Drogen und Jazz

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von Rabikali, 4.Januar.2021.

Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
  1. hoschi

    hoschi Strebt nach Höherem

    versuchs heute mal...
     
  2. Rabikali

    Rabikali Kann einfach nicht wegbleiben

    Es gab mal einen Test mit Malerei: die Probanden malten unter Drogen und bewerteten die Bilder noch stoned. Ergebnisse aus Sicht der Probanden hervorragend.
    Dann zeigte man Ihnen die Werke nochmal am Tag danach. Bewertungen waren dann sehr ernüchternd.
     
    LuckySax, quax, Rick und einer weiteren Person gefällt das.
  3. visir

    visir Gehört zum Inventar

    So eine Aussage kenne ich auch von einem Maler im Zusammenhang mit Allohol.
     
    LuckySax gefällt das.
  4. Rick

    Rick Experte

    Das würde mich wundern und ich kenne es auch nur umgekehrt, denn er war ja ein Langzeit-Süchtiger, das bedeutet, er hatte OHNE Heroin schlimme Entzugserscheinungen und konnte nur MIT "normal" sein.

    Ich war vor über 30 Jahren mit einer Alkoholikerin zusammen, die "Spiegel trinken" musste: Ohne war sie zu nichts zu gebrauchen, erst nach ein paar Bieren morgens war sie ansprechbar, so ging es den ganzen Tag weiter, sie musste halt ihren Blutalkohol-Pegel halten.
    Solche Leute wirken, wenn man sie nicht gut kennt und nicht ihre Fahne riecht, völlig unauffällig.

    Ein wirklich Süchtiger benötigt seinen "Stoff", da geht es nicht darum, sich übermäßig wohl zu fühlen oder zu berauschen. Entzugserscheinungen, gerade beim Heroin, sind kein Spaß!
    Bereits zu Parkers Zeiten gab es erste Ansätze von Medizinern, Süchtige nicht mehr als "Kriminelle", sondern als ernsthaft kranke Menschen zu sehen, doch bis heute ist das in den USA ein schwieriges Thema.
    A propos heute in den USA: Um die Gefahr der Opiat-Abhängigkeit zu reduzieren, dürfen Ärzte nur recht kurz befristet starke Schmerzmittel verschreiben, mit dem Ergebnis, dass sich chronische Schmerzpatienten auf dem Schwarzmarkt bedienen - und da findet man am meisten Heroin. So sind bereits viele Normalbürger in die Sucht geraten und zwangsläufig sozial abgerutscht, derzeit spricht man von einer "Opiat-Krise" in bedenklichem Ausmaß. :-(
     
  5. abraxasbabu

    abraxasbabu Ist fast schon zuhause hier

    Also ich kenne kaum jemanden der keine Drogen nimmt. Berufsmusiker die morgends nicht um 5 Aufstehen müssen umAcht Stunden zu arbeiten haben es natürlich leichter Nachts in der Kneipe zu stehen. Alkohol zumindest wird von den Meisten nichtmoslemischen Menschen in Deutschland getrunken. Kaffe fast von allen. Gras ist heute Volksdroge.
     
    LuckySax, hoschi und Rick gefällt das.
  6. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Lester Young war zum Beispiel Schlaftabletten abhängig, weil er mit der Basie-Big-Band jahrelang von Stadt zu Stadt tourte und so kaum Schlaf bekam.

    Außerdem war er depressiv. Er konnte laut eigener Aussage nur Saxophon spielen, wenn er Cannabis geraucht hatte. "Üben" tat er schon gar nicht mehr.

    Hier kann wird es sich aber auch um eine abhängigkeitsinduzierte Dysthymie handeln, so dass sich Suchtursache und Suchtfolgen gegenseitig verstärken, wie es oft der Fall ist.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 5.Januar.2021
    altblase und Rick gefällt das.
  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Gerade bei Chet Baker spielt die Rassentrennung auch eine - wenn nur nebengeordnete - Rolle in seiner Sucht.

    Stichwort: Charles Mingus!
     
    Rick gefällt das.
  8. visir

    visir Gehört zum Inventar

    In welchen Kreisen Du verkehrst...

    ...wenns aber darum geht: Kaffee ist jetzt nicht die "Droge", um die es hier geht, und Alkohol kann man in einem Maß konsumieren, das nicht süchtig macht.
     
  9. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Alkohol, Kaffee, selbst manche Teesorten, sind eigentlich Drogen.
    Unsere Gesellschaft hat nur keinen gesunden Umgang mit Drogen, weshalb wir Alkohol nie als Droge bezeichnen.

    Drogen zu nehmen ist völlig menschlich.

    Aber stattdessen sagen wir: Alle Leute, die Drogen nehmen, sind des Teufels. Ich gönne mir ja nur ein Fläschchen Bier am Feierabend.
     
    giuseppe, Kristina Bossanova und Rick gefällt das.
  10. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Wäre interessant zu untersuchen, inwieweit die endogene Depression bei den drogensüchtigen Musikern als Ursache eine dominierende Rolle gespielt hat, bzw. immer noch spielt. Dann könnten evt. einige Erklärungsansätze, wie z.B. Rassismus, Existenzsorgen, Konkurrenzkampf, Perfektionsdruck, unregelmäßiger Lebensrhythmus etc. in den Hintergrund treten oder vielleicht sogar als vereinfachende Klischees entlarvt werden.:cool:
     
    Zuletzt bearbeitet: 5.Januar.2021
    Rick gefällt das.
  11. ppue

    ppue Mod Experte

    Im Spiegel über Parker:

    "Nach New York kam er 1942. Da war Parker schon den Drogen verfallen: 1937 hatte er sich bei einem Autounfall drei Rippen gebrochen und eine Wirbelsäulenfraktur zugezogen. Heroin spritzte er zunächst gegen Schmerzen. Dann wurde das Gift Teil seines Lebens, geprägt von Entzugsqualen und Depressionen. Als Junkie hatte der Musiker Ärger mit den Behörden, er unternahm einen Selbstmordversuch, verbrachte ein halbes Jahr in einer Nervenklinik."
     
    Rick gefällt das.
  12. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Ich glaube nicht, dass man zwischen endo- und exogener Depression unterscheiden kann. Wird schließlich auch offiziell nicht mehr gemacht, soweit ich weiß.

    Wäre doch auch lächerlich, anzunehmen, Lester Young hätte sich gedacht: ,,Schwierige Kindheit gehabt, Diskriminierung und Ausbeutung begegnen mir überall - trotzdem egal, das Leben ist 'ne Party."

    Und wäre dann eines Morgens aufgewacht:
    ,,Verdanmte Axt - mein Dopamin-, Noradrenalin- und Serotoninhaushalt sind aus dem Gleichgewicht geraten. Jetzt erstmal ein Glass Gin! "


    Die psychische Kondition(ierung) eines Menschen ist wahnsinnig komplex und individuell unterschiedlich.
    Mag gut sein, dass Genetik eine Rolle spielt, aber den einen Grund, auf dem alles andere fußt, wirst du nicht finden.


    Vielleicht hast du's aber auch als Witz gemeint und ich bin grad' der Dummie : -)
     
    kukko und Rick gefällt das.
  13. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Das stimmt so wohl nicht.
    Nach eigener Aussage (ich glaube, dass war im berühmten Interview mit Leonard Feather kurz nach Camarillo, in New York, als er wohlbemerkt weg vom Heroin war) hat Parker schon in sehr jungem Alter mit Alkohol und Drogen experimentiert, da das damalige Millieu ihn mit seinem Nachtleben faszinierte und niemand Rücksicht auf das eingeschränkte Verantwortungsbewusstsein von Kindern nahm.

    Dass er durch den Unfall zum Junkie wurde, halte ich in dem Zusammenhang für unwahrscheinlich, da Junkies normalerweise weniger nüchtern und selbstreflektiert sind, was den Grund ihrer Sucht angeht.
     
  14. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Doch, da kenne ich auch ein paar konkrete Personen in meinem Umfeld! Umfeld, Sozialkontakte, berufliche Existenz...alles prima, aber doch depressiv.:cool:
     
    Rick und Gelöschtes Mitglied 13399 gefällt das.
  15. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Viele psychische Krankheiten manifestieren sich nicht direkt in der Karriere.

    Als Beispiel:
    Schizophrene werden überproportional oft kriminell und/oder obdachlos.
    Manche Leute kompensieren aber auch, sind etwa Workaholics - und auch unglücklich.


    Die Konsorten in Hollywood sind ja auch nicht die glücklichsten Menschen auf dem Ball, nur, weil sie viel Geld verdienen, berühmt sind, Freunde haben und viel in der Welt rumkommen.



    Bevor das jemand missversteht: Selbstverständlich sind nicht alle psychischen Probleme gleich oder gleich schlimm.
    Ich habe Schizophrenie genommen, weil jeder sofort weiß worum es geht, und die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen sehr groß sind.
    Natürlich ist das Leben eines Depressiven weniger stark beeinträchtigt als das einen Schizophrenen.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 5.Januar.2021
    Rick gefällt das.
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Mag sein, dass alle von allen abgeschrieben haben. Es steht halt in vielen Biographien so drin. Mag auch Hand in Hand gegangen sein.
     
    Rick gefällt das.
  17. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest


    Stanley Crouch hat mit Abstand die gründlichste Biographie über Parker geschrieben. Der zweite Teil kommt bald raus.
    Was da drin steht, hat Hand und Fuß.
    Ross Russsl würde ich hingegen weniger trauen.


    Und so ist es nunmal oft mit Legenden.
    Jeder will mitdiskutieren.

    Dann heißt es eben: Im Bebop geht's um komplexe Akkorde und Rhythmen. Hat man halt so mal gehört.


    Klar, auch da war der Bebop ein Schritt nach vorne.

    Aber wirklich entscheidend sind doch die Stimmführung, die Chromatik, die Phrasierung, Artikulation und Mikrodynamik.

    Naja, wenn man sieht, dass Charlie Parker über die VI7 in I Got Rhythm einen vollverminderten Akkord legt oder auch ein Tritonussubstitut, dann geht es halt im Bebop um Harmonik...obwohl man so "outside" spielen kann, wie man nur will, ohne, dass es nach Bebop klingt, solange man die wirklich wichtigen Elemente nicht berücksichtigt.
     
    Rick gefällt das.
  18. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Das gilt natürlich auch für Psilocybin, Muscimol, Khat, Mescalin, Coca (nicht Cocain, Cannabis, usw. (-: .Tabak kommt langsam aus der Mode, dennoch macht Nikotin eine ordentliche Sucht. Es wird meist dann problematich, wenn eine (Rausch)-Droge aus ihrem kulturellen Umfeld gelöst wird und damit auch kulturelle Limitierugen entfallen.
    Ausgenommen vielleicht Alkohol, der sich bei uns eigentlich in seinem Kuturraum bewegt, diesem aber irgendwie die Limitierungen abhanden gekommen sind. Jedenfalls hat es in letzter Zeit keine Zusammenrottungen und Ausfälligkeiten z.B. in kollektivem Cannabisrausch gegeben (-;. Alkohol kommt auf er Skala nach Nutt auf satte 72 Punkte. Heroin und Crack bringen es auch noch auf ordentliche 55.
    LG quax, (der Cannabis noch nie probiert hat und auch magic mushrooms nur fotofgafiert
     
    Rick und Gelöschtes Mitglied 13399 gefällt das.
  19. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Wenn Du genau liest, wirst Du sehen, dass ich Alkohol nicht ausgenommen habe, und bei Kaffee von "um die es hier geht" geschrieben habe. Natürlich machen auch Coffein (und dann auch Nikotin) süchtig, aber sie haben nicht dieselben Auswirkungen wie z.B. Heroin.

    Doch, Alkohol wird sehr wohl als Droge bezeichnet, wenn auch nicht von allen. Aber gehen wir da vielleicht auf den genaueren Begriff "Suchtgift". Das ist eher, was wir hier meinen.

    Und da sieht man wieder, dass man verschiedene Suchtgifte kaum vergleichen kann, weil sie einfach so verschiedene (Aus)Wirkungen haben.
    Nikotin an sich ist z.B. weitgehend harmlos, das Problem sind beim Rauchen vielmehr die 4000 giftigen Substanzen im Teer.
    Das Problem des Rauches hat auch Cannabis, aber THC selbst kann auch psychische Schäden auslösen.
    Alkohol scheint bei geringem(!) Konsum sogar gesundheitliche Vorteile zu bringen (was dann nie sehr laut gesagt wird und immer gleich relativiert wird, aus verständlicher Vorsicht), verursacht aber (bei ausreichend hohem Konsum) meines Wissens die einzige Sucht, die man nicht mehr loswird. Es gibt keine ehemaligen Alkoholiker, nur trockene.

    Und dann gibt es noch die nicht-substanzgebundenen Süchte - Spielsucht und einige mehr.
    So oder so, jede Sucht ist eine unnötige Belastung.
     
  20. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Nikotin ist so harmlos, dass der eine oder andere Piepmatz alte Kippen sammelte um damit das Nest zu "entwesen". (-;
    Darüber würde ich ja gern mehr erfahren...
    LG quax
     
Status des Themas:
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden