Hallo und Frage bzgl. Blaswiderstand bei Sopran/Klari

Dieses Thema im Forum "Klarinette" wurde erstellt von Cisoku, 16.Mai.2024.

  1. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Als ich in der Musikschule gelernt habe (70er-Jahre), durfte man nicht Saxophon lernen, bevor man eine Zeit lang Klarinette gelernt hatte. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der Umstieg von Klarinette zu Saxophon einfacher ist als umgekehrt.

    Allerdings war damals auch die verbreitete Meinung, dass jeder richtige Klarinettist "automatisch" (also ohne speziellen Unterricht) auch Sax spielen kann. Das wieder ist sicher dem Saxophon nicht völlig gerecht geworden.

    Ein Grund: nach dem Krieg (als Saxophonspielen verrufen bzw. sogar verboten war) waren es die Klarinetten-Professoren, die mit systematischen Saxophonschulen begannen.
     
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  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich lernte ab 1982 direkt Saxofon nach „der neuen Lehre“ ohne Klarinetteneinfluss.

    Ich kenne wenige gute Klarinettisten, die mich auf dem Saxofon überzeugen.

    Umgekehrt empfinde ich es ähnlich.

    Vielleicht liegt es hauptsächlich daran, dass es einfach zwei unterschiedliche Instrumente sind.
     
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  3. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Oh ja...habe ich auch noch im Ohr :) Zuerst Klarinette, damit bist du im Vorteil, Saxophon ist dann quasi geschenkt. So ein Quatsch...
     
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  4. ppue

    ppue Mod Experte

    Nö, halte ich weniger für Quatsch. Ich hatte nicht eine Stunde Saxophonunterricht und mit siebzehn WDR-Aufnahmen mit dem Saxophonquartett. Das Saxophonspiel kam mir schon als Geschenk vor. Die einzige Umstellung war ein etwas wenig festerer Ansatz und ein Mehr an Intonation, denn die muss man auf dem Sax sehr viel mehr selber bewerkstelligen.
     
  5. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    O.k. Hängt vielleicht auch damit zusammen, mit welcher Bauart man beginnt. Ich z.B. hatte sehr lange sehr grosse Probleme, meinen klarinettengewohnten Ansatz auf das Tenor, mit welchem ich begonnen hatte, umzustellen. Vor allem natürlich in den tiefsten Tönen.
    Ich meine deshalb, dass Klarinette und Saxophon eben doch recht unterschiedliche Ansatzbedingungen haben.
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Da kann was dran sein. ich habe erst Alt und Sopran gespielt, bevor ich längere Hörner gespielt habe.
     
  7. Matthias Wendt

    Matthias Wendt Ist fast schon zuhause hier

    Hat zwar jetzt nix mit dem Threadthema zu tun, aber ich schreib dennoch:
    Das Saxophonspielen war im Dritten Reich nicht verboten, es war allerdings bei einzelnen Nazis verpönt, was wohl zu diesem unausrottbaren Vorurteil geführt hat. Ein Obermacker aber hat auf eine Anfrage der Graslitzer Saxophon-Hersteller klar Stellung pro genommen.
    Joseph Goebbels, 25. August 1933:
    "Die Saxophone sind vielleicht von allen Blasinstrumenten diejenigen, welche am vollkommensten den Ausdruck beherrschen. [...] An der Negermusik ist das Saxophon vollkommen unschuldig. [...] Meiner Ansicht nach steht also von unserem, dem nationalistischen Standpunkt der Herstellung und Verwendung von Saxophonen nichts im Wege." (zitiert nach F. K. Prieberg, Handbuch, Cd-Rom, S. 2131)
     
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  8. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich komme aus der gleichen „Schule“ wie @Florentin und musste Klarinette lernen, um Sax lernen zu dürfen. Ich hatte zum Glück vorher ein Faible für Klarinette, weshalb es ok war. Ich bin im Nachhinein extrem dankbar, da mein Klarinettenlehrer mir ein paar Welten eröffnete.
    Die Kehrseite war tatsächlich auch bei mir der Sound auf dem Tenor. Wenn die Rückfallebene immer der feste Klarinettenansatz ist, dann klingt das Tenor dünn. Ich habe viele Jahre gebraucht, auf dem Tenor einen etwas „größeren“ Sound zu bekommen und die „lockere Kontrolle” ist nach wie vor ein Thema mit permanentem Übungsbedarf.

    Der Blaswiderstand ist auf der Klarinette für mich eigentlich angenehm im Verhältnis zur Luft, die man rein tut und der Lautstärke, die man rauskriegt. Es ist halt für die Lippen anstrengender.
     
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  9. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Lieber @ppue ,

    dich habe ich auch nie als Klarinettisten auf dem Saxofon empfunden.

    Ich kenne aber viele Klarinettisten, die Klarinette auf dem Saxofon spielen. Und umgekehrt auch…
     
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  10. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich habe, mit Ausnahme von 2-3 Jazzworkshops, und Blockflötenunterricht als Kind keinen Instrumentalunterricht auf meinen Blasinstrumenten genossen.

    Trotzdem komme ich mit Saxophon, Sopran, Alt und Tenor, wie auch mit Klarinette und Bassklarinette absatztechnisch ganz leidlich zurecht, finde ich.

    Man muss sich halt auf die spezifischen Gegebenheiten der einzelnen Instrumente einlassen, und ja, es fällt nicht vom Himmel.

    Gruß,
    Otfried
     
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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich habe selbst als Jugendlicher Klarinette mit deutschem System gespielt. Meine Kombi ließ sich leicht spielen mit 2,5er bzw 3er Blatt. Es geht also.
    Meine beiden sopransaxophone mit ihren Mundstücken blasen sich schwerer bei gleicher blattstärke.
    Ich habe mir irgendwann dann noch mal Klarinetten gekauft (und eine geschenkt bekommen), eine mit boehm, die andere(n) mit deutschem System (schreiber und amati). Beide (alle) blasen sich mit ihren eigenen Mundstücken noch mal schwerer als jedes sopi, allerdings habe ich von meiner ersten klari das mpc noch, und damit geht es leichter (auf allen dreien).
    Aus diesen begrenzten eigenen Erfahrungen ziehe ich die Vermutung, dass der blaswiderstand an der klarinette stark vom Mundstück und weniger von der Bohrung abhängt. Daher würde ich, statt die klari in die Ecke zu werfen, einige Mundstücke ausprobieren, ggf mit Beratung durch einen Fachmann.
     
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  12. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Ich habe mir auch freiwillig Klarinette gewählt - und es nie bereut. Ganz pragmatisch habe ich gemeint, dass die am breitesten anwendbar ist.

    Nach einer Weile habe ich mir parallel dazu mit Tenorsax und Saxophonschule eines Bekannten selbst etwas beigebracht. Das durfte mein Klarinettenlehrer aber nicht wissen. Er war (wie viele) der festen Meinung, dass Saxophonspielen den Klarinettenansatz versaut. In diesem Sinn: wenn man nur möglichst gut Klarinette spielen will, ist das Saxophon nebenbei kontraproduktiv. So wie manches andere kontraproduktiv ist (z.B. viel mit Mundstücken und Blättchen herumzuexperimentieren).
     
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  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wie ist denn deine heutige Meinung?

    Im gecoachten Saxofonquartett fragte mich der Sopranist, ob er nicht noch Klarinette spielen sollte. Da ich wusste, dass er als junger Mensch sehr gut Querflöte gespielt und sogar überlegt hatte, Musik zu studieren, empfahl ich ihm lieber, die Querflöte zu reaktivieren. Dies wäre für ihn der einfachere Weg.

    Meines Erachtens sollte man zumindest eins erst richtig können.
     
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  14. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Wenn man es sehr weit bringen will, dann sollte man sich auf eine Sache konzentrieren. Das klingt ja immer wieder an, auch in dem momentanen Parallelthread (Klassik oder Jazz studieren?). Dazu muss ich sagen, dass mein seliger Klarinettenlehrer ein hervorragender Klassiker war (Soloklarinettist an einem bekannten Opernhaus). Aus seiner Sicht also vollkommen richtig.

    Ich als Amateur spiele zum Spaß und weiß, dass ich natürlich kein Spitzenklarinettist werde. Dafür finde ich es schön, auch noch einige andere Instrumente so halbwegs spielen zu können. Meine Klarinettenfähigkeiten reichen aus, um in einem ambitionierten sinfonischen Blasorchester (meist Amateure) die erste Klarinette zu spielen. Daneben noch Big Band und Saxophonquartett und Klarinettenquartett - was will man mehr?
     
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  15. Argonrockt

    Argonrockt Ist fast schon zuhause hier

    ...Al Martino Tour mit Big Band - leider spielte der 2 Tenorist keine Klarinette, ich spielte am 1 Alt noch nicht lange Querflöte - die Noten flogen hin und her, das Sopran im Klarinettensatz war gruselig... Es besteht in der Popularmusik durchaus die Notwendigkeit Nebeninstrumente wie Klarinette und Querflöte als Saxophonist ordentlich zu spielen, das jeweilige Hauptinstrument rotiert jeweils durch die Übe-häufigkeit, ich habe auch früh nach der Blockflöte mit Klarinette angefangen - Altsaxophon mit 15 Jahren dazu, ich fand den Umstieg sehr einfach, allerdings wurde der Ansatz noch nicht "Populär offen" gelehrt, wiederum etwas später kam das Tenor dazu und wurde ganz schnell Hauptinstrument... Wenn das Mundstück/Blatt Setup gefunden ist besteht eigentlich kein Problem beim Wechsel... und bei Engelbert war es anfangs schon recht ... wenn er als klassischer Klarinettist Tenor gespielt hat - hier hat er sich aber über viele Jahre sehr Intensiv mit dem "Benny-Style" beschäftigt und gilt nicht umsonst als einer der führenden Holzbläser in dieser Stilistik - da hat er natürlich durch das klassische Studium in punkto Technik auch richtig was auf der "Kette"! Auf der Klarinette spiele ich eigentlich von Anbeginn Vandoren B45 mit 2,5 Blättern auf Selmer oder Yamaha Boehmklarinetten... und Sopran halte ich für deutlich anspruchsvoller als Wenigspieler.
     
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  16. JES

    JES Gehört zum Inventar

    http://www.esm-mouthpiece.de/index.php?id=13&lang=german

    Einfach anrufen, beraten lassen und ev einige ausprobieren. Da die Firma auch ganz gute Klarinetten baut, erwarte ich, dass sie wissen, wovon sie reden (mit meinen mpc für Sax bin ich zufrieden). So ganz neu ist die Firma auch nicht.
     
  17. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Sicher? Habe ich noch nie gehört und auch auf Anhieb nichts gefunden- weisst du dazu mehr?

    Nachtrag: Ah, klar du meinst natürlich Schreiber- aber bauen die noch?
     
    Zuletzt bearbeitet: 20.Mai.2024
  18. rbur

    rbur Mod

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  19. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Die Firma ESM (Ernst Schreiber, Michelstadt im Odenwald) kann ich auch sehr empfehlen - für Mundstücke. Sehr bekannt waren sie als Hersteller der Standard-Mundstücke für die Keilwerth-Saxophone.

    Die bauen aber schon lang keine Instrumente mehr.

    Die (auch empfehlenswerten) Schreiber-Klarinetten, die jetzt noch gebaut werden, kommen von der ehemaligen Firma W. Schreiber (Nauheim in Hessen, dann Markneukirchen), jetzt eine Marke von Buffet Crampon. Ob Ernst Schreiber ein Sohn von Wenzel Schreiber war, weiß ich nicht.
     
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  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Zumindest hatte Wenzel Schreiber einen Sohn namens Ernst. Geografisch passt es, und von der Fachrichtung auch...
    Bzgl. der Klarinetten, ja, Ernst hatte zwar auch Instrumente gebaut (in tirol), es war aber mein Fehler diese mit den bekannten Schreiber-Klarinetten zu verwechseln. Sorry.
    Trotzdem würde ich mich mal mit esm in michelstadt unterhalten, wenn es um mpc geht. Ich finde sie preislich interessant, und man weiß, was man tut.

    Ich persönlich finde saxophon viel leichter zu lernen und spielen als klarinette, weil ich nur einen fingersatz lernen muss. Durch die "gedeckelten" Tonlöcher müssen die Finger auch nicht ganz so gut zielen, ergonomisch empfinde ich das Saxophon eher als eine Weiterentwicklung.
    Ansatz ist so eine Sache, wobei ich durchaus auch mit lockerem Ansatz klarinette spielen kann. Nur mit einem entsprechenden setup. Ist dann vielleicht nicht mehr so klassisch im Ton.... aber geht.
     
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