Bluestonleiter - welche...???

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Gerd_mit_Sax, 19.September.2014.

  1. Gerd_mit_Sax

    Gerd_mit_Sax Ist fast schon zuhause hier


    Nach drei Jahren ist mir diese Frage ja fast schon peinlich aber ich habe ein grobes Verständnisproblem:

    Mein Beispiel ist ein Blues in G (erste Stufe / erster Takt beginnt dann auch mit „G7“).

    Nachdem es nicht G-Moll-7 ist benutze ich dann die E-Blues Tonleiter E-G-A-(Bb)-B-D. Genau so sehe ich es auch bei verschiedenen Blues Übungen die ich habe abgedruckt.

    Bei dem einen oder anderen Blues gleicher Tonart (beginnt auch mit G7) steht aber unten die G Bluestonleiter zum Improvisieren, das heißt G-Bb-C-(Des)-D-F (zum Beispiel bei einigen Aebersold Stücken die ich hab).

    Wieso werden bei zwei Blues-Stücken die auf den ersten Blick von den Harmonien gleich aussehen zwei verschiedene Bluestonleitern vorgeschlagen …und eine davon meinem Gehör nach auch nicht wirklich passend?

    Wann nimmt man welche?

    Kann mir jemand helfen Licht ins Dunkel zu bringen?
     
  2. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    weil Blues ebe nicht in unser westliches Schema eindeutig rein passt.
    Es gibt auch in den darstellunge Moll und dur Blues..
    Über Sinn und Unsinn der Formulierung muss sich jeder seine eigene Meinung bilden.
    in diesem thread wird das ganze gut beleuchtet
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Ich finde es schon passend, auch bei den Bluestonleitern von Moll und Dur zu sprechen - einfach um die beiden auseinander halten zu können. Wir sehen ja, wie schnell es Verwirrung gibt...

    Es sind grundsätzlich die beiden pentatonischen Leitern, zusätzlich mit dem charakteristischen chromatischen Durchgangston, die als Bluestonleitern für jeden Blues geeignet sind. (Außer dem sogenannten (zum Glück eher seltenen) Mollblues, der in G nur die leiter G Bb C C# D F verträgt.)

    Jede für sich wird schnell eintönig, deshalb man sollte man mittelfristig beide draufhaben.

    Herman
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Es gibt den Durblues (basiert auf Dominanten) und den Mollblues (basiert auf Mollakkorden) und den Jazz- oder auch Parkerblues (basiert dann auf Maj7 Akkorden).

    Nur beim "normalen" Blues (Durblues, das was viele als Standardblues oder halt "normalen" Blues kennen) ist es möglich beide Bluestonleitern zu nutzen.
    Man spricht auch gerne von Durbluesskala und Mollbluesskala:

    G Mollblues: G,Bb,C,Cis,D,F
    G Durblues: G,A,Bb,B,D,E (ist das Gleiche wie E-Mollbluesskala, durch den Fokus auf den Grundton verändet sich aber die Art wie mit ihr improvisiert wird, da beim Denken von E-Mollbluesskala viele Anfänger dauernd eher das E betonen)

    Das ist möglich wegen der Nutzung der Dominanten im Blues und wie diese sich mit spannungsreichen Tönen erweitern lassen ohne daß es schräg klingt.

    Gerne werden auch die Skalen im gleichen Chorus gemixt, abwechselnd benutzt oder bestimmten Funktionen klanglich zugeordnet.

    LG Saxornet



     
  5. Gast

    Gast Guest

    Das würde ich gern betont wissen, denn wenn ich höre, man könne im G-Blues die G- und die E-Bluestonleiter verwenden, klappen sich mir die Zehennägel hoch. Also zuerst beide Leitern vom Grundton aus üben und auch zum PA die Phrasen mit dem G beginnen.

    Herman
     
  6. Gerd_mit_Sax

    Gerd_mit_Sax Ist fast schon zuhause hier

    Hermann, ich rede nicht davon mit „Grundton E“ zu spielen – es geht mir nur um den „Tonvorrat“.

    Bei meinem Beispiel ist die G-Blues Tonleiter doch nicht ganz unkritisch zum Beispiel wegen dem "C" (IV). Der "Durblues"-Tonvorrat g,a,b,d,e erscheint mir jedoch recht „unkritisch".

    Für mich als Anfänger wurde die Bluestonleiter mit den Worten verkauft: Das ist eventuell langweilig, aber da macht man nichts falsch (außer falschen Gebrauch der Bluenote eventuell). …dies trifft aber nur für eine der beiden Tonleitern zu, oder?


     
  7. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hallo Gerd,

    erscheinen Dir denn Bb und C# unproblematischer als das C? Falls Du ein Klavier/Keybord hast, spiele links den G7 und probiere rechts mit den Tönen G Bb C C# D dazu zu improvisieren. Da reibt sich allerhand, ist aber typisch Blues.

    LG Helmut
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, so haben die Didakten den Blues erschlagen. Hört Howlin' Wulf.

     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Sowas gehört in den Unterricht, denn das ist dann doch etwas länger in der Erklärung und sprengt hier den Rahmen. Du musst halt schauen welche Noten wirklich problematisch sind und welche eher als Durchgangsnoten gehen. das H der G-Durbluestonleiter ist über dem C7 noch viel kritischer. Dein Lehrer sollte darüber bescheid wissen.....

    Lg Saxhornet
     
  10. saxhornet

    saxhornet Experte

    Blödsinn


    Lg Saxhornet


     
  11. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

  12. Gast

    Gast Guest

    Ja - das mag der Blues "anundfürsich" sein. Für den normalen Anfänger-Jazzbläser empfehle ich da eher One O'Clock Jump von Count Basie.

    Auf ca. 1:00 fängt das Posaunensolo an. Dur-Blues pur wie alle Solos auf dieser Nummer und generell bei Counts Solisten aus der Zeit.

    Der Posaunist fängt an (auf G übertragen): G Bb H D E G - Bb A A G G
    Wenn man solch typischen Häppchen nachspielen lernt und endlos zu seinen Blues-PAs übt, hat man schon ein kleines wichtiges Stückchen Instrumentalblues intus.

    Herman
     
  13. Gerd_mit_Sax

    Gerd_mit_Sax Ist fast schon zuhause hier

    @Herman: ..und das sind alles exakt und ohne Ausnahme die Noten die ich benutze, siehe mein erstes Posting - auch wenn ich Sie "fälschlicher Weise" als E-Blues Tonleiter bezeichnet habe in diesem Zusammenhang.

    Meine Frage zielte auch nicht darauf ab, was ich für Licks lernen könnte oder welche Töne manchmal auch gut passen etc. - ich habe mich nur gewundert, dass für das gleiche Stück zwei "Bluestonleitern" mit unterschiedlichem Tonvorrat vorgeschlagen werden.

    Für mich waren bislang die "unkritischen Töne" die der Pentatonik d.h. im Fall von G-Dur alle Tonleitertöne außer die IV und die VII, sprich G-A-H-D-E (um Verwechslung vorzubeugen schreibe ich mal "H).

    ....und eben nicht die Töne der "anderen" Bluestonleiter die anscheinend genauso gut geeignet ist.


     
  14. Gast

    Gast Guest

    Moin Gerd,

    ich verstehe dich schon. Ich wehre mich nur gegen den Namen E-Bluestonleiter, weil das missverständlich ist - und auch zu schematisch - so wie ein Bluesharpspieler zur C-Harp greift, wenn der Blues in A ist. Dann lieber mit "Dur" und "Moll" arbeiten, obwohl das im Blues auch grenzwertig sein mag.

    MEIN Heranführen an Blues geht wie bei dir über die Dur-Pentatonik. Und alle meine "Helden" aus der Swingära spielen damit.

    Herman
     
  15. saxhornet

    saxhornet Experte

    Es gibt viele Wege an den Blues. Der Gebrauch von Dur- oder Mollbluesskalen ist nur eine Möglichkeit. Die Dur- als auch die Mollbluestonleiter liefert halt einen bestimmten für diese Skalen typischen Sound. Meist werden von vielen Solisten auch gerne beide benutzt. Ihre Berechtigung haben beide. Wichtig sind sie auch beide. Wer nur eine davon benutzen kann wird auf die Dauer nicht sehr bluesig klingen und wer nur diese Skalen für den Blues lernt, um damit den Blues zu bedienen, wird bei komplexeren Bluesformen auf die Nase fliegen.

    Lg Saxhornet
     
  16. Gerd_mit_Sax

    Gerd_mit_Sax Ist fast schon zuhause hier

    dann halte ich mich fürs erste an die Pentatonik ggfs. plus Blue Note und ansonsten hauptsächlich an die Akkordtöne des jeweiligen Drei- bzw. Vierklangs und erweitere mein Feld von dort aus....

    Im Nachhinein, ist mir meine Frage nicht mehr peinlich :) ..."die" Bluestonleiter scheint nicht eindeutig und die Benutzung nicht so unkritisch wie von vielen Dozenten beworben.

    Danke

    Gerd

     
  17. Rick

    Rick Experte

    Der übliche Didakten-Vorschlag besteht darin, die Dur-Blues-Tonleiter da einzusetzen, wo alle ihre Töne gut passen, also bei der Tonika (im klassischen Blues die Takte 1 bis 4, 7 & 8, 11 & 12).
    An den Subdominant-Stellen wird die Moll-Bluestonleiter empfohlen (Takte 5 & 6 sowie 10), weil sich dort die Dur-Terz (das "H" in G-Dur) mit dem Grundton der Subdominante (bei G-Dur C) reiben würde.
    Bei der Dominante sind prinzipiell beide möglich.

    Daraus ergibt sich zum Beispiel G-Dur folgendes Schema:

    (Takt, Akkord) (empfohlene Skala)
    1 G (Dur Blues Skala)
    2 G (Dur)
    3 G (Dur)
    4 G (Dur)
    5 C (Moll Blues Skala)
    6 C (Moll)
    7 G (Dur)
    8 G (Dur)
    9 D (Dur oder Moll Blues Skala)
    10 C (Moll)
    11 G (Dur)
    12 D (Dur oder Moll)

    Achtung, wir bleiben nur in der Tonart G, also bitte nicht zwischendurch eine C- oder D-Bluestonleiter benutzen! ;-)


    In der Hoffnung, zur Klärung beigetragen zu haben,
    Rick

    P.S.:
    Natürlich sind solche Bluestonleitern und Verwendungstipps nur Krücken, die nicht die tiefer gehende Beschäftigung mit den Stilen ersetzen können, in denen man improvisieren möchte.
    Deshalb ist immer der wichtigste Tipp: Viel hören und das, was einem gefällt, nachzuspielen versuchen! :)
     
  18. Gerd_mit_Sax

    Gerd_mit_Sax Ist fast schon zuhause hier

    @Rick! ...das hat geholfen.

    Die Tatsache, dass unter vielen Lehrstücken genau eine Bluestonleiter abgedruckt wird und auch von manchen Dozenten "die" Bluestonleiter für ein Stück empfohlen wird muss ja zur Verwirrung führen.

    Ich habe jetzt auf jeden Fall was gelernt.

    Danke an alle.

    Gerd
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Hallo Gerd!

    Das freut mich. :)

    Ja klar. Das ist auch nur die allereinfachste Möglichkeit, jemanden an die Improvisation heranzuführen, indem man ihm erst mal nur EINE Skala vorgibt.
    Vielen Anfängern raucht dabei schon der Kopf, denn sie müssen sich die Töne merken, sich erst mal darauf beschränken, das bedeutet schon ein gewisses Maß an Konzentration.

    Komplizierter kann es dann immer noch werden.

    Aber ppue hat schon Recht, dass die Bluestonleitern auch weiter vom Ziel wegführen können, wenn man sich nicht parallel dazu mit Hörbeispielen beschäftigt.
    Leider höre ich heute schon bei vielen jungen Profis, dass diese wenig Ahnung von der Musik und ihrer Stilistik haben, sondern überwiegend im Unterricht und während des Studiums auswendig gelernte Skalen und Phrasen rauf und runter spielen, vor allem die besagten Bluestonleitern. :-(

    Ich selbst habe mit dem Nachspielen von Licks meiner Vorbilder sowie viel Experimentieren angefangen zu improvisieren und erst durch Schüler von den Bluestonleitern gehört, als ich schon reichlich Band- und Bühnenerfahrung hatte.
    Es war nett, mal wieder einen neuen Begriff zu lernen, doch wirklich sinnvoll kam mir dieser didaktische Ansatz nie vor (kommt aber auf den jeweiligen Schüler an).
    Man hat halt griffiges Material, das die Schüler auswendig lernen und üben sollen, so etwas macht sich gut, ist immer für den Lehrer praktisch. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  20. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @ Gerd

    Im übrigen gibt es ja auch bei anderen Stücken nicht die EINE Tonleiter.

    Auch da sind immer mehrere Skalen bei der Improvisation möglich.

    CzG

    Dreas
     
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