Gänsehaut Feeling

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Dudelsax, 31.Juli.2009.

  1. Rick

    Rick Experte

    Hallo Christoph,

    da gebe ich Dir Recht!
    Das ist aber auch das Grundproblem solcher TV-Formate - alle Talent- oder Casting-Shows vermitteln die Ansicht, man müsse nur auf bestimmte Weise an sich arbeiten, um dann ein Publikum überzeugen zu können.
    Daran mag auch durchaus etwas sein, aber es wird meiner Ansicht nach der Kunst - um die es ja letztlich geht - nicht gerecht.
    Das geht dann, um ein Beispiel aus der Malerei zu nehmen, in Richtung "Malen nach Zahlen". ;-)

    Ich habe aber noch keinen Jazzer erlebt, der eine ansprechende Publikumspräsentation in seinem Studium gelernt hätte, eher im Gegenteil... :roll:

    Zustimmung. :)

    Da sind wir auch schon tief im psychologischen Bereich des kreativen Schaffens.
    Es würden sicherlich weniger Künstler Drogen nehmen, wenn es beispielsweise spezielle Therapeuten für sie gäbe, die ganz gezielt Methoden für Stressabbau und Konzentration trainieren.

    So ist es!

    Ich glaube aber auch, dass "Mr. Soprano" dorthin kommen kann. Doch für den Wettbewerb ist er natürlich in eine ganz bestimmte Richtung gecoacht worden, das ist klar.

    Ich habe ein Video von seinem ersten Auftritt bei "Britain's got talent" gesehen, da wirkte er noch sehr nervös und unsicher (das war bestimmt keine "Mache", ihm war das sogar offenkundig peinlich), da hörte man auch noch mehr Intonationsfehler (er hatte damals meiner Erinnerung nach noch kein Stimmgerät am Trichter...).


    Beste Grüße,
    Rick
     
  2. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Rick,

    Du schreibst:
    Sehr schöner Vergleich, super auf den Punkt gebracht, 100% Zustimmung. :)
    Die Formulierung werde ich in meinen Wortschatz aufnehmen!

    LG Johannes
     
  3. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Ich stimme dem auch weitgehend zu, einschließlich der kleinen einschränkenden Formulierung, "daran mag auch durchaus etwas sein" - ich ertappe mich selber immer wieder, wenn ich diese YouTube-Links zu diesen Showbeiträgen anschaue, dass ich dem Showformat als solchem so gar nichts abgewinnen kann und dennoch genieße, wie schön viele der Kandidaten singen können - und was für eine künstlerische Reifung man im Verlauf einiger Wochen tatsächlich oftmals beobachten kann...

    Aber auch nochmal ganz kurz zu dem englischen Sopranisten:

    Ich kann da keine Intonationsmängel hören, der Ton mag Geschmackssache sein, aber für meine Ohren (und auf meinen PC-Kopfhöreren) klingt der Junge sauber.

    Alles Liebe

    Toffi
     
  4. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Hallo, Benjamin,

    danke für den Link übrigens :)

    Die Quintessence-Jungs bewundere ich allemal wegen ihrer wirklich guten Show und ihrer nahezu perfekten Technik - aber wie die Bach und Vivaldi spielen, kann ich nur schwer aushalten, sehr instabiles Tempo, labberige Artikulation, halt runtergedudelt, da denke ich schon, solche wirklich respektablen Profis sollten tiefer in die Materie einsteigen, wenn sie denn Barockmusik auf CDs und in Konzerten bringen, oder sie sollten es gleich richtig verjazzen, dann wäre es ja auch okay :)

    Alles Liebe

    Toffi
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Danke Toffi,

    und ich dachte schon, meine Ohren würden spinnen!

    Erleichtert,
    Rick
     
  6. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Naja, oder unsere vier Ohren spinnen allesamt :lol:

    Aber (ätsch, soviel Angeberei muss jetzt mal sein :cool: ) meine Ohren haben immerhin auch beim modifizierten faz-Test zum absoluten Gehör 36 von 36 mal richtig geklickt, und meine PC-Kopfhörer sind gute alte von Sennheiser, also könnte ich es hier nur noch auf die Soundkarte schieben...

    Alles Liebe

    Toffi
     
  7. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Und ich dachte schon, Du hättest Dir die Ohren am Samstag Abend bei der Girls-Band in Freiburg ruiniert :-D

    Warum hast Du denn Deinen Benutzernamen geändert? Ich hatte mich so an "Toffi" gewöhnt...

    Gruß
    Saxolina
     
  8. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Dann spinnen wahrscheinlich meine Ohren.
     
  9. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    @Clownfish:

    Das Wahrscheinlichste ist, dass unser aller Ohren einfach in unterschiedlichen Frequenzen spinnen - ähem, und ernsthaft: da, wo Rick und ich womöglich gewolltes Ziehen des Tones hören, ist das für deine Ohren ungeplantes Danebenliegen, da werden wir sicher alle nicht falsch hören, nur anders... Oja, und beim nochmaligen Hören heute Nacht sind mir auch zwei Töne aufgefallen, die er auch für meine Wahrnehmung intonationsmäßig korrigiert, aber immerhin korrigiert er sie, schnell und gut.

    @saxolina:

    "Daisy goes crazy" in Freiburg war alles andere als gehörverderbend, ich genieße noch jetzt die Erinnerung an ein ganz feines Rock-Konzert mit sauber gestimmten Gitarren und nur ganz selten mal leicht orientierungsloser Leadsängerin (was an den doofen Monitoren lag...).
    Das mit dem Namen habe ich beim Rumspielen in meinem Profil entdeckt, fand ich lustig, dass das überhaupt geht, ich werde es auch sofort wieder rückgängig machen ;-)

    Alles Liebe

    Toffi
     
  10. GelöschtesMitglied3606

    GelöschtesMitglied3606 Guest

    Es ging ja bei mir nicht um einzelne Töne ich fand es durchgehend schief. Ich hör es mir in 2 Wochen noch mal an, vllt. ist das Wetter für mich gerade nicht so gut.
     
  11. saxklassik91

    saxklassik91 Ist fast schon zuhause hier

    Toffi schrieb:
    Sehe ich genauso.
    Wenn du meiner Meinung nach genialen Vivaldi mit Saxquartett hören willst, dann höre dir vom Alliage Quintett die Aufnahmen an. Einfach nur genial..

    Lg Saxklassik
     
  12. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Aaaahhh, Wohltat :)

    Jaja, die Alliageler haben ihren Echo Klassik nicht zufällig gewonnen. Eine sehr eigenständige Adaption, inklusive Vereinfachung der Sopran-Solostimme im Schlusssatz vom "Sommer", die aber auch kaum spielbar auf einem Blasinstrument ist (ich habe mir diese Stimme oktaviert, um die Arpeggien spielen zu können, aber wie Gauthier und die Pianistin sich das aufteilen, klingt es wunderbar), und inklusive nicht wegkorrigiertem Mini-Verspieler im Tenorsax (da fehlt ihm einmal ein halber Ton in der Höhe), aber so klingt es einfach authentisch und meisterhaft.
    Noch schöner finde ich allerdings das Schumann-Klavierquintett, denn da passen Klavier und Saxophonquartett erst so richtig zusammen, bei den Orchesteradaptionen mischt sich der Klang oft nicht so ideal.

    Tschuldigung, diese Reaktion war grenzwertig am Topic, naja, zum Thema "Gänsehautfeeling" passt es ja schon :)

    Alles Liebe

    Toffi
     
  13. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin Toffi,

    als ich sie das erste Mal bei youtube gesehen habe, dachte ich genau so wie Du es beschreibst.

    Dann habe ich sie live gesehen, mit u.a. Vivaldi, und muss sagen, einfach Klasse. Die CD mag ich immer noch nicht wirklich hören, so wie sie es spielen muss man es live erleben.

    Nicht weil sie so ne gute Show machten, die finde ich eher mittelmäßig. Nein, weil es einen wunderbaren Schwung hat, und vor allem so viel Freude an dieser Musik vermittelt, wie man es bei barocker Musik resp. Konzerten sonst nie erfährt.

    Gruß,
    xcielo
     
  14. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Hallo, xcielo,

    ja, das kann ich mir gut vorstellen, dass das live erheblich authentischer rüberkommt (ist ein paar Jahre her, dass sie hier in Dülmen waren, und da konnte ich nur mal kurz vom Foyer aus reinhorchen, hatte leider einen anderen Termin, aber selbst das kurze Reinhorchen hatte mir schon sehr gefallen) - naja, und selbst aus der Konserve kann man ja nicht wirklich sagen, dass sie schlecht spielen würden, eben total "unbarock" :-D - aber das wäre dann ja doch auch ein Verdienst ihrer "Show", also sagen wir mal, der lebendigen Kommunikation, die sie ja auf der Bühne einfach haben, man sieht ihre Spielfreude und da springt der Funke über.

    Alles Liebe

    Toffi
     
  15. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    Also, da muß ich doch ein wenig widersprechen.
    So wie der Proband aus der Eingangsfrage nur die Karikatur eines Sopran-Klanges liefert, so bringen sowohl Quintessenz als auch die echogezeichneten Alliage nur die Karikatur von Barockmusik zum Vortrag (Nebenbei der Klang vom Alliage-Sopranisten ist zum Weglaufen).
    Als ich die Preisverleihung im Fernsehen damals sah, rollten sich mir die Fußnägel auf. Es gibt wohl kaum ein ungeeigneteres Stück für Saxophone, als die vier Jahreszeiten.

    Wenn ich ein klassisches Stück mit dem Saxophon spielen will, sollte die Umsetzung einen Gewinn bringen, heißt, der Rezeption eine neue bedeutende Variante hinzufügen, die die Qualität der anderen Interpretationen und vor allem der mit den dafür vorgesehenen Instrumenten nicht unterschreitet.

    Die vier Jahreszeiten sind so eindeutig in der »Sprache« der Streicher geschrieben, daß sich mir hier der Mehrwert oder eine bestimmte Qualität nicht erschließt - außer, einziges Ziel war es, eine Virtuosenstückchen abzuliefern, was beim »klassischen« Publikum ähnliche Reaktionen hervorrufen sollte, wie es der Proband aus dem Eingansposting so schön für das britische Studiopublikum geplant hatte.

    Hier wie dort also nur leeres Geklingel, auch wenn es gekonntes Geklingel ist.

    Liebe Grüße
    Klaus
     
  16. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Hallo, Dexter,

    das mit der Karikatur von Barockmusik ist kein schlechter Gedanke, wobei es ja auch künstlerisch hochwertige Karikaturen gibt. Bei Quintessence habe ich auch sehr das Gefühl, dass sich das Spielen von Vivaldi auf fröhliche Unterhaltung beschränkt, was, wie xcielo ja auch schon schrieb, bei einer live Aufführung richtig Spaß machen kann, auf CD dann aber schlicht anödet.
    Beim Alliage Quintett (ich beziehe einfach mal die Pianistin in die Aufzählung ein :)) höre ich aber doch schon ein großes kreatives Potenzial in der Interpretation - sicher, die ideale Besetzung scheinen auch mir 4 Saxophone und ein Klavier für die "Vier Jahreszeiten" nicht zu sein, es ergibt sich kein so homogenes Ganzes wie z.B. bei der Adaption des Schumann-Quintetts, wie ich ja auch schon schrieb. Und man hört auch leider etwas zu oft die übergroße Dominanz von Prof. Gauthier mit dem Sopran (das Empfinden hatte ich vor einigen Jahren bei einem Konzert der Alliageler in Münster schon, als sich Altist und Tenorist für mein Empfinden viel zu sehr zurückhielten, um womöglich den "Hauptkünstler" nicht zu stören...).
    Aber als künstlerische Leistung, die über dem schlichten Niveau eines Virtuosen-Tralalas steht, sehe ich die "Jahreszeiten" des Alliage Quintetts schon. Sie geben einem weithin bekannten Stück des Standardrepertoires ein sehr eigenes Profil, das durch ihre Interpretation mit anderen Ohren gehört werden kann.
    In den Soundbeispielen des hier geposteten Links finde ich besonders den langsamen Teil aus dem "Herbst" sehr intensiv gespielt, das ist für mich keine Karikatur, sondern Öffnung der Perspektive - aber das ist freilich mal wieder eine so individuelle Empfindung wie das Leben selnst...
    Hehe, den Sopran-Klang von Daniel Gauthier würde ich auch nicht unbedingt zu meinen Referenz-Vorstellungen zählen, aber ihn als "zum Weglaufen" zu bezeichnen, ist schon etwas exquisit, wenn ich mir bewusst mache, dass ihm wegen dieses Klangs scharenweise die Studenten nachlaufen...

    Alles Liebe

    Toffi
     
  17. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    also allein vom Klangbild ist die Quintessence Interpretation durch die zwei Soprane, die zudem sehr viel angenehmer klingen, der des Alliage Quintetts nach meinem persönlichen Geschmack haushoch überlegen.

    Ich bin einfach kein Freund dieser penetranten Überbetonung des Soprans in so vielen Saxophonquartetten. Ausnahmen wie das Rascher Quartett sollen dabei natürlich nicht unerwähnt bleiben.

    Über den musikalischen Wert von Saxophonquartett/quintett - Adaptionen kann man ja ganz grundlegend trefflich streiten, und auch darüber ob eine lustvolle und freudvolle Aufführung den Vivaldi gleich auf die Ecke "Spaßmusik beschränkt", oder gar als "Karrikatur von Barockmusik" einzuschätzen ist. Da sag ich jetzt lieber nix dazu.

    Ich gebe zu, ich mag die Nigel Kennedy Version tatsächlich lieber, aber ob das immer so sein muss ?

    Allerdings muss ich noch dazu anmerken, dass ich ein Ensemble wie das Calefax Quintett von Raaf Hekkema aufgrund seiner nicht reinrassigen Besetzung klanglich noch viel aufregender finde als jegliches Streicherensemble oder Saxophonmehrtett.

    Gruß,
    xcielo
     
  18. Dexter

    Dexter Ist fast schon zuhause hier

    xcielo, es gibt eine Koto-Version der 4J die ist stimmiger, als dieses virtuose Geklingel der Alliage.

    Der langsame Satz, Christoph, der geht, dabei hätten sie es dann auch belassen sollen.

    Dieser Herr Gauthier bohrt Löcher in mein Ohr - und wenn so viele Studenten ihm wg. seines Klanges hinterherrennen wundert mich der grausame Klang vieler klassischer Saxophon-Quartette gar nicht mehr.

    Der Mensch spielt sich derart penetrant in den Vordergrund (über die komponierte und arrangierte Klangführung hinaus), daß man zwangsläufig zu dem Schluß kommen muß, daß er, bei aller Könnerschaft, wenn er so wenig in der Lage ist sich in einen Ensembleklang zu integrieren, letzlich kein guter Musiker ist.

    Das Calefax Quintett ist eine echte Bereicherung ;-) danke für den Tipp.

    Liebe Grüße
    Klaus
     
  19. altruist

    altruist Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Klaus,

    wenn Du so angesehene Interpreten und ihre, zum Teil natürlich auch kritikwürdigen, Leistungen aber sowas von herunterwatschst: was sind denn Interpretationen, die vor Deinem Gehör Gnade finden? Gib mal Beispiele.

    LG Johannes
     
  20. Rene

    Rene Ist fast schon zuhause hier

    ach ich liebe diese Diskussionen ! Muss gestehen, dass ich nicht alles gelesen habe.
    Tatsache ist, der Typ spielt super. Vor allem spielt er das, was die Leute hören wollen und was sie toucht.
    Ich spiel auch sowas und zwar aus Überzeugung ! Jedenfalls kann ich mich über jobs nicht beklagen und muss auch nicht auf irgendwelchen Jazz sessions mit dem Hut rumgehen und beteuern, dass ich Kunst mache. Ich halte es für Kunst, wenn man die Leute so berührt, dass sie weinen. Ich hab nicht die geringste Ahnung von Harmonielehre usw.
    Das Gleicht denkt sich bestimmt auch Kenny G, wenn er im Hafen von San Diego auf seiner Yacht seine Runden dreht.
    Im Übrigen kann ich mit Leuten wie Brecker und wie sie alle heissen nix anfangen. Aber ich akzeptiere sie. Und es ist mir völlig Latte, was andere Saxophonisten deshalb von mir halten.
    Für mich ist das Ganze ein Geschäft. Ich spiel das, was die Kunden hören wollen. Wenn sie Jazz wollen, hab ich gute Kollegen, denen ich gerne den Job abgebe.
     
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