Am vergangenen Freitag war es endlich soweit. Ein lieber Freund erklärte sich bereit, mich zu chauffieren und so konnte ich endlich die lang ersehnte »Pilgerfahrt« antreten. Bei idealem Reisewetter erreichten wir von Mülheim an der Ruhr aus die schöne Stadt Deventer in 1 3/4 Stunden (unter Einhaltung der Verkehrsregeln) - also quasi ein Katzensprung. Als Bewohner des Ruhrgebietes ist man ja immer im Zweifel, was die größeren Verheerungen angerichtet hat; die Bombardierungen im zweiten Weltkrieg oder die alsbald nach Kriegsende einsetzende Stadtplanung. Wie auch immer, aber nach so einem Kleinod wie Deventer es ist, wird man hier in D lange suchen müssen. Wer also den Saxofoonwinkel aufsuchen möchte, sollte auf jeden Fall Zeit für die Stadt einplanen, es lohnt sich. Und nun zum eigentlichen Ziel, dem Saxofoonwinkel. Wenn man sich, gequält und gepeinigt von den viel zu vielen »Ham wir nich«, »da müssense halt vorher anrufen«, »Vandoren Classic ist bei mir günstig, nur 2,50 Euro das Stück«, wenn man sich in seiner Not einen idealen Saxophonladen erträumt, dann wird man ihn an der »Grote Kerkhof 30-32« in Deventer finden und man wird sich noch so oft kneifen können, man wacht nicht auf, denn es ist kein Traum. Ein überraschend luftiger, geräumiger Laden erstreckt sich über das Erd- und Kellergeschoß zweier Häuser und beherbergt Saxofone aller Baugrößen (neu und gebraucht), ungezählte Mundstücke, S-Bögen aus Holz und Silber und »Rieten«, soviel hat man noch nicht auf einem Haufen gesehen. Wobei »Haufen« völlig unangebracht ist, denn (seehr ungewöhnlich für ein Musikgeschäft) der »Winkel« ist ein sehr ordentliches und aufgeräumtes Geschäft. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil ist, dass man sich die unaufdringliche Freundlichkeit und die absolut kompetente Beratung nicht mit dem Kleingärtner, der eine Lichtorgel sucht, welche er mit seiner Bontempiorgel synchronisieren kann oder dem älteren Herrn, der »Schwarzbraun ist die Haselnuß« für Tubaquartett sucht teilen muß. Nein hier geht es nur um die schönste Sache der Welt, und zwar um Saxophone . Wer also für eine Neuanschaffung sowieso eine größere Fahrtstrecke planen muß, sollte den »Winkel« auf jeden Fall in den Routenplaner eingeben. Beste Grüße aus MH Dexter PS. Für einen Bewohner des Ruhrgebietes, der täglich erfahren muß, das Höflichkeit i.d.R. nur der formelle Gewaltverzicht ist, war die ungezwungene aber auch zuvorkommende Freundlichkeit der Niederländer/Innen eine Wohltat.
Ich als Bewohner von Berlin hab trotz der Gnade der späten Geburt im Bewußtsein, dass unter den Trümmern im Krieg Leichen lagen. Von daher finde ich deinen Vergleich ziemlich geschmacklos.
Dexter, hallo nochmals! Was haste Dir denn angeschafft? Was getestet? Wirste nun aus dem Ruhrgebiet wegziehen? Liebe Grüße, Jogi
Ich als Bewohner von Magdeburg (einer zu 90% im WKII zerstörten Stadt) verstehe absolut worauf du, mit deiner zwar zynischen aber sehr zutreffend formulierten Aussage das architektonische Stadtbild betreffend hinaus willst. Und ich teile deine Meinung PS:Sry ich lese keine HTML nur ASCI.
Angeschafft habe ich mir ein Kautschuk Meyer 7M und ganz wunderbar klingende Alexander Superial Blätter der Stärke 3. Getestet habe ich drei Soprane: 1. das Jupiter 547 Gl, 2. das Yanagisawa S 901, 3. das Yamaha 475. Mit dem Jupiter geht es mir wie mit dem Expression, ich komme mit dem Taiwan-Design (Klappenlage, Klang) nicht klar. Soviel Mühe ich mir auch gab, zwischen S901 und 475 konnte ich beim besten Willen keinen (qualitativen) Unterschied feststellen. Nix ist also mit der von mir urspünglich erhofften preiswerten Taiwanlösung. Es wird das Yamaha 475 werden. Das ist ein exzellentes, absolut professionelles Sopran und da ich sowieso ein ungeteiltes gerades spielen will, für mich ideal. Nur der Preis (der absolut betrachtet natürlich günstig ist) bereitet mir Sorgen, da werde ich mir wohl ein paar Extragedanken machen müssen, wie ich das Geld herbeischaffe. Übrigens, meine Frage nach dem TopTone-Sopran für 1145,- Euro wurde mit »wenn Du ernsthaft Sopran spielen willst, lass es sein« beantwortet. @mathiAS Da ich ganz vergessen habe, über welch feinsinnigen und einfühlsamen Humor Du verfügst, möchte ich mich natürlich bei Dir ganz besonders dafür entschuldigen, Dich als Berliner dazu provoziert zu haben, wieder mal etwas kommentieren zu müssen. Beste Grüße aus MH Dexter
@ Dexter: Mensch, schade, da wäre ich gerne dabei gewesen. Vielleicht ein anderes Mal. Hört sich jedenfalls super interessant an. Macht neugierig auf mehr! Was Matthias Kommentar betrifft: Ihr solltet das jetzt bitte nicht nutzen, um dies HIER zu diskutieren. Die Sichtweise der Menschen ist unterschiedlich. Was dem einen ein zynischer Vergleich ist, mag den anderen verletzen, weil er etwas anderes darin sieht. Lieben Gruß, Sandra
Hi und hallo! Na, das ist doch nun echt ein Inhalt Du willst also mit einem Sopran (wieder) beginnen? Das nenne ich mutig. Für das "Kohlen herbei schaffen" drück ich Dir die Daumen. Liebe Grüße, Jogi
Dank der freundlichen Leihgabe von Benno (und kaum etwas in den letzten Jahren hat mein Herz mehr berührt als dies), den ich erst auf der Fahrt zur Musikmesse kennengelernt habe, tute ich schon seit ein paar Wochen auf einem schönen Dolnet-Sopran. Der Kauf des Meyer-Mundstückes ist so ein erster Schritt in Richtung eigenes Instrument, weil irgendwann muß ich es halt wieder abgeben. Und ich kann ja schlecht immer nur über den schrillen Sound vieler (klassischer) Sopranisten meckern, da muß ich ran und es versuchen besser zu machen . Beste Grüße aus MH Dexter
Deventer ist in der Tat eine wunderschöne Stadt. Und der Saxofoonwinkel ist ein toller Laden mit wirklich kompetenter Beratung. Niemand schwatzt dir etwas auf. Schön dass es dir gefallen hat, Dexter. Übrigens der "Winkel" assoziiert den Begriff "Kramladen". Doch in der niederländischen Sprache bedeutet "Winkel" Laden, oder Geschäft. Und da fällt mir noch etwas zur Übernahme von Begriffen aus anderen Sprachen ein: Es gibt eine Angel, die vor Jahren speziell entwickelt wurde. Sie wurde "Winkelpicker". genannt. Die Niederländer haben sich schief gelacht. Winkelpicker heißt dort der Ladendieb
Über das Unterfangen bin ich echt gespannt. Welches Finish hat denn das Dolnet? Ich hatte mal ein vernickeltes Tenor von Dolnet, das hatte einen schönen Sound.
Es ist auch ein vernickeltes und hat, trotzdem es einer gründlichen Revision bedürfte, eine leichtere und bessere Ansprache als das vielgerühmte Expression. Es ist aber auch leichter als das Expression. Das Yamaha 475 ist auch nicht so schwer. Ich hatte mal ein Selmer S80II Sopran in der Hand, da hatte ich fast das Gefühl ein Alt in der Hand zu haben. Vielleicht liegt hier auch ein Geheimnis der alten Instrumente. Nicht so schwer, nicht so überladen und der Korpus nicht so stark bedämpft. Zu meinem Vorhaben ist zu sagen, daß das noch ein hartes Stück Arbeit wird. Jetzt will ich mich erst einmal ein paar Monate mit dem Meyer 7M und den Alex.Sup. 3 beschäftigen. Ich halte nicht so viel davon, andauernd die Parameter zu verändern. Ich denke eher, es braucht immer so seine Zeit, die Möglichkeiten einer Mundstück-Blatt-Kombination auszuloten und intuitiv ins Spiel umzusetzen. Beste Grüße aus MH Dexter
Mein Mark VI kann ich ganz gut eine Stunde ohne Gurt spielen, beim graden Yanagisawa oder Keilwerth ging es kaum 10 Minuten.