"Französische" Federn vers. Niro-Federn

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Benjahmin, 24.November.2004.

  1. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    Hi......
    Mal folgende Frage.......
    Es gibt ja bei Saxen grundsätzlich zwei Grundformen von Nadelfedern.......die gebläuten ( schwarzen) und diejenigen aus "silbrigfarbenem" Nirostahl.
    Man sagt im Allgemeinen , dass die gebläuten einen "knackigeren" "punktuelleren" Druck / Federeffekt
    haben...während die Nirofedern eher etwas schwammig laufen.
    Im Blindtest konnte ich jedoch KAUM einen Unterschied feststellen........wobei ich es viel zu oft beobachtet habe , daß die gebläuten Federn rosten , beim Nachziehen abbrechen..ihre abgebrochenen Stümpfe tw extrem schwierig aus den Böckchen zu entfernen waren ( auch mit Spezialwerkzeug).....und ebenso beim Einzwängen in die vorgesehene Öffnung auch gerne mal " zerbröseln"....zumindest an ihren breitgeschmiedeten Enden......so dass ein zuverlässiger Halt nur bedingt gewährleistet war( im Übrigen auch bei Fabrikneuen Instrumenten Namhafter Hersteller )
    Die Nirofedern hingegen sind fast unverwüstlich...lassen sich einfach mit ner Zange nachziehen und einstellen.....und halten daher fast ewig.
    Man denke nur mal an die beruehmt -beruechtigten " Uebel-Klarinetten"...deren Federn sogar nur aus einem eingesteckten Niro-Draht bestehen......sofern man diese Federn bei der Demontage nicht verliert , halten sie fast ewig.
    WESHALB also bevorzugen die meisten Saxbauer die viel anfaelligeren "Französischen" Federn...also die gebläuten ??
    Sind sie wirklich sooo viel besser? Selbst " Billigsaxe" wie Expressions haben die Dinger drin.....während mein Yanagisava von 1985 die Niros drin hatte...welche der Kollegen dem ich das Ding überliess, bis heute darauf locker spielt.....und auch ich sie lange Jahre lang ohne Probs genutzt habe.
    Ich mag ja ein Sax bis zum Äussersten tunen und aufmotzen können......aber hinter das Geheimnis dieser gebläuten Federn bin ich bis heute nicht gestiegen.
    Kann da jemand was Grundlegendes zu sagen ?
    Würde mich wirklich mal interessieren......
    Grüße
    Benjahmin
     
  2. baddy

    baddy Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Benjahmin,

    es ist richtig, dass Niro Federn eine wie Du sagst weniger knackige Spannung haben. Das liegt daran, dass der Federstahl mit Chrom und Nickel legiert ist, damit er nicht rostet. Nickel ist ein ziemlich zähes Metall. Nirostähle sind dadurch etwas weicher. Unlegierte oder Niedriglegierte Federstähle werden auf verschiedene Weise gehärtet und dann angelassen. Man muss sie deswegen anlassen, weil sonst die Feder zu hart wird und sofort bricht. Dabei entsteht durch die Anlasstemperatur so um 350 C° die blaue Farbe. Ich bin auch der Meinung dass eine solche Feder wesentlich knackiger ist. Der Nachteil ist, sie rosten halt. Warum die Federn „französische Federn“ heißen weiß ich nicht. Die deutsche Stahlindustrie und selbstverständlich auch andere Länder können guten Federstahl herstellen. Das ist kein großes Geheimnis.

    Gruß Georg
     
  3. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Federstahl läßt sich glühend gut formen und dann durch das "Anlassen" wieder mit seinen guten Eigenschaften versehen. Beim Anlassen wird die Temperatur langsam hochgefahren, bis der Stahl blau anläuft. Oder wird er durch die luftgekühlte Härtung so blau? (ist bei mir 30 Jahre her, sorry)

    Die Eigenschaften von Federstahl:
    - die Spannung bleibt über längere Zeiträume konstant
    - sie läßt sich durch vorsichtiges gekonntes Biegen einstellen
    - Biegt man zu schnell: Bruch
    - Scherspannung füht auch eher zum Bruch

    Niro? Steht das für Nickel & Crom oder doch für Nie Rost?
     
  4. Toko

    Toko Ist fast schon zuhause hier

    Hi Benjamin,

    wie schon erwähnt, verlieren die Niro Feder schneller ihre Spannung.
    Bei der doch feineren Klarinetten- und Querflötenmechaniken, ist dieser Unterschied nicht ganz so groß zu spüren (wie z. B. alte Uebel Klarinetten).
    Bei einer aber doch robusteren Saxophonmechanik, bedeutet schon ein kleinerer Nachlass der Federspannung einen deutlicheren Unterschied.
    Und je öfter dann die Spannung der Feder veruscht wird nachzustellen, desto mehr Biegungen und Knicke entstehen in der Feder, so dass ein wirklich sauberer Druck auf Dauer fast unmöglich wird.

    Die gebläuten Federn halten durch ihre Bearbeitung doch weitaus länger die Spannung.
    Auch wenn es durchaus richtig ist, dass sie in höherem Alter schneller brechen können, gerade wenn der erste Rost angesetzt hat, sind sie beim Saxophon zur Verarbeitung doch angebrachter.

    Französische Feder?
    Nun, in vielen Büchern ist zu lesen, dass diese Feder in Frankreich zuerset verwendet wurde.
    Dabei wird immer wieder die Firma Buffet genannt.
    Allerdings soll das nicht ganz richtig sein, da es anscheinend eine Verwendung schon früher in Deutschland gegeben haben soll.
    Aber man kennt das ja. Streitgespräche zwischen Forschern *g*!

    Soviel dazu und bis die Tage ....

    ToKo
     
  5. Benjahmin

    Benjahmin Ist fast schon zuhause hier

    OK
    Wenn ihr denn alle meint , dass die gebläuten Federn doch "knackiger" ergo besser sind.....dann macht es ja durchaus Sinn , sie zu verwenden. Ich selbst konnte wie gesagt den Unterschied nicht so feststellen , habe das bislang als individuelle Geschmacksache abgetan.....weil ich früher mit den Nirofedern ganz gut gefahren bin und mich wunderte , weshalb sie in Saxen kaum noch benutzt werden.
    Danke für die Erläuterungen....mal wieder ein Fragezeichen weniger in meiner Birne. ;-)
    Grüße
    Benjahmin
     
  6. saxpeter

    saxpeter Ist fast schon zuhause hier


    Zweistein schrieb:


    Aber solange Kanarienvögel nur _drinnen_ baden, und die Federn gemeinhin _aussen_ montiert sind, sehe ich da kein Problem *g*

    Jerry

    Wenn aber die feuchten von innen mit den blauen aussen in Kontakt kommen, muss irgendwer Federn lassen.

    Gruß von der Ostsee
     
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