lohnen sich Gigs noch?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Tröterich, 18.März.2025.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Rechnen wir mal anders.
    1 Gig pro Wochenende und 1 in der Woche, dafür jeweils 400€, sind 800€ pro Woche oder 3200€ brutto im Monat.
    Jetzt kommen noch ein paar Unterrichtsstunden dazu.... dann kommt man durchaus auf 5000€+ brutto. Das ist durchaus im Range für andere hochqualifizierte Berufsgruppen. Klar, die Abzüge sind höher. Aber letztlich Jammern auf hohem Niveau.
     
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  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Wir können hier Seiten vollschreiben mit Beispielen und Gegenbeispielen, Traumberuf oder Prostutition, Topmusiker, die Unterricht geben müssen, Nischenmusiker, die ihre Familie ernähren können. Unterbezahlte, Überbezahlte, für alle wird es ein Beispiel geben.

    Könnte man eventuell noch statistisch auswerten, um eindeutigere Aussagen zu erlangen. Ich halte es für vergebene Liebesmüh.

    Eines möchte ich aber klarstellen: Kultur ist nicht, das Hobby zum Beruf machen. Vielleicht, und nur, wenn man viel Glück hat, kann das Berufsleben erfüllend sein, genau so, wie es andere Berufe auch sein sollten und leider oft nicht sind.

    Aber: Kultur ist, wie das Brötchenbacken, lebensnotwendig für die Gesellschaft. Ich hoffe, ich muss das in einem Musikerforum jetzt nicht weiter ausführen.
     
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  3. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Ich erhalte keine 400 € im Durchschnitt pro Auftritt. Wenn es mal 400 € sind, ist es viel. Saxophonisten kenne ich persönlich nicht, die so verdienen. Eher Pianisten und Sänger.
    EDIT: Meine Beobachtung ist, dass die Gagenvorstellung von Veranstaltern sich seit 20 Jahren nicht verändert haben. Die Welt drumherum schon.
     
  4. Sebastian

    Sebastian Ist fast schon zuhause hier

  5. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Ich glaube, da sind alle einig.
    Brötchen oder gar Brezeln aus vollautomatisierter Fertigung. Nein, danke!
    Für die Musik droht der gleiche Weg, KI-produzierte Musik wird von Avataren 'abgespielt'

    Also, bewusst einkaufen und gute Live-Konzerte besuchen!
     
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  6. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    In Berlin hat grade die Müllabfuhr tagelang gestreikt.

    Die alltäglichen Müllmengen, die sonst in den Tonnen "versteckt" sind,
    liegen jetzt in großen Haufen auf der Straße.

    Wenn nun noch die Kammerjäger streiken würden,
    tanzten bald die Ratten Tango.

    Und nun wieder ..... Musik !:D

    VG
     
  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Na, aber 200€ waren dir viel zu wenig, ja fast eine Zumutung. Was jetzt?
    Vielleicht sind es ja 3 Gigs pro Woche a 300€.Kommt das fast auf's gleiche raus.
    Aber, ich kenne keinen Berufsmusiker, der nicht mehrere Einkommensquellen hat. Sei es in irgend welchen orchestern, musikschulen, hochschulen, allgemeinbildende Schulen, musikgeschäften etc.. Keiner von denen nagt am hungertuch oder muss sparsamer leben als andere. Da gibt es andere, denen es schlechter geht.
    Klar, wenn ich als Vergleich den Chefarzt, Topmanager oder Lufthansakapitän, möglichst noch mit altvertrag, nehme, dann ist es bescheiden.
     
  8. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    Ich bin im Kulturmanagement in der Musikbranche tätig und mache u.a. auch Booking für verschiedene Künstler/innen/gruppen. Diese Zahlen entsprechen im Durchschnitt denen, die ich mit Veranstaltern verhandele, mal etwas mehr, mal weniger. Es geht um Bands im Bereich Jazz, Klassik (Instrumental), Fusion und A cappella (hier Nischen-Genre Weltmusik/internat. Folk). Fast alle aus den Bands haben noch andere Jobs, v.a. sind sie wunderbare Lehrer.
    Hab noch keinen von ihnen meckern hören - oder nur ganz bisschen. Alle versuchen, neue kreative und attraktive Formate zu finden oder tolle Kooperationen. Ach ja: Alle sind aus Berlin.

    (Das nur, um das Bild zu vervollständigen.)
     
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  9. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Das Wort Zumutung habe ich nicht benutzt. Nur gesagt, dass 100-200 nicht viel sind. Ganz einfach: Meine Gagen liegen genau dazwischen.

    Das wäre natürlich schön, wenn man dadurch, dass die Gage niedriger ist, plötzlich mehr Gigs hat oder spielen könnte (3 statt 2). Aber so ist es natürlich nicht :D.

    So ist es. Denn es können nur sehr wenige von den (zu niedrigen) Gagen leben.
     
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  10. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Schade um jede Zeile der Argumentation, schade um die Zeit, die das benötigt.
     
  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    @Sax-o-K

    Das sind auch etwa die Zahlen, die ich von unserem Veranstalter/Vermittler hier im Ort bekommen habe. Dabei ist es egal, ob Profi oder Amateur, eher eine Frage des Könnens.
    Der Rest hier so wie du beschreibst.
    Kritisch ist eher die Zahl der Gigs. Das ist hier nicht so üppig. Im Schnitt 2 pro Woche ist nicht einfach. Daher kommt hier das haupteinkommen eher aus anderen Bereichen als liveauftritte.
     
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  12. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ist es aber nicht so, dass wenn man ständig die zu niedrigen Gagen ausschlägt, verwehrt man dem Publikum und den Veranstaltern die Möglichkeit, sich selbst und seine Musik kennenzulernen?
    Ich kenne zumindest 2 Musiker, die beide vor etwa 15 Jahren im Stuttgarter Jazz-Club Kiste jede Woche an einem festen ruhigen Tag für Obolus von 6 Euro pro Besucher gespielt haben und an vielen anderen Konzerten mit der gleichen Bezahlung beteiligt waren: Gee Hye Lee und Martin Meixner.
    Soviel ich weiß, unterrichten beide heute nicht (die Ehefrau von Martin unterrichtet meine Tochter), bedienen ganz andere Bühnen und verdienen ganz anders.
    Ich (als Außenstehender)) sehe das so: will Dich das Publikum, bestimmst Du vieles. Wenn nicht - wenig bis nichts.
    Daher stellen sich für mich primär die Fragen: wie stelle ich die Verbindung "Ich - Publikum" her? Welche Menschen brauche ich um mich herum, um diese Verbindung herzustellen? Und vielleicht noch wichtiger: welche Menschen brauche ich auf gar keinen Fall?"
    Die Frage, welche Gage ist mir ebenbürtig, kommt mir in der Ausgangsposition (wie leid es mir tut) nicht in den Sinn.
    L.G. Alex
     
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  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Stimmt
     
  14. elgitano

    elgitano Ist fast schon zuhause hier

    Naja, du wirst deine festen Kosten als Musiker (Sax) doch nicht mit denen einer KFZ-Werkstatt vergleichen wollen. Auch wenn du deine Übestunden irgendwie entgeltet haben musst, so denke ich 80€ / Std können sich nur wenige Kunden leisten.

    Claus
     
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  15. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Die KFZ Vertrags Werkstatt musst Du in Anspruch nehmen. Z. B. wgen Garantie.
    Oder um fahren zu können. Weil die Diagnose Geräte haben die nicht jeder hat.
    Oder Du fährst nicht mehr.
    Es ist nicht so dass mir das gefällt, aber leider Realität.


    Dieses "Druckmittel " hat weder ein Veranstalter, noch ein Musiker.

    Grüße Gerrie
     
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  16. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Es wäre schon interessant das auszuführen. Auch angesichts der Brötchenbackroboter im nächsten Post.
    Erst kommt ja bekanntlich das Fressen, dann der ganze Rest, was ja biologisch gesehen auch recht plausibel ist. Was die Zivilisation zusammenhält, außer dem Fressen und der Verteidigung gegen (Fress-)Feinde, kann man historisch und soziologisch sicher gut kartographieren.
    Jetzt sollte man meinen, dass der Brötchenbackroboter in der Neuzeit Freiräume schafft, sodass der Bäckerlehrling schon längst als Saxophonvirtuose eine gutes Auskommen hat... ;)

    Was die Werkstatt betrifft - nicht alles was hinkt... So eine geräumige Immobilie mit Haus, Parkplätzen, Werkzeugen und teils schwere Gerätschaften lässt sich durch den Stundenlohn einer Fachkraft nicht ausreichend abbilden. Kann man Gigs sinnvoll pro Stunde rechnen? Es gibt wahrscheinlich wenig Berufe, wo die Spanne des Stundenlohns größer ist. Ich spiele auch mal für lau - Taylor Swift bekommt laut schnellem googeln gut 13 Mio pro Konzert. Die meisten andern liegen wohl irgendwo dazwischen.
     
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  17. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Mir gehts genau andersrum :confused::eek: wir können als Hobbyband nicht alle Gigs abarbeiten (auch wenn sie noch so lukrativ sind) die wir angeboten bekommen. Wir haben halt alle einen Hauptberuf der Vorrang hat.
    Das Leben kann so grausam sein (aber in 2 Jahren,mit 63 geh ich in Rente :yiep:)
     
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  18. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Naja, dafür muss die Kfz-Werkstatt nicht üben, keine Blättchen+Noten kaufen etc.. Ich bin von einer Handwerkerstunde auf Meisterniveau ausgegangen. Die steht bei mir mit ca. 80€ auf der Rechnung, der eine mehr, der andere weniger. Profimusiker=Meister??
    Aber ok. Dann gib mir einen Stundensatz, den du für realistischer hälst. 50€ (das wäre etwa, was mein Lehrer bekommt für eine Zeitstunde Unterricht)? Bisher gab es dazu kaum konkrete Antworten, nur reichlich Kritik an meiner Annahme.
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Das ist aber nicht ihr privates Einkommen, sondern üblicherweise der Preis für das Gesamtpaket: Techniker, Roadies, Verstärkungsanlage, Lightshow, Musizierende, Tanzende...

    Wir sollten da mal unterscheiden zwischen solchen Gesamtkosten und dem Honorar für Einzelmusiker.

    Das kommt auf die "Kunden" an. Der Wirt, der mit seiner Kneipe ständig ums Überleben kämpft, ist in einer ganz anderen Position als gut laufende Firmen oder wohlhabende Familien.
    In letzter Zeit habe ich für kommunale Einrichtungen, Einkaufszentren oder Geburtstagsfeiern einflussreicher Patriarchen gespielt. Die Gagen waren prinzipiell in Ordnung, man wurde als Musiker respektiert, aber das kommt nicht mehrfach pro Woche vor, ganz abgesehen davon, dass das sowieso ein Saisongeschäft ist.

    Und ich bin ein lokal bekannter Musiker und kein Newcomer. Und ich muss schon lange keinen Engagements mehr nachrennen, sondern werde von diversen Ensembles gebucht.
    Bei diesen wiederum läuft alles über Kontakte und Netzwerke.
    So richtig "in der Öffentlichkeit" spiele ich eigentlich schon seit Jahrzehnten nur noch extrem selten...
     
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  20. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Es war quasi eine Metapher. Es ist für die Frage völlig unerheblich, ob ihr Stundenlohn beim Konzert bei 30.000, 300.000 oder 3.000.000 Euro liegt und auch unerheblich ob es netto oder brutto ist. Ich wollte darauf hinaus, dass es im Bereich Kunst keine umfassende Tariflohntabelle gibt.
     
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