Die Schrullen der Kollegen

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Isachar, 24.November.2015.

  1. Isachar

    Isachar Guest

    Hallo Zusammen,

    Da wir nun einen Thread über die besten Jazzsoli und auch die grössten Mankos in Soli haben, kam mir eine andere Idee, die auch recht vielfältig sein kann.

    Künstler, egal ob Maler, Dichter oder Musiker sind ja dafür bekannt, oder verschrien, gerne auch ein paar persönliche Eigenheiten zu haben, man mag sie "Schrullen" , "Macken" oder auch nur "Besonderheiten" nennen.
    Ich will aus meiner Erfahrung mal ein paar aufzählen:

    Ich spielte mal mit einem Bassisten zusammen, der leider wenig Wert auf sein Äußeres legte. Vor allem hätte er gerne öfter mal duschen können, um seine Geruchsaura etwas zu neutralisieren. Wenn es aber zu einem Auftritt ging, trug er grundsätzlich ein Sakko mit einem kleinen Teddybären in der Brusttasche als Maskottchen und Talismann. Eines Tages war der Teddybär verschwunden ( verloren, vergessen - keine Ahnung)
    Jedenfalls drohte der Gig daran zu scheitern. Ohne Teddybär konnte der Mann nicht spielen ! Also sammelte die Band ihr Kleingeld zusammen, setzte den Herren in ein Taxi zum nächsten Spielzeugladen ( der zum Glück noch geöffnet hatte ) und wo er sich einen neuen Teddybären besorgen konnte. Puh ! Da war der Auftritt gerettet , wenn auch mit einer halben Stunde Verspätung, was unter Musikern ja nicht unbedingt ein Beinbruch ist.

    Dann hatten wir einen Gitarristen, der konnte sein Instrument nicht stimmen, ohne eine Saite zu zerreissen.
    Erst wenn eine Saite zerfetzt war, er eine neue aufgezogen hatte und diese dann gestimmt hatte, war er zufrieden. Das wurde zu einem festen Ritual ! Das ging am Ende sogar soweit, daß er das auch auf der Bühne wiederholte, also nachstimmen, Saite zerfetzen und dann zur Ersatzklampfe greifen.

    Auch spielte ich mal mit einem Gittaristen und Sänger, der nicht auftreten konnte, ohne vorher einen Joint geraucht zu haben, dem ihm seine Freundin basteln musste. Dabei war es ziemlich egal, ob sie ihm da getrocknete Brennesseln oder Oregano reindrehte, Hauptsache es qualmte und stank. Er wusste, daß er häufig einen "Placebo" angedreht bekam, aber das war ihm egal. Es kam wohl auf den Ritus als solchen an und weniger auf Drogen.

    Ein Percussionist nahm vor jedem Gig eine sonderbare Mixtur aus Honig, Cognac und Guarana zu sich. Dann wurde er so fickerig, daß er danach einen Baldriantee brauchte und erst dann war er zum wirklich guten Spielen eingetuned.

    Ein Sänger traute sich nicht auf die Bühne, ohne Backstage ein Ritual abgehalten zu haben, bei dem er sich mehrfach auf den Boden warf, und versuchte, sich selbst symbolisch mit einem bunten Schal zu erdrosseln. Dann war der Mann aber wirklich gut und zeigte eine unglaublich gute und lebendige Bühnenpräsenz. Eine weitere Bedingung war allerdings, daß seine drei ( !!!) Frauen im Publikum waren, drei Schwestern die sich den gleichen Mann teilten und insgesamt 11 Kids mit ihm hatten, sonst ging garnichts ! So kam dann auch immer der ganze Clan in einem eigenen Bus zum Konzert.

    Dann hatten wir einen studierten Schlagzeuger und Marimbaphonspieler, Musiklehrer seines Zeichens, der aber anscheinend unter dem Komplex litt, sich nicht ernst genommen zu fühlen. Der musste vor jedem Auftritt die Band fragen : Ich bin auch Musiker oder etwa nicht ? Antwort: Ja Kumpel, Du bist doch unser Bandgründer !
    Ah, na gut, dann können wir ja auch spielen ! Bei jedem Gig vorher das gleiche Spiel ! Dabei war der Mann wirklich gut !

    Kennt Ihr ähnliche Fälle von Marotten und Schrullen ?


    Gruß

    Isachar
     
  2. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich habe auch schon einige Geschichten erlebt. Hier zwei davon:

    In einer meiner früheren Bands hatten wir einen sehr beweglichen und bühnenläuferisch starken Leadgitarristen, der es immer schaffte mit dem Kabel zu seinem Verstärker Gegenstände zu umwickeln. Besonders gefährdet: Instrumentenständer mit Inhalt. Das war immer sehr kritisch und einem Posaunenkollegen wurde es auch zum Verhängnis.
    Stand mal nichts im Weg herum, schaffte es der Mann am Kabel so viele Knoten und Spiralen zu produzieren, dass sich der Abstand zu seinem Verstärker merklich reduzierte. Zumindest war er dann außerhalb der Gefahrenzone für den Rest der Band. Und seine immer sehr laut eingestellte Gitarre („Ich hör mich nicht!“;-)) wurde zur Freude von uns Mitstreitern merklich leiser, weil es sogar ihm zu laut war.
    Irgendwann schaffte er sich einen Sender an. Nachteil war, dass die Gitarre jetzt gegen Ende der Konzerte wieder lauter wurde. Außerdem musste der Schlagzeuger um seine Becken fürchten, weil der Gitarrist denen bei seinen Bühnenaktivitäten immer bedrohlich nahekam.

    Ich darf mit meinen Saxophonen ab und zu einen Chor begleiten, häufig in lokalen Kirchen. Da dort bei Konzerten auf meist kleinen Emporen sehr viel Umtrieb ist, suche ich mir immer ein sicheres Plätzchen für meine Instrumente, also möglichst da wo niemand herumläuft.
    Doch im Chor gibt es den Herrn Müller (er heißt wirklich so). Herr Müller ist wirklich sehr nett, hat aber das Talent immer genau da herumzustolpern, wo niemand etwas zu suchen hat oder etwas nicht so ganz fest montiert ist. Wenn es vor oder nach Konzerten oder Messen mal plötzlich kracht, weil etwas herunter- oder umgefallen ist, weiß jeder um die Ursache. Meine Instrumente verstaue ich vor einem Auftritt so lange in den Koffern bis Herr Müller endlich (immer als letzter) an seinem Platz steht und versorge sie auch nach Konzertende so schnell als nur möglich, bevor Herr Müller (immer als erster) seinen Platz verlassen hat..

    Ich hoffe ich habe euch nicht gelangweilt. ;-)

    Und bestimmt habe ich auch Schrullen, über die meine Bandkollegen insgeheim schmunzeln. Wahrscheinlich hat die jede(r).

    Lg
    Mike
     
  3. last

    last Guest

    :) schöner Thread :)

    Ich hab mal ne Frage zum Thema "Schrullen":
    Warum eigentlich trägt bei youtube und überhaupt (gefühlt) jeder zweite Hobby-Saxophonist irgendeinen albernen Hut?

    LG
    lastvisitor
     
    Juju gefällt das.
  4. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Damit er damit nach dem Konzert zum Geldsammeln rumgehen kann....:p

    CzG

    Dreas
     
    stefalt, ehopper1, visir und 3 anderen gefällt das.
  5. annette2412

    annette2412 Strebt nach Höherem



    ab 0:42 erklärt raab das kurz ;)

    liebe grüße
    annette
     
    Bereckis und last gefällt das.
  6. last

    last Guest

    ...bei youtube? :D
     
  7. SomethingFrantic

    SomethingFrantic Ist fast schon zuhause hier

    Das ist mal ein amüsantes Thema.

    So "tolle" Kollegen hab ich auch.
    Der Tubist in einem Orchester, in dem ich mitspielen, ist ein unglaublicher Tollpatsch, der schon so einige blöde Geschichten abgeliefert hat.

    Vor einem Konzert hat er mal den absoluten Super-GAU abgeliefert. Er war zu spät und musste seine Tuba noch auf die Bühne bringen, dazu war es jedoch nötig, dass er sich zwischen den anderen Instrumenten durschlängelt. Er bevorzugte allerdings den geraden Weg und räumte alles weg, dass auf eben jenem stand.
    So fing es an mit zwei Querflöten, von denen eine dann an den Klappen so verbogen war, dass sie unbrauchbar war.
    Das nächste Ziel war das Klarinettenregister, hier fielen ihm drei Klarinetten zum Opfer. Alle drei wären unversehrt gewesen, wenn er dann still gehalten hätte - was er leider nicht gemacht hat und auf eine auch noch draufgetreten ist, wodurch deren Trichter dann unter lautem Krachen zerbrach. Alles Musiker haben ihn zu diesem Zeitpunkt schon angeschrien, er soll stehen bleiben, sie wollen ihre Instrumente erst wegräumen, aber das wäre ja langweilig gewesen und der Schrecken ging weiter.
    Bei den Saxophonen hielt er sich noch dezent zurück, denn der Kollege am Altsax hatte zum Glück seinen S-Bogen nicht richtig festgezogen und so wurde dieser nur zur Seite gedreht. Die Posaunisten hatten es gerade noch geschafft ihre Instrumente von der Bühne zu retten, so konnte er hier nicht mehr wüten und brachte sine Tuba schließlich zu seinem Platz.
    Wir alle dachten, dass der Schrecken nun hinüber wäre. Er schaffte es aber zum Abschluss noch zu stolpern und versuchte dabei sich an dem Ständer der Röhrenglocken festzuhalten, den er dann unter lautem Läuten mit sich riss.

    Aber auch sein eigenen Instrument ist nicht vor ihm sicher. In einer Probe hatte er zum ersten mal seine neue Tuba dabei, die den Preis eines sehr schönen Mark VI gekostet hatte. Diese trug er über Kopf, so dass er nach obigen Malheur guten Blick auf alles vor sich hatte und sich zwischen Instrumenten und Notenständern durchzwängen kann. Aber, wie es sein musste, stolperte er und rammte seine Tuba geradewegs in den Boden. (Ein zugegebenermaßen unglaublich lustiger Anblick).

    Vor einem Festzug hat er sich auch mal gut einen angezwitschert und klagte daraufhin ständig ihm sei davon so schlecht, aber er könne trotzdem noch mitmarschieren. Nach ein paar Märschen wurde die Übelkeit aber zu groß und er musste sich übergeben - setzte dazu aber nicht vom Mundstück ab. Man kann sich ausmalen, wohin dann alles ging...

    Ohne solche Kollegen wärs aber doch nur halb so lustig :D
     
    Zuletzt bearbeitet: 24.November.2015
  8. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Ja, das frage ich mich ebenfalls immer wieder! Ich habe aber auch schon Posaunisten mit so einem albernen Hütchen gesehen.
    Ich glaube, das Hütchen soll mangelndes Können überdecken. Jedenfalls haben mich solche Hutträger nie musikalisch überzeugen können.
    Vielleicht ist es aber auch der Versuch, irgendwelchen berühmten Hut tragenden Saxophonisten nachzueifern. Der Trugschluss: Wenn man seine Idole optisch nachahmt, hofft man, auch akustisch mit ihnen gleichgesetzt zu werden...:cool:
     
  9. last

    last Guest

    Hmmmm....
    Hat noch einer einen Hut für mich? :D
     
  10. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    @Isachar und @SomethingFrantic
    Das sind ja unglaubliche Geschichten! Hammer.
    Ja, da wird Musizieren zum echten Abenteuer :)
     
  11. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    @Saxophonia

    Äh.... was denn nun? "Hütchen soll mangelndes Können überdecken" oder "berühmte Hut tragenden Saxophonisten" (Die Dich dann auch nicht überzeugt haben???):joyful:

    Solong
    tmb
     
  12. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Zwei! ;-)
     
  13. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Der eine ist das Original - die anderen alle sind die Fälschung ;)
    So ähnlich, wie wenn sich alle Trompeter einen Knick in die Trompete machen würden - dann spielen sie noch lange nicht wie Dizzy Gillespie...:D
     
  14. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Oh, da fällt mir ein, dass ich ja heute Abend den Funky Doctor geben muss.
     
  15. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Lustiger thread!

    In den 40 Jahren "Bühne" habe ich auch so machen Mitmusiker mit Macken erlebt.

    In den 80ern hatten wir einen keyboarder, der notorisch zu spät kam. Wenn Treff am Proberaum um 14:30 vereinbart war, konnten wir mit ihm frühestens um 15:00 Uhr rechnen, wenn wir anderen schon alles in (meinen!) Bandbus geladen hatten.
    Alles zetern, schimpfen und belehren nütze nichts. Jedes Wochenende das gleiche Spiel. Dann hatte ich eine Idee. Wir hatten einen sehr gut bezahlten Gig in Kassel.

    Den Gig hatte unser keyboarder an Land gezogen und vertraglich fixiert.

    Ca 365 km Fahrt. Treff war vereinbart für 09:30 Uhr morgens. Abfahrt exakt um 10:00 Uhr.

    Ich warnte ihn noch und sagte, wer um 10:00 Uhr nicht da ist, muss zusehen, wie er nach Kassel kommt.

    Uns anderen war klar, dass Uli um 10:00 Uhr nicht da sein würde. Um sicher zu sein, dass um 10:00 Uhr alles eingeladen sein würde und wir pünktlich losfahren können, verabredeten wir anderen uns schon für 09:00 Uhr.
    Wir beluden gemütlich den Bandbus und starteten um Punkt 10:00 Uhr. Ohne Uli. Wir fuhren nur ein kurzes Stück bis zu einem Parkplatz, der von der Straße aus nicht gut einzusehen war.

    Hier musste er vorbeikommen. Wären wir voraus gefahren, hätte er uns nach wenigen Kilometern eingeholt und dann hätten wir ja wohl anhalten und ihn mitnehmen müssen.

    Nachdem wer vorbei gefahren war, warteten wir noch ein paar Minuten und fuhren gemütlich los.

    Natürlich probte Uli in Kassel den Aufstand. Rastete völlig aus. Sprach von Unverschämtheit und wir wüssten doch alle, dass er nie pünktlich wäre.
    Ich erwiderte lediglich, dass er wissen müsse, dass ich meine Versprechen einlöse. Und ich hatte versprochen, um 10:00 Uhr los zu fahren.

    Es war einer der letzten Gigs mit Uli. Wenig später hatten wir einen zuverlässigen keyboarder.

    LG Bernd
     
  16. Isachar

    Isachar Guest

    @SomethingFrantic

    Also die Geschichte mit dem Tubisten toppt ja alles, was ich bisher erlebt habe !
    Dagegen sind selbststrangulierende Sänger mit Haremsgefolge ja total Pillepalle !

    Von der Tollpatschigkeit meiner Mitmusiker bin ich weitgehendst verschont geblieben, mein Keyboard hat nen stabilen Ständer und steht meist eher hinten auf der Bühne.
    Aber umgerempelte Klampfen und Bässe gabe es bei uns auch schon des öfteren inklusive der Streiterei, wessen Versichrung das zu zahlen hätte.

    Aber Dein Tubist !?!? Echt krass !

    :)

    Isach
     
  17. Isachar

    Isachar Guest

    Ach ja -
    Und was die Frage des Hutes betrifft,

    Da habe ich auch schon Schelte bekommen !
    Ich trage Bart und Pferdeschwanz ( also lange Haare) und sehe ein wenig aus wie ein Rocker. Also habe ich mir für die aktuelle Reggaeband mal so eine rotgelbgrüne Mütze gekauft, um mich an die optischen Gegebenheiten etwas anzupassen. Aber das fanden die lieben Kollegen voll daneben ! Also spiele ich weiterhin Hutfrei.

    ;-)

    Isach
     
  18. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Mach doch mal Dreadlocks.....:p:D

    CzG

    Dreas
     
  19. Isachar

    Isachar Guest

    @Dreas

    Das ginge nun aber wirklich zu weit !
    Brüderchen hatte ja ewig solche Filztroddeln, bis auf den Arsch runter, stand ihm gut !
    Aber für mich ? Nein Danke ! Dann lieber doch ne Glatze geschoren und sie mit nem Hut getarnt !

    Apropos Glatze, ein Trompeter ( bekennender Kommunist) lief gerne mit einer Mönchstonsur herum, um zu provozieren. den hat aber niemand dumm angemacht deswegen. Unfair ist das !

    Isach
     
    Rick gefällt das.
  20. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Wir hatten mal einen drummer in der band der musste sich vorm gig immer volllaufen lassen. Erst dann war er richtig gut
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden