Brian Wilson gestorben

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Analysis Paralysis, 12.Juni.2025 um 22:02 Uhr.

  1. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Moin!

    Ist mir ein Bedürfnis, dass der Tod dieses großartigen Musikers hier nicht ganz untergeht.

    Mir ist erst in letzter Zeit klar geworden, wie fein komponiert und arrangiert diese Songs waren...





     
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  2. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Habe mir direkt darauf die Best of Beach Boys Scheibe gekauft,ein unbedingtes must have
     
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  3. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Brian Wilson war und ist ohne Zweifel einer der begabtesten Songschreiber in der Geschichte der Popmusik.

    Das von @Analysis Paralysis verlinkte Stück "God Only Knows" ist eines meiner erklärten Lieblings-Liebeslieder. Bezeichnend ist, dass ich bei der Veröffentlichung 1966 als 15-jähriger Fan von Eric Clapton mit John Mayall und dann mit Cream hörend ganz anders unterwegs war und den Song lediglich "wohlwollend" zur Kenntnis nahm.
    Erst als ich meinen Horizont erweiterte und begann, durch mein Spiel der Renaissancelaute und klassischen Gitarre auch Musik von John Dowland, J.S. Bach und Händel zu hören, rückte der Song wieder in meine Aufmerksamkeit. Damals konnte ich noch nicht benennen, was so reizvoll an den Kompositionen. Später, im Studium, stieg ich tiefer in Polyphonie, Kontrapunkt und Harmonielehre ein und begriff auch theoretisch mehr und mehr, was ich früher lediglich als "reizvoll" gehört hatte: die enorme Wichtigkeit der Basslinie im Vergleich zu den Harmonien. Auch Paul McCartney ist ein Meister der stimmigen und schönen Basslinien, und Brian Wilson war....Bassist und Keyboarder. It's all in the bass...
    Bei "God Only Knows" beginnt es schon in der Einleitung damit, dass nach dem A-Dur Dreiklang die Dominante E-Dur erscheint, aber halt nicht mit dem Grundton E im Bass, sondern dem Herzton G#, also der Bass nicht springt, sondern einen Halbton nach unten wandert. Das wird wiederholt, und dann kommt in der Überleitung zur ersten Strophe harmonisch die Figur A/E, B/F#, C/G, also drei Akkorde aufwärts jeweils mit der Quinte im Bass. Im ersten Takt der Strophe wird diese Idee weitergeführt zu D/A. Eine Quinte im Bass eines Dur-Dreiklangs baut immer eine Spannung zwischen 1. Stufe (Tonika) und 5. Stufe (Dominante) auf, und man fragt sich unweigerlich, wo der Klang hin will, eine Art musikalischen Zweifels, wenn man so will.
    Der Song "God Only Knows" lässt ja auch zwischen den Zeilen Zweifel bzw. Verlustängste spüren, und da wären weder die Grundform des Dur-Dreiklangs noch die des Moll-Dreiklangs eine adäquate Entsprechung. So geht es denn auch im Song immer weiter.
    Wikipedia spricht dann auch von einer Nähe von Komponisten wie Strawinsky, Bach und Debussy und betont die "barocke Kompositionsweise" mit Kontrapunkt, eines "schwachen tonalen Zentrums zwischen A und E" und einer "eigenen Basslinie".

    https://en.wikipedia.org/wiki/God_Only_Knows

    Ursprünglich sang ja Carl Wilson diesen Song mit seiner schönen Falsett-Stimme, die durchaus an Counter-Tenöre aus der Barockzeit erinnert. Gestern noch hörte ich diese Arie von G.F. Händel mit dem großartigen Philippe Jaroussky und sehe in Stimmführung und Ausdruck durchaus Parallelen, auch wenn die "Strandjungs" natürlich nicht solch ausgebildete Stimmen hatten:



    Möge der Meister der "Good Vibrations" in Frieden ruhen.
     
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  4. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Hihi, die Autokorrektur hat aus "Terzton" einen "Herzton" gemacht, und das trifft es. Der "Terzton" im Bass der Dominante ist tatsächlich für mich ein "Herzton". Sachen gibts...
    Das fehlende "war" hinter "...reizvoll an den Kompositionen" ist mir gerade erst aufgefallen. Da hat meine persönliche Autokorrektur versagt.

    Noch zur Ergänzung: denkt euch mal den Puls, den Beat dieses Songs weg und ersetzt alle Instrumente durch ein Streicher-Ensemble mit Harfe wie in Mahlers Adagietto, dem langsamen Satz aus seiner 5. Sinfonie, das ja den Film "Tod in Venedig" so kongenial begleitet hat. Das würde schon gut passen.



    Man liest ja, dass dieser Satz ja Mahlers innige, aber auch schmerzvolle Liebe zu seiner Frau Alma verklärt hat. God only knows how much I love you....
     
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