Das Hirn ist ein eigenartig Ding...oder wieso wird mein Blattspiel besser, obwohl ich wenig übe?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 30.Juni.2014.

  1. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hallo ihr Lieben,

    heute habe ich so meine Kleinigkeiten geübt, um nicht ganz aus der Form zu kommen.

    Danach hatte ich Lust noch irgendwelche Stücke zu probieren. Noten rausgekramt und mal drauf los gedudelt.

    Klar, nix Schwieriges. "It never rains in California", "Aquarius", "Baby Elephant Walk",
    "James Bond Theme", "Phantom der Oper"...alles so 'n Kram aus der "Popular Collection" aus dem Dux Verlag.

    Alles Stücke, die ich noch nicht gespielt habe, aber gut im Ohr habe.

    Und was soll ich sagen? Das lief richtig gut! Sozusagen "Blattspiel". Ja natürlich nicht perfekt, aber ich war sehr überrascht von mir. So gut lief das bisher nämlich nicht.

    Learning? Irgendwie geht es doch immer weiter, auch oder grade auch wenn man denkt alles ist Sch......

    Ton und Intonation werden auch besser. Da schon ein neues Blatt Wunder bewirkt.
    Das mit welchem ich den TOTM aufgenommen habe, hatte ich wohl schon 4 Monate in Gebrauch....:)

    CzG

    Dreas
     
  2. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem

    life is a rollercoaster..... :)
    schön, dass es wieder weitergeht und der "rest" wird auch!!

    liebe grüße
    annette

    ps: eine logische antwort auf deine frage weiß ich allerdings leider nicht!
     
  3. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . also zum einen gibt es Tagesform.

    Dann, wenn man nichts erwartet, geht man am lockersten ran, und es kann überraschend gut sein.

    Das Wichtigste aber, Lernen läuft über Automatisieren, bedeutet, das Steuerungsvorgänge, die zuerst bewußter Aufmerksamkeit bedürfen, ans Unterbewußtsein abgegeben werden, womit die bewußte Aufmerksamkeit für "höhere" Aufgaben genutzt werden kann, also zB. musikalische Gestaltung, nachdem das Erkennen und Greifen der Noten schon automatisiert erfolgt.

    Ich denke seit ungefähr 20 oder 30 Jahren darüber nach, wie man Improvisation üben, wie man beim Improvisieren systematisch reproduzierbar schöpferisch kreativ sein kann. Offensichtlich zeigt sich schon sprachlich, das da Gegensätze aufeinanderprallen.
    Kann man Kreativität automatisieren, und, falls ja, wie?
    Ist ja ein anderes Thema, aber spannend.

    Jedenfalls war eine der für mich wichtigen Erkenntnisse, das zum Automatisieren (auch kreativer Prozesse) Loslassen gehört.
    Loslassen heisst, kurz aus dem Fenster schauen, 4 Wochen in den Urlaub fahren, eine Zigarettenpause einlegen, meditieren, Fußball kucken usw. Zeiten, in denen sich der Geist mit etwas anderen beschäftigt, als dem, was er gerade musikalisch (oder sonstiges) übt. In diesen Zeiten kann das Unterbewußtsein die geübten Dinge fein säuberlich einsortieren, in abrufbare Form bringen. Es ist übrigens nicht nötig, das der Geist dann gar nichts mehr tut, er kann auch konzentriert etwas anders tun, er muß nur das zu Übende loslassen.
    Wird statt mal loszulassen aber ständig weitergeübt, kann das Unterbewußtsein nichts einsortieren, weil ständig zusätzliche Informationen einfliessen, so das das zu lernende unstabil bleibt.

    Die Erfahrung, das man irgendwas übt wie verrückt, und es klappt und klappt nicht, irgendwan schmeisst man hin, macht ein paar Tage was anders, und auf einmal läuft es wie von selbst, das kennt wohl jeder, der sich intensiver mit Musizieren (oder auch sonstigen Dingen) befasst hat.
    -

    Dann gibts es natürlich auch Leute, die nur loslassen. Ist meiner Erfahrung nach allerdings keine Garantie dafür, das die Musik unbedingt besser wird. :-D

    Ich will das seit Jahr und Tag mal gründlich aufschreiben, Gedanke zum Automatisieren usw. Es gibt da ein paar Dinge, die habe ich woanders noch nicht gefunden. Vielleicht schaffe ich das mal in den Ferien.

    Viel Spaß beim Loslassen . . .



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    http://swing-jazz-berlin.de/#acapella[/size]
     
  4. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Ich hatte mal eine Hündin die nicht Apportieren wollte.Habe Monatelang alles mögliche versucht. Dan hab ich es aufgegeben und nicvht mehr mit ihr Aportieren geübt. Sie hat gut gesucht und einen guten Schutzdienst gemacht. Für Prüfungen war sie halt nicht zu gebrauchen. Nach längerer Zeit hab ich ihr mal mehr aus Spass das Holz geworfen und sie hat es sauber zurückgebracht. Eine Pause wirkt oft Wunder
     
  5. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Ist doch toll, dass nach dem Frust-Thread hier jetzt der Lust-Thread kommt. Die Achterbahn kenne ich aber auch...
    Zum Thema: wenn du die Melodien gut im Ohr hast, die du vom Blatt spielst, betrügt dich dein Gehirn womöglich, weil es dir Lesen vorgaukelt, aber in die Hörecke greift, um deine Finger zu lenken.
    Ist aber völlig wurscht: Hauptsache, das Spielen macht Spaß, das ist im Moment wichtiger für dich.

     
  6. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Die Antwort auf Deine Frage liegt darin begründet, dass das Lernen mit Ende des Übens ja nicht aufhört, sondern genau genommen dann erst beginnt.

    Solange die Nerven feuern können sie nicht gleichzeitig die Verbindungen festigen. Das geht nur, wenn man ihnen eine Ruhepause gönnt. Dann werden die Synapsen, die vom Feuern noch ein wenig nach glühen "gefestigt". So bildlich gesprochen.

    Das passiert größtenteils im Schlaf, weshalb ich vermute, das abendliches Üben den relativ höchsten Lernerfolg zeigt, weil zwischen Üben und Festigen das Gehirn nicht mehr viel abgelenkt wird.

    Ganz wichtig ist aber daran zu denken, dass man leicht über-üben kann. Wenn man dem Gehirn also nie Zeit lässt das geübte in Ruhe zu festigen, übt man wie im Hamster Rad. Immer fest drauf, es geht aber kaum was weiter.

    Im Fitnescenter ist das nicht anders. Zuerst werden die Muskeln ordentlich beansprucht und danach gibt man dem Körper reichlich Gelegenheit auf diese Anstrengung mit Muskelaufbau zu reagieren. Das macht der Körper nämlich, um künftig besser auf eine eventuelle Anstrengung reagieren zu können. Das geht aber nur in einer Ruhephase und das sind nicht nur ein paar Minuten zum Ausdampfen, sondern Ruhe TAGE.

    Darum machen wir auch beim Musik üben immer wieder ganz erstaunt die Beobachtung: Nach dem Urlaub geht es auf einmal viel leichter, obwohl (eigentlich weil) ich doch gar nicht geübt habe.

    Mut zur Pause!
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich habe die schönsten Erfolgserlebnisse oft nach dem Urlaub oder nach Phasen, wo ich Musik gedacht habe, aber kein Instrument zur Hand hatte. Freut mich für dich, Dreas.

    Beste Grüße, pü
     
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