Förderung für Jazzmusiker aus Baden-Württemberg

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gast_13, 31.August.2015.

  1. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    Genau. Mann kann das auch ander herum sehen. Viele Musikvereine veranstalten meist gut besuchte Konzerte, die Musiker verdienen nichts. Nutzt oder schadet das jetzt den festangestellten Profis des nächsten Sinfonieorchesters?

    Ich behaupe, es nutzt. Denn manche Besucher des Musikvereins gehen auch in das Sinfoniekonzert. Würden sie vielleicht nicht machen, wenn sie symphonische Musik nicht zu Hause bei dem Amateurverein auf dem Dorf kennen gelernt hätten.

    These: Hier wird von Amateueren die Basis bereitet, von der die Profis dann leben.

    Noch zwei Beobachtungen am Rande:
    • In beiden Formationen sitzen zuweilen die selben Leute. Also Berufsmusiker mit Festanstelleung, die aus Treue immer noch bei ihrem Heimatverein mitspielen, ohne Gage, versteht sich. Die machen sich also jetzt höchstpersönlich die Gagen kaputt, sehen das aber irgendwie anders.
    • Amateur-Orchester spielen heutzutage weitgehend auf hohem Niveau, teilweise aus sehr hohem. "Professionelle" Telefon-Orchester hingegen, wie man sie häufig bei den unvermeidlichen Messen und Oratorien antrifft, können sich zuweilen handwerklich dahinter verstecken.
    Gruß
    Mini
     
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  2. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Zu der Diskussion über Kulturförderung, irgendjemand schrieb, das das Geschäft für Musiker schlechter wurde, als die Abschreibungsmöglichkeiten von kulturellen Ausgaben für Firmen gekürzt oder gestrichen wurden.
    Wenn dem so ist, wäre es eine prinzipiell relativ einfache Möglichkeit der Kunstförderung insgesamt, also auch für bildende Künstler etc, diese Abschreibungsmöglichkeiten wieder zu erhöhen.
    In der Schweiz zb sind meines Wissens Firmen verpflichtet, 2% ihres Umsatz bzw Gewinn für kulturelle Zwecke auszugeben. (Können die Schweizer Bläser das bestätigen?)



    http://swing-jazz-berlin.de/#band
     
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  3. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das wäre doch mal eine gute und sinnvolle Idee, lässt sich aber nicht durchsetzen, da das die Steuereinnahmen mindern würde und Firmen mitunter früher sehr ausufernde Parties gefeiert haben. Da durfte ich noch ein paar von miterleben, da wurden gleich 3-4 Messehallen angemietet, bis zu 10 Bands und mehr und die Feier ging über mehrere Tage, Mitarbeiter, die nicht vor Ort waren, wurden mit ihren Familien eingeflogen.......

    Lg Saxhornet
     
  4. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Weisst Du noch, wie Du davon erfahren hast? Von einer "Verpflichtung" für Schweizer Firmen weiss ich nichts. Es wäre irgendwie zu schön, um wahr zu sein, die Schweiz, das Kulturparadies, das Schlaraffenland für Künstler und Kulturschaffende ;)
    Am bekanntesten ist das sogenannte "Kulturprozent" (also nur 1%) der Migros (grösste Detailhändlerin in der Schweiz). Dies ist ein freiwilliges Engagement der Migros. Kultur wird da aber sehr grosszügig definiert mit "Kultur, Gesellschaft, Bildung, Freizeit und Wirtschaft". Was davon für die Musiker übrig bleibt? Keine Ahnung.
    Auf eine Förderung durch das Kulturprozent können sich Leute mit ihren Projekten bewerben, Anspruch hat man darauf aber nicht. Auch können sich Einzelpersonen nicht bewerben. Das Projekt muss in der Schweiz stattfinden (Auftritte im Ausland werden nicht gefördert) und unter "substanziellem Einbezug von Musikerinnen und Musikern aus der Schweiz stattfinden". Die Migros entscheidet nach (Zitat) "eigenem Ermessen" darüber, welche Projekte gefördert werden und welche nicht.
    Von ähnlichen Umsatz-Abgabeprozenten anderer Firmen für kulturelle Zwecke ist mir nichts bekannt.
    In der Schweiz als Künstler neue Wege zu beschreiten, ist übrigens ziemlich schwer. Meist müssen die Leute erstmal ins Ausland, sich dort einen Namen machen, bis man sie auch in der Schweiz wahrnimmt. Man bleibt lieber im Durchschnittsbereich, Extreme werden nicht so gerne gesehen und nicht so gerne gefördert. Lieber schön bescheiden und nicht auffallen. Dass dies so ist, höre ich von vielen Seiten und aus unterschiedlichen kulturellen Sparten.
     
  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Es gibt da keine Lösung für. Dafür müsste eine Hörerziehung stattfinden und in welchem Rahmen sollte die erfolgen?

    Es sollte auch nicht darum gehen Amateure vom Markt abzuhalten, denn das wäre gar nicht durchführbar. Wenn alle den gleichen Preis nehmen würden, wäre nur noch die Qualität ausschlaggebend oder ob die Musik gefällt aber auch das ist Utopie und nicht machbar.



    Das ist halt nicht durchführbar und wer sich mal mit der Schulmusikausbildung auseinandersetzt weiss daß man da nichts erwarten kann. Klar gibt es immer wieder Ausnahmen bei den Lehrern (ich erlebe da auch sehr positive Sachen an einer Schule mit der ich kooperiere) aber da sind auch Lehrer an einigen Schulen unterwegs, da kann man gar nicht glauben, daß die Musik studiert haben. Ein Quereinstieg in diesen Bereich durch Musiker ist aber so kompliziert gemacht worden, daß derjenige sich entscheiden muss Musiker weiter zu machen oder ausschliesslich Lehrer an einer Schule und ich habe von einigen gehört, die das probiert habe, daß die im Lehrerkollegium alles andere als willkommen waren.

    So wie bei Brötchen und Brot?? Ich gebe Dir recht, daß das toll wäre aber das wird nicht passieren und ist nicht möglich, denn wer den Unterschied nicht hört und für den nur der Preis zählt, dem ist das wurscht. Der wird sich vielleicht nicht eine Band holen, die vollkommen versagt und ihn gleich als Veranstalter vor Kunden als unfähig wirken lässt, die aber qualitativ doch im Vergleich stark abfällt.
    Ich denke das ist der Fall und die Realität wird sein, daß wir in einigen Jahren deutlich weniger Auftritte von reinen Musikern sehen werden, sondern vermehrt eher von Hobbymusikern. Ich durfte in einem Hotel selber erleben, wie da Jemand am Flügel saß, nur so tat als ob er spielt, Vollplayback aus dem Rechner kam, dann noch eine Sängerin dazu und die Leute applaudierten nach jedem Song und wunderten sich gar nicht, daß man so viele andere Instrumente hörte und der Mann am Flügel saß, in einem anderen Hotel wurde gleich ein Flügel hingestellt mit CD-Romlaufwerk, der dann die ganz Zeit von selbst spielte.....


    LG Saxhornet
     
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ne, ist auch nicht meins. Aber solche Bands finden im Livegeschäft Auftrittsmöglichkeiten im Clubbereich, bei dem sie dann aber wieder kein Geld verdienen. Im Bereich der Moneyjobs lässt sich sowas gar nicht spielen und steht aussen vor. Ich glaube auch nicht, daß diese Musiker sich wundern, daß sie damit kein grosses Geld verdienen und das ist auch nicht der Bereich den ich meine.

    Lg Saxhornet
     
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  7. saxhornet

    saxhornet Experte

    Vielleicht ist es ein regionales Ding. Hier in Berlin gibt es erst gar keine Musikvereine grossartig. Das ist hier eher ein Nischending wenn es sowas gibt und nicht die Regel. Viellicht ist es auf dem Land anders als in der Grossstadt, wäre durchaus denkbar.

    LG Saxhornet
     
  8. jb_foto

    jb_foto Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    meinst Du sinfonische Musikvereine oder das im Allgemeinen?
    Wo spielen denn die ganzen Musiker die ihr in den Musikschulen ausbildet und unterrichtet?
    Ok, ich wohne auf dem platten Land, aber im Umkreis von 10km finden sich min. 5 Kapellen wo man mit dem Sax einsteigen kann. Ob einem die jeweilige Musik gefällt ist dann ne andere Sache.
    Mfg
    Jürgen
     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Die jüngeren in den Schulen in Schulbands und AG`s, soweit sowas angeboten wird. Die Erwachsenen suchen sich selber was (privat organisierte Bands oder Ensembles)oder es gibt dann Big Bands oder ähnliches an den Musikschulen. Allerdings sind so die typischen Sachen, die ich von Musikvereinen hier so höre in Berlin eher Mangelware oder zumindest sehr unüblich.

    LG Saxhornet
     
  10. Bernd

    Bernd Gehört zum Inventar

    In unserer Region gibt´s in jedem Dorf mindestens einen Musikverein. Und fast jeden Sonntag spielt einer davon bei uns im Kurpark :mad:
     
  11. Rick

    Rick Experte

    Ja, das Niveau der Musikvereine ist wirklich sehr unterschiedlich, da gibt es alles vom Profi-Level bis hin zu Orchestern, bei denen der Dirigent aus notorischer Resignation sogar vor dem Konzert auf das Stimmen verzichtet nach dem Motto, das ändert auch nichts mehr... :-(

    Machen wir uns doch nichts vor: Von Kunst allgemein und Musik im Besonderen zu leben war noch nie einfach und benötigt immer Subventionierungen bzw. reiche Mäzene.
    Früher verdienten Musiker am meisten an den Fürstenhöfen, heute freuen sich Leute wie ich über finanzkräftige Firmenchefs als Veranstalter. Gerade Reinhold Würth hier in Hohenlohe ist so ein "moderner Fürst", er bewohnt nicht nur eigene Burgen und Schlösser, sondern hat eine international beachtete Kunsthalle in Schwäbisch Hall erbaut und veranstaltet zahlreiche Konzerte, von der Klassik bis hin zum rockigen "Würth Open Air".
    Außerdem verfügt sein Konzern über eine Betriebs-Big-Band, eigentlich für Angestellte, die aber auch einigen lokalen Profis als "Dauer-Aushilfen" Lohn und Brot bietet.
    Ähnliches macht die Heidelberger SAP, da ist ein befreundeter Trompeter nach meinen Informationen fest im Firmen-Sinfonieorchester angestellt (mit bezahlten regelmäßigen Proben!).

    Also scheinen wir uns langsam, aber sicher mit der Kulturförderung wieder in Richtung Mittelalter zu bewegen: Unterstützung der besonderen Talente ist Angelegenheit mächtiger Gönner, im "Volk" gibt es nurmehr lokale Amateur-Ensembles (den früheren "Stadtpfeifern" vergleichbar), irgendwo dazwischen die fahrenden Musikanten, die überregional bei Festen aufspielen und mit "Tanzvergnügen" ihr Brot verdienen... :roll:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  12. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Tja, wenn wir das so wollen, dann ist das sicher möglich! Aber wollen wir das wirklich?
     
  13. rbur

    rbur Moderator

    Warum denn nicht? Es sind nur wenige hundert Jahre, in denen das nicht so war und ein Musiker tatsächlich als angesehener Künstler freiberuflich vom Musikmachen leben konnte.
    Genauso, wie jetzt nach hundert Jahren das Ende der Musikkonserve angebrochen scheint.

    Vielleicht ist das einfach der natürlich Zustand und das andere war nur ein kurzes Intermezzo?

    Haben wir nicht immer bejammert, dass das Volk keine "Volksmusik" mehr selber macht?

    Wenn ich in meinem Musikverein, in meiner Rockband oder in der Kirche spiele, dann ist das eben die aktuelle Art der Volksmusik.
     
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