Dexter Gordon - Tenor Madness

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Mauriati, 18.November.2015.

  1. saxhornet

    saxhornet Experte

    Hängt aber auch stark vom Stück aber, oder? Ich kenne Sachen von Cannonball, da wissen viele nicht mal wie sie es rhythmisch notieren könnten (auch ich nicht)



    Sehe ich auch so, gerade die gekauften sind meist voll mit Fehlern, sowohl was die Töne, als auch die Rhythmen angeht. Selbst beim Omnibook wimmelt es vor Fehlern.

    LG Saxhornet
     
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  2. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Klar, das war jetzt konkret auf das Stück bezogen, um das es hier geht...

    LG Juju
     
  3. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    @Juju

    Danke dir für deine ausführliche Antwort. Nein, ich meinte schon das Raushören und Niederschreiben. Üben um sicher zu werden und auf Tempo zu kommen ist ja dann noch separat zu leisten.
    Beim Raushören versuche ich immer einzelne, überblickbare Phrasen zu nehmen loope diese in Transcriebe und spiele mit. Dann notiere ich mir die Töne, einfach mal in Buchstaben.
    Solos habe ich aber noch nie sauber in Takte niedergeschrieben. Themen inkl. Rythmik aber schon - da gehe ich gleich vor, nachdem ich mir zuerst mal über die Form, bzw. die einzelnen Teile klar geworden bin.
    Nachdem ich das jetzt schon ein paar dutzend Male gemacht habe, geht es viel besser, klar....aber das Solo hier bei Tenor Madness, da würde ich wohl mal alt und grau :)

    LG
    antonio
     
  4. zwar

    zwar Ist fast schon zuhause hier

    man muss beim rausschreiben nicht unbedingt ton für ton vorgehen. um rhythmisch korrekt zu erfassen ist es eigentlich sinnvoller, erstmal den startton einer phrase (bei läufen wenns geht auch den endton) zu notieren und gleich auch beim mitklopfen in den rhythmus und die takte korrekt einzusetzen. dadurch hat man schon eine vorstellung von der länge der phrase, vermutliche anzahl der noten, wenns achtel sind, n-tolen fallen einem schneller auf.
    bei sehr schnellen sachen kann es auch hilfreich sein, sich zuerst eine bewegungslinie für die phrasen aufzumalen, also zb. "in wellen nach oben" oder "zickzack nach unten" oder so was.
    man gewinnt auf die art und weise auch schnell einen überblick über ein solo und seinen aufbau.

    gruß
    zwar
     
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  5. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Jep, in etwa so mach ich das...erfassen, wie sich z.B. ein A-Teil gliedert - einzelne Phrasen sind ja oft (meist) in zwei, vier oder acht Takten drin. So kann man recht gut unterteilen und zuordnen. Solis können aber oft viel weniger gut erfasst werden, so jedenfalls meine Wahrnehmung.

    antonio
     
  6. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Für spätberufene und auffassungs-langsame Musiker wie mich ein sehr interessanter Thread. Für mich persönlich kann ich mir gar nicht vorstellen, ein Solo wie "Tenor Madness" in Echtzeit anzugehen, und dies nur von den Ohren her, von den Fingern mal ganz abgesehen.
    Die Vermutung, dass es einfach langsamere Menschen gibt, soll kein Deckmäntelchen für Faulheit sein. Letztendlich aber funktioniert unser Hirn ja entfernt an wie ein Prozessor (Strom an, Strom aus, speichern oder verwerfen), und ich wage die Hypothese, dass bei einem Tempo von 240 die Informationsflut an rhythmischen und melodisch, ganz abgesehen von harmonischen Daten, so hoch ist, dass mancher Prozessor da auf Overload geht, meiner ganz bestimmt, während andere noch brav ihren Dienst tun.
    Mein Prof an der Hochschule war Funker in WW II und ein begnadeter Blattspieler. Der zog sich beim Spielen (!) aus der Partitur einer Beethoven Sinfornie die Stimmen in Echtzeit raus, also Blattspiel, die er für seinen Klavierauszug in den Seminaren brauchte, egal ob Bass-, C- oder Violinschlüssel.
    Klar kann man alles trainieren, ich glaube persönlich aber, dass es schon individelle Grenzen und natürliche Begabungen gibt... Ich tröste mich mit der "Entdeckung der Langsamkeit".

    Egal, das Solo finde ich so interessant und aufschlussreich, dass ich es mir eben runtergeladen hab und jetzt mit Logic in je 16 Takte zerstückele und mit halbem Tempo raushöre und Dröpje for Dröpje nachspiele, selbst wenn ich lange brauche..... Selbst mit 120bpm ist das eine Aufgabe für Tage, wenn nicht Wochen. Interessant bei 120 bpm (die Tonhöhe bleibt ja erhalten) ist der rhythmische Mikrokosmos, die Slurs etc., die ich zumindest im Originaltempo nicht realisieren kann.

    Also, liebe mittelmäßige Spieler so wie ich einer bin: lasst uns damit trösten, dass JEDER Ton zählt. Ich wünsche euch viele wunderschöne long tones.
     
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  7. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Es wird einfacher, wenn du es in Chorusse von 12 Takten stückelst - es ist ein Blues. Dexter versteht es allerdings sehr gut, die Nähte der Chousse zu überspielen - man muss schon gut zuhören (z.B. dem Bass) oder mitzählen, weil er seine Melodiebögen gnadenlos über die Chorusgrenzen wälzt und der Pianist beschränkt sich auch nicht gerade auf Delta-Blues-Akkorde.

    240 kann ich auch nicht - 200 ist kommod, 220 zur Not :) Eigentlich ist jedes Tempo ok.

    Gerrit
     
  8. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Die 16 Takte waren ins Blaue geschossen, ich habe gar nicht gezählt....:) Wie gesagt, man hört fast noch mehr in SloMo, wie genial das gespielt ist.
     
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  9. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Stimmt, man kann sich aber auch ganz schön verbeissen, wenn man's genau wissen möchte. Passiert mir schon öfters mal und wenn ich es dann wieder normal laufen lasse, ist es nur noch ein kleiner Klacks irgend einer Ausschmückung und nur halb so wichtig :)
    Und machmal kann man in SloMo einzelne Töne gar nicht richtig definieren weil sie so hingeschmiert sind - allerdings helfen genau diese Töne dann oft auch den Stil des Solisten zu prägen...irgendwie so...

    antonio
     
  10. GelöschtesMitglied1589

    GelöschtesMitglied1589 Guest

    Noch ein Gedanke zum Transkribieren: die wesentlichen Elemente von Melodik (z.B. die chromatische Annäherung an Zieltöne und eine gewisse "Raumaufteilung", die ich von der Barockmusik kenne), Harmonik (z.B. II-V-I, Tritonussubstitution, "1625") und Rhythmik (z.B. 16-tel Triolen als Aufgang zu einer Phrase) wiederholen sich in einem bestimmten Stil bzw. bei einem bestimmten Interpreten. Wenn man in jungen Jahren mit Ehrgeiz und Energie beginnt mit dem Raushören, wird das Gehirn mit seinem internen Speicher das entsprechende Material bzw. die entsprechende "Legosteine" zwangsläufig schneller erkennen und zuordnen, und da fehlen mit halt rund 50 Jahre. Macht aber nix. Spaß macht es trotzdem.
     
  11. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Das ist richtig. Mit der Zeit, je mehr man es macht, erkennt man plötzlich auch Muster, welche immer wieder vorkommen, bzw. eben auch einen Stil ausmachen.
     
  12. Viper

    Viper Ist fast schon zuhause hier

    ...passt vielleicht jetzt nicht zum Thema "Transkribieren" oder zur Dexter-Version...
    Aber als ich vorgestern bei einem Konzert bei Charlie Antolini war featuring Klaus Doldinger,
    da spielten sie tatsächlich als erstes Stück "Tenor Madness". Das Tempo waren zwar keine 240bpm,
    aber dennoch angenehm flott mit geschätzten 210bpm.
    Und seither habe ich diesen Ohrwurm....DANKE.o_O
    Notgedrungen bastel ich mir also gerade ein PA dafür, um den Ohrwurm gerecht bedienen zu können.:cool:
    Evtl. wäre das doch ein schönes Thema für den nächsten TOTM?;)

    Viele Grüße
    klaus
     
  13. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hier ist ein wunderschönes Dexter-Solo, das auch für fortgeschrittene Anfänger zu schaffen ist, denke ich:



    LG Juju
     

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  14. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Juju
    Danke dir bzw. Dave für die Transkription dieses Titels. Sehr schön ja, werde ich mir gelegentlich mal vornehmen :) mal ne Frage noch zu den schnellen 32tel, bzw die 6tole - da hört man ja kaum was er spielt. Wie schafft ihr das? Slow-down in Transcribe o.ä.? Gut, wenn man routiniert ist, kann man's wahrscheinlich allein durch Hören und Nachspielen...

    Gruss
    antonio
     
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  15. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Antonio,
    Ja, Transcribe bei komplizierten Stellen, das spart Zeit. Manchmal ist es aber tatsächlich nicht hundertprozentig zu entziffern und ergibt sich dann eher aus dem harmonischen Kontext..
    LG Juju
     
  16. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ich finde die Töne findet man meist nach einer Weile, es rhythmisch zu notieren kann aber manchmal einen komplett verzweifeln lassen. Ausnotiert könnten das nicht mal die Cracks vom Blatt spielen, was manchmal da so rauskommt.
    LG Saxhornet
     
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  17. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Es gab da eine Stelle in einem unserer Abstract Truth Big Band Charts, da war ein Teil eines Oliver Nelson Solos ausnotiert und harmonisiert für die Saxophone, und die ganzen Glissandi, die Oliver Nelson spielte, waren ausnotiert, und ich bin völlig verzweifelt an dem Ding, und Dave hat mir dann in letzter Minute das Ding neu notiert mit nur Glissando-Zeichen anstelle der ganzen Töne, und da fiel dann endlich bei mir der Groschen ;)
    LG Juju
     
  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Als ich noch jung war :))) wollte ich mal ein Solo raushören, daß mir besonder gefiel, da ich den Rhythmus nicht hinbekam notierte ich nur die Tonhöhe, ging zu meinem Lehrer (einem damals in der Szene als Jungstar gefeierten Saxer) und bat ihn mir beim notieren zu helfen. Nach einer halben Stunde an der ersten Phrase gab er entnervt auf und sagte, daß könne man nicht wirklich notieren. Und vor kurzem saß neben mir in der Big Band mein ehemaliger Unidozent und an einer Stelle wusste niemand im Satz wie man das Notierte spielen sollte, auch nicht er. Noch lustiger wird es wenn man sich vom gleichen Solo unterschiedliche Transkriptionen holt und die vergleicht und wie extrem unterschiedlich die sind, sowohl was die Töne betrifft, als auch den Rhythmus.

    LG Saxhornet
     
  19. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Juju
    Ach wie mich das tröstet...so was habe ich mir gedacht :)

    @saxhornet
    Auch dir danke, für deine Ergänzungen, bzw. Geschichte :) auch das ist Trost für mich - ich habe mich schon mehrmals ziemlich damit strapaziert, etwas "in die Taktstriche" zu bringen, was ich zwar tonmässig alles hatte, aber eben...War z.B. bei DG und seinem Giorgia, wenn ich nicht irre.

    Gruss
    antonio
     
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