Aldi-Sax

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von sharp, 27.November.2009.

  1. schluesselpapst

    schluesselpapst Ist fast schon zuhause hier

    Rettet die armen Milchbauern!

    Die armen Milchbauern, die die neugeborenen Kälber auf den Müll hauen, weil sie ja nur die Milch wollen.

    Die armen Milchbauern, die mit ihren 200 000 Euro Trecker auf den Wiesen herumfahren und die Millionen Tonnen an Gülle und Pestizide in die Umwelt und ins Grundwasser leiten.

    Die armen Milchbauern, die schon vor 70 Jahren ein großer Mann entschuldet hat.

    Die armen, armen Bauern, die mit Weizen (!) heizen und dann noch die Hälfte des EU Budget bekommen.

    Schon arm diese Leute.... mit ihren Höfen und Familien

    Grüße Schlüsselpapst
     
  2. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Ich habe den Thread in das Sammelforum für Esoteriker und Philosphen verschoben.
    Lobenswert finde ich es, dass diese kontroverse Diskussion bisher ohne größere persönliche Anfeindung ablief. Bitte weiter so.
     
  3. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chris,

    was haben denn Schnäppchen bitteschön mit Ausbeutung zu tun? :-?

    "Schnäppchen" bedeuten einen Preis unter dem üblichen Niveau - meistens verzichtet dabei der Händler zu Werbezwecken auf einen Teil seiner Gewinnspanne.

    Wie ich schon schrieb, werden Instrumente wie die Saxofone vor allem für den chinesischen Markt selbst produziert.
    Was die chinesischen Instrumente vor Ort kosten, kann man recherchieren - nach meinen Informationen etwa umgerechnet 150 Euro für ein brauchbares Alto. Das ist der normale Preis für die dortigen Konsumenten, das Preisniveau ist dort ähnlich niedrig wie das Lohnniveau.

    Hier mal ein paar chinesische Hersteller und ihre Export-Preise: http://www.alibaba.com/countrysearch/CN-suppliers/Saxophone.html (

    Wenn ein deutscher Händler das Sax verkauft, sind dabei noch der Transport, Steuern sowie sein persönlicher Gewinn enthalten, weshalb man oft den Einkaufspreis schlicht verdoppelt.
    Ein normaler europäischer Verkaufspreis für ein durchschnittliches China-Sax läge also bei 300,-.

    Nimmt der Händler weniger, dann verzichtet er auf Gewinn, wie gesagt meistens zu Werbezwecken.

    AUSBEUTUNG ist hingegen meiner Ansicht nach, wenn ein Chef den meisten Teil des Gewinns für sich und seine engsten Mitarbeiter verwendet, den einfachen Arbeitern und Angestellten hingegen im selben Moment Lohnkürzungen oder Nullrunden zumutet.

    Und um so etwas zu erleben, muss man wahrhaftig nicht nach Fernost schauen! ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  4. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo,

    ich weiß nicht warum es offtopic ist, bei der Beurteilung eines Saxophons die Rahmenbedingungen der Produktion zu berücksichtigen. Das geschieht doch auch bei Bio-oder Fairhandelprodukten.

    Hallo Rick,

    Nein, leider. Aber ein Missstand relativiert sich nicht durch einen anderen. Deshalb kann ich auch nichts anfangen mit Vergleichen aus der Textilindustrie oder "...der werfe den ersten Stein".

    Ich glaube auch nicht, dass es "belastbarer Beweise" bedarf. Kapitalismus, "freier Markt" und Ausbeutung von Mensch und Erde funktionieren weltweit nach denselben Regeln.

    Was mich ärgert: Nachdem wir oder unsere Eltern mühsam um soziale und ökologische Standards gekämpft haben, importieren wir jetzt den Standard von 1900.

    Mir geht es nicht um Lokalpatriotismus, sondern um die existierende Unfreiheit. Diese sehe ich auch bei uns z.B. bei Keilwerth, wo die Arbeiter 8Std. funktionieren müssen um die ehrgeizigen Produktivitätsziele zu erreichen. Das ist jetzt auch keine spezifische Kritik an JK, sondern eine schlichte Feststellung.

    In China klafft die Schere noch viel weiter auseinander. Der Preisunterschied hat ca. Faktor 10, der Lohnunterschied Faktor 30 für Fachkräfte.

    Das heißt über den normalen Vertriebsweg bleibt dem Chinesen vom Saxophon tatsächlich nicht mehr als eine Schüssel Reis. Von Ökologie, Arbeitssicherheit oder sozialer Absicherung reden wir noch gar nicht.

    Was ich deprimierend auch bei anderen Themen finde, ist das Phlegma hier. "Da kann ich doch sowieso nichts machen." Nee, so nicht.

    Der Bürger sagt wo es langgeht, nicht mit dem Kreuz alle 4 Jahre, sondern mit dem täglichen Einkauf. Und alle berufen sich darauf. Der Kunde will es so, sagt die Wirtschaft. Die Bürger wollen es so, sagen die Politiker.

    Und jetzt? Mit "Ich bin klein, mein Herz ist rein" lässt sich nichts machen.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  5. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Klasse, welche Klischees bedient werden.

    Ich weiß nicht, wie die Situation in Ösiland ist, aber da du der Papst bist, bist du sicherlich unfehlbar. ;-) Tatsache in meinem D-Land ist jedoch, dass es etliche Bauern gibt, die an der Existenzgrenze wirtschaften. Und relativ wenige "Großkopferte".

    Aber bitteschön:

    Keiner, aber auch gar keiner (!) reagiert, wenn infrage gestellt wird, ob der breit angelegte Konsumwahnsinn weiterhin vertretbar sein kann.

    Und typisch bleibt auch:

    Häufig packen Leute dann, wenn sie argumentaiv nicht weiter kommen (auch unterschwellig) die Nazikeule aus oder stellen irgendeinen Bezug zur NS-Zeit her. Armselig!

    Chrisdos:
    Nur 8 Stunden, bravo! Welche Realitäten lebt ihr denn bitteschön? Die angedeutete Schere geht auch bei uns nun langsam, aber sicher himmelweit auf! Viele malochen weit mehr als 8h. Und warum? Weil sie angst vor Arbeitslosigkeit und soz. Absturz haben...........


    Grüße
    Brille
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chris,


    was ich letzte Nacht zu erwähnen vergaß:

    In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es noch sehr viele erfolgreiche Saxofon-Manufakturen in den USA. Dort setzte man traditionell stark auf Handarbeit, was natürlich höhere Produktionskosten bedeutete. (Allerdings wurden auch diese "Handarbeiter" logischerweise nach heutigen Gesichtspunkten nicht gerade fair bezahlt oder gar allgemein behandelt...)

    Doch aufgrund von Währungsunterschieden sowie moderneren Fertigungsmethoden ("Produktionsstraßen") eroberten deutlich preisgünstigere, dabei jedoch nicht gerade schlechtere Instrumente aus dem Ausland (besonders Frankreich) immer mehr den amerikanischen Markt, bis schließlich die US-Produktion praktisch komplett zu existieren aufhörte.

    Heute ist unter den "Big Four" keine in den USA produzierende Firma mehr vertreten, die Namen Conn, Martin, Holton, Buescher etc. haben nur noch auf dem Vintage-Markt einen guten Klang.

    Eine ähnliche Geschichte lief dann in den 80ern ab, als die Japaner den Weltmarkt eroberten. Auch damals gab es schon böse Gerüchte über menschenunwürdige Produktionsbedingungen... :roll:

    Vergessen wir nicht: China ist immer noch eine kommunistische Volksrepublik. ;-)

    Im Ernst: Ich bin natürlich auch nicht von den chinesischen Menschenrechtsverletzungen begeistert, muss aber zugestehen, dass man dort tatsächlich inzwischen an der Verbesserung der Produktionsbedingungen arbeitet.

    Meine Rechnung geht so:
    Nachfrage bringt Reichtum.
    Reichtum bringt gesellschaftliche Ungleichheit.
    Ungleichheit bringt Unzufriedenheit.
    Unzufriedenheit bringt Revolution.
    Revolution bringt Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen.

    Eine Revolution muss nicht mit bewaffnetem Kampf einhergehen - manchmal genügt schon die Drohung einer breiten Bevölkerungsmehrheit, um die Mächtigen zur Einsicht zu bringen, etwas für die Leute tun zu müssen.

    Die VR China befindet sich da gerade augenscheinlich in einem sehr interessanten Prozess, der im Westen nicht immer umfassend und objektiv genug wahrgenommen wird.
    Es bleibt spannend... :cool:

    Den importieren wir nicht nur (aus vielen verschiedenen Ländern!), den setzen wir auch bei uns zu Hause immer mehr ein.
    Weil uns von "Fachleuten" eingeredet wird, das sei das Beste für die Wirtschaft. :evil:

    Da gebe ich Dir Recht.

    Deshalb achte ich auch bei meinen alltäglichen Einkäufen möglichst auf die verschiedenen Gütesiegel, auf manche Produktgruppen verzichte ich sogar ganz.

    Leider gibt es noch keine FairTrade-Musikinstrumente.
    Das wäre vielleicht mal eine gute Idee.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  7. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Chrisdos: Zitat: Mir geht es ........um die existierende Unfreiheit. Diese sehe ich auch bei uns z.B. bei Keilwerth, wo die Arbeiter 8Std. funktionieren müssen
    Hast ja Recht, die Betonung lag auch auf "funktionieren müssen"
    Die einen haben keinen Job, die anderen arbeiten für 2 und sind davon so ausgebrannt, dass sie nur noch soaps glotzen auf die Reihe kriegen.

    Vollbeschäftigung wäre für die Wirtschaft eine Katastrophe. Stell Dir vor, kein Druckmittel mehr.

    Ach nee, ich hör jetzt auf und geh üben, sonst krieg ich blos Depressionen.

    Wünsch Euch was

    Chris
     
  8. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    siehst Du wie wir das System bereits verinnerlicht haben. Reichtum bringt Ungleichheit, weil unser Geld eben die Bosse bekommen und zuwenig abgeben. Und obwohl wir das wissen, machen wir mit ihnen weiter Geschäfte.

    Das ist jetzt sehr grob beschrieben, aber der Grundgedanke stimmt. Schau, die Einen sagen, ein Boykott von LIDL ist unsozial, weil die Kassiererinnen ihren Job verlieren.

    Ich sage Nein, der Boykott ist solidarisch. Wenn LIDL weg ist, kommt eben ein anderer, der auch Kassiererinnen braucht. Wenn der seine Leute ordentlich bezahlt und behandelt, ist alles wunderbar. Wenn nicht, beginnt das Spiel von vorne.

    Ich behaupte nicht, dass das alles ganz einfach geht und immer gleich Erfolg verspricht. Aber für mich ist es sowas wie gelebte Volksherrschaft.

    Gute Nacht

    Chris
     
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Fein, das ist mein Stichwort: gelebte Volksherrschaft= gelebte Demokratie.

    Nur, durch den Boykott chinesischer Billigware und der Unterstützung der heimischen Wirtschaft hältst du den Aufschwung der chinesischen Wirtschaft nur auf, zementierst also die schlechten Verdienste und Arbeitsbedingungen dort. Nur durch den Kauf chinesischer Saxophone stärkst du den dortigen Wirtschaftsaufschwung und schaffst damit bessere Arbeitsbedingungen.
    Die Weltwirtschaft geht danach zum nächsten Billiglohnland über und wenn dann selbst Kenianer, Samen und Inuit Saxophone gebaut haben, sind wir hoffentlich durch mit dem Preiskrieg. Das endet erst, wenn die Arbeit weltweit gleich viel kostet.

    Im Ernst, wir leben immer noch auf Kosten vieler anderer Völker, gehören nach den angezettelten Weltkriegen erstaunlicher Weise immer noch zu den Kriegsgewinnlern und müssen nun nicht die Arbeitsstellen derer boykottieren, die das Glück haben, auch mal erfolgreich nach Deutschland exportieren zu können.
     
  10. the_ashbird

    the_ashbird Ist fast schon zuhause hier

    hey chris.

    ich versteh deine ansichten...und trotzdem bleibt das ganze schwierig - die weltwirtschaft ist eben ein zu komplexes system, um von einzelnen konsumenten "gelenkt" zu werden (auch wenns natürlich ein anfang wäre!)

    bezüglich: "die reichen geben zu wenig ab".
    das hatte ich letzte woche gerade in nem uni-kurs. bei uns in österreich (weiß nicht, wie es in deutschland ist!) erwirtschaften nur ca. 3% der bevölkerung ein einkommen in der obersten einkommenssteuerklasse (> 50.000€). deshalb ist es im prinzip, rein wirtschaftlich auf die steuern bezogen, schlichtweg unrational, dort anzusetzten.
    (bei uns müsste man den höchststeuersatz um ca. 60% erhöhen (also auf ca. 80% (!!) anheben), um die steuereinnahmen zu erreichen, die durch eine erhöhung des mittelsatzes um 0,1 prozentpunkte(!!) erzielt werden könnten.)

    ansonsten stimm ich ppue zu:
    wenn die wirtschaft anderer länder (mit billigeren konditionen) boykottiert wird, wird weder die weltwirtschaft noch die des landes an sich gestärkt, eher das gegenteil wird zutreffen.

    @brille & schlüsselpapst!
    bauern bzw. landwirte sind glaub ich nicht gerade der beste vergleich. bei uns im ösiland werden bauern ziemlich stark durch bund und länder subventioniert. (ich glaub nicht, dass es in deutschland vergleichbar ist!)


    zum abschluss:
    ich find die diskussion sehr interessant! vor allem finde ich es super, dass die gesamte diskussion bislang (und hoffentlich weiterhin) so friedlich und sachlich abläuft!
    weiter so!!

    lg phi
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chris,

    wieso haben wir das verinnerlicht?

    Was ich da geschrieben hatte, war nichts anderes als der Grundgedanke vom ollen Karl Marx. :-D
    Das Phänomen, dass Bosse zu wenig abgeben, gab es schon immer, diskutiert wird darüber spätestens seit dem 19. Jahrhundert.

    Und was machen die Kassiererinnen solange? :-?
    Daneben stehen, arbeitslos sein, hungern und jubeln: "Endlich befreit uns mal jemand von der Last der Arbeit!"? :p

    Ich bin nach wie vor derselben Ansicht, die auch PPue noch mal ausgeführt hat:

    Veränderungen können nur geschehen, wenn die Arbeiter aufgrund der Nachfrage gebraucht werden und entsprechend Druckmittel haben: "Behandel uns besser, oder wir streiken, dann verdienst du nix!" ;-)

    Mit Boykott vernichtet man hingegen bloß Existenzen, trifft stärker die Unschuldigen als die Verantwortlichen.

    Denn was macht der Supermarkt-Chef, der pleite geht?
    Einen schönen Bankrott, bekommt unter Umständen sogar noch viel Geld dafür - Steuerrückzahlungen, Krediterlass, Verkauf von Immobilien...
    Die "freigesetzten" Kassiererinnen dürfen hingegen "hartzen". :-(


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  12. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    welches Wunder versprichst Du Dir denn von einer steigenden Nachfrage? Dass alle 4 Mio. Arbeitslosen bei LIDL arbeiten und dann endlich ein Druckmittel haben?

    Sorry, aber wovon träumst Du? Ich wüsste nicht, dass Ungelernte Arbeitskräfte jemals ein Druckmittel hatten.

    Friss oder stirb, das ist die Wahl. Glaubst Du im Ernst, das wird sich ändern, selbst wenn LIDL den Umsatz verdoppelt.

    Nach Deiner Philosophie müssen die Kassiererinnen ja dankbar sein, das sie dank Hartz IV auch noch den allermiesesten Job annehmen müssen.

    Schaffen wir doch einfach jede soziale Absicherung ab. Dann gibt es jede Menge 1-Euro-Jobs und alle sind glücklich.

    Gute Nacht!

    Chris
     
  13. MrSaxobeat12

    MrSaxobeat12 Schaut nur mal vorbei

    Hast du das Sax schon?
    Ich hab mir auch das von Hofer genommen es ist Stabil hat einen Super klang und die Flying Gosse Blätter sind der Hammer.
    MFG MrSaxobeat12
     
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