Griffringe statt Perlmutt

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gast, 20.August.2011.

  1. Gast

    Gast Guest

    Moin zusammen !

    Ich will hier mal von einem "Selbstversuch" erzählen, der sich für mich sehr bewährt hat - und von dem ich denke, dass es den einen oder die andere interessieren könnte.

    Ich hatte früher bisweilen das Problem, dass bei langen Auftritten mein Sax total nass war....tw vom Sabber, tw aber auch einfach zugeschwitzt. Nach 3 - 4 Stunden unterm Rampenlicht und bei 40 Grad hatte ich fast einen kleinen Teich unter mir auf der Bühne.
    Als sehr lästiger Nebeneffekt war dann alles glitschig und meine Finger rutschten auf den Perlmuttplättchen herum. Ich musste dann zwischenzeitlich mal kurz und unauffällig mit dem Hemdzipfel trockenwischen, was aber selten lange vorhielt.

    Nachdem sich dann ausgerechnet auf Auftritten immer wieder mal eines der Perlmuttplättchen in s Publikum verabschiedet hatte, hatte ich die Nase voll von diesen glatten Dingern und habe mir (inspiriert von den Brillenringen der Klarinette) Griffringe angefertigt.
    Wer sich meine Hupen noch nicht angesehen hat, kann das hier tun:
    http://www.flickr.com/photos/58883119@N05/?saved=1
    Auf dem Tenor kann man das Prinzip gut erkennen ( mein Sopran werde ich demnächst auch umrüsten )
    Die Ringe habe ich aus Messingrunddraht gebogen, verlötet - und ihnen dann ein Profil eingefeilt, dass sie exakt in die Griffdeckelchen passen. Zum "Hübschaussehen" habe ich ihnen einen Kupferboden verpasst und sie dann in die Klappendeckel eingelötet.

    Der Effekt ist ziemlich genial - man bekommt eine ungeahnte Griffsicherheit auf den Klappen, ich würde sogar behaupten, dass sich meine Fingermotorik dadurch noch beschleunigt hat --- ein "Rutschgefühl" durch Sabber entfällt komplett.

    Die Dinger herzustellen und genau einzupassen erfordert etwas Geduld, lohnt sich aber enorm. Mit einer Drehbank und einem passenden starkwandigen Messingrohr wäre es erheblich einfacher gewesen, selbige hatte ich jedoch nicht zur Verfügung, daher gings in reiner Handarbeit.
    Alte Amisaxe haben bisweilen einen geriffelten Gis-Drücker, damit der kleine Finger nicht so leicht abrutscht ----- der Gedanke, Klappen rutschfester zu machen, ist also nicht ganz neu. Mit den Ringeinlagen geht es jedoch auf allen Klappendrückern, nicht nur auf dem Gis ;-)

    Grüsse
    CBP
     
  2. Gast

    Gast Guest

    schmeiß die pelmutköpfe raus und du hast den gleichen effekt!
    fässt sich nur kurz ungewohnt an, dann greift es sich prima.
     
  3. Gast

    Gast Guest

    @Nimo

    Neee ... nicht GANZ.
    Die Kanten der Perlmutthalterungen sind ja meist eher scharfkantig UND die Ringauflage wäre für die Fingerkuppen etwas zu gross.
    Mit den eingelegten Ringen passt sich die Fingerkuppe exakt in die Klappendrücker an....das spielt sich doch schon anders ;-)

    Grüsse
    CBP
     
  4. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    hallo CBP
    Die Idee gefällt mir. Als Klarispieler ist bei mir das Griffgefühl mit den Ringen auch noch abgespeichert. Hätte ich an sich auch gerne auf dem Tenor, genau aus den von dir beschriebenen Gründen. ich habe sowieso recht viel Handschweiss...Der Aufwand graust mich aber, das umzubauen.

    PS
    ich habe bei deinen Photos gesehen, dass du auch die Gutröse abgeändert hast. Ist das nur "Zierde" oder auch Funktion? Hättest du eine gute Idee, wie man die Gurtöse nach unten setzen kann, ohne zu löten? Ich hirne an einem Anbauteil für mein Conn NW I. Da ist die Öse katastrophal weit oben. Ich möchte aber lieber nicht löten, es handelt sich auch um ein sehr schönes, vergoldetes Teil, welches ich gerne im Originalzustand belassen möchte. Gleichwohl habe ich mir nun den Gis Drücker vergrössert, bzw. auch verlängert - ein Teil aus Ebenholz gefixt(altes Griffbrett Geige)Sieht sehr schön aus und kann gut wieder entfernt werden, da es nur geklebt ist.

    Gruss
    antonio
     
  5. Gast

    Gast Guest

    ich kann dazu nur sagen, dass ich einen jugendlichen habe
    der regelmässig seine "perlis" verliert - lol.
    keine ahnung wie er das immer wieder schafft und ich klebe gewiss gut ein.

    dann machte ich den vorschlag, wir lassen es und habe die von dir bemängelten INNENkanten kurzerhand radial angeschliffen, (mit schmirgelleinen) und gut ist.

    er war begeistert.



    nachdem ja schuster meistens die schlechtesten schuhe tragen - wieder lol, muss ich sagen dass ich selbst auf einem horn gut drei monate ohne inlay gespielt habe ( fis!!) und fand das echt erquickend, wegen der griffigkeit.

    naja - soweit.
    over
     
  6. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    eigentlich eine lustige Sache. Wie kamen eigentlich die Perlmuttknöppe ans Sax? reine Optik oder hat sich da einer was gedacht bei? auf der Klarinette gibt's sowas normalerweise nicht, da hat man nackige Metallgriffdeckel.
     
  7. Gast

    Gast Guest

    @Thomas

    von wegen!
     
  8. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ja, die Innenkanten brechen und einfach ohne Inlays ist sicher auch eine Möglichkeit. Man könnte natürlich auch wie CBP, Ringe anfertigen, aber nicht noch Böden. Haben nicht einge (alle?) diese Griffpfänchen mittig ein kleines Loch? Wozu dient das? Zum rauschklopfen defekter Inlays??
     
  9. Gast

    Gast Guest

    jepp.

    haben aber nicht alle, mudduu zentrales loch bohren oder schleifen.
     
  10. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    ??
     
  11. Gast

    Gast Guest

    @thomas

    es gibt gedeckte klarinetten! - fodddoo gefällig?
     
  12. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    klar, die gibt's... sorry, missverständlich ausgedrückt. ich meinte, bei den Klarinetten werden keine erlmuttknöppe üblicherweise verwendet, da hat man nur Metall... ich meine damit Bassklari, Altklari, paar Klappen bei Bassetthorn und z.B. Oehlergriffdeckel, alles ohne Perlmutt
     
  13. Gast

    Gast Guest

    @thomas,

    rodger, - denke mode erscheinung und eleganteres aussehen.

    wenn ich an die "kläppchen " denke in der frühphase des klappenbaus, waren das bestenfalls obladen.

    fodddooo gefällig :lol:
     
  14. Gast

    Gast Guest

    @ Antonio

    Die extra "Speiche" an der Gurtöse dient nur der Verstärkung.
    Sie hat so zwei Lötstellen und reisst durch Zug nicht so leicht ab.
    Wenn Du Deine Öse nicht ab/umlöten magst, wäre die Überlegung einfach eine zweite (passendere) dazuzulöten.... dann hast Du nicht die alte Lötstelle offen und keine Legierung beschädigt.

    @Nimo .... na, wenn kein zentrales Loch in der Perlmuttaufnahme ist, würde ich ja auch keines reinbohren ;-)
    Meines Wissens dient dieses Loch nur dazu, den Kleber nicht an den Rändern des Perlmutts überlaufen zu lassen ... oder anders ausgedrückt, keinen Luftstau unter den Plättchen zu haben.Klar...man kann die scharfen Kanten an den Aufnahmen einfach brechen/glätten > für den gewünschten Griffringeffekt wären sie mir jedoch dann zu gross.

    Generell sind diese Perlmuttplättchen wohl an Saxen und Trompeten erfunden worden, um die Griffauflage nicht durch Handschweiss zu zerätzen.
    Eben an besagten gedeckelten Klaris oder auch Flöten sieht man bisweilen tiefe Löcher in das Material eingefressen, wenn der Besitzer aggressiven Handschweiss hat. Ist bei mir zum Glück nicht der Fall ;-)
    Das sieht dann richtig porös aus...wie Instrumentaler Karies ;-)

    Grüsse

    CBP
     
  15. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Super Idee! :) Ich habe das Sabber-Problem ja auch seit ner Weile verstärkt. Mein Eindruck ist gerade, dass ein rotziger Sound irgendwie auch mit ner Menge echtem Rotz einhergeht ... :-?

    Ein paar Fragen:

    Kannst Du sagen, wie lange Du für die ganze Aktion gebraucht hast?

    Womit hast Du gelötet? (Werkzeug und Lot)

    Warum hast Du nen Kuperboden genommen (statt auch Messing) und wie hast Du den schön rund gekrieg?

    Welchen Durchmesser hat Dein Messingdraht?
     
  16. Gast

    Gast Guest

    also, ich hab auch gedeckelte klarinetten in der sammlung die nur einen glatten deckel haben (neusilber), quasi analog zu den frühen saxen.

    glatt ist glatt. ob ich auf einem perlmut-knopf ausrutsche oder auf metall.

    die nailfile riffelig an den RUNDEN stellen würde ich nicht so vorteilhaft sehen wie eine schöne ringmulde a la CBP.

    naja schweiß ist schweiß = abwischen danach und pflegen - wie mit dem körper ! :lol:
     
  17. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Also meine Klari war an einigen Stellen schon ziemlich kariös, vor allem hinten, die Buchse unter dem Daumen. Geputzt habe ich eigentlich immer. Offenbar bleibt einiges liegen, lagert sich an, dort wo der Lappen nicht hinzukommt. Mein Handschweiss ist schon ziemlich agro. Jetzt am Sax bemerke ich weniger Solches. Vielleicht bin ich gealtert auch weniger agro :cool:

    @CBP
    Du meinst schon eine zweite Ösenplatte an den Korkus löten, oder? Nicht nur ein weiterer Ring an den bestehenden. Das würde zuwenig Distanz zum ersten bringen. ich habe mir so eine kleine Klemmschienenkostruktion vorgestellt, habe aber noch nicht konkret das Hirn in Gang gesetzt dazu.

    LG
    antonio
     
  18. Gast

    Gast Guest

    @Antonio

    Genau ! Ich meinte eine komplette Platte mit hartverlöteter Öse dran.
    Eine Öse alleine an die bereits vorhandene zu löten ( in dem Falle mit Weichlot, damit die Originalöse nicht doch abfliegt) würde keine halbe Stunde halten, fürchte ich. Auf diesen Ringen liegt ja doch eine ganze Menge Zug - nicht nur das gesamte Gewicht der Tröte sondern auch Hebelkräfte beim Spielen, beim Gurteinstellen usw usf. Genau deswegen habe ich ja eine Öse mit zwei Auflageplatten gebastelt, die über den Steg verbunden sind. Allzuoft hatte ich schon Kunden ( vor allem Schüler) denen die Öse abgerissen ist - meist weil sie durch Ziehen am Sax ergo der Öse den Gurt zurechtrücken wollten.
    Das Ding dann wieder anzulöten, ist ja schnell gemacht ---- wenn ihnen dabei aber die Hupe aus den Händen fällt, weil sie mit sowas nicht rechnen, sieht die Geschichte meist schon anders aus.
    Daher habe ich immer Panik gehabt, mir könne das auch mal im Eifer des gefechtes auf der Bühne passieren und die entsprechende "Doppelplattenöse" konstruiert.

    @ Raggae
    heheee.... Du willst es nun aber genau wissen was ?
    Also nachdem ich einen passenden Stahlstab ( als Biegehilfe) gefunden hatte, habe ich einen 3mm - Runddraht wie eine Spiralfeder darum gewickelt, diese dann in Ringe gesägt , sie zurechtgebogen ( plan) und die Naht verlötet. Der Stahlstab sollte nur ca 3/4 des gewünschten Durchmessers haben, da der Draht wieder etwas auffedert ( ausser Du machst ihn vorher glühend )

    Die Hauptarbeit bestand dann darin, dem Runden Draht unten ein Profil einzufeilen, welches genau in die eigentliche Perlmuttaufnahme passt - diese aber nach aussen hin Pilzförmig überlappt.
    Die fertigen Ringe habe ich dann allesamt auf ein 0.5er Kupferblech gelegt und der Reihe nach darauf aufgelötet ( Kupfer einfach in diesem Falle, weil es hübsch aussieht .... und als Blechunterlage die von Nimo angesprochenen Löcher in dem Tastenboden überdeckt)
    Das habe ich dann ganz simpel mit der Nagelschere getrimmt, ein wenig nachgefeilt und fertig waren die Dinger. Alles in Allem ein Tag Arbeit ....mit vielen Zigarettenpausen beim Feilen :)

    Die Ringe in die Klappen zu löten, geht nur, wenn man die Hupe eh gerade neu polstert ( ich habe es so gemacht ) .... man könnte sie auch dauerhaft mit Zweikompokleber einsetzen > der hält auch die Hitze bei späteren Polstervorgängen ganz gut aus.

    Gelötet habe ich alles mit Weichlot und einer "Penciltorch" ----so einem Handgasbrenner, den man aufüllen kann, wie ein Gasfeuerzeug. Die Dinger haben eine sehr spitze aber auch sehr heisse Flamme und kommen auch in entlegene Ecken ganz gut hin ------- ich arbeite fast nur mit ihnen.


    Das alles ist für eine Handvoll "Griffringe" natülich viel Aufwand.....
    wie ich schon schrieb: Es gibt auch die Alternative, die Dinger aus einem entsprechend dickem Messingrohr auf der Drehbank zu drehen, etwas nachzufeilen und gut ist s.

    Grüsse

    CBP
     
  19. Raggae

    Raggae Ist fast schon zuhause hier

    Oder man nimmt kein Rohr, sondern Rundmessing, spannt es einseitig ein, macht von vorn das Profil, dann von der Seite die Rille, damit es gut einpasst und dreht es zum Schluss einfach ab. Dann ist der Boden in einem Stück gleich mit dran. Sollte doch auch gehen, oder?

    Und ganz eigentlich ist das Ganze ne super Aufgabe für ne einsame CNC-Fräse, oder? (Da müsste man jetzt nur noch wen kennen ...)

     
  20. Gast

    Gast Guest

    @Raggae

    Klar...kompaktes Rundmessing und die CNC-Fräse
    wären der Produktionstraum für solche Dinger .... aber wer hat sowas schon im Keller stehen ??

    ;-)

    CBP
     
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