Adolphe Sax - der Film!

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Schorsch, 13.August.2005.

  1. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Nein,

    leider kann ich nicht die Mitteilung machen, dass im Jahre 20xx die Geschichte des Adolphe Sax ins Kino kommt, aber ich habe mir schon ein paar mal Gedanken darüber gemacht, wie sein Leben als Drama inszeniert aussehen könnte. Besonders die (fiktive) Besetzung der einzelnen Rollen (mit aktuellen Schauspielern) fände ich interessant, und würde gerne eure Meinungen dazu hören.
    In meinen Augen sollte es ein Drama werden, das mit ihm als gebrochenem Mann endet. Aber auch die eine oder andere lustige Szene dürfte nicht fehlen. Nachfolgend mal eine Liste der wichtigsten Rollen und eine kurze Beschreibung.

    Adolphe Sax - und das gleich drei Mal (als Baby zählt nicht). Da wäre zum einen der junge Adolphe, der mit großen Augen das Tun seines Vaters verfolgt, auf der anderen Seite aber vom Schicksal gebeutelt wird und einen Unfall nach dem anderen erleiden muss. Als zweites Adolphe in der Blüte seines Lebens, wie er Paris erobert, seinen Feinden entschlossen entgegentritt, und keinem Streit aus dem Weg geht. Schließlich noch der alte Adolphe Sax - seine Freunde sterben, seine Erfindungen werden geschmäht, er stirbt in Einsamkeit.

    Charles Josph Sax - sein Vater. Ebenfalls genialer Erfinder, der sich alles, was er konnte, selbst beibrachte, aber letztendlich doch immer im Schatten seines Sohnes stand.

    Antoine-Alphonse Sax - sein Bruder. Auch Instrumentenmacher, hat ein gutes Verhältnis zu seinem Bruder, doch anlässlich einer Industrieausstellung kommt es zum Streit zwischen den beiden, da ihre Exponate für gleich gut befunden werden (muss ich nachher nochmal nachschauen – ist gerade zu dunkel hier…).

    Hector Berlioz - sein Freund. Er unterstützt ihn in Paris von Beginn an, ist begeistert von seinen Instrumenten und wirbt auch im Ausland für ihn. Vielleicht ein zweischneidiger Charakter - denn er, nach außen hin Fan von Sax, schreibt selbst kaum Werke für das Saxophon.

    Lieutenant Général Comte de Rumigny - sein Verbündeter. Hochrangiges Mitglied des Militärs, sieht in ihm den Retter der französischen Militärmusik, die besonders gegenüber der Deutschen eher kümmerlich wirkt. Unter seinem Schutz kommt es zum großen Wettstreit auf dem Champ de Mars, aufgrund dessen letztendlich das Saxophon in der Militärmusik eingeführt wird. Er muss aber nach der unfreiwilligen Abdankung des Königs fliehen.

    Pierre Louis Gautrot - sein Feind. Vielleicht nicht ganz der Realität entsprechend, aber die Vielzahl seiner Gegner muss in einem Charakter gebündelt werden. Erfinder des Sarrusophons und Mitglied der "Association générale des ouvriers en instruments de musique", der Vereinigung, in der sich Saxs Widersacher verbanden, um ihm entgegenzutreten. Unter seiner Leitung werden Saxs Mitarbeiter abgeworben, seine Fabriken geplündert, Prozesse gegen ihn geführt, Intrigen gegen ihn gesponnen und auch ein Anschlag auf sein Leben versucht, das aber nur einen seiner Mitarbeiter ins Jenseits befördert. Von Sax aber selbst wegen der Ähnlichkeit des Sarrusophons zum Saxophon angeklagt.

    Michele Carafa - der Kontrahent. Auf dem Champ de Mars sein direkter Gegner, Leiter der Kilitärkapelle mit konventionellem Instrumentarium.

    Der Mörder - er soll Sax töten, doch erwischt nur einen Mitarbeiter. Vielleicht die Gelegenheit für den Kurzauftritt eines Superpromis?

    Doktor de Vries - der Heiler. Der Inder kann Sax unter Verwendung einer mysteriösen Heilpflanze unter nicht weiter geklärten Umständen von dem Karzinom auf seiner Oberlippe heilen, das ihn jahrelang quälte und wegen dessen ihn die Ärzte bereits aufgegeben hatten.

    Aélaide-Joséphine Maor - seine Frau. Stets im Hintergrund bleibend, war lange Zeit sogar unklar, ob die beiden jemals geheiratet hatten (ja, sie hatten!). Mit ihr hat Sax fünf Kinder, von denen aber drei sehr bald sterben.

    Adolphe-Edouard - sein Sohn. Wie sein Vater Instrumentenmacher, führt er seine Arbeit fort. Doch solche Wunder wie er kann er nicht vollbringen, und so verkauft er die Firma 1928 an Selmer.

    Marie-Constance Sass - das Plagiat. Sängerin an der Pariser Oper, würde sich gerne in "Sax" umbenennen. Doch Sax reagiert empört. Stets in Prozessen als Angeklagter, dreht er nun den Spieß um, schießt mit Kanonen auf Spatzen und verklagt sie. Den Prozess gewinnt er, doch war diese Reaktion gerechtfertigt?

    Die Distins - die Künstler. Musikerfamilie aus England, die Sax in seinen frühen Jahren in Paris besucht. Über die Art ihrer Zusammenarbeit gibt es sehr viele Spekulationen, doch sie sind dafür verantwortlich zu machen, dass sich der Name "Saxhörner" für die von Adolphe Sax verbesserten Blechblasinstrumente etablieren kann.

    Mr. X - der unbekannte. Seine Identität ist bis heute nicht geklärt. Wohlhabender Geschäftspartner Saxs, der ihm in schweren Zeiten beisteht. Nach der Abdankung des Königs werden auf Drängen von Saxs Gegnern die Reformen der Militärkapellen revidiert, und Aufträge für seine Werkstadt storniert. Seinem Gönner missfällt die wirtschaftliche Lage nach dem Umsturz, und damit Sax seine Mitarbeiter weiter bezahlen kann, schenkt er ihm 30.000 Francs. Doch kurz darauf stirbt er, und es entbrennt ein Streit um sein Erbe. Dabei fällt auf, dass 30.000 Francs an Sax geflossen sind. Sax bezeichnet es als leichtsinnig "Kredit", und prompt muss er das Geld zurückzahlen, was ihn in den ersten Konkurs treibt.

    Das sind die wichtigen, auch damals wirklich existenten, Stationen in Saxs Leben. Doch auch weitere fiktive Charaktere sind (nach den gängigen Klischees) denkbar:

    Der Dienstjunge: ein junger Pariser Bursche (zu Beginn 14 - 16), der sich nicht von den Intrigen gegen Sax beeindrucken lässt. Erledigt für ihn Botengänge, wird über die Jahre zu einem engen Vertrauten und Freund. Sollte er es am Ende gar sein, der ermordet wird?

    Der Überläufer: eigentlich Mitglied der Vereinigung seiner Gegner, doch gerät er über die Jahre ins Wanken und fragt sich, ob ihr Handeln gerechtfertigt ist. Sollte er gar das Attentat ausführen und bewusst den falschen erwischen? Oder versucht er die anderen zu überzeugen, Sax eine Chance zu geben, und endet dafür in der Seine?

    Der Jugendfreund: Freund des jungen Sax, tritt später unverhofft in Paris wieder in sein Leben. Sollte es in der Vergangenheit ein Ereignis (einen Streit, einen Kampf, eine gemeinsame Liebe...) gegeben haben, und er konnte nicht verwinden, dass er Sax unterlag? Tritt er der Association bei? Plant er das Attentat? Führt er das Attentat freiwillig aus?


    Oh man, ihr habt keine Ahnung, wie viel Spaß mir allein schon das Schreiben dieses Beitrags gemacht hat. Ich gebe zu, dass es vielleicht etwas schwer ist, über einige der Teile seiner Geschichte und die darin enthaltenen Charaktere zu sprechen, da sie in den weit verbreiteten Werken über ihn und das Saxophon einfach nicht enthalten sind (Gautrot, sein Mörder, die Association, sein Bruder, seine Frau...). Aber jeder kann ja mal zu jedem Charakter den er kennt einen Besetzungsvorschlag machen.
    Adolphe Sax sollte zumindest jeder kennen. Und da zeigen sich auch schon erste Schwierigkeiten: Genie und Wahnsinn, so eng beieinander. Er ersinnt viele Verbesserungen und schließlich auch das Saxophon. Doch auch der Wahnsinn kommt nicht zu kurz in seinem Leben: er plant eine riesige dampfbetriebene Orgel, die auf den Hügeln vor Paris errichtet werden soll. Mit ihr soll die ganze Stadt beschallt werden können. Züge sollen die riesigen Pfeiffen an ihren Platz bringen, wo sie dann von gigantischen Kränen aufgerichtet werden (kein Witz!). Nur auf das Drängen von Freunden hin, er würde für diesen Vorschlag in eine Anstalt eingewiesen werden, unterlässt er es, seinen Plan der Administration vorzulegen. Darüber hinaus ersinnt er den Bau einer riesigen Kanone. Also: Genie und Wahnsinn in einer Person. Dazu vom Schicksal noch zu ständigem Leid veurteilt: er erlebt schon in der Kindheit zahlreiche beinahe tödliche Unfälle, wird vom Krebs jahrelang gequält, von seinen Pariser Kollegen öffentlich diffamiert und in Prozesse verwickelt. Er selbst scheut allerdings auch keinen Kampf und kann durchaus als streitlustig bezeichnet werden. Er "duelliert" sich mit anderen Musikern, die die Überlegenheit seiner Instrumente nicht anerkennen wollen. Sieht er die Gelegenheit, selbst andere anzugreifen, nutzt er sie, ohne über die Konsequenzen nachzudenken... Welcher Schauspieler, soll dieses Genie, diesen Wahnsinn, dieses schwere Schicksal, aber auch diesen streitbaren Charakter und diese Emotionalität verkörpern können? Ich bin auf Vorschläge gespannt. Achso: das ganze fiktive Projekt soll doch recht authentisch bleiben - Wil Smith scheidet also aus ;-)

    Das allgemeine Set ist ja relativ festgelegt: Geburt in Dinant, Jugend in Brüssel, Erfolg, Probleme und Tod in Paris. Dazwischen Aufenthalte in London und Bonn. Durch die Zeit ist auch alles andere (Kleidung, Infrastruktur) schon fest vorgegeben. Von der Art der Ausstattung her vielleicht wie "From Hell"? Mit Spezialeffekten wird es etwas schwer, doch durch sollte man über eine Veränderung der Farbpalette (siehe Matrix, SinCity) als Stilmitel nachdenken? Zum Beispiel: starkes rot und gelb in seiner Jugend, um eine "heimeliche" Atmosphäre zu schaffen, und in Paris vielleicht eher grün und blau, um den Widerstand gegen ihn auszudrücken?

    Ich bin gespannt auf alles, was ihr beisteuern könnt: Besetzungsvorschläge, zusätzliche (reale oder fiktive) Charaktere, Beschreibungen ganzer Sequenzen der realen Geschichte, Vorschläge für neu hinzuzufügende Handlungsstränge, Vorschläge für Musik („… vielleicht so in der Art von …“) und alles, was euch sonst noch einfällt. Wer weiss, vielleicht bekommen wir ja ein ganzes Drehbuch zusammen? ;-)

    Ich lade euch herzlich ein, hier ein bisschen mit mir rumzuspinnen!
     
  2. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Coole Story, die es wirklich verdient hätte verfilmt zu werden.

    Im Chat gestern nannten wir ja beide gleichzeitig Jack Nickolson für die Rolle des Sax. Kinski wäre vom Charakter auch nicht schlecht, aber das Aussehen würde nicht passen. Außerdem steht er ja eh nicht zur Verfügung.

    Wie wär es mit Robin Williams als Vater? Der lässt sich recht vielseitig einsetzen.
    Dustin Hoffmann als Pierre Louis Gautrot?

    Es wäre echt reizvoll sich darin zu vertiefen.
     
  3. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Na ja, die Schauspieler werden ja meist entsprechend dem Budget ausgesucht, das zur Verfügung steht.
    Finde die Idee ja auch klasse, aber doch eher vielleicht als Europäische Veranstaltung, ohne Hollywood.

    Denke ein gutes Drehbuch könnte sicher als Fernsehproduktion für z. B. ARTE gute Chancen auf Realisierung haben. :cool:
     
  4. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    ... und naturlement Gérard Depardieu als Lieutenant Général Comte de Rumigny nebst Catherine Deneuve als Aélaide-Joséphine Maor (und vielleicht darf ich ihr in einer klitzekleinen Nebenrolle als kleiner Hausangesteller zur Hand gehen:)
     
  5. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Depardieu als General, das gefällt mir sehr gut.

    Ich habe noch Michele Carafa reingeschrieben, der mit Sax auf dem Champ de Mars konkurriert hat. Ich würde hier direkt mal Daniel Day-Lewis vorschlagen, bekannt zum Beispiel aus "Gangs of New York". Und sehr viel müsste an der Figur des William "The Butcher" Cutting nicht verändert werden, die er dort spielte. Crazy, von sich mehr als überzeugt, nicht bereit, zu unterliegen, und auch optisch in meinen Augen sehr passend. Wenn ich mir vorstelle, wie er engagiert und mit ausladenden Gesten dirigiert, sein Haar sich dabei mehr und mehr selbständig macht, er die Stimmen vor sich hin mitbrummelt - perfekt.

    Als Pierre Louis Gautrot fiel mir spontan Patrick Stewart ein. Durchaus in der Lage, mehr zu liefern als ein müdes "make it so", Mitglied der Shakespeare Company, und nicht zuletzt durch sein optisches Markenzeichen dazu in der Lage, Charakterrollen zu spielen. Ich finde, ein sehr charismatischer Bösewicht.

    @michat: das ganze ist ja auch nur fiktiv. Es geht darum, wer welchen Typ mit welcher Rolle assoziiert. Ich finde das sehr spannend.
     
  6. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Dann schlage ich Robert De Nero als Sax vor, der hat schon einschlägige Erfahrungen mit dem Instrument (New York, New York) und könnte den älteren, etwas durchgeknallten Sax sicher überzeugend rüberbringen.

    Aber ansonsten finde ich die ganze Idee gar nicht so aus der Welt. Wäre mit sicherheit ein spannender und guter Film!
     
  7. LateNite

    LateNite Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo zusammen,

    das ist eine klasse Idee, liebe Leute. Wir sollten aber nicht beim Casting verharren - das gemeinsam verfasste richtige Drehbuch muss her. Nachdem uns das Knabelchen-Diarium fehlt, wäre eine solche Arbeit doch ein geeigneter Trost und eine schöne Sache fürs tägliche spinnen ...

    Man könnte sich das so vorstellen: Unser Initiator schreibt mit den schon super angedeuteten Charakteren sowie den wichtigsten Schauplätzen und Zeitdaten ein erstes Handlungsgerüst. Dann dürfen alle ihre Geschehnisse, Dialoge, Rückblenden und sonstigen Verwicklungen dazu schreiben. Aber eben nur dazu - vorhandenes ändern is nich.

    Mal sehen, wie die Geschichte dann läuft. Und vielleicht findet sich ja später ein Filmemacher oder TV-Produzent, der das mit den allfälligen Anpassungen übernimmt. Ich kenne da jemanden bei den Berliner Bundesfilmförderern. Unsere Casting-Wünsche würden aber wohl bescheidener, nix Nero und so.

    Zu verrückt?
    Bis dann mal - Jürgen
     
  8. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Hehe, genau an soetwas habe ich heute auf der Arbeit auch gedacht. Mal sehen, vielleicht finde ich ja mal die Zeit dazu, den Anfang zu machen. Garantiert nicht verrückt, aber sehr zeitaufwändig für nebenher :)
     
  9. jazzman

    jazzman Ist fast schon zuhause hier

    Also, wenn ihr noch ca. 10 Jahre warten könntet ;-)
    Ich träume davon später nach dem Abi in Richtung Kammeramann/Regisseur zu gehen, wenns soweit ist, sag ich euch bescheid..... :-D ;-)

    PS: Die Idee mit dem Drehbuch ist ne super Idee..... Ich würd gern mitmachen. Wenns fertig ist, hätte ich auch noch einen guten Draht zur Theatergruppe unserer Schule ;-)
     
  10. Saxratte

    Saxratte Ist fast schon zuhause hier

    Hey! Das Thema ist echt anstecktend!

    Hier meine Vision von den Dingen:
    Als ausgesprochener Fan der B-Movies der 50er Jahre drehen wir den Film einfach selbst!
    Ich habe Weihnachten einen Camcorder geschenkt bekommen. Und ich weiß auch schon, wie man den Akku davon auflädt. :)
    Wir drehen einen Schwarzweiß-Stummfilm mit den Forum-Mitgliedern in den Hauptrollen !!! :cool: :cool: :cool: :cool: :cool: :cool: :cool:



    Verrückte Grüße
    Saxratte :lol:
     
  11. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Verrückte gibt es hier ja genug ;-)

    Aber Stummfilm? Nein
     
  12. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    @saxratte

    hm, witzige Idee...darf ich den Stinkstiefel spielen? :)

    Torsten
     
  13. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Schade, dass es nur 2 weibliche Rollen gibt - ich würde zu gerne mitmachen, aber die beiden Charaktere passen wohl nicht so recht auf mich :-D :-D :-D

    Saxolina
     
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