Berlin21

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 1142, 30.November.2015.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Bei mir ist es eher, daß ich da grossgeworden bin und mir da auch was berufliches aufgebaut habe und nicht woanders von vorne anfangen will. Mal davon abgesehen bin ich absolut ein Stadtmensch. Die die herziehen versprechen sich vorher mehr davon und sind dann oft aber enttäuscht, wenn sie erstmal hier wohnen und dann erst merken wie hart das Überleben als Musiker ist. In den Kleinstädten erlebe ich dann teilweise im Umland von Berlin Musiker auf Strassenfesten, die an den Musikschulen vor Ort arbeiten und dort auch von den Leuten gefeiert werden, die in Berlin aber nicht mal eine Aufnahmeprüfung bestanden hätten. Und von Auftritten kann kein Musiker mehr leben, nicht mal die, die in Bands wie Seed, Boss Hoss oder bei Voice of Germany spielen.

    Lg Saxhornet
     
  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    @saxhornet

    Aber warum zieht es so viele Musiker nach Berlin?
     
  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Hippe Stadt, man kann gut weggehen, ist noch relativ billig, viele Ort wo man theoretisch spielen kann. Wenn Du nur zu Besuch in Berlin bist kann einen das Angebot regelrecht erschlagen. Wenn Du dann aber hier wohnst und für einen Auftritt in einem besseren Club 1 Jahr im Voraus anfragen musst und dann 1-2 Monate vorher oder nachher woanders nicht spielen darfst, wirkt das ernüchternd. Das ist wie mit den Urlaubern in Spanien oder Südamerika, die nach einem schönen Urlaub sich denken, da muss es doch toll sein zu leben ohne nachzudenken, daß der Alltag und das Geldverdienen vor Ort anders aussieht, als wenn man vor Ort Urlaub macht.
    Durch die Masse, die die Stadt angezogen hat machen sich die Leute selbst das Leben schwer und verändern den eben noch so toll gefundenen Kiez.
    Anfangs kamen viele her wegen der tollen Bars und Clubs, vor Ort ansässig und ein bisschen älter geworden klagen die gleichen Leute die Clubs und Bars weg wegen Ruhestörung.
    LG Saxhornet
     
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  4. Rick

    Rick Experte

    Als der Run aller Kreativen auf Berlin Anfang der Neunziger einsetzte, spielte auch ich mit dem Gedanken, dorthin zu ziehen - schließlich gingen ja viele meiner Kollegen, man hatte fast das Gefühl, man verpasse etwas, wenn man nicht mitmachte. :roll:

    Doch als ich dann 1993 mit ein paar Heidelberger Freunden für ein paar Tage Berliner Clubs und Jam-Sessions besuchte, den Umzugsgedanken als Möglichkeit im Kopf, waren wir alle schnell ernüchtert.
    Denn das musikalische Niveau war keineswegs höher als bei uns in der "Metropolregion Rhein-Neckar" (ist auch im Endeffekt heute irgendwie eine Großstadt, Berlin hat ja ebenfalls als Zusammenschluss mehrerer benachbarter Städte und Dörfer begonnen), teilweise sogar ganz im Gegenteil, und schon damals bemerkten wir, dass sich die Musiker gegenseitig auf den Füßen standen.
    Das Einzige, was wir nicht im selben Ausmaß hatten, war die experimentelle Szene, die führt bei uns in Nord-Baden-Württemberg nach wie vor ein Schattendasein, während Berlin da bis heute eine Art Mekka zu sein scheint.
    Aber damit wird man wohl selbst in Berlin kaum Geld verdienen können... :-(

    Heut, wo durch das Internet alles immer stärker zusammenwächst, muss man meiner Ansicht nach nicht mehr unbedingt in derselben Stadt leben, um sich gegenseitig zu inspirieren.
    Meine alten Freunde, die nun seit Jahrzehnten in Berlin wohnen, lieben die Stadt und genießen das einzigartige Flair, wissen aber auch um die Schattenseiten. Wir tauschen uns regelmäßig aus und respektieren die Ansichten des anderen, aber jeder steht zu seinen Entscheidungen der Vergangenheit.

    Ist vielleicht auch eine Frage der Mentalität - und immerhin wohne ich hier an der größten Kreuzung unserer Kleinstadt im zweiten Stock Altbau, um mich herum lauter weitere Bürgerhäuser der Gründerzeit, das könnte man eventuell auch als Kulisse für einen Berlin-Film benutzen.
    Doch wenn ich ein paar Meter laufe, bin ich entweder in der mittelalterlich geprägten Altstadt oder auf freien Feldern und Wäldern, nicht im Plattenbauviertel. :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.Dezember.2015
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  5. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Du meinst doch hoffentlich nicht damit die ganzen Politiker, die in den 90igern nach Berlin gezogen sind? :smile:

    Ich war 1985 und 1986 für 2 Jahre in Berlin. War recht quirlig und kreativ, aber auch verqualmt, stinkig und kalt. Durch die Mauer eine Insel und ich fühlte mich eingeengt.
    Dann war ich 1996 und 1997 nochmal öfters in Berlin. Die Mauer war weg, Aufbruchsstimmung an vielen Plätzen, aber die Kreativität wurde zunehmend durch Kommerz ersetzt, das Politikervolk strömte in die Stadt und es war noch immer verqualmt, stinkig und kalt.

    Definitiv nicht mein Pflaster! Da ist Karl-Ludwig-Heidelmann-Stadt wirklich besser! Man ist in einer Metropole mit mindestens so viel Einwohner wie in Berlin. Und man ist schneller im Grünen - Berge, Seen, Frankreich ist um die Ecke, musikalisch ist mehr los und die Menschen sind nicht preußisch streng, unfreundlich und bürokratisch, sondern Rheinpfälzisch locker und tolerant!
     
    bluefrog und Rick gefällt das.
  6. Rick

    Rick Experte

    Der Name ist gut, Micha! :)

    Genau!

    Schönen Gruß nach LU,
    Rick
     
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