lässt sich da wohl nicht richtig Kasse machen. Das führt zu anderen Prioritäten bei Spotify, Apple & Co. ... Jazz kommt in den Listen ganz weit unten. Diese wenigen Internetkonzerne dominieren inzwischen den Musikmarkt und bestimmen das Angebot. Musiker verdienen über diese Kanäle so gut wie nichts mehr - speziell wenn kein Riesenvolumen läuft.

    Auch ist Jazz im öffentlichen Radio eher die Ausnahme. Gehe ich auf Konzerte (hoffentlich bald wieder), oder auf Sessions, so liegt das Durchschnittsalter nicht gerade bei 25 ... sondern deutlich, sehr deutlich höher. Das Interesse an Jazz scheint also bei vielen jüngeren Leuten nicht mehr so im Fokus zu stehen.

    Wenn man das nun alles addiert, so gibt es immer weniger Geld für Jazz, das Angebot wird immer geringer und wird nur noch von einem immer kleiner werdenden Kreis gehört / gespielt. Und Corona beschleunigt diesen Effekt noch.

    Oje ... will jetzt hier keine depressiver Stimmung verbreiten, aber manchmal stelle ich mir schon diese Fragen.

    Wie sehr Ihr das Thema? Habt Ihr vielleicht eine Idee, was wir dagegen tun können?
     
  2. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    Das hat man von anderen Stilrichtungen auch gesagt
    Punks Not Dead :cool:
     
  3. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    *Da* wäre jetzt mal ein Apostroph angebracht :)


    Jazz wird IMHO nicht aussterben, aber ebenso wie andere Musikarten, die eine Zeitlang "hip" waren und die einen gewissen Qualitätsstandard haben, als "klassische Musik" altern.
    Mozart, Bach & Co werden auch immernoch aufgeführt, aber nicht mehr in der werberelevanten Radiowelle gespielt.

    Cheers
    HanZZ
     
  4. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Hi,

    gute Musik stirbt niemals aus...;-)

    Andreas
     
    Maggs, Rick, OSax und 2 anderen gefällt das.
  5. GelöschtesMitglied14341

    GelöschtesMitglied14341 Guest

    @HanZZ
    Eigentlich „Punx“ :D
     
    pt_xvi und Rick gefällt das.
  6. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Ist es nicht wie in der Mode? Stilrichtung kommt, Stilrichtung kommt, wird "wieder entdeckt" und geht wieder?
     
    Rick, Rabikali und Saxoryx gefällt das.
  7. Badener

    Badener Strebt nach Höherem


    ...zumal Jazz, wie hier oft beschrieben, sehr, sehr vielfältig ist und in etlichen Spielarten (kann man wörtlich nehmen) lebt.
     
    Maggs, Rick und altoSaxo gefällt das.
  8. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Ist meine Erfahrung eine andere.
    Ich war die letzten Jahre immer wieder hoch erfreut und auch ein wenig überrascht, wie jung die Teilnehmer an diversen Jazz-workshops waren (und wohl auch wieder sein werden). und auch Jazzkeller(Krefeld) und Jazz-Schmiede (Düsseldorf) locken eine durchaus durchwachsene Altersstruktur zu den Konzerten und Sessions.
    Ich hab' da keine Sorge!

    Cheerio
    tmb
     
  9. Dr-Dolbee

    Dr-Dolbee Ist fast schon zuhause hier

    "Jazz" ist breit gefächert!

    Bei modernen Gruppen wie Snarky Puppy, Vulfpeck oder GoGo Penguin ist auch das Durchschnittsalter auf Konzerten niedrig. Die haben aber alle recht wenig mit dem Standard-Jazztrio welches den A-Train spielt zu tun.

    Um jetzt mal ein wenig ketzerisch zu sein: Viele der "klassischen" Jazzcombos haben aus meiner Sicht den eigentlichen Geist des Jazz nicht verstanden und hängen in der Vergangenheit. Bei Jazz ging es doch auch stark darum Neues zu entdecken und die Grenzen zu erweitern.
    Das ist so ähnlich wie bei den Punks. Wer sich heutzutage kleidet wie ein Punk der 80er sollte sich eher als Cowboy oder Indianer verkleiden. Da würde er vermutlich eher bei den "Spießern" mit anecken und darum ging es doch.
     
  10. Gelöschtes Mitglied Wolle

    Gelöschtes Mitglied Wolle Guest

    @Rabikali
    Jazz wird immer seine Liebhaber haben und finden, das hat auch nichts mit dem Alter zu tun. Vielleicht warst Du grad zur falschen Zeit am falschen Ort.
    Die gesamte Musikbranche ist zur Zeit gebeutelt, es kommen auch wieder bessere Zeiten!!! :)
     
    Maggs und Rick gefällt das.
  11. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Jazz stirbt nicht aus, überhaupt nicht.

    Ist aber schon seit Jahrzehnten eine Randerscheinung im Musikgeschäft.

    Im übrigen finde ich auch auf Spotify den Jazz, den ich suche. Immer, umfassend.

    CzG

    Dreas
     
  12. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Das denke ich auch. Schon in den 70ern waren diese engen Hosen modern, in denen man jedes nicht vorhandene Fettpölsterchen sieht, und was tragen die Leute heute? Wieder diese nicht sehr schmeichelhaften Hosen. Und die jungen Leute wissen gar nicht, dass sie das nicht erfunden haben. :) Dennoch ist der Schnitt etwas anders als damals. Ein bisschen etwas hat sich verändert.

    Und ist es nicht auch mit dem Jazz so? Vor fast 100 Jahren waren die Umstände andere, schwarze Musiker haben eine Möglichkeit gesucht, sich auszudrücken, auch ihre spezielle Lebenssituation darzustellen. Dann hat das einen Siegeszug unternommen, weil die Musik eben sehr mitreißend war, anders als alles, was es bis dahin gab. Aber irgendwann haben die Umstände sich geändert, jedenfalls in einigen Teilen der USA und ganz sicher in einigen Teilen der Welt, und so hat die Musik nicht mehr richtig gepasst. Trotzdem ist sie schön und mittlerweile eben klassisch wie früher Mozart. Der zu seiner Zeit ja ein Punk war. Die klassische Musik wurde in Opernhäuser oder Konzertsäle eingesperrt, die der weiten Öffentlichkeit fremd waren. Dadurch wurde sie mehr zum Statussymbol als zur Unterhaltung oder zu etwas Interessantem.

    Aber die jungen Leute entdecken auf ihre Art auch die klassische Musik wieder. Sie spielen z.B. klassische Musik außerhalb irgendwelcher Institutionen in Flash Mobs auf der Straße oder in Einkaufszentren. Sodass jeder sie hören kann und sich nicht extra einen Frack dafür kaufen muss. Und dem Jazz wird es genauso gehen. Man darf nicht erwarten, dass die Leute zum Jazz kommen, man muss mit dem Jazz zu den Leuten gehen. In Kindergärten und Schulen. Damit die Kinder schon von klein auf ihre Begeisterung dafür entwickeln können. Denn wenn man sich mal die Kinder anschaut, die beispielsweise bei Flash Mobs mit großen Augen staunen, was da passiert, dann sieht man, was fehlt. Sie kommen einfach zu wenig mit guter Musik in Kontakt. Sobald sie sie hören, sind sie ganz fasziniert.
     
  13. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Sorry, mir gehen diese ganzen merkwürdigen Flash Mobs nur auf den Senkel! Wenn ich Einkaufen gehe, möchte ich mich nur auf das Einkaufen konzentrieren und dabei nicht von sendungs- und missionsbewussten Musikern mit ihrem Getöne traktiert werden. Als freier und mündiger Bürger möchte ich mir es selbst aussuchen, wann und wo ich welche Musik höre.
    Oh Gott, was immer alles zu den Leuten gehen muss!
    Klassische Musik muss zu den Leuten gehen, auch die Moderne (atonale) Musik sowie die Kirchenmusik, aber auch außereuropäische Musik. Blockflötenmusik gerät bei den Kindern auch mehr in den Hintergrund. Instrumentalmusik der Renaissance darf nicht in Vergessenheit geraten, ebenso die Musik der alten Griechen...Zu den Leuten gehen!

    Moment, nicht nur gewisse Bereiche der Musik: Die Kirchen müssen zu den Leuten gehen, ebenso der Ökologie- und Antidiskriminierungsgedanke. Politische Parteien müssen zum Bürger gehen, ebenso Volkshochschulen mit ihren Angeboten, Vereine jeglicher Art...Alle müssen zu den Leuten gehen!

    Mit wird ganz schummrig, was dann alles zu mir kommt! Nein, ich möchte das nicht und einfach nur zufrieden gelassen werden.

    Lassen wir den Jazz so wie er ist, eine Musik für die Minderheit. Ist ja schon seit dem Beginn des Bebop so.
    Er spricht halt nicht das Lebensgefühl der Massen an. Na und? Ist es denn notwendig, dass die begeisterten Helene Fischer Konzertbesucher auch massenhaft zu den Jazzkonzerten gehen? Möchte ich dann selbst zu dieser Masse dazugehören?:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 3.Januar.2021
  14. Giesi

    Giesi Schaut öfter mal vorbei

    Jazz hatte seine Zeit...und Jazz hat seine Zeit. Jedoch nur als Spartenprogramm, oder als Background zum Latte Macchiato schlürfen.
    Das finde ich nicht so wild. Einige Stücke klingen auch passabel und ich höre sie mir alle paar Wochen mal an. Aber Jazz ist für das breite Publikum keine aktuelle Musik. Wenn dem so wäre, hätten wir davon in der terrestrischen Radiowelt auch Programme, die neben DLF, NDRinfo und Öffentlich-Rechtliche, Jazz nicht nur vereinzelnd im Nachtprogramm bringen würden.
    Der Vergleich zur Klassik, zumindest in Deutschland hinkt. Auch wenn es reine Klassische Sender im Radio gibt. Und die, die ich davon kenne sind öffentlich rechtlich finanziert. Meines Erachtens ist dies historisch gewachsen und spiegelt auch nicht das Hörerverhalten wieder, wie es noch vor 30-40Jahren war. Ich behaupte, es würden weniger in ein klassisches Konzert gehen, wenn die Konzertkarte den ungesponserten Preis hätten (privat wie auch staatlich)? Wer kann schon große Orchester mit Berufsmusikern bezahlen? Als Beispiele führe ich das Schleswig-Holstein Musikfestival, Bayreuther Festspiele, etc. ich gehe von weiteren zahlreichen Beispielen aus.
    Vielleicht hat Jazzmusik irgendwann auch mal dieses Privileg solch großer Unterstützer. Zumindest ist Jazz auch auf dem Schirm der Öffis und wird, für breite Massen zugänglich, ab und an gespielt.

    Aber Jazz lebt in fast allen modernen Musikrichtungen weiter. Auch wenn es vielleicht nicht „der Jazz“ ist. Haben Rock, HipHop und andere nicht ihre Wurzeln dort? Somit: Jazz hat seine Zeit...nur anders;)
     
  15. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Es gab Zeiten, da galt Jazz zwar eigentlich bereits als tot, aber Weather Report füllte damit dennoch Stadien. Und als ich vorletztes Jahr ein Jazz-Festival in Frankreich besuchte, war das Publikum sehr zahlreich und graue Haare selbst bei Männern eher die Ausnahme.

    Allerdings nehme ich es auch so war, dass im Rundfunk leider sehr wenig Jazz gespielt wird. Dafür ist das Konzert-Angebot in großen Städten mit Musikhochschulen doch ordentlich.

    Ich fürchte, Jazz wird allerdings tatsächlich aussterben, wenn Woody Allen keine Filme mehr produziert. ;)
     
    khhs, Maggs, Rick und 2 anderen gefällt das.
  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Meine Meinung.
    Jazz wird nicht sterben und wird seine Anhänger finden. Vielleicht ändern sich die angesagten Stile, die Gelegenheiten, bei denen jazz gespielt wird, auch die Instrumentierung. Musik unterliegt wie Mode oder kunst zeitlichen Schwankungen.... alles kommt wieder.
    Bzgl. Alter des Publikums mag es ev sein, dass die Jugend heute später diese art musik entdeckt, weil sie zum einen an anspruchsvollere musik später herangeführt wird, die Erklärungen zu anspruchsvollerer Musik einfach fehlt. Mal ein Beispiel von mir. Ich fand die gruppe Queen immer toll. Als Jugendlicher habe ich diese musik konsumiert. Heute höre ich die gleichen Stücke, aber mich beeindruckt zunehmend die Genialität dahinter, wie komplex da eigentlich komponiert wurde. Ich höre Queen ganz anders.
     
    sanne83 gefällt das.
  17. kukko

    kukko Ist fast schon zuhause hier

    @altblase Mit wird ganz schummrig, was dann alles zu mir kommt! Nein, ich möchte das nicht und einfach nur zufrieden gelassen werden.
    Lieber Altblase, du beschreibst ja nur die Hälfte des Problems; alle von dir genannten Institutionen wollen dich ja auch da abholen, wo du stehst!
     
    khhs, visir und Rick gefällt das.
  18. sanne83

    sanne83 Ist fast schon zuhause hier

    Lass doch zumindest die Kinder im Kindergarten noch Kinder sein. Klar sind sie z.B. von nem Flash mob fasziniert, aber nicht von der Musikrichtung sondern das alle das gleiche machen und überhaupt was da passiert. Begeisterung für Musik wecken - ja, aber sie müssen sie auch verstehen können.

    In höheren Klassen werden die einzelnen Musikrichtungen schon durchgenommen und da passt es auch hin.
     
    Rick gefällt das.
  19. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

  20. logout

    logout Ist fast schon zuhause hier

    Jazz gibt es jetzt seit mehr als hundert Jahren, Klassische Musik noch viel länger.
    Ich verstehe nicht, dass man immer diesen Drang hat Neues erfinden zu müssen. Wenn nichts "Neues" mehr kommt heißt es dann der Jazz ist tot?
    Warum kann man nicht auch heute "Swing" spielen? Warum hat man Angst vor Grauhaarigen auf Konzerten?
    Ich weiß nicht mehr wie oft, in der Zeit in der ich Musik mache, lange Haare in und wieder out und wieder in waren. Alles kommt wieder und wieder.
    Jazz ist genauso tot oder lebendig wie die Leute die ihn spielen. Wenn ich, weil ich ja ach so innovativ sein will, Sachen spiele die "Ottonormalhörer" nicht mehr nachvollziehen kann muss ich mich nicht wundern wenn "Ottonormalhörer" meine Sachen nicht kauft.
    Schönberg, Cage und Stockhausen machen auch keine Musik für den "Massengeschmack". So what?
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden