Ist Saxophonspielen wirklich leichter zu lernen als Klavierspielen?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Saxoryx, 20.September.2023.

  1. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Verbrannte Erde würden manche sagen, was natürlich schade ist, weil es wohl etwas Wahres hat. Ja, es gibt reichlich Volksglauben, der Untersuchungen nicht standgehalten hat. Andererseits gibt es meines Wissens auch ganz unesoterische Untersuchung, die eine gewisse lunare Rhythmik in der belebten Natur finden, meines Wissens auch bei Menschen. Angesichts der schieren Dimension der Gezeiten würde mich fehlende Interaktion wundern. Wertfrei, ohne Glaube und vor allem ohne Absicht.

    Dieses traditionsreiche und gewichtige Argument gibt es deutlich länger als die Wissenschaftstheorie, auch bei Wissenschaftlern.
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Da stimme ich Dir zu.

    Die Aussage halte ich für gewagt. Auch beim Saxophon sind koordinative Fähigkeiten erforderlich. Neben beiden Händen wollen Ansatz, Atmung, „Stütze“ bzw. Luftführung, Zungenstoß, Vibrato etc. koordiniert werden.
    :ironie:
    Wären koordinative Fähigkeiten ein Hinweis auf Intelligenz, wären Artisten, die auf einem Bein stehend einen Ring um das andere Bein kreisen lassen und gleichzeitig mit mehreren Keulen und/oder Bällen jonglieren können viel intelligenter als Pianisten.

    Die koordinativen motorischen Fähigkeiten von Stephen Hawking waren auch eher eingeschränkt.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 23.September.2023
  3. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Um der Sache neuen Schwung zu geben, könnte doch msl jemand behaupten, dass Saxophonisten potenter sind als Klavierspieler.
    Oder auch umgekehrt.
     
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  4. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Vielleicht könnte @visir zum Thema lunare Rhythmik einfach seine Frau fragen, falls er eine hat…

    Zur Gewalt der Gezeiten könnte man Bretonische Fischer fragen, die an einigen Tagen im Jahr ein paar Kilometer mit dem Traktor ins Meer hinaus fahren, um ihre Muschelzuchten zu ernten. An den meisten anderen steigen sie in Boote und fischen mit Körben und Netzen…
     
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  5. blattlaus

    blattlaus Schaut öfter mal vorbei

    Die beiden Hände arbeiten aber nicht unabhängig voneinander, sondern im Einklang. Dazu kommt dass ich Dinge wie Atmung, Zungenstoß, usw gut separat üben kann, da ich ja "eintönig" unterwegs bin im Gegensatz zur Mehrstimmigkeit am Klavier.

    Beim Saxspiel kann ich auch die Augen schließen und komme gut damit klar. Versuch das mal beim Klavierspiel, da hätt ich am liebsten zwei Augenpaare für die jeweils linke und rechte Hand.
    Während ich also beim Saxspiel recht schnell das Visuelle ausblenden kann, muss ich beim Klavierspiel erst lernen, blind zu spielen - da man nicht gleichzeitig beide Bereiche, also linke Hand und rechte Hand, abdecken kann.
     
  6. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ich spiele nicht Klavier.
    Aber folgende nicht ganz unbekannte Tastendrücker kommen bzw. kamen ohne funktionierende Augenpaare aus:

    Ray Charles, Art Tatum, Stevie Wonder, Ronnie Milsap, Nobuyuk Tsujii, Moondog, Jose Feliciano, George Shearing, Willie Johnson, Marcus Roberts und Joaquín Rodrigo.

    Während meiner 40 Jahre, in denen ich in diversen Bands gespielt habe, habe ich auch ein paar Tastendrücker kennen gelernt, die auch nur sporadisch auf die keys geschaut haben.

    Den Vogel diesbezüglich abgeschossen hat ein Pianist, den ich in den frühen 80er Jahren im Kurhotel Schruns kennenlernen durfte. Er spielte für das (überwiegend weibliche, hochbetagte Publikum mit Adelshintergrund) zum Nachmittagskaffee. Und wenn ihm die Damen zu nahe kamen, ihn anschmachteten und fasziniert auf seine Finger schauten, klappte er den Deckel des Klaviers zu und spielte einfach weiter.
    Ein Bild, das ich seither nicht mehr aus dem Kopf bekam und wo ich mich bis heute frage, wie das geht. So ein Deckel hat ja ein nicht unerhebliches Gewicht.
    Schade. Ich habe ihn nicht nach seinem IQ gefragt.
     
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  7. blattlaus

    blattlaus Schaut öfter mal vorbei

    Ich sage nicht dass das nicht möglich ist, sondern dass man sich sowas erarbeiten muss. Da gebührt großer Respekt, es ist mit sehenden Auges schon schwer genug die Tasten zu treffen.
     
  8. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Man muss sich jedes Musikinstrument erarbeiten, wenn man es auf hohem Niveau spielen möchte. Die Triangel erfordert vermutlich weniger Arbeit als die meisten anderen Instrumente. Aber selbst die so oft verächtlich benannte Blödflocke erfordert intensives Üben, wenn man sie auf dem Niveau z.B. eines Erik Bosgraf oder einer Dorothee Oberlinger spielen möchte.

    Und Deine Aussage: „Klavierspielen erfordert mehr Intelligenz“ halte ich nach wie vor für Unsinn.
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich würde mich als einen äußerst schlechten Klavierspieler bezeichnen (nicht mal das: ich drücke meist nur Akkorde und manchmal Melodien, seltener beides zugleich) … aber wenn ich meine Augen bräuchte, um von D- nach G7 und dann nach C zu kommen, würde ich das kleinteilig so lange üben, bis ich es ohne Hinsehen könnte.
    Ich gebe zu, bei ausgefallenerem Material schaue ich auch erstmal, wo das so rumliegt.

    Bei einer unbekannten Melodie (also rechte Hand) suche ich mir den ersten Ton - ab da sollte es auch ohne gucken gehen. Oder mehr üben…
     
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  10. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Hallo zusammen,
    Ohne mitstreiten zu wollen, werfe ich mal zwei Begebenheiten aus meinem Leben dazu.

    Anfang 20 lief das sehr ordentlich auf der Klarinette und dem Saxophon. Ich habe seinerzeit viel gespielt und die Vorteile einer guten Ausbildung nutzen können.

    Das Klavier hatte mich schon immer fasziniert, mit 23 habe ich mich drangewagt. Täglich geübt und nach drei Jahren einschlägige Unterrichtsliteratur einigermaßen hinbekommen. Was ich nie erreicht habe, war die Teilung im Kopf, also rechts und links sind in der Lage, unterschiedliche Aufgaben zu erledigen. Das war eine regelrechte Blockade ohne einen Funken Fortschritt. Nach vier Jahren Quälerei habe ich mein Klavier wieder verkauft.

    Schlagzeuger teilen sich durch vier. Da machen nicht nur die Hände unterschiedlich.
    Ein Händlerkollege hatte die Philosophie, bevorzugt Drummer für Abteilungsleitungen einzustellen. Die seien deutlich beweglicher im Kopf. Das fand ich einen spannenden Ansatz, der für ihn übrigens ganz ausgezeichnet funktionierte.

    Schöne Grüße
    Armin
     
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  11. blattlaus

    blattlaus Schaut öfter mal vorbei

    Prinzipiell ist es auch genau das, was passiert: Man lernt beide Hände zuerst separat, was einem Auswendig-Lernen gleichkommt, und dann erst übt man die Stelle mit beiden Händen zusammen.
     
  12. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Nein. „Man“ lernt beim Klavier nicht beide Hände erst separat. Das ging (zumindest bei mir) von der ersten Stunde an mit beiden Händen zugleich. Die Augen auf den Noten, nicht auf den Tasten (zumindest meistens).
     
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  13. blattlaus

    blattlaus Schaut öfter mal vorbei

    Wenn ich mehrstimmige Sachen lerne, sagen wir zB Bach, dann spiel ich mit beiden Händen Melodien, natürlich lerne ich dann die beiden Stimmen separat, sie sind ja auch gleichwertig.
    Spiel mal einen Walking Bass auf dem Klavier, lernst du dann nicht separat? Ergibt ja anders keinen Sinn, die rechte Hand kann dann im Verlauf Akzente setzen durch Akkorde, später dann Melodien, je nachdem auf welchem Level man sich befindet.
     
  14. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    @ArminWeis: dass Du die Teilung im Kopf nicht hingekriegt hast, ist kein Indiz für mangelnde Intelligenz. Genauso wenig sind Schlagzeuger per se intelligenter als andere Musiker. Wäre die „Teilung im Kopf“ ein Indiz, würden Flugsicherer zu den intelligentesten Menschen gehören. Vor Beginn meiner Ausbildung zum Flugsicherungsmeister bei der Bundeswehr musste ich verschiedene Eignungstests bestehen. Einer davon ging wie folgt:
    In der Schreibhand hast Du einen Kugelschreiber. Mit diesem schreibst Du einen vorgegebenen Text von einem Blatt ab. Gleichzeitig subtrahierst Du laut von einer Zahl über 1000 in schnellem Rhythmus jeweils den Wert 17 . Also beispielsweise
    1076, 1059, 1942 etc.
    Gleichzeitig musst Du Fragen beantworten. Der Prüfer fragt z.B. „Du fliegst Richtung Südsüdost. Der Fluglotse weist Dich auf ein Flugobjekt bei 10 Uhr hin. In welcher Himmelsrichtung befindet sich das Flugobjekt?“
    Für die Antwort hast Du nur wenige Sekunden Zeit, dann muss sie korrekt erfolgen. Sofort im Anschluss wieder die nächste Zahl, die sich nach Abzug von 17 von der letztgenannten ergibt. Solltest Du während der Lösung dieser Aufgaben aufhören zu schreiben oder Dich verschreibst, bist Du raus. Wenn Du die letzte Zahl vergisst oder einmal falsch oder zu spät subtrahierst, bist Du raus.

    Der Intelligenztest war ein separater Test. Habe ich auch bestanden. Überdurchschnittlich, aber nicht überragend. IQ irgendwo bei 120 oder 121.
     
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  15. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Ist das nicht widersprüchlich? Wenn du Unterrichtsliteratur einigermaßen hinbekommen hast, machen linke und rechte Hand doch dabei unterschiedliche Aufgaben.
     
  16. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ich fand das Klavier anfangs viel viel einfacher als das Saxophon. Es war eine Erlösung für mich mich nicht auf diese dämliche Bauchatmerei zu konzentrieren. Zugegeben, die Atmung am Sax fiel mir schon immer schwer. Ich bin und bleibe eine angespannte Brustatmerin :laugh:

    Natürlich sind meine Fähigkeiten am Klavier mehr als überschaubar, die Schwierigkeit des Klaviers hat sich mir dennoch offenbart (und bei den Pedalen waren wir noch nicht).
    Dennoch fand ich es anfangs wie gesagt leichter. Ich glaube, dass es daran lag, dass man doch schon einiges gelernt hat und das übertragen konnte.
     
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  17. ArminWeis

    ArminWeis Experte

    Das war nur draufgeübt. Das Sebstverständnis und die Leichtigkeit, die ich von Saxophon und Klarinette gewohnt war, die blieben in unerreichbarer Ferne
     
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  18. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    „nur draufgeübt“ ist vom Ergebnis ok. Ich finde das normal, dass alles irgendwie geübt wird. Selbst Improvisation besteht grundsätzlich aus Fähigkeiten, die man durch Üben erlangt hat, unabhängig vom Instrument. Wo ich dir zustimme: bei der Impro am Piano muss man sich zusätzlich draufschaffen, Begleitmuster der linken Hand mit Patterns der rechten zu kombinieren. Das erlangt man aber genauso durch Üben wie das Erlernen von komponierten Stücken. Dauert halt naturgemäß etwas länger, als mit der rechten Hand allein zu improvisieren, wie es einem Melodieinstrument entsprechen würde.
     
  19. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    PS: wenn man neue Stücke lernt, sind die ja meistens schwer, weil man sich daran ja weiter entwickeln möchte. Leichtigkeit stellt sich dann oft ein, wenn mal paar Monate oder länger vergangen sind und man die dann wieder spielt oder sie im Repertoire lässt, auswendig kann und ständig spielt.
     
  20. GelöschtesMitglied14902

    GelöschtesMitglied14902 Guest

    Auf jeden Fall bekommen sie mehr Groupies ab :duck:weil Saxophon ist einfach sexier
     
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