Ensemblespiel ohne Leitung?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von TitusLE, 24.Februar.2019.

  1. TitusLE

    TitusLE Ist fast schon zuhause hier

    N'Abend!

    Da ich nicht so recht weiß, wohin mit dem Thema, habe ich es mal hier platziert.

    Ich spiele seit gut zwei Jahren an der örtlichen städtischen Musikschule in einem Quartett. Laut Webseite der Musikschule ist es keine Bedingung, dass man an der Musikschule Unterricht hat. Auf eine meiner Mitspielerinnen trifft das zu. Eine weitere der Damen hat nun beschlossen, dass sie keinen weiteren Unterricht mehr nehmen möchte und sie möchte auch nicht mehr im Quartett spielen, da sie in letzter Zeit etwas Probleme mit dem Lehrer/Leiter hat.
    Da uns allen das Quartett aber sehr wichtig ist und sehr viel Spaß macht, überlegen wir, ob wir das zu viert privat organisieren können. Wir haben zwei Mitspieler, die 5 Jahren Saxophon spielen, eine der Damen spielt mit mehr oder minder großem Engagement seit ihrer Jugend und eine spielt seit 10 Jahren und ist Musiklehrerin.
    Denkt ihr, dass sowas Aussicht auf Erfolg haben könnte oder meint ihr, es wäre besser, wenn wir jemanden hätten, der uns etwas anleitet?
     
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  2. Salsasax

    Salsasax Schaut nur mal vorbei

    ich spiele seit Jahren mit Kollegen in einem saxquatett von Anfang an ohne Leitung. Wenn Ihr sogar eine
    Musiklehrerin dabei habt, sollte derSachverstand ausreichen. Allerdings muss man sehr selbstkritisch sein und es ist sehr hilfreich, wen man seine Stücke aufnehmen und dann kritisch besprechen kann. Sinnvoll ist es auch, wenn jemand Noten, die nicht unbedingt für Saxophone geschrieben wurden, entsprechend umschreiben kann. (mit Notationsprogramm). sonst ist man ausschließlich auf die Arrangements angewiesen, die auf dem Markt angeboten werden. Was dann noch offen ist sind die gruppendynamischen Prozesse, die man ohne und die sicher nicht ausbleiben.Leitung klären muss
     
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  3. euroknacker

    euroknacker Ist fast schon zuhause hier

    Du schreibst doch das eine eurer Mitglieder sogar Musiklehrerin ist, wo ist dann das Problem?
    Es sollte doch möglich sein in einer kleinen Gruppe mit ein wenig Disziplin gute Musik zu machen.
    Wir haben mit 4 Leuten aus dem Musikverein vor einem Jahr ebenfalls angefangen als Quartett. Das funktioniert sehr gut, da braucht es niemanden der die Musikalische Leitung übernimmt.

    Gruß Jürgen
     
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  4. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Die Frage ist, wie Euer Anspruch ist und was Ihr erreichen wollt.

    Wenn es (allen) primär darum geht gemeinsam zu musizieren und Spaß daran zu haben, ihr Euch auch gegenseitig offen Rückmeldungen geben könnt, geht es sicherlich und aus Erfahrung auch ganz gut ohne Leitung.

    Wenn ihr aber möglichst effektiv weiter kommen wollt, kommt man sinnvollerweise kaum um eine Leitung drum herum.

    Wir buchen hin und wieder mal für eine Probe einen Coach und das hat bisher immer wertvolle Impulse gebracht.
     
  5. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ein Quartett oder ähnliches Ensemble spielt ohne zusätzlichen "Dirigenten" und probt normalerweise auch so.

    Das ist ganz anders als in einem größeren Orchester mit Dirigent, aber auch sehr schön und lehrreich.

    Einige Aspekte wurden schon angesprochen:
    • die "Chemie" zwischen den Musikern muss stimmen
    • jeder sollte offen für konstruktive Kritik sein
    • es sollte mindestens eine Person dabei sein, die zusätzlich zum Spielen der eigenen Stimme auch das Gesamte hören und beurteilen kann. Das ist nicht leicht, aber eine Musiklehrerin sollte das können.

    Das Quartett muss sich selbst organisieren:
    • Auswahl der Stücke (eventuell umschreiben)
    • Terminfindung, Einberufung von Proben
    • Organisation ("Leitung") der Proben
    • Einsätze, Tempi, Agogik
    • Selbstkritik
    Idealerweise sind alle Spieler auf ähnlichem musikalischen Niveau, damit niemand überfordert wird oder sich langweilt.

    Einen Versuch ist es aber allemal wert!
     
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  6. TitusLE

    TitusLE Ist fast schon zuhause hier

    Danke euch allen für eure Kommentare.
    Das hat mich bestärkt, es zu versuchen.
    Und das
    hat mich auf eine Idee gebracht, die ich jetzt gleich mal angehen werde. :)
     
    Rick gefällt das.
  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies ist nur eine Frage der Erfahrung im Ensemblespiel.

    Beim Segeln ist in der Regel der Erfahrenste der Skipper. Im Ensemble ist es häufig ähnlich.

    Ich kenne auch die Situation, dass es von Stück zu Stück wechselt.

    Im Saxofonquartett führt häufig die erste Stimme (Sopran / Alt).
     
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  8. SaxPistol

    SaxPistol Strebt nach Höherem

    Diese Person sollte dann aber auch Leitungs-/Führungsqualitäten haben.
    Das ist leider nicht immer so.
     
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  9. Mcsax

    Mcsax Schaut öfter mal vorbei

    Ich spiele in 3 Ensembles mit.
    Das erste Ensemble ist ein Blasorchester, wo die musikalische Leitung ein Flügelhornist hat, weil er wohl die längste Musikerfahrung hat. Er spielt selber auch mit. Das Ergebnis des Spiels wird dann nach persönlichem akustischem Eindruck bewertet. M. E. sehr subjektiv.
    Das zweite Ensemble ist eine Swing/Jazz-Band, die unser Keyboarder leitet, der jahrelange Erfahrung im semiprofessionellen Bereich hat. Er spielt auch selber mit, sitzt aber vor der Band und hat so ein etwas anderes Klangerlebnis als die anderen Mitglieder.
    Das dritte Ensemble ist ein Blasorchester. Hier leisten wir uns eine Dirigentin. Sie ist studierte Musikerin und hat auch Musikpädagogische Erfahrung. Die Proben bei ihr sehen natürlich wesentlich anders aus wie in den anderen Ensembles. Hier wird jedes Stück akribisch erarbeitet und ausgefeilt, bis es den Möglichkeiten des Orchesters entspricht und klappt. Die Proben sind immer recht anspruchsvoll und anstrengend haben mich aber ein deutliches Stück weiter gebracht in meinem Spiel.
    Das ganze ist allerdings auch nicht ganz billig und "verschlingt" ca. 3/4 der jährlichen Orchestereinnahmen.
    Trotzdem würde ich euch raten zumindest ab und zu mal professionelle Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen.
     
  10. GelöschtesMitglied11073

    GelöschtesMitglied11073 Guest

    Egal wie gut oder schlecht man ist. Eine professionelle Leitung die nicht selbst am spielen ist,sondern sich ganz aufs zuhören konzentrieren kann ,hilft natürlch ungemein,sich zu verbessern und Fehler zu lokalisieren.
    Aber nichts desto trotz kann man sowas auch ohne Leitung machen.

    Dauert halt einfach länger, ein entsprechendes Ergebnis zu erzielen
     
  11. Stevie

    Stevie Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke im Quartett sollte das möglich sein, wenn ein oder zwei der Mitglieder über mehr als durchschnittliche Erfahrung verfügen.

    Potential für Gegrummel ist immer da - Du hängst, Du treibst, Du intonierst falsch usw. ... Das ist einfacher, wenn einer "der Chef" ist, der nicht mitspielt, sondern nur zuhört und die entsprechenden Hinweise gibt. Aber wie schon von vielen gesagt: im Quartett ist eine nicht spielende Leitung absolut unüblich und muss auch nicht sein.

    Da im Quartett das exakte Zusammenspiel von größter Bedeutung ist, spielt die Selbstkontrolle mittels Aufnahme eine große Rolle. Da hört man dann auch objektiv wer hängt, treibt, falsch intoniert usw.

    Hin und wieder ein Coaching oder ein Workshop als komplettes Ensemble beim Rascher Quartett kann Wunder wirken. Letzteres war eine wirklich gute Erfahrung.

    So long

    Stevie
     
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  12. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Das sind ganz wesentliche Punkte.

    Ungeleitete Ensembles hatte ich bisher nur im Gesang, und die entstanden jeweils im Freundeskreis. Wir hatten alle ausreichend überschneidende Interessen und alle hatten was einzubringen. Dass wir schon vorher befreundet waren, half natürlich bei der gegenseitigen Kritikfähigkeit. Aber vor allem machten wird das zur eigenen Freude. Das letzte SATB-Quartett setzte sich aus einem Bratschisten, der seinerseits ein Streichquartett (mitspielend) leitete, einer ganz guten Klavier- und Querflötenspielerin (und in einem Chor sang sie, glaube ich, auch noch), einer erfahrenen Chorsängerin und eben mir :rolleyes: zusammen, womit wir dann doch zumindest so viel musikalischen Anspruch hatten, dass wir uns öffentlich auftreten trauten, aber nicht so viel, dass wir Geld dafür verlangt hätten (das war dann bei Pfarrveranstaltungen und so).

    Langer Rede kurzer Sinn: ein Quartett braucht mal prinzipiell keine (zusätzliche) Leitung. Je nach internen Niveau-Unterschieden mag jemand vom Quartett (un)ausgesprochen die Leitung übernehmen. Hängt auch davon ab, wie sich das Quartett organisieren will. Manche wollen einfach nur mitmachen, manche wollen mitreden... Ein Problem kann es sein, wenn es zwei Alphatiere gibt.

    Ja, ums Besorgen und ggf. neu Arrangieren von Noten muss man sich halt dann auch kümmern. Und um Auftritte, wenn man das will...
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Selbst professionelle Solo-Künstler oder Duos lassen sich vor der Premiere ihres Programms oft objektiv "coachen", einfach um noch etwas an der Erscheinung zu feilen.
    Muss aber nicht sein, kommt immer auf den Anspruch an.
     
  14. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Mit dem Ziel, gemeinsam etwas zu schaffen und einem abklärten Umgang mit Kritik (sowohl nehmen als auch geben) sollte das funktionieren.
    Hilfreich sind dabei sicher auch Aufnahmen der Proben, die man sich hinterher auch gemeinsam(!) anhört und daraus Verbesserungsmöglichkeiten ableitet.

    Hin und wieder nen Coach ist schon eine coole Sache.
    Manchmal helfen auch andere "Externe" aus dem Freundes-oder Familienkreis, die einfach mal zuhören und Meinung äußern sollen/können.
     
  15. Paco_de_Lucia

    Paco_de_Lucia Ist fast schon zuhause hier

    @Rick → Muss sein, sorry. Jeder Schauspieler oder Solo-Sänger [in der Klassik], der halbwegs bei Trost ist,
    hat immer!! einen Vertrauten im Publikum/leider oft nur hinter der Bühne - sitzen/stehen, der ein feadback für den heutigen Abend liefert.
    Ist grundlegend wichtig. Ich mache selbst immer [grottenschlechte] Live-Mittschnitte von allen Sachen, die ich spiele [außer im Orchester]
    damit ich eine Kontrolle hab - und: es gibt immer was zu verbessern.
    cheers
    Paco
    ps:
    Leider ist meist der mit der meisten Kohle → der Eigner = automatisch der Skipper.
    Biskaia, wir kommen!
     
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  16. TitusLE

    TitusLE Ist fast schon zuhause hier

    Unsere Ansprüche sind gering. Jedenfalls Lichtjahre von irgendwelchen professionellen Auftritten entfernt. Wir wollen zusammen musizieren, uns aber auch weiterentwickeln. Nach 5 Jahren an dem Instrument, muss das ja wohl auch ein Ziel sein. Hin und wieder mal irgendwo vorspielen machen wir schon, wenn sich etwas ergibt. Aber auch das nur just for fun.
    Die Idee mit dem externen Coach ist eine gute. Die werde ich mal vortragen, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
     
  17. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Was, nach 5 Jahren noch weiterentwickeln? :duck:

    Ihr habt ja noch sowieso Einzelunterricht, oder?
    Freilich, das Ensemble hin und wieder anschauen zu lassen wird auch nicht schaden... je nach Anspruch halt.
     
  18. TitusLE

    TitusLE Ist fast schon zuhause hier

    Aktuell haben 3 von 4 Unterricht. Ab Ende März werden 3 von 4 keinen Einzelunterricht haben. Zumindest nicht regelmäßig.
     
  19. djings

    djings Strebt nach Höherem

    guten abend, titus, wahrscheinlich wäre die musiklehrerin prädestiniert, euch anzuleiten. aber ganz bestimmt möchte sie selbst auch entspannt spielen. ich würde euch raten, jemanden zu suchen, der euch anleitet.
    ich gehe dabei von meiner akkordeongruppe aus, die seit längerer zeit ohne leitung ist. einer aus der gruppe gibt die einsätze. aber es ist eben nichts halbes und nichts ganzes... zudem kommt er selber die ganze zeit nicht zur ruhe.viel erfolg bei der etwaigen suche! lg ingrid
     
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