Anfängerfrage zu II - V - I Progression

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von slowjoe, 19.November.2016.

  1. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Ich hatte letzte Woche eine Doskussion mit unserem Gittarristen der in letzter Zeit
    etwas tut das bei mir für Verwirrung beim Improvisieren sorgt. Er verändert Akkorde
    in einem Stück.

    Hier ein Beispiel:

    Die "normale" II - V - I in C Dur sieht so aus:

    Dm7 | G7 | Cmaj7

    Er verändert das in

    F6 | G7 | Cmaj7

    mit der Begründung ein F6 sei das gleiche wie ein Dm7. Sind ja die gleichen Töne und
    die Akorde können damit getauscht werden.
    Meine Meinung dass das schon ein Unterschied sei weil Dm7 ein Moll - Akkord sei und
    F6 ein Dur - Akkord und die Progression dann keine II - V - I mehr lässt er nicht gelten.

    Da ich kein sonderlich begnadeter Improvisateur und Musiktheoretiker bin hier die Frage
    an die Fachleute ob so was zulässig ist. Die Progression hört sich nach dieser Änderung
    - zumindest für mich - sehr merkwürdig an....


    SlowJoe
     
  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    F6 ist im Prinzip ja nur eine Umkehrung des Dm7. Die Töne sind identisch. Interessant ist, was der Bass spielt. Wenn dieser weiterhin ein D spielt, sehe ich kein Problem.
     
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  3. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    Au ja, das hatte ich vergessen. Die so "bearbeiteten" Akkordschemata
    gibt er auch an den Bassisten weiter. Der ist neu in der Band und spielt
    dann auch danach....

    SlowJoe
     
  4. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    und das läuft dann als harmonischer Background zu meiner Impro. Ich kriege an so einer Stelle immer Bauchschmerzen.

    SlowJoe
     
  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nee, der Bassist sollte Dm7 spielen, damit die Basslinie stimmig bleibt. Da gebe uch dir recht.
     
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Solche Änderungen sind im Jazz durchaus häufiger zu finden. Auch dass begleitung oder solist die changes ändert ist öfters so, durchaus auch direkt beim spielen. Das geht aber nur wenn der Spieler dem folgen kann. Und dass der Bassist auf der 1 den Grundton spielt ist hilfreich aber kein muss.
     
  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hat ja auch keiner gesagt...

    Dennoch spiele ich einen anderen Bass bei Dm7 oder F6.
     
  8. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Für den Gitarristen macht es tatsächlich keinen Unterschied. Die müssen die Umkehrungen eh legen, wie sie gerade auf die Saiten passen. Den Bass aber gleich zwangsverpflichten, das mitzumachen, halte ich ohne weitere Begründung für bedenklich, denn jene, dass ein F6 gleich einem Dm7 sei, trifft für den Bass und seiner Linie eher nicht zu.
     
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  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Danke!
     
  11. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    Yip. das ist eine schöne Sache, aber auch tricky , meines Erachtens nach,
    wie @saxhornet schrieb, oft üblich, damit es nicht immer nach IIm-V7-Imaj7 klingt, und eben hilfreich, wenn dann der bassist beim Grundton der Funktion bliebe,
    was die Bassisten dann aber nicht gern machen ;-) , damit man in seinem Chorus ned rausfliegt.
    daher immer unbedingt: solche Stellen definieren - damit dann auch immer genau so das gespielt wird...
    kannst ja mal alle etwas schockieren, in dem Du einfach an Stelle des Sixte ajoutée [Danke Tom] einfach mal die Tritonus-Substitutin drüber spielst...
    in Deinem Beispiel: Dm7 | G7 | Cmaj7 → verändert das in F6 | G7 | Cmaj7
    und Du spielst entweder statt Dm7 - G#m7 → oder über das F6 ein C#6 → das finden dann alle sicher witzig :mad:
    Aber Spass bei Seite: wennst einen Gig spielst, dann kann das sehr gefährlich werden, dass dann alle rausfliegen,
    ich möchte nicht die Anleitung zur Selbstzerstörung geben.
    Man kann sich auch als Band ausmachen, aus [Vor]Spieltechnischen Gründen das bitte 'brav' als Dm7-G7-Cmaj7 zu spielen und viel. eher mit ner alterierten Scala da etwas drüber zu gehen...
    Ich selbst bitte die Kollegen immer - in diesem Fall Gittarist/Pianist/Orgel und auch den Bassisten, das genau so zu spielen, dass eben nicht der Effekt einer Subdominante auf der 1. Stufe erzeugt wird → Sixte ajoutée, sondern eben der Moll-Akkord der 2. Stufe.
    Oder eben, ich weiß, dass es eben Grifftechnisch leichter ist, das F6 zu spielen und richte mich danach,
    Viel Erfolg
    P.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.November.2016
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  12. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    das mag zwar bedingt stimmen, aber ein guter Gitarrist wird sich immer nach der Melodie und der Harmonik richten und auch Stimmführungsmäßig zu unterstützen, bzw. den Solisten nicht zu kontakarieren. ich hab mich immer bemüht, dann mal eben keine Terzen oder Septimen oder andere Tensions zu spielen, damit der Solist frei ist, auch mal ne #9 neben einer Dur-Terz zu spielen, ohne dass es sich reibt. Man kann sich das schon ordentlich legen auf der Gitarre. Wenn man natürlich nur in der 1. Lage unterwegs ist, wirds eng..
    P.
     
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  13. ppue

    ppue Mod Experte

    Du kannst den F6 greifen, wie du willst. Solange der Bassist D spielt, wird das nach Dm7 klingen.
     
  14. saxhornet

    saxhornet Experte

    die Funktion des akkorde ändert sich in diesem Fall nicht, nichtmal das skalenmaterial ist anders. Nur der erste Basston ist anders, wenn der Bassist den Akkord streng ohne weitere Noten bedient. Und dass Bassisten auf der eins die Terz oder Quinte mal spielen, passiert häufiger. Und genau dass wird es sein, was dich irritiert, dass du die Grundtöne nicht wie von dir erwartet hörst. aber es ist durchaus üblich dass akkorde ausgetauscht werden, z.b bei tritonussubstituten.
     
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  15. Rick

    Rick Experte

    Grundsätzlich finde ich, man sollte während des Themas die dazu am besten passenden Akkorde spielen, in der Improvisation kann sich hingegen ganz viel verändern, je nach dem, was der Solist gerade macht, denn bei seinem Solo gibt er an, was passiert, er wird schließlich BEGLEITET, nicht bevormundet. :cool:

    Und ein versierter Bassist spielt bei einer typischen Jazznummer nicht den ganzen Takt lang nur D, sondern er entwickelt eine "Walking Line", in der durchaus D, aber auch F auf die 1 vorkommen könnte.
    Und er lässt sich nicht vom Gitarristen vorschreiben, was er zu spielen hat, sondern hört den Akkord und richtet sich danach, spielt die für sein Gehör geeigneten Töne.

    Und der Saxofonist muss seinerseits den für ihn passenden Weg finden. Aber wenn er an einer bestimmten Stelle seines Solos einen anderen Sound hören möchte, sollte er sich damit auch durchsetzen, finde ich. :cool2:

    Bei Anfängern sieht das Ganze natürlich anders aus, die müssen einfach ganz viel experimentieren, bis sie ihren Stil entwickelt haben.
    Für mich gibt es sowieso beim Jazz ganz wenig "richtig" oder "falsch" (wenn überhaupt).


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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  16. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Jau, und wenn ich an mich denke, bin ich erstmal froh, ohne größeren Unfall durchzukommen.:-?

    LG Helmut
     
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  17. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Bestimmte Progressionen ergeben dann doch gar keinen Sinn.
    Folgende 3 6 2 5 1 Verbindung:

    Em7 A7 | Dm7 G7 | Cmaj7
    würde dann zu:
    G6 A7 | F6 G7 | Cmaj7

    Funktioniert auch irgendwie, aber die Idee des Quintfalls kommt nicht mehr durch.

    Mir ist vollkommen klar, das Akkorde substituiert werden können (Parallel- und Gegenklänge, Tritonus, etc.). Für eine richtige Reharmonisation ist mir das Ursprungsbeispiel aber etwas zu wenig. Das klingt eher nach Faulheit des Gitarristen, der lieber Durakkorde als Mollakkorde denkt.
     
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Natürlich kommt die Idee des Quintfalls nicht mehr durch aber gerade das ist ja manchmal gewollt, besonders, wenn es die so und so ofte Wiederholung solch eines Teils ist. Für ungwohnte Ohren ist es auch schwierig damit klarzukommen wenn bei Night and day im ersten Takt nicht der II m7b5, sondern bVI maj 7 kommt. Wenn Du es vom Ohr verstanden hast, funktionieren beide Versionen, wie auch bei deinem Beispiel, die eine klingt halt nur etwas runder als die andere.
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.November.2016
  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Das ist es vermutlich...
     
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  20. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich frage mich, ob dein Gitarrist wirklich verstanden hat, was er da tut.
    Nur weil etwas, seien es Akkorde oder Skalen, aus dem selben Tonmaterial besteht, ist es noch lange nicht das Gleiche. Mit dem Argument könnte man ja auch behaupten, die ii-V-I gibt es gar nicht, sondern es handele sich dabei um I-I-I. Nicht nur, aber auch durch den zugehörigen Bass, sind das aber hörbar zwei verschiedene Dinge.
    Ein Problem bei der Unterscheidung ist sicherlich die Mehrdeutigkeit von Akkorden (speziell bei Quartenvoicings), weil diese häufig ohne Grundton gespielt werden und sowieso in verschiedenen Umkehrungen auftreten. Da muss man halt auf den Kontext schauen, was gemeint ist und i.d.R. hört man das auch so.
    Eine Umkehrung ist aber keine Ersetzung!
    Die beginnt erst dort, wo auch wirklich F6 gemeint ist, also der Bassist das mitmacht und entsprechend andere Akkordtöne ansteuert. Der Sinn des Ganzen erschließt sich mir aber nicht wirklich. Hätte man jetzt z.B. G7 gegen Db7 getauscht oder einen zweiten Takt Cmaj gegen E-7, ok. Aber D-7 gegen F6 ist mir noch nicht untergekommen.
    Nur mal zum Verständnis: wir reden in diesem Fall dann aber auch über ein lydisches F?
     
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