Durch Klavier fürs Saxophon profitieren?

Dieses Thema im Forum "Sonstige Instrumente" wurde erstellt von Saxoryx, 25.Juli.2021.

  1. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Bei mir ist "Auswendig lernen" eigentlich zwei scheinbar getrennte Probleme. Des Eine ist, mir die Melodie Abfolge im Gehör zu merken, also so, dass ich sie nachsingen könnte. Das zweite ist, eine Melodie Erinnerung, ohne lange nachzudenken aufs Instrument übertragen zu können. Denn ich will ja nicht die Noten Eigenschaften auswendig lernen und dann über gemerkte Griffe dafür ein Musikstück spielen. Da kommt weder Geschwindigkeit noch Freude und schon gar keine "Musik" dabei heraus.

    Das mit dem Merken der Melodie klappt eigentlich recht gut. Nicht immer im Detail, aber über weite Strecken kann ich die Melodie relativ schnell vor mich hin summen. Eigentlich sollte man meinen, hat man da schon mehr als die Hälfte geschafft. Versuche ich das aber so zu spielen, wie ich es im geistigen Ohr höre, kommt nur Mist heraus.

    Optisch scheint die Kopplung bei mir viel besser. Wahrscheinlich, weil die geschriebenen Noten für mich absolute Ankerpunkte für absolute Griffe sind, eine vorgestellte Melodie aber auch dann auf der absoluten "Griff Skala" unverbindlich bleibt, wenn ich sie mir in der korrekten Tonlage vorstelle.

    Also lese ich viel beim Spielen, auch wenn ich die jeweiligen Takte und Phrasen natürlich größtenteils auswendig spiele. Schon deshalb, weil ich gar nicht so schnell Noten lesen kann.

    Aber in den letzten Monaten merke ich eine Verbesserung. Die auswendig gespielten Phrasen werden länger, das Nachdenken weniger. Manchmal ist es einfacher, die Stelle "einfach zu spielen" anstatt sich von den Noten ablenken zu lassen. Noch sind es kleinere Inseln, aber ich habe die Hoffnung, dass sich die kleinen Erfolge zu Größeren zusammen wachsen. Auf jeden Fall empfinde ich, dass "Auswendig lernen" und "frei nach Vorstellung spielen" zwei Seiten der gleichen Münze sind. Eins geht nicht ohne das Andere.

    Das "Verkopfte" aus dem Spiel zu nehmen und "einfach laufen zu lassen" versuche ich seit mehr als zehn Jahren dauernd. Nur kommen dabei bislang nur sehr selten die erwarteten Ergebnisse heraus und viel häufiger hat das Ergebnis mit Musik gar nichts mehr gemeinsam. Mit der geforderten Melodie schon gar nicht.

    Nun stellen sich aber doch langsam erste Erfolge ein und das Spiel bleibt tatsächlich in der Melodie. Ich werde das zarte Pflänzchen hegen. Es heißt doch: Nichts macht erfolgreicher als Erfolg. :D
     
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  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich mache eigentlich beides, habe das innere Ohr als Anhaltspunkt, aber oft auch optisch bestimmte Noten in Erinnerung, meist Stichnoten am Anfang neuer Phrasen.

    Je mehr Verknüpfungen das Hirn zu einer bestimmten Stelle hat, desto fester sitzt die Phrase. Könntest auch einen Vanillepudding kochen, wenn du Takt 38 und 39 lernst. Das ist dann die Vanillepuddingstelle.

    Andere malen ihre Noten an und verknüpfen Farben mit verschiedenen Stellen. Alles möglich.
     
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  3. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @bebob99
    ich trag jetzt sicher "Eulen nach Athen", mit meinen Tipp.

    Aber wie schon oft geschrieben: TL raufschaffen !
    Und so bald als möglich, auswendig spielen.

    Notenmaterial dazu für ca. 10,-€ im -Heftchen- (30 S.)
    Jackie McLean "Daily Warm-Up Exercises" for Saxophon

    Man soll's nicht glauben, aber es funktioniert.

    Vlt. .... weil sich die -Hirn, Hand, Ton- Verknüpfungen irgendwann so manifestieren,
    das unsere -grauen Zellen- automatisch cis/fis/gis greifen,
    wenn sie "gesagt kriegen", das Liedchen soll in A-Dur geträllert werden.:)

    VG
     
  4. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    Noch ein Gedanke:
    Wenn das Stück einen Liedtext hat, hilft mir sehr, wenn ich den
    beim Saxspielen im Kopf mitsinge.
     
  5. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Also das klingt für mich ziemlich schwer. Heißt das, du hörst irgendwo eine Melodie und ohne die Noten und die Tonart zu kennen willst du sie direkt auf dem Sax spielen?

    Also guckst du nur aufs Blatt, aber eigentlich spielst du losgelöst von den Noten? Guck doch mal an die Wand dabei :)

    Hast du mal Noten gespielt ohne vorher die Melodie gehört zu haben? Also wirklich Blattlesen?
    Wenn mir das nicht vorgespielt wird ist das ein längerer Prozess bis ich die Idee der Melodie erfasst habe. Also erstmal Zahlen über die Noten schreiben, dann Metronom an und dann klatschen + singen.
    Dann kommt das Sax und die Tonhöen dazu. Wenn man denkt man hat es, dann kann man sich das Original anhören.

    Ich kann das gut nachempfinden, ich bin auch sehr Kopfmensch und mir oft selbst im Weg mit meinen Gedanken.
    Wenn ich deine Beiträge so lese, habe ich immer den Eindruck, dass du dir an deinen Ansprüchen, die ja gut sind, die Zähne ausbeisst und dir das "wie" fehlt. Das "wohin" eher nicht.
     
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  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich war immer ein guter Blattleser, was mir leider ermöglicht hat mich im Unterricht mit wenig Üben durchzuschummeln. Beim auswendig Spielen habe ich dann ein Notenbild vor dem inneren Auge memoriert oder das „Gefühl einer Fingerfolge“, d.h. die Haptik.
    Denn im Vergleich zum Klavier kann ich auf den Holzblasinstrumenten einen Akkord, eine Melodie oder was auch immer nicht „visualisieren“, was das Auswendigspielen für mich erstmal viel schwieriger macht.

    Viel später habe ich angefangen, gelegentlich Licks in Halbtonschritten durch die zwölf Tonarten zu üben. Und obwohl ich über die Jahre da gefühlt nur im Schneckentempo voran komme, hat sich dadurch relativ schnell eine neue Fertigkeit eingestellt, nämlich einfache Melodien aus dem Gehör in beliebigen Tonarten spielen zu können, bzw. ad hoc mitzuspielen oder nachzuspielen, ohne überhaupt darüber nachdenken zu müssen, in welcher Tonart ich bin. (Ok, fast, manchmal denk ich mir beim Spielen sch… Gitarre und frage freundlich „kemmas a an hoibdon heha nehma?“)

    Plötzlich funktioniert auch Auswendiglernen zumindest bei Melodiestimmen ganz anders, viel einfacher, und hat überwiegend mit dem Merken von Melodien zu tun. Das ein oder andere schwierige Intervall muss ich mir “altmodisch” merken, beim Rest muss ich es vor allem singen können. Bei komplexen zweiten oder dritten Stimmen geht das aber auch nur auf die alte Art, vielleicht kommt das auch noch mal in diesem Leben…

    Angeblich mussten Joe Allards klassische Schüler die großen Solowerke, z.B. das Glasunow-Konzert, erst komplett singen können, bevor er mit ihnen anfing, es auf dem Sax zu spielen. Macht für mich jetzt absolut Sinn. Klingt erst mal wie ein Umweg, wie eine Marotte, ist aber vermutlich eine Abkürzung, wenn man zum Gipfel will und nicht nur zum Ausflugsrestaurant.
     
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  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Absolut richtig. Melodie ist irgendwann kein Thema mehr und geht leicht. Königsdisziplin ist die dritte Tenorstimme, spärlich gesetzt. Die schaffe ich auch nicht.
     
  8. FraRa

    FraRa Ist fast schon zuhause hier

    Nur eine kleine Zugabe: ich hatte ja viele Jahre nur Klavier und Keyboards (E-Piano)gespielt und zum Saxophon erst gefunden, als wir ein eigenes Haus hatten und ich mir sicher war, keine Nachbarn zu quälen. Die große Saxophonerfahrung war dann, dass die Musik spürbar durch den Körper geht, während ich am Klavier immer das Gefühl von Distanz habe. Obwohl jedes meiner Stückchen aus einer Idee am Klavier wächst.
     
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  9. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ja, ich denke das kommt gut hin ;)

    Ich war immer schon eher der "Versteher". Ich war in der Schule immer in allen Fächern gut, in denen man sich nur einen logischen Zusammenhang merken musste und der Rest ergab sich automatisch. Das schließt Geschichte, Geographie, Literatur automatisch aus. Genauso gut könnte ich versuchen, das Telefonbuch zu verstehen.
    Nur seit ich mich an der Musik versuche, also erst ab 40+ Jahren, hilft mir diese Strategie nicht weiter. Ich kann die Regeln pauken, die mir aber auch nur temporär im Gedächtnis bleiben. Die Regeln verstehe ich schon, aber die Anfangs Parameter scheinen mir immer noch zu willkürlich und "zufällig" = schwer zu merken. Das Ableiten der Ergebnisse kollidiert auch sehr mit der Forderung nach "Echtzeit". Ich kann also nur versuchen, mich auf die alten Tage noch irgendwie in das intuitive Lernen kleiner Kinder zu finden. Wo man nicht "paukt", sondern die Erfahrungen automatisiert, ohne darüber nachdenken zu müssen. Genug Gehirnmasse wäre wohl da. Aber sie ist jahrelang anders konditioniert worden und sperrt sich immer noch.

    Es heißt nicht umsonst, dass man Dinge, die man als Kind nicht gelernt hat (als das Gehirn noch flexibler und aufnahmebereiter war), später nur mit viel mehr Mühe und auch nicht mehr so gut lernen kann. Je mehr im Topf schon drin ist, desto schwerer wird es "ganz abweichende" Inhalte abzulegen. Siehe auch Stichwort "Gedächtnishemmung". Und ohne die düngende Gießkanne der Emotionen fallen die Bemühungen selten auf fruchtbaren Boden, wie Hr. Dr Gerald Hüther immer wieder betont. Es ist nur nicht möglich, diesen "gelassenen" Zustand zu erzwingen. :banghead:

    Ich habe nicht den Anspruch auf eine Karriere als gefeierter Solo Saxophonist (oder Pianist). Aber zumindest möchte ich mich in diesem Leben noch irgendwann als Musiker (= jemand, der sich mit seinem Instrument wie in einer Sprache ausdrücken kann) verstehen und nicht nur als Handwerker (= jemand, der ein eingeübtes Programm vertretbar abspulen kann).

    In der Zwischenzeit rede ich "gescheit" und tue so als hätte ich Ahnung. "Fake it, until you make it". :rolleyes:

    Allerdings kann ich natürlich auch nicht aus meiner Haut. Ich bin Analytiker und Ich beobachte mich selbst, wie ich auf welche Reize reagiere, was dagegen arbeitet und woher das kommen kann. Das beschäftigt mich im Vordergrund während ich darauf spekuliere, dass das Unterbewusstsein schon weiß was es zu tun hat. Auch wenn's mal etwas länger dauert.

    Aber bitte, das ist nicht meine Selbsthilfegruppe hier, sondern eigentlich ein ganz anderes Thema. Ich habe schon wieder viel zu viel Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. Nicht immer, wenn ich meine persönliche und individuelle Erfahrung teile bewerbe ich mich mich um Betreuung. Auch wenn ich das ganz lieb von Euch finde und Eure Tips immer sehr interessant sind. Tut einfach gelegentlich so, als wäre ich gar nicht da. :cool:
     
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  10. Saxoryx

    Saxoryx Strebt nach Höherem

    Ich spiele jetzt immer mehr auswendig auf dem Saxophon, seit ich angefangen habe, das Auswendigspielen mit dem Klavier zu üben. Ich merke, dass ich nicht gut darin bin, aber das ist sicher auch Übungssache, und mit der Zeit hoffe ich, besser zu werden. Es ist, als ob das Klavier mir mehr Geduld fürs Saxophon verleiht. Denn da ich schon immer sehr gut vom Blatt spielen konnte, habe ich mich dann oft nicht mehr so in die Stücke vertieft oder sie analysiert, wie ich es jetzt auf dem Klavier tun muss. Auf dem Saxophon sehe ich ein Stück (in meinem Schwierigkeitsgrad), spiele es vom Blatt, und das war's dann meistens auch schon. Bisher jedenfalls.

    Auf dem Klavier ist schon das Vom-Blatt-Spielen schwieriger, mit beiden Händen, und dann verlangt die Methode ja auch, dass ich das in Akkorden spiele, die Akkorde benenne usw. Dass ich dadurch ein Gefühl für die Finger kriege, damit sie dann die Tasten auch treffen, wenn die Akkorde sich ändern. Das ist beim Saxophon ja anders. Da muss ich nicht plötzlich zwei Oktaven mit der linken Hand hinunterspringen. Und wenn ich hochspringe, habe ich die Oktavklappe. Weil das so viel einfacher ist - auf den ersten Blick -, habe ich das glaube ich immer zu wenig geübt. Und auch zu wenig analysiert. Zwar gab es Probleme mit den Tönen, die mit dem linken kleinen Finger gespielt werden, aber das war auch schon alles.

    Erst jetzt merke ich, dass ich, wenn ich mir mehr Gedanken um die einzelnen Töne mache (auch um die Akkorde, aber das tue ich immer noch wenig, weil ich auf dem Sax ja nur einen Ton auf einmal spielen kann. Auf dem Klavier ergibt sich das von selbst mit den Akkorden), zum Teil ein sehr viel anderes Ergebnis erziele. Keine weltbewegende Erkenntnis, die hier viele schon hatten und auch vermittelt haben, aber man muss es eben immer am eigenen Leib spüren, damit man es richtig versteht. Und dafür hatte ich bisher einfach zu wenig Zeit. Denn ich merke auch, wie zeitaufwendig diese Methode jetzt ist. Das geht nur, wenn man wirklich Zeit hat und nicht nur zehn Minuten am Tag. Gut, dass ich die Zeit jetzt habe. Ich bin richtig froh, dass ich mich jetzt jeden Tag so intensiv mit Musik beschäftigen kann. Es bereichert mein Leben enorm. Und hat mir vorher schon sehr gefehlt, weil ich es aus Zeitgründen nie so richtig tun konnte.
     
  11. Huber90

    Huber90 Schaut nur mal vorbei

    Das Klavierspielen hilft dir, ein besseres Gefühl für Rhythmus zu bekommen. Es ist besser, dein Talent in alle Richtungen zu entwickeln
     
  12. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Warum gerade Rhythmus?
     
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