Frage zu Akkordbezeichnung

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von antonio, 1.September.2011.

  1. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Liebe Leute - diese unsäglich verschiedenen Akkordbezeichnungen...

    Aus Aebersold habe ich: Funkallero, Bill Evans. Dort gibt es Akkordbezeichnungen z.B. A7+9 oder auch A7+5 (also nicht geschrieben #9, bzw. #5, sondern mit einem +)

    Was genau ist damit gemeint? Mein Notensatzprogramm kennt diese bezeichunung nicht, aber wahrscheinlich will es diesen Akkord anders darstellen - nur was wäre ein Äquivalent?

    Wer kann mir da helfen...?

    Schönen Dank schon mal im voraus.

    Gruss
    antonio
     
  2. Gast

    Gast Guest

    Ein Akkord besteht üblicherweise aus 4 Tönen:

    dem Grundton (1), der Terz (5), der Quinte und bei einem Dominantseptakkord (z.B. A7) der kleinen Septime. Das +9 bedeutet, dass der 9. Ton noch dazukommen soll. Bei A7 also A (1), Cis (3), E (5), G (7) und H (9).

    Da der 5. Ton üblicherweise zum Akkord gehört, habe ich Zweifel, dass es die Bezeichnung A7 +5, so wie Du es schreibst, wirklich gibt.

    Ich lasse mich aber gern belehren.

    Herzlichen Gruß,

    Joe
     
  3. Gast

    Gast Guest

    ich lese begierig mit :lol:
     
  4. CMaj7

    CMaj7 Schaut öfter mal vorbei

    Hallo Antonio,

    in anderen Aebersold-Heften (z. B. Heft 6 Ch. Parker) wird mit dem Symbol 7+9 die Skala bezeichnet, die man erhält, wenn man Melodisch Moll aufwärts auf der 7. Stufe beginnt.
    Bei A7+9 (A ist 7. Stufe von Bb melodisch moll) also:
    A, Bb, C, Db, Eb, F, G, A

    Viele Grüße
    CMaj7
     
  5. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    A7+5 = A,C#,E#,G = 1,3,#5,b7

    +5 bezeichnet die übermäßige Quinte #5.
    -5 wäre dementsprechend die verminderte Quinte b5
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Hallo Antonio,

    ist denn in dem Aebersold-Heft keine "Legende" der verwendeten Akkordsymbole zu finden?

    Ansonsten gebe ich pth Recht - Herr Evans verwendet bei "Funkallero" zahlreiche übermäßige Akkorde, also ist höchstwahrscheinlich mit dem + die übermäßige Quinte gemeint.

    In welcher Tonart spielst Du den das Lied, an welcher Stelle (in welchen Takten) kommen denn diese Akkorde genau vor?
    Und wie klingen sie vom Klavier bei der Begleitung? ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  7. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Sie sind tatsächlich leider nicht einheitlich.

    Also zum einen findet sich bei Aebersold ev eine Erklärung?
    Ich meine mich zu erinnern, das er auch immer die skala angegeben hat. Das kann auch hilfreich zu Klärung sein.
    -
    Das plus bezieht sich in der Regel auf die quinte, die erhöht wurde (=übermässige Quinte), hier zusätzlich mit normaler 9 (=H). also A, C#, E# (=F), H.

    (Nicht völlig auszuschliessen, aber eher unwahrscheinlich, es könnte eine etwas ungewöhnliche Schreibweise für A7 mit Kreuz 9 (=C) sein. das macht Aebersold nach meiner erinnerung aber nicht. Ansonsten müsste man mal nach dem Kontext schauen.)

    In der Praxis zeigt sich nun oft, das die #5 des Akkords in Wirklichkeit die b13 bzw b6 ist, also aus einer Skala kommt, in der sowohl die normale Quinte E und die kl. Sexte F vorkommt. Bei einer tatsächlichen #5 ist das E weggefallen.

    A7+5 ist üblicherweise A7 mit übermässiger Quinte, ebenfalls A7+. Wie gesagt, das plus bezieht sich in der Regel auf die Quinte, auch wenn nichts dabei steht.




    [size=xx-small]Swing Band Berlin[/size]
     
  8. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Dann lassen wir doch gleich den Meister selbst sprechen:

    Aebersold Free Jazz Handbook

    Ab Seite 12: INTRODUCTION TO THE SCALE SYLLABUS

    "+ or # = Raise the note 1/2 step"

    Wird also wechselweise verwendet und auch nicht immer einheitlich.
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Hallo Rick,

    und wie siehst Du das bei A7+9?

    Mir jedenfalls kommt es komisch vor, dass der gleiche Autor A7+9 und A7+5 benutzt und und das eine Mal der 9. Ton zum Akkord gehört, beim anderen Mal der 5. Ton um einen Halbton zu erhöhen ist. Akkorbbezeichnungen sind allerdings vielfältig und nicht einheitlich, aber auch beim gleichen Autor?

    Verunsicherte Grüße,

    Joe

     
  10. Rick

    Rick Experte

    Hallo Joe,

    das müsste man eben im Zusammenhang herausfinden, es könnte sowohl eine übermäßige Quinte als auch eine erhöhte None damit gemeint sein. :roll:

    Meines Wissens wurden nicht alle Hefte von Herrn Aebersold selbst verfasst oder redigiert, außerdem kann man im Laufe so vieler Jahre schon mal seine Gewohnheiten ändern. ;-)

    Schöne Grüße,
    Rick
     
  11. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Ich beschäftige mich gerade mit "i got a right to sing the blues" und hier gibt es noch eine andere Bezeichnung für diesen Akkord: Gaug aug von augment=vergrößern. Die übermäßige Quinte, hier das D#, ist der Melodieton.

    Also A+ = A+5 = Aaug das aug steht aber alleine nur für die #5. Aaug9 oder A+9 bezieht sich auf die #9, in diesem Fall die kleine Terz.


     
  12. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Hier ist übrigends eine schöne Seite zu den einzelnen Chords bzw. Scales.
     
  13. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo ihr Lieben
    Danke scon mal für die Rückmeldungen. Ich habe leider nur eine Kopie dieses Stückes erhalten und besitze das Heft nicht, daher habe ich auch die Legende nicht. Ich erkenne aber, dass es Aebersoldmaterial ist. Das es ein Hinweis auf die zuverwendende Skale ist habe ich auch irgendwo beim Suchen in Gitarrenseiten gesehen. Die Schreibweise des + anstelle des # wäre ja noch naheliegend.

    Das Stück steht in der Tonart f, habe aber das Leadsheet gerade nicht zur Hand, werde aber mal noch die Akkordfolge posten, wie Rick vorschlägt.

    So, legt euch mal schön Schlafen...tu ich jetzt auch :-D

    antonio

    @pth
    danke für den Hinweis auf diese Seite! Kannte ich ja zwar, aber natürlich nicht dran gedacht! Da scheint sich ja das Rätsel schon zu lösen, dort gibt es diese Art Bezeichnungen und es sind offensichtlich schlicht einfach die # damit gemeint, bzw. der entsprechende Ton welcher erhöht wird.
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Hallo Antonio,

    danke für den Hinweis - wenn Du mit "Tonart F" ein b als Vorzeichen meintest, dann bin ich bei Dir, dann haben wir hier nämlich D-Moll, wozu A die Dominante ist.

    Dominant-Akkorden bei Moll-Tonarten werden gerne die Töne, die den Moll-Charakter der Grundtonart ausmachen, als Alterationen hinzugefügt.
    Diese "Moll-Töne" sind meistens die kleine Terz und kleine Septime der Grundtonart - also in D-Moll F und C.
    Wenn ich den Dominantakkord "A7" um diese Töne erweitere, bekomme ich beispielsweise die Bezeichnung A7#5#9, das wäre also ein typischer Dominantakkord einer Molltonleiter.

    Welche Alteration ich jetzt genau wähle oder ob ich eine weglasse ist relativ egal, denn die Skala ist ja in jedem Fall D-Moll (äolisch).
    Die Alterationen werden nur genau angegeben, wenn sie für die Melodie eine besondere Rolle spielen, zum Beispiel, wenn ein F oder C darin an der Stelle erscheint.

    Zum Improvisieren ist es jedenfalls egal, ob da ein A7#5 oder A7#9 steht, denn das verändert ja die Skala nicht wesentlich.
    Und ein versierter Pianist/Gitarrist wird sowieso in erster Linie einen schönen Sound wählen, der ihm gut liegt, und sich weniger um diese Angaben kümmern. :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  15. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Rick

    Danke für dein Statement. ich glaube das ist wie du sagst. Die Tonartvorzeichnung ist 1 b, genau, somit ist Paralellmolltonart Dmoll. Die Akkorde des ersten Teils gehen:

    A1:E7///A7+9///D-6/9///D-6/9///E7///A7+5///D-6/9///D-6/9
    B:C-///F7///BbMaj/Eb7/D-/G-/und weiter
    A2:E7///A7+5///D-6/9///D-6/9.

    Im ersten Teil wäre das dann ja eine II-V-I in moll, oder? kann man also mit der Dmoll Skale drüber?

    Der B Teil ist wohl ein Quintfall? Da müsste man bei der Impro jeden Takt die Skale wechseln, bzw. anpassen?

    Puh...immer wieder eine Herausforderung, dies Zeug :lol:

    LG
    antonio
     
  16. TootSweet

    TootSweet Ist fast schon zuhause hier

    Wenn Aebersold "7+9" schreibt, so meint er in aller Regel die alterierte Skala, also wie oben erwähnt die 7. Stufe einer melodisch-Moll-Skala. Das kann man in verschiedenen Heften sehen, in denen er die von ihm vorgeschlagenen Skalen in die Changes reinschreibt.

    Für A7+9 gibt das folgende Skala:

    A - Bb - C (eigentlich B#, d. h. die +9 von A) - Db - Eb - F - G

    Man spielt also eine melodisch-Moll-Skala mit dem Grundton einen halben Ton über dem Dominantakkord, d. h.

    Bb - C - Db - Eb - F - G - A

    Ist weniger kompliziert, als es aussieht.



     
  17. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab mal eine Zusammenstellung über Dreiklänge und Akkorde gemacht:

    Akkorde und Dreiklänge

    Ich bitte nun um keine sinn- und endlosen Diskussionen, ob ein Dreiklang bereits ein Akkord ist. Für mich nicht und ich lehre dies so, aber mir ist's wurst, wenn andere dies anders sehen - ich werde es weiterhin so sehen wie bisher... ;-)
     
  18. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Betreffend "Welche Skala zu welchem Akkord" gibt's eine einfache Methode: Man nehme ein leeres Notenblatt, notiere darauf die von der Akkordbezeichnung gegebenen Töne (Grundton, Terz, Quinte und Septime plus verlangte Obertöne) innerhalb einer Oktave. Die restlichen Lücken auf den Linien und in den Zwischenräumen können mal nach Belieben gefüllt werden. Dann ausprobieren und den eigenen Geschmack entscheiden lassen womit man spielen will.
    Auf diese Art können für Akkorde oftmals mehrere Varianten von Skalen entstehen und einige lassen sich wie von TootSweet erklärt auf bestehende Grundskalen ableiten. Eigeninitiative, Gehör und persönlicher Geschmack sind angesagt. Und nicht die öde Aebersold-Philosophie "Moll7 = dorisch" Einzug halten lassen. Über Moll7 kann man nämlich auch Blues spielen... ;-)
     
  19. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Liebe Leute - Danke! Die Kost muss ich zuerst mal verdauen. Es ist immer das Gleiche: Beginne ich irgendwo zu graben, gehen immer mehr Baustellen auf und ich weiss zum Schluss nicht mehr, wo ich den Hammer liegen gelassen habe oder das Blei aufgehängt habe. Na ja, irgendwann muss ich mir mal nenen Polier suchen :-D (oder selber die Polierschule machen :cool: )

    thanks -antonio
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Hallo Antonio!

    Na ja, kann man schon irgendwie, ist aber eher unelegant.
    Der erste Akkord ist ja ein Dur7, also ein Dominantakkord, und zwar von A, da haben wir demnach mit dem A7+ eine Dominantenkette:
    Doppeldominante - Dominante - Tonika

    Ich würde im A-Teil entsprechend zuerst E mixolydisch spielen, dann A hm5 (5. Stufe von D harmonisch Moll), dann bei der Tonika Dm beispielsweise dorisch; das alles kann ordentlich mit Blue-Notes gewürzt werden, was zum Stil des Songs passt.

    Der B-Teil ist funktionsharmonisch gesehen eine lange Jazz-Kadenz von Bb-Dur:
    II - V - I - IV7 - III - VI

    Darüber kann man also prima Bb-Dur spielen, natürlich den Akkorden entsprechend angepasst, beim Eb7 kann man sogar mal zu Bb-Moll wechseln, das kommt cool für chromatische Übergänge zum folgenden Dm.

    Bill Evans war schon tricky in seinen Kompositionen, wobei das Lied noch eher einfach gestrickt ist. Wenn Du Herausforderungen suchst, mach Dich mal an "Turn Out The Stars", das marschiert nur so durch die Tonarten! :-o


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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